Co-op City (Bronx/New York) Entwicklung und Probleme eines kommunalen Housing Project


Examensarbeit, 2004

94 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Darstellungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Gegenstand und Ziel der Arbeit
1.2 Aufbau der Arbeit

2 New York - Strukturmerkmale
2.1 Lage und Stadtgebiet
2.2 Bevölkerungsstrukturelle Merkmale
2.2.1 Die Bevölkerungsdichte und allgemeine Wohnungssituation
2.2.2 Die Rasse und Sozialstruktur
2.2.3 Der Arbeitsmarkt
2.2.4 Armut in New York
2.3 New York: „Melting Pot“ oder „Salad Bowl"?
2.4 New York - Weltstadt und Global City

3 Co-op City - Entstehung eines kommunalen ‚Housing Project’
3.1 Lage
3.2 Die Initiatoren
3.2.1 Mitchell Lama Housing Program
3.2.2 Riverbay Cooperation

4 Co-op City - Die Strukturmerkmale
4.1 Einrichtungen
4.1.1 Das Bildungsangebot
4.1.2 Das Freizeitangebot
4.2 Die Infrastruktur
4.2.1 Die Verkehrsplanung
4.2.1 Innerstädtischer Austausch

5 Entwicklungsprozesse Co-op Cities seit
5.1 Bevölkerung
5.1.1 NORC
5.2 Probleme und Lösungsversuche
5.2.2 Segregation und soziale Polarisierung
5.2.3 Kriminalität und Drogen in Co-op City
5.2.4 Wandlung zur größten NORC des Landes
5.3 Inwiefern sind die ursprünglichen Ziele erreicht worden?

6 Soziale Fragmentierung am Beispiel Co-op City - Eine Folge des Globalisierungsprozesses?
6.1 Ursachen und Entstehung der ‚negativen Globalisierungsauswirkungen

7 Fazit und Ausblick

8 Literaturverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellungsverzeichnis

Abb. 2.1: Geographische Lage New Yorks an der Ostküste der Vereinigten Staaten

Abb. 2.2: New York City Stadtgebiet

Abb. 2.3: Stadtgebiet New York.

Abb. 2.4: Zusammenfassung der Eigenheiten der einzelnen Stadtviertel ...

Abb. 2.5: Einwohner und Bevölkerungsgruppen New Yorks 2000

Abb. 2.6: Arbeitslosigkeit in New York City und New York State, Jan. 2003-Apr. 2004

Abb. 2.7: Arbeitslosenrate in den Stadtvierteln 1996.

Abb. 2.8: Beschäftigte nach Rassen..

Abb. 2.9: Einkommensunterschiede zwischen ethnischen Gruppen 1977-1986

Abb. 2.10: Überblick über die Problematik des New Yorker Arbeitsmarktes

Abb. 2.11: Armut nach Rassen

Abb. 2.12: Von Armut betroffene Bevölkerungsgruppen 2001/2002

Abb. 2.13: Armuts- und Arbeitslosenraten 1978-2001 in New York

Abb. 3.1: Bewohner öffentlicher Wohnungsbauten 1999 nach Rassen

Abb. 3.2: Imagekampagne für Co-op City

Abb. 3.3: Karikatur zur Imagekampage Co-op Cities.

Abb. 3.4: Einkommensgrenzen für Co-op City Bewohner

Abb. 3.5: Geographische Lage Co-op Cities

Abb. 4.1: Blick auf ein Wohnhaus in Co-op City.

Abb. 4.2: Co-op City Lageplan..

Abb. 4.3: Die Sektionen Co-op Cites

Abb. 4.4 : Beispiel eines Co-op City Gebäudes mit kreuzartigem Grundriss.

Abb. 5.1: Bevölkerungszusammensetzung im Community District 10, 1990 (Bronx/New York)

Abb. 5.2: Bevölkerungszusammensetzung im Community District 10, 2000 (Bronx/New York)

Abb. 5.3: Kriminalitätsraten im Stadtgebiet New York 2001.

Abb. 5.4: Warnhinweise, Schulumzäunung und Schulpolizei in Co-op City.

Abb. 5.5: Notfalltelefon in Co-op City.

Abb. 6.1: Überblick über die Zusammenhänge der 'negativen Globalisierungs-folgen'.

Tab. 2.1: Bevölkerungsverteilung in New York City.

Tab. 5.1: New York City Community District 10 Bevölkerungs-zusammensetzung

Tab. 5.2: Kriminalitätsraten auf 1000 Einwohner

Anhang 1: Einkommensstruktur New Yorks.

Anhang 2: Gesamtbevölkerung New York Cities.

Anhang 3: Idealtypische Darstellung des Drei-Phasen-Schemas, von der Agrar- zur Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft

Anhang 4: New York City: Sozioökonomisches Gefüge

Anhang 5: Armutsanteile in New York und den USA)

Anhang 6: Armut in New York City

Anhang 7: Ethnische Dominanz nach Herkunftsgebieten

Anhang 8: Geographische Lage des Bronx Community District 10.

Anhang 9: Einwandererströme nach Brooklyn

Anhang 10: CBS Untersuchung

Anhang 11: ’Application Form’

1 Einleitung

Im Zeitalter der Globalisierung entsteht eine neue ‚Weltgesellschaft’ (vgl. King/Schneider: S. 13). Vornehmlich die stark wachsende städtische Bevölkerung erleidet ein immer stärkeres Auseinanderdriften der armen und reichen Bevölkerungsschichten. Die Millionenstädte sind besonders von dieser Entwicklung betroffen. Die kleinere Gruppe der Reichen, deren Vermögen immer größere Ausmaße annimmt, entfernt sich mit zunehmender Geschwindigkeit vom großen ‚Meer der armen Bevölkerung’. Aus dieser Problematik heraus entstehen räumliche Disparitäten in Form von sozialer Polarisierung und Segregation.

In der globalen Städtehierarchie existierte bisher ein auffälliges Nord-Süd Gefälle. Die südlich gelegenen Megastädte der Dritten Welt nahmen einen deutlich niedrigeren Stellenwert im globalen Netz ein als die hoch industrialisierten nördlichen Städte (vgl. Sassen, 2000: S. 16). Allerdings werden im Zuge der Globalisierung die peripheren Gebiete der Metropolen des Nordens denen im Süden immer ähnlicher. Die Stadt New York ist exemplarisch für diese Entwicklung.

In New York existierten bitterste Armut und glänzender Reichtum unmittelbar –aber dennoch streng getrennt– nebeneinander wie in kaum einer anderen Metropole (vgl. Windhoff-Heritier: S. 8). Die Sichtweise von New York als Stadt der tiefen Gegensätze ist nicht neu: „ […] observers are again depicting New York as ‚two cities’, one rich and one poor “ (Castells/Mollenkopf nach Lucid: S. 3). Man spricht in diesem Zusammenhang auch von New York als ‚Dual City’ (vgl. Castells/Mollenkopf: S. 3) .

Die daraus resultierenden Probleme New Yorks unterscheiden sich nicht grundlegend von denen anderer amerikanischer oder europäischer Großstädte. In strukturähnlichen Gebieten weltweit brechen sie im Zuge der Globalisierung zeitgleich auf. Allerdings sind Dimension und Dynamik dieser Probleme in New York wesentlich ausgeprägter: „We use New York as a laboratory because […] what is barely hinted in other cities is condensed and enlarged in New York“ (Castells/Mollenkopf nach Bellow: S. 5). Dieses Ausmaß ist bedingt durch ganz spezifische Eigenheiten dieser Stadt. Diese sind die multikulturelle Bevölkerungsstruktur, die Stellung als traditionelle Einwanderungsmetropole und die räumliche Enge (vgl. Windhoff-Heritier: S. 10).

Eine regional ungleichgewichtige wirtschaftliche Entwicklung akzentuiert den Gegensatz von Arm und Reich in dieser Stadt. Während Manhattan dabei den prosperierenden Mittelpunkt bildet, erleiden die restlichen peripheren Gebiete einen Niedergang. Vom ökonomischen Aufschwung nach 1976 haben diese Stadtteile nur wenig profitiert. In der Stadtentwicklung musste dies unweigerlich zu Disparitäten führen. Zusammenfassend lässt sich feststellen: New York wird einer Dritten-Welt-Stadt immer ähnlicher (vgl. Windhoff-Heritier S.140).

Das Ausmaß der Disparitäten zwischen Arm und Reich konfrontiert die Stadtregierung mit extremen sozialen Problemen. Armut, Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und Kriminalität sind nur einige der stetig wachsenden Problemfelder, die zum Niedergang einzelner Stadtgebiete führen. Ein nicht abreißender Zuwanderungsfluss bringt kontinuierlich neue sozial schwache und problembeladene Menschen nach New York und verstärkt diese negativen Entwicklungen zusätzlich.

Der soziale Wohnungsbau ist dabei ein Lösungsversuch der Stadtregierung diesen Problemfeldern entgegenzuwirken. Das Co-op City Projekt, das in der vorliegenden Arbeit schwerpunktmäßig behandelt wird, ist in diesem Kontext ein konkretes Umsetzungsbeispiel.

1.1 Gegenstand und Ziel der Arbeit

1968 herrschte in New York starke Wohnungsnot und der Immobilienmarkt klagte mit exzessiv wachsenden Mietpreisen. Diese Missstände waren wiederum Ursachen vieler weiterer sozialer Probleme. Deshalb wollte die New Yorker Stadtregierung mit dem kolossalen ‚ Co-op City Projekt’ in der Bronx diesem Zustand entgegenwirken.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit diesem exemplarischen kommunalen ‚Housing Project’, von der Entstehung bis zum heutigen Zustand und dessen Ergebnis. Dabei bewegt sich der Projektverlauf stets in den besonderen Rahmenbedingungen der Stadt New York. Darüber hinaus beschäftigt sich die vorliegende Arbeit abschließend mit der Frage, ob die soziale Fragmentierung in Co-op City eine Folge des Globalisierungsprozesses ist. Die Bedeutung dieses konkreten Fallbeispiels ist in Verbindung mit dem Globalisierungskontext besonders groß, weil diese Problematik derzeit von weltweiter Aktualität ist.

Das konkrete Ziel der Arbeit ist, neben einer umfassenden Erläuterung der spezifischen Strukturmerkmale des Co-op City Projektes im Kontext der Probleme New Yorks, insbesondere die Darstellung der Entwicklungsprozesse dieses kommunalen ‚Housing Project’. Darüber hinaus soll die Globalisierung als potentielle Ursache dieser Veränderungen untersucht werden.

1.2 Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit geht zunächst auf die Strukturmerkmale der Stadt New York ein. Lage und Stadtgebiet bieten dabei eine kurze geographische Einordnung dar. Darauf folgen die bevölkerungsstrukturellen Eigenschaften der Stadt. Im Einzelnen soll dabei das Augenmerk auf die Bevölkerungsdichte, die Bevölkerungsverteilung, die allgemeine Wohnsituation, die Rasse und Sozialstruktur, den Arbeitsmarkt und der Armut in New York gerichtet werden. Die Darstellung dieser problembehafteten Teilgebiete bilden die Rahmenbedingungen für den späteren Verlauf der Arbeit und sind entscheidend, für das im Schwerpunkt der Arbeit behandelte ‚Housing Project’ Co-op City.

Im Anschluss an diese Analyse der Bevölkerungssituation sollen zwei, für New York seit jeher wichtige, übergeordnete Themen diskutiert werden. Diese Diskussionen betreffen die Kategorisierung der Stadt und gehen über die vorausgegangenen Schilderungen hinaus, weil sie sich nicht rein demographisch darstellen lassen. Zum einen wird die Frage gestellt: ‚New York- Melting Pot oder Salad Bowl ?’. Diese Fragestellung führt wichtige Besonderheiten der New Yorker Bevölkerung und ihrer Ideologie aus, die in dieser Form wohl weltweit einzigartig sind. Darüber hinaus werden Vorraussetzungen für die im weiteren Verlauf behandelte Segregation angeführt. Die zweite Erörterung: ‚New York- Weltstadt und global City’ illustriert die weltweite Bedeutung dieser Stadt. Der Stellenwert New Yorks ist verantwortlich für die herausragende ökonomische Entwicklung dieser Stadt und hat entscheidenden Einfluss auf deren weitere Entwicklung, im positiven wie im negativen Sinne. Aus diesem Grund ist die Ausführung dieses Punktes besonders wichtig im Kontext der vorliegenden Arbeit.

Das darauf folgende Kapitel leitet den Schwerpunkt dieser Arbeit ein. Als Lösungsversuch der sozialkritischen Situation New Yorks wird die Konzipierung des Co-op City Projekts erläutert. Einleitend ist das Planungsvorhaben sowie dessen konkrete Beweggründe dargestellt. Darauf folgen eine kurze geographische Einordnung und die Vorstellung der Initiatoren.

Nach dieser grundlegenden Einführung des Co-op City Projektes, widmet sich der vierte Teil der vorliegenden Arbeit den Strukturmerkmalen Co-op Cities. An dieser Stelle wird das ‚Housing Projekt’ detailliert in seiner ursprünglichen Form nach der Fertigstellung dargestellt.

Das fünfte Kapitel stellt den bedeutsamsten Teil des Schwerpunktthemas dar. Dort werden die konkreten Entwicklungsprozesse in Co-op City von der Entstehung bis heute geschildert. Darunter werden vor allem die Probleme und deren Lösungsversuche erläutert. Abschließend soll rückblickend geklärt werden, ob die ursprünglichen Ziele erreicht worden sind.

Im Anschluss daran soll die Abschlussdiskussion klären, ob der Globalisierungsprozess die Ursache für die soziale Fragmentierung in Co-op City ist. Die eingangs dargestellte Weltstadt- und Global City Rolle New Yorks bietet dazu die Basis. Die Darstellung der ‚Weltproblematik’ schildert die weltweiten Globalisierungsauswirkungen und bildet das Basiswissen zur Beantwortung dieser Ursachenfrage. Die Abschlussdiskussion bindet das konkrete Co-op City Projekt in den weltweiten Kontext der Globalisierung ein. Das Co-op City Projekt ist exemplarisch für andere ‚Public Housing Projekts’ in den Global Cities des Nordens und lässt somit Tendenzen erkennen, die weit über dieses konkrete Beispiel hinausgehen.

Eingangs sollte erwähnt werden, dass in der vorliegenden Arbeit die Bezeichnung New York synonym für den in Kapitel 2.1 definierten Bereich ‚New York City’ verwandt wird. Sollten sich Aussagen auf einen anderen administrativen Bereich der Stadt beziehen wird deren Bezeichnung eigens angegeben.

Des Weiteren wird die Bezeichnung ‚Hispanier’ verwendet. Darunter sind zumindest noch spanisch sprechende Amerikaner, puertoricanischer, mexikanischer oder sonstiger lateinamerikanischer Abstammung zu verstehen (vgl. Sautter: S. 209).

2 New York - Strukturmerkmale

New York ist eine einzigartige Stadt. Jeder Besucher erlebt diese Metropole anders. Für die Einen ist diese chaotische Ansammlung von Menschen Horror, für Andere ein traumhafter Platz voller Leben. Diese Stadt, die es versteht seine Besucher zu polarisieren, stellt das räumliche Umfeld der vorliegenden Arbeit dar. Um einen Zugang zu dem im Schwerpunkt behandelten Projekt zu schaffen werden zunächst vertieft die bevölkerungsstrukturellen Merkmale dieser Stadt vorgestellt. Deren ausgewählte Aspekte sind im Kontext der vorliegenden Arbeit von besonderer Bedeutung.

2.1 Lage und Stadtgebiet

New York liegt an der Ost-Küste der USA, an der Stelle, wo der Hudson River in den Atlantik mündet (73.9941° W, 40.927° N). Die Stadt liegt sogar annähernd auf dem gleichen Breitengrad wie die europäischen Städte Madrid und Neapel, was im New Yorker Winter fast undenkbar erscheint (Zugriff am 02.02.2004 unter www.us-infos.de/ny-newyorkcity.html). New York liegt 17m über N.N und bildet die Südostspitze des gleichnamigen amerikanischen Bundesstaats, dessen Hauptstadt Albany ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Geographische Lage New Yorks an der Ostküste der Vereinigten Staaten (Quelle: Westermann: S.191, eigene Zusammenstellung)

Die meisten Menschen denken an Manhattan, wenn sie sich New York vor Augen führen. Mit 7% der Fläche (~59m²) und 20% der Einwohner (~1,5 Mio.) ist Manhattan der kleinste Stadtteil von New York (vgl. Zugriff am 02.02.2004 auf: http://bigappleweb.vitare.de/). Die Kernstadt (‚Core City’) setzt sich aus Manhattan (New York County) und den vier Stadtbezirken (boroughs), Staten Island (Richmond County), Queens (Queens County), Brooklyn (Kings County) und der Bronx (Bronx County) zusammen und wird im allgemeinen als ‚New York City’ bezeichnet. Hier leben auf ca. 785 km² ca. 8,008,278 Einwohner (Stand 2001, Zugriff am 02.02.2004 auf: http://factfinder.census.gov). Diese fünf boroughs sind wiederum in 56 Community Districts unterteilt. Eine Besonderheit New Yorks ist, dass alle Stadtbezirke, mit Ausnahme der Bronx, Inseln oder Inselteile sind, wie in der Abb. 2.2 sichtbar wird. 65 Brücken, vier große Straßentunnel und 380 km U-Bahn-Linien verbinden die Stadtteile.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.2: New York City Stadtgebiet (Quelle: Castells/Mollenkopf: S. 10)

Die Region New York wird als ‚ Primary Metropolitan Statistical Area- New York’ (PMSA) bezeichnet und erstreckt sich neben dem Kernstadtgebiet über die Bezirke Putnam, Rockland und Westchester (Yonkers) mit insgesamt 9.314.200 Einwohnern.

Heute breitet sich die Stadt 60 bis 80 km weit ins Umland aus und damit in die Staaten New York, New Jersey, und Connecticut. Dieses Gebiet fasst über 19 Mio. Einwohner in 29 ‚Counties’ (Hahn S. 65) und ist als die ‚ Metropolitanregion’ oder ‚ Agglomeration’ New York bekannt. In der US Statistik wird dieses Gebiet als ‚Consolidated Metropolitan Statistical Area’ (CMSA) bezeichnet. Diese administrativen Einteilungen werden in Abb. 2.3 illustriert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.3: Stadtgebiet New York (Quelle: Hahn, R.,1996)Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Bevölkerungsstrukturelle Merkmale

„[…] a city of the poor, masquerading as the city of the rich

(Windhoff-Heritier, nach Sternlieb: S. 7)

New York ist eine Stadt der Gegensätze. Dieser Zustand wird auch treffend als ‚Meer der Armut’ mit wenigen ‚Inseln des Reichtums’ bezeichnet (Siehe dazu Anhang 1: ‚Einkommensstruktur New Yorks’). Wie bereits eingangs erwähnt ist dieser Kontrast in New York besonders ausgeprägt. „Wall Street may make New York one of the nerve centers of the global capitalist system, but this dominant position has a dark side in the ghettos and barrios where a growing population of poor people lives” (Castells/Mollenkopf: S. 3). Die Lebenswelten der verschiedenen Rassen und sozialen Gruppierungen sind räumlich, sozial und kulturell voneinander separiert (vgl. Häußermann/Siebel: S. 21). Abgesehen von wenigen Ausnahmen wohnen die verschiedenen Bevölkerungsgruppen New Yorks abgeschlossen unter sich. Eine Durchmischung oder gar Integration der unterschiedlichen Kulturen findet auf Wohnebene nur in Ausnahmefällen statt (vgl. Zugriff am 20.01.2004 auf: http://www.meinamerika.de /m/neyo/stadtstruktur.htm). Die außergewöhnliche Vielfalt der verschiedenen Rassen und ethnischen Gruppen und die Dimension der Zuwanderung machen dabei die räumliche Segregation besonders problematisch. Dabei zieht mit seinen Dienstleistungsangeboten und seiner Anonymität besonders die Problembeladenen an.

Einen repräsentativen Einblick in die bevölkerungsstrukturellen Merkmale dieser Stadt im Kontext der vorliegenden Arbeit bilden dabei die Bevölkerungsdichte und allgemeine Wohnsituation, die Rasse und Sozialstruktur, der Arbeitsmarkt und die Armutssituation in New York.

2.2.1 Die Bevölkerungsdichte und allgemeine Wohnungssituation

Die Bevölkerungsdichte in New York ist besonders hoch, weil eine flächenmäßige Ausdehnung der Einwohner –bedingt durch die Insellage – kaum möglich ist. Es herrscht außerordentliche Wohnungsnot in dieser Stadt, die eine große soziale Not zur Folge hat. Viele Besserverdiener nutzen Wohnungen als Spekulationsobjekte und treiben so die Preise in die Höhe. Ärmere New Yorker geben oftmals bis zu 40% ihres Gehaltes für die Miete aus. Ferner stellt der angespannte Immobilenmarkt ein zentrales Wachstumshemmnis für die Wirtschaft dar, denn bei mangelndem Angebot an Wohnraum, lassen sich die Arbeitskräfte nicht halten. Diese stellen aber eine wichtige Ressource der Stadt dar. Wenn selbst sog. ‚Besserverdiener’ Schwierigkeiten haben Wohnungen zu finden, steigen die Probleme für sozial Schwache ins Unermessliche. (vgl. Windhoff-Heritier: S. 155).

Die meisten New Yorker leben in Brooklyn, gefolgt von Queens, Manhattan, der Bronx und Staten Island (siehe dazu auch Anhang 3: „Bevölkerungsverteilung in New York“). Einen Einblick in die dort vorherrschende Lebenssituation vermitteln die Angaben über die Anzahl der Wohneinheiten und die Einwohner pro m² in der Tabelle 2.1.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.1 Bevölkerungsverteilung in New York City (Quelle: U.S. Census Bureau, Census 2000, Zugriff am 12.03.2004 auf http://factfinder.census. gov/servlet/GCTTable?_bm=y&-context=gct&-ds_name=DEC_2000_SF1_U&-CONTEXT= gct&-mt_name=DEC_2000_SF1_U_GCTPH1_ST7&-tree_id=4001&-redoLog=false&-geo_id=04000US36&-format=ST-7|ST-7S&-_lang=en, eigene Darstellung)

Es fällt auf, dass in der Bronx Wohnraum nur sehr begrenzt zur Verfügung steht . Dies ist ersichtlich am Zusammenleben vieler Menschen in einer Wohneinheit. Der Bevölkerung fehlen hier die finanziellen Mittel um ihre Wohnsituation zu verbessern (Siehe auch Anhang 6: ‚Soziökonomisches Gefüge’). In der Bronx treffen heruntergekommene Slums und wenige qualitätsvolle Wohnanlagen in drastischem Kontrast direkt aufeinander (Zugriff am 15.02.2004 auf http://www.meinamerika.de/m/neyo/stadtstruktur.htm).

Obwohl in Brooklyn die meisten Einwohner New Yorks leben, sind in dieser Gegend großzügige Parks angelegt. In dem, überwiegend von einkommensschwachen Bürgern, bewohnten Viertel konzentrieren sich viele unterschiedliche ethnische Gruppen seit jeher. Der Bau der Brooklyn Bridge (1883) läutete den Niedergang, der einst eigenständigen Stadt ein. Durch die Anbindung an Manhattan verfiel dieser Stadtteil mit samt seinen Handels- und Versorgungseinrichtungen immer mehr. Bedingt durch die Größe der zur Verfügung stehenden Fläche, leben kaum halb soviel Menschen auf einem m² wie in Manhattan. Die Einwohner leben in Ein- und Zweifamilienhäusern bzw. in Reihen- und kleineren Mehrfamilienhäusern viele davon gehören zu Projekten des öffentlichen Wohnungsbaus. Außerdem prägen Backsteinhäusern aus dem 19. Jahrhundert das Stadtbild Brooklyns (Zugriff am 15.02.2004 auf: http://www.meinamerika.de/m/neyo/stadtstruktur.htm).

In Manhattan, dem kleinsten Stadtteil, ist eine starke Polarisierung der sog. ‚Besserverdiener’ und ‚professionals’ zu finden. Denen ermöglicht die räumliche Enge einer ‚Fußgängerstadt’ vertrauensbildende ‚face-to-face’ Kontakte, die in den Hochhauskomplexen besonders schnell ausgeführt werden können (vgl. Hahn: S. 70).

Durch diese Polarisierung ist der Lebensstandart in Manhattan auch besonders hoch. Hier leben auffallend wenige Personen in einer Wohneinheit, man findet über 50% Einpersonenhaushalte vor (vgl. Hahn: S. 65) bei einer Einwohnerdichte von ca. 25,88 Einwohner/m². Dies lässt sich durch die extreme Hochbauweise erklären, es besteht ausreichend Wohnraum, weil die Häuser bei relativ geringer Grundfläche außergewöhnlich viele Stockwerke haben. Die Wolkenkratzer dienen sowohl der privaten als auch gewerblichen Nutzung und die Einwohner zahlen extrem teure Mieten. Schon 1989 kostete eine Drei-Zimmer-Wohnung, in einer durchschnittlichen Wohngegend an der ‚Mid-West Side’ 2000€/Monat. (Gruner/Jahr: S. 42). Während in anderen Stadtvierteln der Trend dahin geht, dass sich mehrere Familien eine Wohnung teilen geht die Tendenz in Manhattan in die entgegengesetzte Richtung. Hier leben Einzelne in immer größeren Wohnungen.

Der ‚knappe Faktor Boden’ in Manhattan veranlasst selbst viele Unternehmen abzuwandern. Zahlreiche namhafte Konzerne unterhalten nur noch so genannte ‚ Front Offices’ in New York, um die Standortvorteile zu nutzen. Die platzintensiven Verwaltungsbüros werden ins Umland, z. B. nach New Jersey ausgelagert.

Eine Ausgleichsfläche zur übermäßigen Dichte in Manhattan stellt nur der 1857 angelegte Central Park dar. Mit seiner Fläche von 314 Hektar ist der 4 km lange und 0,8 km breite Park in die Mitte des Straßenrasters Manhattans eingebettet und fungiert als ‚grüne Lunge’ der Metropole.

Queens ist der flächenmäßig größte und am zweitstärksten besiedelte Stadtteil. Man findet hier die höchste Einwohnerzahl pro Wohneinheit, aber nicht pro m². Es existiert zwar genug Fläche, aber nur wenig Wohneinheiten. Bis 1883 bestand Queens aus 26 selbstständigen Dörfern, manche erkennt man noch heute als separate Siedlungen (vgl. Melamid: S.34). Im Vergleich zu der Bronx und Brooklyn benötigt Queens weniger dringend wirtschaftliche Förderung, weil man sich hier seit jeher einer relativ ökonomischen Prosperität erfreute. Diese Tatsache spiegelt sich auch im Erscheinungsbild der Wohnlandschaft wieder. Klassische amerikanische Einfamilienhäuser mit Vorgärten zeugen eher von einer Vorstadt als von einer Millionenmetropole. Darüber hinaus verfügt Queens über mehrere eigene Industriezentren. Seine heterogene, überwiegend der Mittelschicht angehörige Bevölkerung, ist relativ gut gebildet. Viele Einwohner finden an den beiden Flughäfen JFK und LaGuardia Arbeit (vgl. Windhoff-Heritier: S.150). Allerdings beeinträchtigen diese beiden Verkehrsdrehkreuze, durch ihre starke Lärmbelastung die Lebensqualität in diesem Stadtteil.

Staten Island ist der einwohnerärmste Stadtteil. Hier leben relativ viele Einwohner in einer Wohneinheit (2,89/Wohneinheit) aber nur Wenige (2,7) pro m². Dies lässt sich durch die eher unökonomische Bauweise erklären. Die vorhandenen Wohnungen sind sehr groß und die vorhandene Fläche ist großzügig verplant worden. Der Anteil der nicht bebauten Fläche ist hier am größten. Die Ufer und Küsten im Norden, Osten und Süden der Insel weisen eine nahezu durchgängige Aneinanderreihung von Vierteln mit unterschiedlichen Bauweisen, vom öffentlichen Wohnungsbau im Norden bis hin zum historisch charmanten Tottenville im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Süden, auf. Dieses Stadtviertel besitzt eher den Charakter einer typischen amerikanischen Suburb.

Insbesondere Brooklyn und die Bronx fungieren als Auffanggebiete all derer, die anderswo verdrängt werden. Diese Stadtteile beherbergen die vielen arbeitslosen Menschen und verfügen über keine Ansätze zu Subzentren (vgl. Häußermann/Siebel: S. 98). Durch die wachsende Wohnungsmarktkrise im Mittel- und Niedrigpreissegment ist die Zahl der Obdachlosen in New York stark angestiegen. 1992 lebten rund 67.000 Menschen auf den Straßen von New York (vgl. Hahn: S. 79).

Zusammenfassend weisen sich alle ‚boroughs’ durch spezifische Charakteristika, bzgl. Bevölkerungsdichte und Wohnsituation aus. Die Abbildung 2.4 fast diese noch mal im Überblick zusammen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.4: Zusammenfassung der Eigenheiten der einzelnen Stadtviertel (eigene Darstellung)

2.2.2 Die Rasse und Sozialstruktur

New York ist eine rassisch und sozial geteilte Stadt, in der sogar Feindschaft und Angst zwischen Angehörigen unterschiedlicher ethnischer Gruppen herrschen. (Siehe dazu Anhang 10: ‚CBS Untersuchung’). Die beiden Hauptbevölkerungsgruppen stehen sich gegenüber. Auf der einen Seite die Weißen und auf der anderen Seite die Schwarzen und Hispanier. Eine gegenseitige Aversion bezieht sich weniger auf die Kommunikationsbereitschaft, die in erster Linie im Berufsleben stattfindet, als auf das nachbarschaftliche Zusammenleben. Es ist charakteristisch für New York, dass die Bevölkerungszusammensetzung der einzelnen Stadtviertel stark divergiert (siehe auch Anhang 7: ‚Ethnische Dominanz nach Herkunftsgebieten’). Aus diesem Grund gibt es eine weitere starke räumliche Segregation innerhalb der einzelnen Stadtviertel, z. B. ist Mittelharlem heute zu 96% von Schwarzen bewohnt und liegt dabei in Manhattan. Ähnliches gilt für Teile der Bronx und Brooklyn (Hahn: S. 76, siehe auch Anhang 9: ‚Einwanderungsströme nach Brooklyn). Die Segregation schreitet bis auf die Einheiten der Community Districts fort: „[…] in 15 der 58 (Community Districts), von denen Daten vorliegen, beläuft sich der Anteil der Schwarzen und Latinos an der Gesamtbevölkerung auf über 90%, umgekehrt wiesen vier Distrikte einen Anteil von < 10% auf“ (vgl. Bronger, Oktober 2001).

Die Zugehörigkeit zu einer Minderheit ist beim überwiegenden Bevölkerungsteil unvermeidlich mit einem niedrigen sozialen Status verbunden. Eine Ursache dafür ist der vergleichsweise geringe Bildungsstatus der Minderheiten. Fast 20% aller Afroamerikaner, die in den ‚inner cities’ der Kernstädte leben, sind Analphabeten oder so genannte ‚functional illiterates’. Darunter versteht man Menschen, die nur bedingt des Lesens und Schreibens mächtig sind. Diese Menschen sind in der Regel dauerarbeitslos (vgl. Holzner: S. 79). Die Quote der College Absolventen in den USA liegt bei den Afro-Amerikanern mit 13,5% gegenüber 32,8% bei den Weißen deutlich zurück. Schwarze Schüler gehen schon häufiger auf schlecht ausgestattete Schulen (vgl. Le Monde diplomatique: S. 102). Die Schulabbrecherquote (‚Drop-Out-Rate’) ist unter den Minderheiten besonders hoch. Bereits 1982/83 brache 79,9% der schwarzen und 72% der hispanischen Schüler die Schule vor erreichen des High School Abschlusses ab (Windhoff-Heritier: S. 178). Bildung ist zwar kein Garant für einen gehobenen sozialen Status, doch ein Ausweg aus Armut und Arbeitslosigkeit ohne Ausbildung ist so gut wie unmöglich.

Darüber hinaus wächst der Minderheitenanteil in New York ununterbrochen. Die Tendenz zeigt einen anhaltenden Zuzug dieser Minderheiten und ein zunehmendes Abwandern von Weißen ins Umland (‚Suburbanisierung’), die zu einem landesweiten Trend geworden ist. Diese Tendenz äußert sich in der Veränderung des Bevölkerungsgefüges zur so genannten ‚majority minority’, d.h. die Minderheiten stellen die Mehrheit der Kernstadtbevölkerung dar (vgl. Hahn S. 68).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.5: Einwohner und Bevölkerungsgruppen New Yorks 2000 (Quelle: New York City, Department of City Planning, Zugriff am 02.02.2004 auf www.nyc.gov/planning, eigene Darstellung)

Wie unterschiedlich die Zusammensetzungen der einzelnen Stadtviertel sein können, lässt sich an einem exemplarischen Vergleich zwischen der Bronx und Staten Island aufzeigen.

Die Bronx gilt als das Ärmste aller fünf boroughs und wird oftmals als ‚das Armenhaus’ New Yorks bezeichnet (vgl. Bronger, Oktober 2001). Hier gibt es eine besonders hohe Konzentration von Minderheiten. Die Hispanier sind die mit Abstand am stärksten vertretene Gruppe, gefolgt von den Schwarzen. Erst an dritter Stelle steht die weiße Bevölkerung. Die ethnische Zusammensetzung dieses Stadtviertels ist stark heterogen. Die im vorangegangenen beschriebene Wohnungsmarktlage belegt ebenfalls eine sehr gespannte Gesamtsituation. Zudem ist insbesondere der preiswerte Wohnraum seit den 1980er Jahren stark zurückgegangen (vgl. Hahn: S. 77). Die Situation in Staten Island sieht völlig anders aus.

[...]

Ende der Leseprobe aus 94 Seiten

Details

Titel
Co-op City (Bronx/New York) Entwicklung und Probleme eines kommunalen Housing Project
Hochschule
Universität Paderborn  (Fachbereich Geographie)
Note
1.3
Autor
Jahr
2004
Seiten
94
Katalognummer
V28660
ISBN (eBook)
9783638303750
Dateigröße
5938 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Den Ausgangspunkt in dieser Arbeit bildet eine anschauliche Analyse der Bevölkerungsstrukturellen Merkmale New Yorks. Dabei werden die Bevölkerungsdichte, die allgemeine Wohnsituation, die Rasse, die Sozialstruktur, der Arbeitsmarkt und die Armut behandelt. Darüber hinaus werden zwei aktuelle übergeordnete Fragestellungen eingehend behandelt: New York "Melting Pot oder Salad Bowl?" und New York "Weltstadt und Global City?". Das Co-op City Projekt wird als eine Reaktion der Stadtverwaltung auf die vorliegenden Probleme, wie Polarisierung und soziale Fragmentierung, dar. Dabei wird das Projekt und sein Verlauf in den Kontext der Globalisierung eingeordnet. Dabei werden negative Globalisierungsauswirkungen und ihre Zusammenhänge dargestellt.
Schlagworte
Co-op, City, York), Entwicklung, Probleme, Housing, Project
Arbeit zitieren
N. Hoffmeister (Autor:in), 2004, Co-op City (Bronx/New York) Entwicklung und Probleme eines kommunalen Housing Project, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28660

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