„Alle Reisenden bewegen sich zwischen verschiedenen Welten, aber nur die Verfasser von Reiseberichten und Reisebeschreibungen befinden sich, gerade indem sie von ihren Reisen berichten, weder in der einen noch in der anderen Welt, sondern zwischen den Welten.“
Will man die Geschichte Afrikas untersuchen und hält nach geeignetem Material Ausschau, findet man sich noch immer mit einem spezifischen Problem konfrontiert und zwar mit dem der statisch wirkenden Beschreibungen afrikanischer Gesellschaften. Als ob die Geschichte Afrikas erst mit der Ankunft von europäischen Reisenden, Abenteurern, Forschern und Missionaren begonnen hätte. Das hängt nicht nur mit der langwierigen Sicht der europäischen Akademiker zusammen- afrikanische Gesellschaften hätten gar keine wirkliche Geschichte- sondern auch mit dem, was oft als ‚Quellenproblem‘ bezeichnet wird. Sind nun diese schriftlichen Quellen über Afrika, die der Nachwelt hinterlassen worden sind, abenteuerlich-subjektiver oder wissenschaftlich-sachlicher Natur? Wer waren überhaupt die Verfasser dieser Schriften und welche Rolle spielten sie in der kolonialen Eroberung Afrikas? Kann der deutschen Afrikaforschung- zumindest in ihren Anfängen- eine rein wissenschaftliche Tätigkeit nachgewiesen werden- frei von jeglichem kolonialistischen Gedanken?
Diesen drei grundlegenden Fragen werde ich in der folgenden Arbeit genauer nachgehen, indem ich die ‚Afrikareisenden‘, stützend auf Cornelia Essners These, in zwei soziologische Gruppen, nämlich in Nicht-Akademiker und Akademiker, teile. Weiter beschäftige ich mich mit den Reiseberichten deutscher Afrikareisenden, deren Entstehung, Inhalt und Rezeption, um schließlich herauszuarbeiten, wie Afrika in diesen Reisberichten dargestellt wurde. Dabei beziehe ich mich hauptsächlich auf die Untersuchungen von Michael Harbsmeier, Cornelia Essner und Andreas Mielke.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Afrikareisende zwischen Abenteuer und Wissenschaft: vom „Wegbereiter des Imperialismus“ bis hin zum, Helden der Wissenschaft
- Die Problematik der Definition „Afrikareisender“
- Wissenschaftliche „Afrikareisende“
- Gefährlich leben: Abenteuer „Afrikareise“ oder naturgeschichtliche Jagdreise
- Der Reisebericht und seine Entwicklung vom 17.-19. Jahrhundert.
- Der Reisebericht als objektive und glaubwürdige Quelle?
- Wissenschaftliche Berichte: Der Beitrag H. Barths zu der deutschen Afrikaforschung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle deutscher Afrikareisender im 17. bis 19. Jahrhundert. Sie untersucht die Ambivalenz ihrer Positionierung zwischen Abenteuer und Wissenschaft und hinterfragt die Frage, ob ihnen eine rein wissenschaftliche Tätigkeit nachgewiesen werden kann, frei von jeglichem kolonialistischen Gedanken. Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Reiseberichts als Quelle und beleuchtet die Darstellung Afrikas in diesen Texten.
- Die Definition und soziale Rolle des „Afrikareisenden“
- Der Reisebericht als Quelle: Objektivität und Subjektivität
- Die Rolle der Wissenschaft in der deutschen Afrikaforschung
- Die Darstellung Afrikas in Reiseberichten
- Der Einfluss von Afrikareisenden auf die koloniale Eroberung Afrikas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These auf, dass der Reisebericht als Text zwischen zwei Welten steht, ebenso wie sein Verfasser. Sie führt in die Problematik der statischen Beschreibungen afrikanischer Gesellschaften ein und stellt die Frage nach der Objektivität und Subjektivität schriftlicher Quellen über Afrika.
Kapitel 2 untersucht die Problematik der Definition „Afrikareisender“ und zeigt die Heterogenität dieser Gesellschaftsgruppe auf. Es beleuchtet die Ambivalenz der Darstellung von Afrikareisenden als „Pioniere der Forschung“ und gleichzeitig als Karrieristen.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Entwicklung des Reiseberichts vom 17. bis 19. Jahrhundert und hinterfragt dessen Objektivität als Quelle. Es analysiert wissenschaftliche Berichte, insbesondere den Beitrag H. Barths zur deutschen Afrikaforschung.
Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und beleuchtet die Bedeutung der deutschen Afrikaforschung im Kontext der Kolonialisierung Afrikas.
Schlüsselwörter
Afrikareisende, Reisebericht, Afrikaforschung, Kolonialismus, Wissenschaft, Abenteuer, Objektivität, Subjektivität, deutsche Geschichte, Sozialgeschichte, Geschichte Afrikas, Quellenkritik, Michael Harbsmeier, Cornelia Essner, Andreas Mielke, Heinrich Barth
- Quote paper
- Tatevik Philipp (Author), 2013, Deutsche Afrikareisende. Zwischen Wissenschaft und Abenteuer vom 17. - 19. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286972