Bibliotheken verstehen sich gemeinhin nicht als touristische Orte. In Reiseführern finden sich daher oftmals lediglich Hinweise auf architektonische Besonderheiten von Bibliotheksgebäuden. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass Bibliotheken in ihrem Selbstverständnis vor allem Orte des geschriebenen Wortes, der Wissenschaft und Wissensvermittlung darstellen. In den letzten Jahren allerdings zeichnet sich ein Wandel der Bibliotheken hin zum Kompetenzzentrum und Ort der Begegnung ab.
Schon heute, so Hannelore Vogt, gingen Menschen nicht mehr nur in die Bibliothek, um Medien auszuleihen: Mehr als 50% der NutzerInnen besuchen die Bibliothek aus anderen Gründen, etwa um Freunde zu treffen, zu lernen und zu arbeiten (Vogt 2011, 321). Darüber hinaus besuchen viele Reisende Bibliotheken im In- und Ausland, um deren kulturellen Schätze zu besichtigen. Allerdings werden diese BesucherInnen gegenwärtig kaum vor Ort in deutschen Bibliotheken aufgenommen, da der Tourismus kaum bis gar nicht institutionell gelenkt wird. Dabei finden sich hierzu durchaus einige erste Ansätze auf den Internetseiten großer wissenschaftlicher Bibliotheken, so lautet z. B. der Leitspruch der British Library in London: „Explore the world´s knowledge“ – ein Motto, welches den Erlebnis- und Wissen-schaftscharakter dieser Institution kombiniert und betont. Gleichermaßen stellt die Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) den Nutzerinnen und Nutzern eine App zur Verfügung, die es ihnen ermöglicht, Informationen zu 24 herausragenden Objekten aus der Sammlung auf dem Smartphone mit sich zu führen und so ein Wissenszentrum der Hauptstadt mittels eines mobilen Kommunikationsgeräts zu erkunden.
Hieran wird erkennbar, dass Bibliotheken im Grunde bereits auf den Zeitgeist reagieren, obwohl diesen neuen Ansätze bisher noch eine systematisierte Aufbereitung fehlt, auf deren Basis sich Theorien für eine weitergehende touristische Öffnung der Bibliotheken gründen könnten. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher mit der Frage beschäftigen, inwiefern es sinnvoll erscheint, mögliche Angebote zur touristischen Öffnung von Bibliotheken zu entwickeln: Welche Chancen und Risiken birgt ein systematisierter institutioneller Bibliothekstourismus? Besonderheiten von Bibliotheken als Bildungsinstitutionen gilt es hierbei im Vorfeld einer touristischen Nutzung zu bedenken: Welche Potentiale und Problemfelder ergeben sich seitens der Bibliotheken, ihrer Leitung, MitarbeiterInnen und StammnutzerInnen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand und Begriffsdefinition zum Thema Bibliothekstourismus
- Chancen und Risiken von Bibliothekstourismus
- Chancen
- Risiken
- Zwischenfazit
- Vorschläge zur Steigerung der touristischen Attraktivität von Bibliotheken
- Vor-Ort-Maßnahmen
- Management und Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Öffentlichkeitsarbeit und Bibliotheksmarketing
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Entwicklung von Angeboten zur touristischen Öffnung von Bibliotheken sinnvoll ist. Die Analyse der Chancen und Risiken eines systematisierten institutionellen Bibliothekstourismus steht dabei im Vordergrund.
- Potentiale und Problemfelder von Bibliotheken, ihrer Leitung, Mitarbeiterinnen und Stammnutzerinnen im Kontext des Bibliothekstourismus
- Konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität von Bibliotheken
- Zukunftsperspektiven des Bibliothekstourismus und seine Auswirkungen auf das Image und den Stellenwert von Bibliotheken
- Umsetzbarkeit angestrebter Konzepte im Hinblick auf Ressourcen und mögliche Interessenskonflikte
- Erste Ideen für grundlegende Ansätze im Bibliothekstourismus, erarbeitet im Workshop „Bibliothekstourismus Sehenswerte Bibliotheken in Brandenburg entdecken“
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Bibliothekstourismus ein und stellt die Relevanz des Themas sowie die Forschungsfrage dar. Sie zeigt auf, dass Bibliotheken sich zunehmend als Kompetenzzentren und Orte der Begegnung begreifen, wobei der Tourismusbereich bisher kaum institutionell gelenkt wird.
- Forschungsstand und Begriffsdefinition zum Thema Bibliothekstourismus: Dieses Kapitel analysiert die aktuelle Forschungsliteratur und zeigt, dass der Begriff „Bibliothekstourismus“ bislang nicht näher definiert wurde. Es wird eine erste Annäherung an den Begriff unter Einbezug bibliothekarischer Praxis und Erkenntnissen relevanter Bezugswissenschaften vorgenommen.
- Chancen und Risiken von Bibliothekstourismus: In diesem Kapitel werden die Chancen und Risiken des Bibliothekstourismus aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Es werden sowohl die positiven Auswirkungen auf die Bekanntheit und Attraktivität von Bibliotheken als auch die potenziellen Herausforderungen und Risiken für die Bibliotheksarbeit beleuchtet.
- Vorschläge zur Steigerung der touristischen Attraktivität von Bibliotheken: Hier werden konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität von Bibliotheken für Touristinnen und Touristen vorgestellt. Die Vorschläge konzentrieren sich auf drei Bereiche: Vor-Ort-Maßnahmen, Management und Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bibliotheksmarketing.
Schlüsselwörter
Bibliothekstourismus, Bibliothek, Tourismus, Kultur, Wissensvermittlung, Attraktivitätssteigerung, Chancen, Risiken, Leitbild, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Maßnahmen, Kompetenzzentrum.
- Quote paper
- Bernd Binner (Author), 2014, Maßnahmen zur Implemetierung von Bibliothekstourismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286673