Die Wirkung Stifterscher Prosa auf Jugendliche der 90er Jahre
Die Frage nach der Gegenwartsrelevanz von Adalbert Stifters „Brigitta“ stellte sich in auffälliger Weise bei der Behandlung der Erzählung im Deutschunterricht einer 9. Klasse. Angeregt durch die Diskussion einiger Erzählungen des Biedermeier im literaturwissenschaftlichen Hauptseminar der Universität Koblenz, schien es mir eine lohnenswerte Herausforderung, die Wirkung Stifterscher Prosa auf Jugendliche der 90er Jahre zu erforschen. Die 9a der Regionalen Schule Sohren-Büchenbeuren, eine Klasse, die im System der Regionalen Schule den Realschulabschluß anstrebt, befaßte sich unter meiner Leitung zwölf Deutschstunden lang mit der Erzählung „Brigitta“. Als Textvorlage diente Reclamheft Nr. 39111. Die Schüler hatten zwei Wochen Zeit, sich vor Beginn der Unterrichtsreihe mit dem Text vertraut zu machen. Die Schule befindet sich im ländlichen Gebiet „Hunsrück“. Mehr als 50% der Schüler kamen als Spätaussiedler aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, die Mehrzahl davon besuchte jedoch in der Bundesrepublik die Grundschule oder die Orientierungsstufe. Im Folgenden möchte ich auf eine detaillierte Darstellung der Unterrichtsreihe und ihrer Lernziele verzichten, da dies den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen würde.
Inhaltsverzeichnis
- Die Wirkung Stifterscher Prosa auf Jugendliche der 90er Jahre
- Spontanäußerungen einer 9. Klasse zu „Brigitta“ im Deutschunterricht
- Merkmale biedermeierlicher Kultur und Literatur
- Stifters Gegenwart im 19. Jahrhundert
- Adalbert Stifters Erzählung „Brigitta“
- Anregungen zur Titelfigur
- Forderung nach Emanzipation der Frau
- ,,Seelenkunde“ als Vorläufer moderner Psychologie
- Soziale und bildungspolitische Neuerungen
- ,,Brigittas Welt“ als Gegenwelt
- Verlust der Geborgenheit
- Veränderung der Welt durch Wissenschaft und Technik
- Domestizierung der Natur
- Ausschluß des Wölfischen
- Angst vor der Leidenschaft
- Zur Wirkungsgeschichte Adalbert Stifters
- Die Aufnahme der Werke Stifters im 19. und 20. Jahrhundert
- ,,Stifter Revival\" nach dem 2. Weltkrieg
- Biedermeierliche Züge der 50er Jahre
- Tendenzen der 90er Jahre
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Gegenwartsrelevanz von Adalbert Stifters Erzählung „Brigitta“. Ausgangspunkt der Arbeit sind die Erfahrungen der Autorin im Deutschunterricht einer 9. Klasse, in der die Schüler Schwierigkeiten hatten, sich mit Stifters Werk auseinanderzusetzen. Die Arbeit beleuchtet die Rezeption Stifters in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und analysiert die Themen und Motive in „Brigitta“ im Kontext biedermeierlicher Kultur und Literatur.
- Die Rezeption Stifters in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
- Die Herausforderungen, die sich für Jugendliche beim Lesen Stifters stellen
- Die Aktualität der Themen und Motive in „Brigitta“
- Die Rolle der weiblichen Figur Brigitta in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
- Die Gegenüberstellung von „Brigittas Welt“ mit der modernen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschreibt die Schwierigkeiten, die eine 9. Klasse beim Lesen von Stifters „Brigitta“ hatte. Die Schüler empfanden den Text als langweilig und schwer verständlich, was auf die komplexen Satzstrukturen und die ungewohnte Sprache zurückzuführen ist. Das Kapitel beleuchtet die Merkmale der biedermeierlichen Kultur und Literatur, um die literarischen Eigenheiten von Stifters Werk zu erklären.
Kapitel zwei analysiert die Figur der Brigitta und ihre Bedeutung im Kontext der Emanzipationsbewegung der Frauen im 19. Jahrhundert. Es werden die soziokulturellen und bildungspolitischen Neuerungen der Zeit beleuchtet, die die Rolle der Frau im gesellschaftlichen Leben veränderten.
Kapitel drei betrachtet die „Welt“ der Brigitta als Gegenwelt zur modernen Welt. Es werden Themen wie der Verlust der Geborgenheit, die Veränderung der Welt durch Wissenschaft und Technik, die Domestizierung der Natur und die Angst vor der Leidenschaft behandelt.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Wirkungsgeschichte Stifters im 19. und 20. Jahrhundert. Es werden die unterschiedlichen Rezeptionen des Autors im Laufe der Zeit dargestellt, insbesondere das „Stifter Revival“ nach dem Zweiten Weltkrieg.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Gegenwartsrelevanz von Adalbert Stifters Erzählung „Brigitta“ im Kontext der biedermeierlichen Kultur und Literatur. Die Analyse fokussiert auf die Figuren der Brigitta und ihre Bedeutung in der Emanzipationsbewegung der Frauen im 19. Jahrhundert. Weiterhin werden die soziokulturellen und bildungspolitischen Neuerungen der Zeit beleuchtet sowie die „Welt“ der Brigitta als Gegenwelt zur modernen Welt.
- Arbeit zitieren
- Cornelia Peters (Autor:in), 1999, Wie gegenwartsrelevant ist Adalbert Stifters "Brigitta"?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28708