„Wenn die Vernunft ihre Stimme häufig gegen den Fanatismus erhebt, dann kann sie die künftige Generation vielleicht toleranter machen als die gegenwärtige es ist; und damit wäre schon viel gewonnen.“ Etwa 250 Jahre sind vergangen seit Friedrich der Große diesen Wunsch geäußert hat, und es hat sich viel getan auf diesem Gebiet. War Toleranz – laut Duden Duldung, besonders in Glaubensfragen und in der Politik - damals noch ein hauptsächlich von Intellektuellen diskutiertes und kaum in die Praxis umgesetztes Konzept, so ist sie heute in aller Munde und fest in Staat und Gesellschaft verankert. Dass ein jeder nach seiner Facon glücklich werden darf, ist heute selbstverständlich, und Religions- und Meinungsfreiheit sind als Grundrechte in unserer Verfassung fest verankert. Und doch wird das Thema Toleranz auch heute noch unter Umständen heiß diskutiert. „Null Toleranz“ ist ein heftig umstrittenes Schlagwort der Innenpolitik, das Gesetz zur „Homo-Ehe“ hat hohe Wogen geschlagen und lebhafte Diskussionen angeregt, wie weit die staatliche Toleranz zu reichen hat. Spätestens seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001, hat die Diskussion erheblich an Brisanz gewonnen. Der „internationale Kampf gegen den Terrorismus“, diverse Sicherheits- und Anti-Terror-Gesetze in verschiedenen Ländern und das Vorgehen gegen vermeintliche und tatsächliche Islamisten im In- und Ausland haben wieder neu die Frage aufgeworfen, ob und wie der Staat sich gegen Bedrohungen durch anders Denkende wehren darf, wie er mit religiösen Minderheiten umgehen soll und wo die Grenzen der Toleranz und der Meinungs- und Religionsfreiheit liegen. Kurz: Wie soll man umgehen mit Al-Quaida, Kalifatsstaat & Co? Schon viele große Denker haben sich mit diesen Fragen beschäftigt, viele Abhandlungen wurden geschrieben. Zu den herausragenden Schriften gehören sicherlich die „Briefe über die Toleranz“ von John Locke. Viel von unserem heutigen Toleranzverständnis geht auf diese damals revolutionären Schriften zurück, und auch heute können sie bei Betrachtungen über die Toleranz sehr hilfreich sein. In dieser Arbeit werden daher die Grundzüge des Locke’schen Toleranzverständnisses dargelegt und anhand dieser zum Abschluss kurz die oben genannte Frage erörtert. Zuvor jedoch soll ein kurzer Überblick über den geschichtlichen Rahmen und die Entwicklung des Toleranzgedankens vor Locke zum besseren Verständnis dienen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der geschichtliche Hintergrund
- Die Epistola de Tolerantia
- Übersicht über den Toleranzbrief
- Einleitung und die Aufgaben von Staat und Kirche
- Die Toleranzpflicht
- Das Recht der Kirche und Schluss
- Kritik
- John Locke und A-Quaida
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit widmet sich John Lockes „Epistola de Tolerantia“ und beleuchtet das Locke'sche Toleranzverständnis vor dem Hintergrund des historischen Kontextes. Die Arbeit analysiert die Kernaussagen des „Toleranzbriefs“ und setzt diese in Beziehung zum heutigen Umgang mit religiösen Minderheiten und der Frage nach den Grenzen der Toleranz.
- Entwicklung des Toleranzgedankens vor Locke
- John Lockes Kernaussagen in der „Epistola de Tolerantia“
- Das Verhältnis von Staat und Kirche im Toleranzverständnis Lockes
- Die Grenzen der Toleranz und der Umgang mit religiösen Minderheiten
- Die Relevanz von Lockes „Epistola de Tolerantia“ für aktuelle Diskurse
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt den Leser in das Thema der Toleranz ein und zeigt die Aktualität des Themas durch die aktuelle Diskussion über „Null Toleranz“ und die Grenzen staatlicher Toleranz auf.
Der geschichtliche Hintergrund
Dieser Abschnitt skizziert die historischen Hintergründe des Toleranzgedankens im Kontext der Reformation und der sich daraus ergebenden Konflikte zwischen katholischem und evangelischem Kirchenverständnis. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Positionen von Kirche und Staat in dieser Zeit und die daraus resultierenden Fragen nach dem Verhältnis von Religion und Politik.
Die Epistola de Tolerantia
Das Kapitel fokussiert auf John Lockes „Epistola de Tolerantia“ und stellt die Kernaussagen des „Toleranzbriefs“ dar. Es werden Themen wie die Aufgaben von Staat und Kirche, die Toleranzpflicht und die Grenzen der Toleranz in Lockes Werk beleuchtet.
John Locke und A-Quaida
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Relevanz von Lockes „Epistola de Tolerantia“ für aktuelle Diskurse und setzt die Kernaussagen des „Toleranzbriefs“ in Beziehung zu aktuellen Herausforderungen wie der Bekämpfung des Terrorismus und dem Umgang mit religiösen Minderheiten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes umfassen Toleranz, Religion, Staat, Kirche, John Locke, „Epistola de Tolerantia“, Reformation, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Grenzen der Toleranz, religiöse Minderheiten und Terrorismus.
- Quote paper
- Daniel Koch (Author), 2002, Über die Toleranz - Die Epistola de Tolerantia von John Locke, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28747