Betrachtet man Filmgeschichte als Genregeschichte, so nähert man sich der soziopolitischen Natur des Films sehr stark an. Der Western der 60er und 70er Jahre kann im Gegenwartskino nicht mehr funktionieren, da neue politische und gesellschaftliche Maßstäbe dem Western Tabubrüche vorwerfen könnten, Tabus, die in seiner Blütezeit nicht existierten. Die Screwball-Spielfilme Hollywoods hatten ihre größten Erfolge in Kriegszeiten. Der Frauenfilm wäre zur Kriegsheimkehrer-Zeit nach 1945 undenkbar gewesen.
Die politische Natur des Films spiegelt sich auch in seiner Fähigkeit wider, Traditionswerte zu verändern: Oftmals setzt zuerst der Kinofilm Tabus außer Kraft (denke man nur an die Darstellung von Gewalt oder Sexualität). Das Starsystem ist ein Kind des Kinofilms, als er noch selbst in den Kinderschuhen steckte, in seiner Frühphase Anfang des 20. Jahrhunderts.
Eng verknüpft mit der Geschichte ist die Funktion bzw. Darstellung der Frau im amerikanischen Spielfilm. Betrachtet man allein die Ära der Pin-up-Girls zu Kriegszeiten, die Weiterführung dieses Frauenbilds im Film der 50er und 60er Jahre als „Sexbombe“, ist dies nicht ohne den politischen Hintergrund zu begreifen: das Pin-up-Girl-Foto hing zu Kriegszeiten im Spind der Soldaten, dieses Frauenbild, das sich selbst durch die Pose inszeniert, bzw. inszenieren ließ, wurde eben für diesen Zweck geschaffen.
Die Filmgeschichte als Geschichte der Schaffung und Inszenierung von Frauenbildern weist einige Lücken auf, va. in den 60er und 70er Jahren, zur Zeit der Blütezeit des Western: „Die Dominanz der männlichen Protagonisten ist so stark, dass sie jede spontane Erinnerung an die weiblichen Figuren zu unterdrücken vermag: die Frau ist unscheinbar bis zur Unsichtbarkeit.“ . Die Frau wurde von vielen Funktionen enthoben, was wiederum ein Verweis auf den soziopolitischen Kontext ist, und erst mit dem Beginn der feministischen (Film-)Debatte Ende der siebziger Jahre kam es zu einer neuerlichen Formung von genretypischen Frauenbildern.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DAS FRAUENBILD IN 100 JAHREN FILM
- ÜBERBLICK
- Filmgeschichte und Frauenbilder.
- Weiblichkeit als Maskerade
- Ausgewählte Fallbeispiele
- EXKURS: DIE VERÄNDERUNG DES FRAUENBILDS DER WERBUNG: EIN VERGLEICH ZWISCHEN DEN 50ER UND DEN 90ER JAHREN
- AKTUELLE FRAUENBILDER
- ÜBERBLICK
- VERGLEICH DES FRAUENBILDS IN „BEI ANRUF MORD“ UND „EIN PERFEKTER MORD“
- VERGLEICHENDE FILMANALYSE
- Plot
- Vergleich der Figur der „Margot“ und der „Emily“.
- Aktionsräume der Frauen
- ZUSAMMENFASSUNG
- VERGLEICHENDE FILMANALYSE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Konstruktion von Weiblichkeit im amerikanischen Spielfilm anhand einer vergleichenden Analyse von Alfred Hitchcocks „Bei Anruf Mord“ (1954) und Andrew Davises Remake „Ein perfekter Mord“ (1998). Dabei wird das Frauenbild im soziopolitischen Kontext untersucht und die Veränderungen im Laufe der Filmgeschichte beleuchtet.
- Entwicklung des Frauenbilds in der Filmgeschichte
- Einfluss des soziopolitischen Kontextes auf das Frauenbild
- Vergleichende Analyse der Figuren der „Margot“ und der „Emily“
- Analyse der Aktionsräume der Frauen in den Filmen
- Relevanz des Frauenbilds in der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Konstruktion von Weiblichkeit im amerikanischen Spielfilm ein und beleuchtet die Bedeutung des soziopolitischen Kontextes für die Entwicklung des Frauenbilds. Kapitel 2 liefert einen Überblick über die Geschichte des Frauenbilds im Film, beginnend mit den Anfängen des Kinos bis hin zu aktuellen Trends. Kapitel 3 bietet eine vergleichende Analyse der beiden Filme „Bei Anruf Mord“ und „Ein perfekter Mord“, wobei die Figuren der „Margot“ und der „Emily“ im Fokus stehen. Besonderes Augenmerk wird auf die Handlungsspielräume der Frauen und die Veränderungen im Laufe der Zeit gelegt.
Schlüsselwörter
Frauenbild, amerikanischer Spielfilm, soziopolitischer Kontext, Filmgeschichte, Weiblichkeit, Maskerade, „Bei Anruf Mord“, „Ein perfekter Mord“, Vergleichende Analyse, Handlungsspielräume.
- Arbeit zitieren
- Antje Linßner (Autor:in), 2003, Konstruktion von Weiblichkeit im amerikanischen Spielfilm: Das Frauenbild im soziopolitischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28717