Seit den 90er Jahren sind vermehrt Filme auf den Markt gekommen, die nach Elsaesser unter dem Begriff „Mindgame Movies“ gefasst werden. Unter Mindgame Movies werden Filme mit komplexer Erzählstruktur und schwer berechenbaren Handlungsverläufen verstanden, welche intendiert mit konventioneller Narration brechen und gewohnte Muster vermeiden. Motive sind häufig eine veränderte Realitätswahrnehmung des Protagonisten, „Verschiebung von Raum und Zeit, Änderung der Kausalität und Durchmischung von Traum und Realität“. Merkmale von Mindgame-Filmen sind häufig unzuverlässige Erzählung und fehlende wie unmarkierte subjektive Einstellungen.
Um die Charakteristika des Mindgame-Films deutlich zu machen, beginnt diese Arbeit mit einem Überblick zu den Spielregeln, derer sich die Filme bedienen. Es sollen die Fragen beantwortet werden, mit wem und wie in Mindgame-Filmen gespielt wird, was der Antrieb sein kann, sich auf dieses Spiel einzulassen, und warum Mindgame-Filme einen solchen Erfolg verbuchen. Anhand von aussagekräftigen Filmbeispielen sollen die einzelnen Elemente des Spiels exemplarisch erläutert werden.
Da die Besonderheiten des Mindgame-Films vor allem auf der Ebene der Narration und der Dramaturgie zu finden sind, wird anschließend hierfür die Theorie näher erläutert. Um bestimmen zu können, auf welcher Instanz gelogen wird, soll insbesondere die Erzählinstanz untersucht und zwischen cinematic narrator, der Erzählfunktion und dem Fokalisator unterschieden werden.
Um bestimmen zu können, wie eng der unzuverlässige Erzähler mit den Mindgame-Filmen in Kooperation steht, soll im Weiteren intensiv auf diesen eingegangen werden. Obwohl es nach Andreas Solbach keine gültige Definition für einen unzuverlässigen Erzähler gibt , soll hier wenigstens eine Annäherung an eine Definition vorgestellt werden. Im Kern wird es um die Fragen gehen, wann ein Erzähler als unzuverlässig gelten kann, wer als unzuverlässiger Erzähler auftreten kann und wer dies bestimmt. Drei verschiedene Arten der unzuverlässigen Narration werden in diesem Zusammenhang vorgestellt: Selbstbetrug, Misreporting und Underreporting. Es sollen jeweils folgende Fragen geklärt werden: Wer bedient sich der Lüge und ist sie intendiert?
In der anschließenden Analyse der zwei Filmbeispiele Shutter Island und Black Swan wird Underreporting als Form der unzuverlässigen Narration vertieft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Übersicht zum Thema Mindgame-Filme und methodisches Vorgehen
- Mindgame-Filme
- Mit wem wird gespielt?
- Warum wird gespielt?
- Wie wird gespielt?
- Warum das Spiel funktioniert
- Narration und Dramaturgie
- Narration und Dramaturgie in Literatur und Film
- Cinematic narrator; Erzählfunktion; Fokalisator
- Unzuverlässige Narration
- Ein Definitionsversuch
- Arten der Unzuverlässigkeit
- Selbstbetrug
- Misreporting
- Underreporting
- Underreporting: Analyse der Filme Shutter Island und Black Swan
- Filmauswahl
- Shutter Island
- Black Swan
- Indizien auf die intendierte Lüge
- Indizien in Shutter Island
- Indizien in Black Swan
- Twist und Auflösung
- Plot Twists und Auflösung in Shutter Island
- Plot Twists und Auflösung in Black Swan
- Filmauswahl
- Fazit
- Quellen
- Literaturverzeichnis
- Filmverzeichnis
- Verzeichnis der Internetseiten
- Sonstige Quellen
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Underreporting in Mindgame-Filmen. Ziel ist es, die narrative und dramaturgische Funktion der Lüge in diesen Filmen zu analysieren und aufzuzeigen, wie sie die Zuschauer in ein komplexes Spiel der Irreführung verwickelt. Dabei werden die Filme Shutter Island und Black Swan als Fallbeispiele herangezogen, um die spezifischen Mechanismen des Underreporting zu untersuchen.
- Mindgame-Filme und ihre narrative Struktur
- Unzuverlässige Narration und ihre Arten
- Underreporting als narrative Strategie
- Analyse von Shutter Island und Black Swan
- Die Rolle des Zuschauers im Spiel der Irreführung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer einleitenden Übersicht zum Thema Mindgame-Filme und erläutert die methodische Vorgehensweise. Im zweiten Kapitel werden Mindgame-Filme näher betrachtet, wobei die Fragen nach dem Spielpartner, dem Spielzweck, den Spielregeln und der Funktionsweise des Spiels im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel widmet sich den Begriffen Narration und Dramaturgie und beleuchtet deren Bedeutung in Literatur und Film. Dabei werden auch die Konzepte des Cinematic narrator, der Erzählfunktion und des Fokalisators erläutert.
Kapitel vier beschäftigt sich mit der unzuverlässigen Narration und bietet eine Definition sowie eine Kategorisierung der verschiedenen Arten der Unzuverlässigkeit, darunter Selbstbetrug, Misreporting und Underreporting. Im fünften Kapitel wird das Phänomen des Underreporting anhand der Filme Shutter Island und Black Swan analysiert. Es werden Indizien auf die intendierte Lüge in den Filmen untersucht und die Plot Twists sowie die Auflösung der Handlung betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Mindgame-Filme, Narration, Dramaturgie, Unzuverlässige Narration, Underreporting, Lüge, Irreführung, Shutter Island, Black Swan, Filmtheorie, Filmanalyse.
- Quote paper
- Mirjam Sommer (Author), 2014, Underreporting. Narration und Dramaturgie der Lüge im aktuellen Mindgame-Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286657