Es handelt sich hierbei um eine grundlegende Studie über den Umgang mit dem kulrurellem Erbe in der SBZ/DDR, wie dem gesamten Ostblock. Speziell wird die Romantik thematisiert, die aus dem sog. Erbekanon getilgt werden sollte. Dem haben sich Autoren wie etwa Günter Kunert, Gerhard & Christa Wolf, Franz Fühmann, Günter de Bruyn u.a. entgegengestellt, in dem sie Romantiker in persona zu Literatur des 20. Jahrhunderts gemacht haben. In Gedichten, Erzählungen, Biographien, Essays etc. - hierin ist ein mutiger Emanzipationsakt gegen die gängige Kulturpolitik zu sehen, der mit persönlichen Risiken verbunden war. So etwa der (offiziell nicht vorhandenen) Zensur oder gar dem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband, was einem Berufsverbot gleich kam. Da die benannten Autoren allerdings auch im Westen rezipiert wurden, schütze sie oft ihr bekannter Name. Der Osten wollte sich diesbezüglich nicht weltöffentlich die Blöße geben, kuturelle Größen zu regelementieren. Ein weiterer Aspekt der Arbeit widmet sich der DDR-Germanistik, die letztlich entscheidenden Einfluss auf Lehrpläne an Schulen und Universitäten, wie auch auf die Distribution von Literatur in den Verlagen der DDR hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragen, Ansatz, Forschungsstand
- Vom Untergang zur Stunde Null – Gründungsmythen und historische Ausgangssituation
- Georg Lukács – Praeceptor (Ost-)Germaniae
- Leitwolf und Sündenbock – Georg Lukács, der Realismus und die Realität
- Menschheitsdämmerungen – Der Expressionismus und wie die DDR zu ihrem ästhetischen Dogma kam
- Blaue Blume, Roter Stern - Georg Lukács, romantischer Konvertit
- Transzendentale Obdachlosigkeit und romantischer Antikapitalismus - Der junge Lukács
- Salto mortale oder: Mein Weg zu Marx - Romantikkritik bei Lukács nach der Wendung zum Marxismus
- Abenteuerhaftes Lumpengesindel – Lukács zu einzelnen Künstlerpersönlichkeiten
- Dialog zwischen den Zeiten - Der Briefwechsel zwischen Anna Seghers und Georg Lukács 1938/39
- Sand im Getriebe - Romantische Wahlverwandtschaften nach der Ankunft im Alltag
- Im Widerspruch – Anna Seghers, Christa Wolf und immer wieder Lukács…
- Unbeständige Konstanten – Klassisches Erbe im Gang der Zeiten
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rezeption der romantischen Poesie und Kultur im literarischen Leben der DDR, insbesondere die produktive Rezeption der deutschen Romantik durch bestimmte DDR-Schriftsteller ab den 1970er Jahren. Sie analysiert die Gründe für diese auffällige Gemeinsamkeit im Thema bei so unterschiedlichen Autoren und beleuchtet die spezifischen Bedingungen, die zur damaligen Zeit zur verstärkten Auseinandersetzung mit der Romantik führten.
- Die Rolle von Georg Lukács und seiner Kritik an der Romantik im Kontext der DDR-Kulturpolitik
- Die Bedeutung des Expressionismus und seiner Debatten für die spätere Rezeption der Romantik in der DDR
- Die Auswirkungen des Briefwechsels zwischen Anna Seghers und Georg Lukács auf die Romantikrezeption
- Die Auseinandersetzung mit der Romantik in den Werken von Christa Wolf, Günter Kunert, Franz Fühmann und anderen DDR-Autoren
- Die Verbindung von klassischem Erbe und zeitgenössischen Bezügen in der Romantikrezeption der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Romantikrezeption in der DDR ein und stellt die Forschungsfrage nach der Spezifik dieser Rezeption. Sie zeigt die Relevanz der Arbeit auf und erläutert die Grundthesen. Das zweite Kapitel behandelt Georg Lukács' Einfluss auf die Kulturpolitik der DDR und seine Position gegenüber der Romantik. Es beleuchtet die Bedeutung von Lukács' Denken für die Rezeption der Romantik in der DDR. Das dritte Kapitel analysiert den Briefwechsel zwischen Anna Seghers und Georg Lukács und seine Bedeutung für die spätere Romantikrezeption in der DDR. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Rezeption der Romantik in den Werken von Christa Wolf, Günter Kunert und anderen DDR-Autoren. Es untersucht, wie die Romantik in den Werken dieser Autoren verarbeitet und interpretiert wird. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf weitere Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Romantikrezeption, DDR-Literatur, Georg Lukács, Expressionismus, Anna Seghers, Christa Wolf, Günter Kunert, Franz Fühmann, klassisches Erbe, Kulturpolitik, ästhetisches Dogma.
- Arbeit zitieren
- Peter Nusche (Autor:in), 2010, Projektions- und Spielraum Romantik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287081