Als Martin Scorseses Film THE DEPARTED bei den Oscars 2007 in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Schnitt gewann, erfreute das nicht nur die Beteiligten des Films selbst, sondern auch Alan Mak, den Drehbuchautor des Originals INFERNAL AFFAIRS. THE DEPARTED ist somit das erste Remake eines Hongkong-Films, das einen Oscar in den Hauptkategorien gewann. Alan Mak äußerte sich dazu wie folgt: „It feels like you won half an award (...) an idea made in a small place in Hong Kong can become universal.“ Nichtsdestotrotz spaltet der Preis die Gemüter der Kritiker, vor allem hinsichtlich der Autorenschaft. Anlass gab eine Aussage des mitwirkenden amerikanischen Drehbuchautors William Monahans, der den Ursprung des Films nicht in Andrew Laus und Alan Maks „Infernal Affairs“ Gesamtkonzept gesehen hat:
„I hadn’t seen Infernal Affairs, and I didn’t want to watch it before adapting the story. I worked from a translation of the chinese script.“
Sowie Scorseses Aussage:
„Infernal Affairs is a very good example of why I love the Hong Kong Cinema, but The Departed is not a remake of that film. Our film is inspired by Infernal Affairs, because of the nature of the story. However, the world Monahan created is very different from the Hong Kong film.“
Auch wenn viele ihm daraufhin nicht zustimmen konnten, ist es doch nachvollziehbar, dass Scorsese die Übersetzungsarbeit des Stoffes für das amerikanische Publikum als Leistung anzurechnen ist. Nichtsdestotrotz lässt sich der Film in die Kategorie Remake einordnen, denn bedarf nicht jede Adaption eines asiatischen Films einer Übersetzung? Schließlich ist Martin Scorsese nicht der erste amerikanische Regisseur, der vom asiatischen Film inspiriert wurde, denn bereits John Sturges lies sich für seinen Western DIE GLORREICHEN SIEBEN von Akira Kurosawas DIE SIEBEN SAMURAI anleiten. Wie aber auch Sturges musste Scorsese die kulturellen Differenzen zwischen chinesischer und amerikanischer Kultur überwinden und angemessen übersetzen. Während jedoch Sturges aus einem Samuraifilm einen Western erschuf, musste Scorsese diese Problematik nicht mehr überwinden. INFERNAL AFFAIRS bedient sich bereits an dem Wortschatz eines Gangsterfilms, ein Genre das Scorsese wohl vertraut ist. (...)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Gangsterfilmgenre
- Das Remake
- Kurze Geschichte des Remakes
- Definition und begriffliche Abgrenzung
- Das Modell der „Asian Values“ vs. „Western Values“
- Kultur und Filmmedium
- Problematik der Generalisierung
- Werte und Motive
- Analyse: Infernal Affairs und The Departed
- Inhalt
- Infernal Affairs
- The Departed
- Philosophie/Religion
- Infernal Affairs: Konfuzianismus, Ying/Yang-Denken
- The Departed: Der Katholizismus
- Individualismus vs. Gemeinschaft
- Infernal Affairs: Die Person des Spitzels
- The Departed: Die einzelnen Charaktere
- Moralvorstellung
- Infernal Affairs: moralische Unsicherheit
- The Departed: Frank Costello als moralisches Zentrum
- Inhalt
- Zusammenfassung
- Gemeinsamkeiten
- Unterschiede
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die kulturellen Werte, die in den Filmen „Infernal Affairs“ und „The Departed“ dargestellt werden. Dabei wird insbesondere auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Filmen eingegangen, die sich aus den jeweiligen kulturellen Hintergründen ergeben. Die Arbeit untersucht die Transferleistung, die Martin Scorsese beim Remake des Hongkong-Films „Infernal Affairs“ erbracht hat, um aus einem asiatischen Gangsterfilm einen US-amerikanischen zu machen.
- Kulturelle Werte im Gangsterfilmgenre
- Das Remake als kulturelle Übertragung
- „Asian Values“ vs. „Western Values“ im Vergleich
- Die Rolle von Philosophie und Religion in den Filmen
- Individualismus vs. Gemeinschaft in der Darstellung der Charaktere
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit und ihre Fragestellung vor. Sie geht auf die Bedeutung des Remakes „The Departed“ als Oscar-prämiertes Werk ein und beleuchtet die Diskussionen um die Autorschaft des Films. Zudem wird der Fokus auf die kulturellen Unterschiede zwischen Hongkong und den USA gelegt, die bei der Adaption des Films eine zentrale Rolle spielen.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Gangsterfilmgenre und seinen typischen Merkmalen. Es werden ikonografische Elemente, narrative Strukturen und topografische Ordnung des Genres beleuchtet, die für die Analyse der kulturellen Werte relevant sind.
Kapitel 3 definiert den Begriff „Remake“ und beleuchtet die Geschichte dieses Filmformats. Es werden verschiedene Aspekte der Adaption von Filmen aus anderen Kulturen beleuchtet.
Kapitel 4 stellt das Modell der „Asian Values“ vs. „Western Values“ vor und analysiert, wie sich diese kulturellen Werte in den Filmen „Infernal Affairs“ und „The Departed“ manifestieren. Dabei werden die Themen Kultur und Filmmedium, Problematik der Generalisierung sowie Werte und Motive behandelt.
Kapitel 5 analysiert die beiden Filme „Infernal Affairs“ und „The Departed“ anhand von vier Parametern: Inhalt, Philosophie/Religion, Individualismus vs. Gemeinschaft und Moralvorstellung. Es werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Filmen in Bezug auf die jeweiligen kulturellen Werte herausgearbeitet.
Kapitel 6 fasst die wichtigsten Ergebnisse der Analyse zusammen und beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Filmen.
Das Resümee und der Ausblick fassen die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutieren die Bedeutung der Arbeit im Kontext der Filmforschung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen „Infernal Affairs“, „The Departed“, Gangsterfilmgenre, Remake, kulturelle Werte, „Asian Values“, „Western Values“, Konfuzianismus, Katholizismus, Individualismus, Gemeinschaft, Moralvorstellung, Filmmedium, Adaption, Transferleistung.
- Arbeit zitieren
- Phuong Anh Phi (Autor:in), 2014, Original und Remake, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286986