Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) befindet sich in einer Staatsschulden- und Bankenkrise.
Als Ursachen werden auseinandergehende Inflations- und Wachstumsentwicklungen sowie Leistungsbilanzungleichgewichte und eine verfehlte Fiskalpolitik zwischen und von den Mitgliedstaaten der Eurozone identifiziert.
Auch aus Sicht der Großtheorien der internationalen Beziehungen wurden bereits Erklärungen abgeliefert. Allesamt versuchen die Antworten der nationalen Regierungen auf die Krise und die damit einhergehenden gewählten policy-Optionen/Reformen nachzuvollziehen. Diese zentralen Reformen der Economic Governance (EcGov) der Eurozone haben stets zum Ziel, den Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP) aus dem Jahre 1997 zu ergänzen und zu festigen. Als wichtiger Baustein wird der ,,Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion‘‘ (SKS-Vertrag) erachtet. Dieser wird auch als Fiskalvertrag oder Fiskalpakt bezeichnet.
Diese Arbeit soll sich der zentralen Forschungsfrage widmen: ,,Warum hat sich die policy-Reform mit dem SKS-Vertrag durchgesetzt und warum wurde der Vertrag schließlich beschlossen?‘‘.
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In dieser Arbeit wird mit theoretischen Rastern aus den internationalen Beziehungen gearbeitet und zunächst zwischen rationalistischen und konstruktivistischen Ansätzen differenziert. Als Vertreter rationalistischer Ansätze wird die hegemonic stability theory (HST) skizziert .
Für eine konstruktivistische Perspektive wird das Argument des ,,Neoliberal Policy Consen-sus‘‘ aufgezeigt und in einen modernen Kontext gebracht sowie die duale Diskursanalyse von Vivien Schmidt und Amandine Crespy pointiert aufgezeigt.
Im dritten Kapitel wird die EcGov der Eurozone beschrieben. In diesem Abschnitt werden die Kerninhalte des SWP und dessen Reform aus dem Jahre 2005 sowie die wichtigsten Reformen der EcGov seit dem Ausbruch der europäischen Staatsschuldenkrise im Jahre 2009 kurz aufgezeigt. Folgend wird die politics-, policy- und die polity-Dimension des Fiskalpaktes beschrieben. Erstes wird durch Kernforderungen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Frankreich (FR) , zweites durch die Kerninhalte und drittes durch den rechtlichen Rahmen, veranschaulicht.
Im darauf folgenden Kapitel wird die Entstehung und Durchsetzung des Fiskalvertrages aus dem Blickwinkel der drei Theorien aus dem zweiten Kapitel nachvollzogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Einbettung
- Rationalistische Ansätze
- Die Hegemonic Stability Theory
- Konstruktivistische Ansätze
- Neoliberal Policy Consensus
- Duale Diskursanalyse
- Rationalistische Ansätze
- Economic Governance in der Eurozone
- Der Stabilitäts- und Wachstumspakt und seine Ergänzungen
- Der Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (SKS-Vertrag)
- Bewertung
- Stabilität durch den SKS-Vertrag als Symbol deutscher Hegemonie?
- Ideen und Diskurse als konstitutive Merkmale des SKS-Vertrages?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Reform der Eurozone während der europäischen Staatsschulden- und Bankenkrise, insbesondere mit der Durchsetzung des Vertrages über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion (SKS-Vertrag). Sie analysiert die Gründe für die Durchsetzung dieser Reform und beleuchtet die zugrundeliegenden theoretischen Ansätze.
- Analyse der Reformen der Economic Governance (EcGov) der Eurozone im Kontext der europäischen Staatsschulden- und Bankenkrise
- Bewertung des SKS-Vertrages im Lichte rationalistischer und konstruktivistischer Ansätze aus den internationalen Beziehungen
- Untersuchung der Rolle der Hegemonic Stability Theory (HST) und des "Neoliberal Policy Consensus" bei der Erklärung der Durchsetzung des SKS-Vertrages
- Einbezug der dualen Diskursanalyse zur Analyse der Einflussfaktoren auf die Durchsetzung des Fiskalpaktes
- Bewertung des SKS-Vertrages als mögliches Symbol deutscher Hegemonie und als Ergebnis von Ideen und Diskursen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die europäische Staatsschulden- und Bankenkrise als Hintergrund für die Reform der Eurozone und die Entstehung des SKS-Vertrages vor. Sie erläutert die zentrale Forschungsfrage der Arbeit: Warum hat sich die Reform mit dem SKS-Vertrag durchgesetzt und warum wurde der Vertrag schließlich beschlossen?
Das zweite Kapitel beleuchtet die theoretischen Ansätze aus den internationalen Beziehungen, die zur Erklärung der Durchsetzung des SKS-Vertrages herangezogen werden. Es stellt rationalistische Ansätze, insbesondere die HST, und konstruktivistische Ansätze, wie den "Neoliberal Policy Consensus" und die duale Diskursanalyse, vor.
Das dritte Kapitel beschreibt die Economic Governance der Eurozone, insbesondere den Stabilitäts- und Wachstumspakt und dessen Reformen. Es beleuchtet die politics-, policy- und polity-Dimension des Fiskalpaktes und analysiert die Kernforderungen von Deutschland und Frankreich sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Das vierte Kapitel untersucht die Entstehung und Durchsetzung des Fiskalvertrages aus dem Blickwinkel der drei Theorien aus dem zweiten Kapitel. Es beleuchtet die Rolle der HST, des "Neoliberal Policy Consensus" und der dualen Diskursanalyse bei der Erklärung der Durchsetzung des SKS-Vertrages.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Kernthemen der europäischen Staatsschulden- und Bankenkrise, der Reform der Eurozone, der Economic Governance, dem SKS-Vertrag, der Hegemonic Stability Theory, dem "Neoliberal Policy Consensus", der dualen Diskursanalyse und den internationalen Beziehungen.
- Quote paper
- Kevin Knöpfel (Author), 2014, Die Reform der Eurozone während der europäischen Staatsschulden- und Bankenkrise am Beispiel des Fiskalpakts (SKS-Vertrag), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287129