Wenigen Zeitgenossen in Deutschland ist der Name Erich Kästner unbekannt. Seine Epigramme und Bonmots sind von hohem Wiedererkennungswert und zieren auch heute viele Poesiealben. Kästners humoristische Unterhaltungsromane werden noch immer „in manchen Krankenhäusern verordnet wie Zinksalbe und Kamillenumschläge“, während bei seinem Roman Fabian nach eigener Einschätzung des Autors „Bardamen, ja sogar Mediziner noch rot werden“1. Kästners Naturlyrik wie Die Dreizehn Monate begeistert empfindsame Seelen, seinen Kinderbüchern bringen „die Erzieher Anerkennung und die Erzogenen Begeisterung entgegen“2, und mit seinen Kabarett- und Chansontexten konnte er vor allem in der Nachkriegszeit ein breites Publikum erreichen. Ungebrochene Popularität beweist die Anwesenheit Kästnerscher „Gebrauchslyrik“ und Prosa in allen gängigen Lesebüchern. Neuverfilmungen der Kinderbücher in den neunziger Jahren (Das doppelte Lottchen, 1993, Emil und die Detektive, 1998, Pünktchen und Anton, 1999) bescheren den schon recht betagten kleinen Helden eine zeitgemäße Verjüngungskur nebst hohen Besucherzahlen. Die hundertste Wiederkehr seines Geburtstages am 23. Februar 1999 gibt, im sogenannten „Kästnerjahr“, weit verbreitet Anlaß zu Chanson- und Lyrikabenden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Erich Kästners Position in Politik und Pädagogik
- 1.1 Gesellschaft und Schreibmotivation
- 1.2 Kästners zweigeteilte Welt
- 1.3 Kästner für Männer?
- 2. Geschlechtsrollenkategorien in Kästners Prosawerk
- 2.1 Die Situation von Frauen in der Weimarer Republik
- 2.2 Bildung und Ausbildung als Sympathie- und Rollenfaktor
- 2.2.1 Frauen mit Hochschulbildung
- 2.2.2 Pseudo- und halbgebildete Frauen
- 2.2.3 Frauen ohne höhere Bildung
- 2.3 Familienstand als Rollendeterminante
- 2.3.1 Unverheiratete Frauen - „Ein Los, schlimmer als der Tod“
- 2.3.2 Eheleute - Ehepartner?
- 2.3.3 Ehefrauen wohlsituierter Männer
- 2.3.4 Witwen und Strohwitwen
- 2.4 Sexualität und Geschlechterrolle
- 2.4.1 Die Dame ohne Unterleib
- 2.4.2 Die sexuell gefallene Frau als Sympton einer dekadenten Gesellschaft
- 3. Mütter als „soziale Urwesen“
- 4. Erich Kästner - Moralist mit doppelter Moral?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Frauen im Prosaschaffen Erich Kästners. Sie beleuchtet Kästners gesellschaftliche Position und seine Schreibmotivation im Kontext der Weimarer Republik und des Ersten Weltkriegs. Die Analyse konzentriert sich auf die verschiedenen Geschlechterrollen und -kategorien, die in seinen Werken vorkommen, unter Berücksichtigung von Faktoren wie Bildung, Familienstand und Sexualität.
- Darstellung von Frauen in Kästners Werk
- Einfluss von Gesellschaft und Politik auf Kästners Schreiben
- Geschlechterrollen und -kategorien in der Weimarer Republik
- Der Einfluss von Bildung und Familienstand auf die Frauenfiguren
- Kästners ambivalente Moral
Zusammenfassung der Kapitel
1. Erich Kästners Position in Politik und Pädagogik: Dieses Kapitel etabliert Erich Kästners breite Bekanntheit und den nachhaltigen Einfluss seiner Werke. Es beleuchtet seine Schreibmotivation, die stark von seinen persönlichen Erfahrungen und der gesellschaftlichen Situation geprägt war, insbesondere die Auswirkungen der Industrialisierung auf seine Familie und seine Ablehnung von Militarismus und Unterdrückung. Kästner wird als Moralist vorgestellt, der die Missstände seiner Zeit mit scharfer Kritik und Satire aufdeckt, seine Werke als Warnung vor dem gesellschaftlichen Abgrund interpretierend. Die Einführung seiner ambivalenten Position als gleichzeitig scharfer Kritiker der Gesellschaft und Schöpfer von idyllischen Kinderbüchern wird hier bereits angedeutet.
2. Geschlechtsrollenkategorien in Kästners Prosawerk: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung von Frauen in Kästners Werk vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Realität der Weimarer Republik. Es untersucht die verschiedenen Kategorien von Frauenfiguren, differenziert nach Bildungsstand und Familienstand (unverheiratet, verheiratet, Witwen etc.). Die Analyse beleuchtet, wie Kästner die jeweiligen gesellschaftlichen Rollen und Erwartungen an Frauen widerspiegelt und kritisch hinterfragt. Dabei werden die unterschiedlichen Erfahrungen und Positionen der Frauenfiguren detailliert untersucht, beispielsweise die schwierige Situation unverheirateter Frauen oder die Abhängigkeit verheirateter Frauen von ihren Ehemännern. Die Rolle der Sexualität in der Konstruktion der Geschlechterrollen wird ebenfalls thematisiert.
3. Mütter als „soziale Urwesen“: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung von Müttern in Kästners Werken. Es untersucht, wie Mütter als tragende Säulen der Familie und der Gesellschaft dargestellt werden und welche Rolle sie in der Bewältigung sozialer Herausforderungen spielen. Die Analyse beleuchtet wahrscheinlich die Bedeutung von Mutterschaft und die Herausforderungen, denen Mütter in Kästners Erzählungen gegenüberstehen. Die spezifische Formulierung „soziale Urwesen“ deutet auf eine besondere Rolle der Mütter in der gesellschaftlichen Ordnung hin, die im Detail analysiert werden dürfte.
Schlüsselwörter
Erich Kästner, Frauenbilder, Weimarer Republik, Geschlechterrollen, Bildung, Familienstand, Sexualität, Moral, Satire, Kinderliteratur, Gesellschaftliche Kritik, Industrialisierung, Militarismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über Erich Kästners Frauenbilder
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Frauen in den Prosatexten Erich Kästners. Sie untersucht, wie Kästner Frauenfiguren anhand verschiedener Kategorien wie Bildung, Familienstand und Sexualität darstellt und wie diese Darstellungen den gesellschaftlichen Kontext der Weimarer Republik widerspiegeln.
Welche Aspekte von Kästners Leben und Werk werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet Kästners gesellschaftliche Position und seine Schreibmotivation im Kontext der Weimarer Republik und des Ersten Weltkriegs. Sie untersucht den Einfluss von gesellschaftlichen und politischen Faktoren auf seine literarische Produktion und seine ambivalente Moral als scharfer Gesellschaftskritiker und Autor von Kinderbüchern.
Welche Kategorien von Frauenfiguren werden untersucht?
Die Analyse differenziert zwischen Frauenfiguren nach ihrem Bildungsstand (Hochschulabschluss, Pseudo- oder halbgebildete Frauen, Frauen ohne höhere Bildung) und Familienstand (unverheiratet, verheiratet, Witwen, Strohwitwen). Die Rolle der Sexualität in der Konstruktion der Geschlechterrollen wird ebenfalls thematisiert.
Welche Rolle spielt die Bildung in der Darstellung der Frauenfiguren?
Der Bildungsstand der Frauenfiguren wird als wichtiger Faktor für ihre gesellschaftliche Position und Rolle betrachtet. Die Arbeit untersucht, wie Kästner Frauen mit unterschiedlichem Bildungsgrad darstellt und welche impliziten Wertungen damit verbunden sind.
Wie wird der Familienstand in die Analyse einbezogen?
Der Familienstand der Frauenfiguren (unverheiratet, verheiratet, Witwe etc.) ist ein zentraler Aspekt der Analyse. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Herausforderungen und gesellschaftlichen Erwartungen, denen Frauen in den jeweiligen Situationen ausgesetzt waren.
Welche Rolle spielt die Sexualität in der Darstellung der Frauen?
Die Arbeit untersucht, wie Sexualität in der Konstruktion der Geschlechterrollen und der Darstellung der Frauenfiguren bei Kästner eine Rolle spielt. Beispiele wie "Die Dame ohne Unterleib" und die Darstellung der "sexuell gefallenen Frau" werden analysiert.
Wie wird die Rolle der Mütter in Kästners Werk dargestellt?
Ein eigenes Kapitel widmet sich der Darstellung von Müttern als "soziale Urwesen". Hier wird untersucht, welche Bedeutung Kästner der Mutterschaft beimisst und welche Herausforderungen Mütter in seinen Erzählungen bewältigen müssen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Erich Kästner, Frauenbilder, Weimarer Republik, Geschlechterrollen, Bildung, Familienstand, Sexualität, Moral, Satire, Kinderliteratur, Gesellschaftliche Kritik, Industrialisierung, Militarismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit besteht aus folgenden Kapiteln: 1. Erich Kästners Position in Politik und Pädagogik; 2. Geschlechtsrollenkategorien in Kästners Prosawerk; 3. Mütter als „soziale Urwesen“; 4. Erich Kästner - Moralist mit doppelter Moral?
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Darstellung von Frauen im Prosaschaffen Erich Kästners, beleuchtet seine gesellschaftliche Position und Schreibmotivation und analysiert die verschiedenen Geschlechterrollen und -kategorien in seinen Werken.
- Quote paper
- Cornelia Peters (Author), 1999, Frauendarstellungen im Prosawerk Erich Kästners, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28706