Volkskörper und Rasse. Nationalsozialistische Bevölkerungpolitik in Ostoberschlesien


Magisterarbeit, 2014

108 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Forschungsstand

2. Theoretischer Rahmen und methodisches Vorgehen
2.1 Der Ideologiebegriff nach Althusser
2.2 Rassismus und Bio-Politik

3. Genesis der Herrschaft
3.1. Die „Neuordnung der ethnographischen Verhältnisse“
3.2 Etablierung des biopolitischen Regimes
3.2.1 Der„Gaukönig“
3.2.2 Der SS-Komplex

4. Felder der Bevölkerungspolitik im Regierungsbezirk Kattowitz
4.1 Räumliche Exklusion und Integration
4.1.1 Die Grenzziehung
4.1.2 Der „ethnische Wall“: die Polizeigrenze
4.1.3 Exklusion und Integration durch Deportationen
4.2. Die Erfassung der Bevölkerung: Was ist „deutsch“?
4.2.1 Die Frage der Staatsangehörigkeit
4.2.2 Die Einwohnererfassung von 1939/40
4.2.3 Die Frage nach dem Selektionsverfahren
4.2.4 Brachts Initiative: Die „Polenliste“
4.2.5 Die „Deutsche Volksliste“ und die Macht der „Gaukönige“

5. Resümee

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

7. Anhang
7.1 Abkürzungsverzeichnis
7.2. Karte Oberschlesiens 1943

1. Einleitung

„Alles, was dem Volke nützt, istRecht, alles, was ihm schadet, ist Unrecht1

Dieses Zitat Hans Franks, Hitlers Kronjurist und Generalgouvemeur, bekannt als „Schlächter von Polen“, konzentriert Prinzipien, Anspruch und Praxis nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik in einem Satz. Recht und Unrecht basieren hier nicht mehr auf Grundlage staatsrechtlicher Normen, ethischer Imperative oder theologischer Gebote, sondern Recht und Unrecht werden abgeleitet von den biologischen Scheingesetzen des Organismus' „Volke“. Das Volk als Maxime von Recht und Unrecht wird damit zum Objekt seiner Selbst. Hierarchisierung und Selektion, Integration und Ausschluss, Förderung und Reduzierung sind die Logiken eines solchen Denkens einer permanenten Evolution des Volkes.

Doch was ist dieses Volk? Eine konsequente theoretische nationalsozialistische Definition sucht man in den Quellen vergebens. In Anbetracht der weiträumigen Unterwerfung Europas durch Deutschland 1939 bis 1945 stellt sich nun die Frage, wie ein auf diesen Prämissen beruhendes Herrschaftssystem seinen Anspruch genüge leisten konnte, wie es die, als essentiell anzusehende Bevölkerungspolitik betrieb, ohne überhaupt zu wissen, was dieses Volk sei?

Die vorliegende Arbeit hat sich die Untersuchung eines ethnisch heterogenen Mikrokosmos in Bezug auf diese Fragen zur Aufgabe gemacht. Ostoberschlesien war und ist eine Region, deren ethnische Zusammensetzung seit Aufkommen völkischen Denkens nationalistische Theoretiker vor Aufgaben stellte, die diese nicht zu lösen im Stande waren. Deutsche, Polen und Tschechen lebten zwischen Neiße und Warthe zusammen mit Slonzaken, Wasserpolen und Oberschlesiern. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts muss, wie Dlugoborski feststellt, eine nationale Einteilung der Bevölkerung Oberschlesiens scheitern, da die Mehrheit kein klar ausgeprägtes nationales Bewusstsein hatte. Eine derartige Vereinfachung „etwa nach dem Annäherungsgrad an das 'ideale Modell' des Polen oder Deutschen“2 verzerre die sozialen Verhältnisse Oberschlesiens. Die regionale Identität entfaltete sich sogar so weit, dass sich nach dem Ersten Weltkrieg in Oberschlesien ein Oberschlesisches Komitee gründete, welches einen eigenen oberschlesischen

Staat verlangte und zeitweise 350.000 Mitglieder mobilisieren konnte.3 Sie legitimierten ihren Anspruch mit der Feststellung, die Oberschlesier seien ein ,,eigenblütige[s] Einheitsvolk slavo- germanischer Blutmischung.“4 Diesen Staat hat es jedoch nie gegeben und die regionale Identität in Oberschlesien wurde nach dem Ersten Weltkrieg zwischen dem polnischen und dem deutschen Staat zerrieben, bis die immer stärkeren Spannungen sich in den drei Schlesischen Aufständen 1919, 1920 und 1921 entluden. Schlussendlich kam es zur Teilung Oberschlesiens.5 Sowohl von deutscher wie polnischer Seite gab es in der Folgezeit Versuche, die Bevölkerung für die jeweilige nationale Sache zu gewinnen.6

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 gestaltete sich das Verhältnis zwischen Bevölkerung und Staat äußerst ambivalent. Die Menschen in Oberschlesien galten aufgrund ihrer germano-slawischen Kultur der nationalsozialistischen Ideologie als minderwertig und es herrschte ein virulenter Rassismus seitens der „Reichsdeutschen“ gegenüber der oberschlesischen Bevölkerung.7 Eine gegenläufige Ansicht vertrat allerdings der Bund Deutscher Osten (BDO). Als einer der wichtigsten deutschen nationalistischen Vereinigungen und Exponenten der „Volkstumspolitik“, betonte er die „deutschen Wurzeln“ der oberschlesischen Bevölkerung:

"Es gibt daher keine polnisch sprechenden Oberschlesier. Der Oberschlesier gebraucht entweder die deutsche Sprache oder insbesondere auf dem Land oder Zuhause eine Mischsprache, die zwar ursprünglich vom Polnischen herkommt aber jahrhundertelang gar keine Verbindung mehr zum Polnischen hat und sehr stark mit deutschen Wörtern gemischt ist, so dass sie eine eigene Mischsprache, die auch Wasserpolnisch genannt wird, anzusehen ist. [...] Dieser sprachliche Zustand hat auf die Gesinnung des Oberschlesiers gar keinen Einfluss. Er denkt deutsch wie jeder andere Deutsche. Er ist völlig in das deutsche Volkstum hineingewachsen [...]."8

Schon vor Kriegsausbruch wurde in Oberschlesien ein Diskurs darüber geführt, was denn deutsch sei. Hitler, der die Zukunft Deutschlands in jenem Osten sah, hatte schon immer für eine Germanisierung plädiert, „die nur am Boden vorgenommen werden [kann], [...] niemals an Menschen.“9 Damit wird deutlich: Die Fragen der Bevölkerungspolitik mussten mit der Annexion Ostoberschlesiens 1939 komplexer werden und die gefundenen Antworten umso radikaler.

1.1 Fragestellung

Die Fragestellung, der im weiteren Verlauf dieser Arbeit nachgegangen werden soll, knüpft an das Zitat Hans Franks an und richtet sich auf den Prozess der Segregation der Bevölkerung im Regierungsbezirk Kattowitz, dem östlichen erweiterten Teil Oberschlesiens. Konkret soll eine Antwort darauf gegeben werden, welche Bevölkerungsgruppen im Rahmen der deutschen Besatzungspolitik als zugehörige und auszuschließende bestimmt wurden.

Da es im Entscheidungsfindungsprozess, wie auch in der Praxis der Segregation, immer wieder zu Revisionen ursprünglicher Konzepte kam und oftmals schon vor großangelegten Planungen vollendete Tatsachen geschaffen worden waren, muss die Antwort auf diese Frage zugleich der Prozesshaftigkeit der Bevölkerungspolitik im Zeitraum 1939 bis 1945 Rechnung tragen. Ein Fokus dieser Arbeit wird dementsprechend auf dem Verlauf der zeitgenössischen Kontroverse um die Frage nach den zu integrierenden Bevölkerungsteilen liegen. Dabei soll direkt Bezug auf die bisherige Historiographie genommen werden, denn gerade in der Analyse dieses Konflikts wird deutlich, dass die in der Historiographie oftmals gemachte idealtypische Unterscheidung nationalsozialistischer Akteure in Pragmatiker und Ideologen, sowie in rationale und irrationale Maßnahmen, kein geeignetes heuristisches Mittel zum Verständnis der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik darstellt.10

Des Weiteren soll die Bevölkerungspolitik in einen Rahmen eingebettet werden, der es ermöglicht sie zu verstehen und zu beurteilen. Hierzu bezieht sich diese Arbeit auf einen Impuls Götz Alys, der in seiner Monographie „Endlösung“ im Kapitel „Elemente der Entscheidung zum Holocaust“ die „Nazi-Ideologie“ als „in sich geschlossene^] biologistische[s] Gesamtsystem“11 interpretiert, welches eine Hierarchisierung aller Menschen nach biologistischen Kriterien impliziert. Die Logik dieses Systems sei demnach in Übereinstimmung mit Franks Zitat: „Alles, was den Lebensinteressen der Höherwertigen nützt, darf und soll getan werden - nötigenfalls zum Nachteil der Minderwertigen."12 Hier greift Aly die Konzeptionen Michel Foucaults auf, der zufolge „das Abendland seit dem klassischen Zeitalter eine tiefgreifende Transformation [...] [der] Machtmechanismus erlebt“13, die sich schließlich in der von ihm betitelten „Bio-Macht“ manifestiert. Ingo Haar14 und Michael Wildt15 nehmen diese Ansätze auf und machen deutlich, warum es sinnvoller ist von Bio-Politik, als von gewöhnlicher Bevölkerungspolitik zu sprechen. Darauf wird ausführlich im Kapitel „Theoretischer Rahmen und Methodik“ eingegangen.

1.2 Aufbau der Arbeit

Der Aufbau der Arbeit soll sowohl die strukturelle Gliederung der Maßnahmen widerspiegeln, als auch der chronologischen Abfolge der Ereignisse Rechnung tragen. Nach der Darlegung des theoretischen Rahmens und des methodischen Vorgehens, bildet die Einordnung in den Untersuchungsgegenstand den Ausgangspunkt der empirischen Untersuchung. Beginnen wird diese mit einer Skizzierung jenes Entscheidungsprozesses, der zum Überfall auf Polen und der Gewaltexzesse der ersten Kriegstagen führte, denn in diesen Zeitraum fällt die erste Unterteilung der Bevölkerung, vor allem durch die Einsatzgruppen (Kapitel 3.1). Das darauffolgende Kapitel stellt die Spezifika der Machtkonstellation in den eingegliederten polnischen Gebieten dar, die den Verlauf der Besatzungspolitik entscheidend beeinflussten. Daher werden in zwei Unterkapitel die Ausweitung des SS-Apparates umrissen und die zentrale Machtposition der Institution des Gauleiters/ Oberpräsidenten erörtert (Kapitel 3.2).

Die konkrete Untersuchung der Fragestellung beginnt mit der Interpretation der räumlichen Segregation der Bevölkerung als unmittelbare und praktische Umsetzung der bereits dargestellten Prämissen (Kapitel 4.1). Hier soll diskutiert werden, inwieweit bereits die Grenzziehung den Entscheidungsprozess der Folgezeit beeinflusst hat. Der erste Unterpunkt geht auf die Grenzziehung nach außen zum Generalgouvernement und zugleich nach innen, zwischen Ostoberschlesien und den damit geschaffenen Oststreifen, ein (Kapitel 4.1.1 und Kapitel 4.1.2). Mit dem Ziel die Einheit „positiver“ und „negativer“ Bevölkerungspolitik zu erhellen, sowie die Wirkmächtigkeit der bevölkerungspolitischen Maßnahmen darzustellen, wird daraufhin die Deportationspraxis untersucht (Kapitel 4.1.3).

Der Hauptteil der Arbeit widmet sich dem Prozess der Erfassung der Bevölkerung im Regierungsbezirk Kattowitz (Kapitel 4.2). Die im Zuge der Erfassung geführten Diskurse, sowie die Erfassungspraxen selbst, die bereits 1939 begannen, führten zu der endgültigen Einteilung der Bevölkerung. Die Analyse dieses Prozesses soll daher zum größten Teil die empirischen Befunde liefern, die eine Klärung der Fragestellung, welche Bevölkerungsteile integriert und welche ausgeschlossen wurden und werden sollten, erlauben. In chronologischer Folge werden die einzelnen Maßnahmen der Hierarchisierung der Bevölkerung durch Erfassung aufbauend aufeinander dargestellt. Beginnend mit der Kontroverse um die Staatsangehörigkeit 1939 (Kapitel 4.2.1), wird die Einwohnererfassung vom Winter 1939/40 analysiert (Kapitel 4.2.2), worauf die Darstellung einer weiteren Kontroverse, der Frage nach dem Selektionsverfahren, folgt (Kapitel 4.2.3). Daran anschließend kam es zu einer regional-spezifischen Initiative des Gauleiters Bracht, der sogenannten „Polenliste“, welche Thema des Kapitels 4.2.4 ist. Brachts Initiative wurde allerdings aufgrund des zentralen Verfahrens der „Deutschen Volksliste“ (DVL) obsolet. Kapitel 4.2.5 widmet sich dann der Untersuchung und Bewertung des DVL-Verfahrens, welches wohl die wichtigste Maßnahme ihrer Art war.

Die Gesamtheit der Mittel und Maßnahmen, derer sich die deutsche Bevölkerungspolitik im Regierungsbezirk Kattowitz bediente, analytisch dazulegen, ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, weshalb Bereiche wie die rechtliche, materielle und soziale Segregation und Hierarchisierung der Bevölkerung, die Gesundheitspolitik und weitere, nur skizziert werden können. Ebenso muss die Arbeit auf eine Ausarbeitung der Interdependenzen zwischen Wirtschafts­und Bevölkerungspolitik verzichten, wie auf den Einbezug anti-jüdischer Politik. Das Hauptaugenmerk wird auf den durch die deutschen Besatzer potentiell integrierbaren Bevölkerungsteilen liegen. Der jüdischen Bevölkerung waren keinerlei Möglichkeiten einer Integration in die deutsche „Volksgemeinschaft“ gegeben.

Eine Schwierigkeit dieser Arbeit liegt in dem Rückgriff auf Regionalstudien. Die deutsche Forschung beschäftigte sich bisher kaum mit dem Regierungsbezirk Kattowitz. Eine Ausnahme bildet die ausführliche Arbeit von Sybille Steinbacher16, die sich intensiv mit der Siedlungs- und „Judenpolitik“ in Ostoberschlesien beschäftigt. Allerdings richtet sie den Fokus ihrer Untersuchung auf das Konzentrationslager (KL) Auschwitz und geht weniger auf die Deutsche Volksliste, als vielmehr auf die Deportationspolitik der deutschen Besatzer ein. Des Weiteren ist Valentina Stefanski17 zu nennen, die sich in zwei Aufsätzen vor allem auf die Untersuchung des „Arbeitseinsatzes“ und der Zwangsarbeit konzentriert und dabei zu zeigen versucht, dass ideologische und ökonomische Prämissen kontinuierlich in Konflikt traten. Ihre Ausführungen zur

Deutschen Volksliste sind daher sehr fruchtbar für diese Arbeit. In der polnischen Historiographie wurde der Regierungsbezirk Kattowitz ausführlich behandelt, diese Studien sind bisher jedoch größtenteils nur im polnischen Original verfügbar. Lediglich einige Arbeiten Ryszard Kaczmareks sind auch in deutscher Sprache veröffentlicht.18

1.3 Forschungsstand

Den Anknüpfungspunkt dieser Arbeit bildetet eine historiographische Debatte um die Einordnung und Beurteilung der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik in Westpolen, die im Folgenden erörtert werden soll. Zwar hat die Forschung zum Nationalsozialismus eine nunmehr unüberschaubare Reihe an Publikationen mit unterschiedlichen Ansätzen, Perspektiven und Untersuchungsgegenständen hervorgebracht,19 jedoch weist die deutsche Forschungsliteratur bezüglich der Besatzungspolitik in West-Polen bis in die 90er Jahre starke Mängel auf. Wie Bernd Martin richtig konstatiert, wurde dieses Feld „der amtlichen Geschichtsschreibung der westdeutschen Vertriebenenverbände oder sozialistischen Historiker in der DDR überlassen.“20 Dies trifft im besonderen Maße auf den Regierungsbezirk Kattowitz zu, für den bis heute keine ausführliche wissenschaftliche Einzeluntersuchung vorliegt, sondern bis auf wenige Ausnahmen vielmehr romantisierende, undifferenzierte, bis hin zu schlichtweg falschen Darstellungen ehemaliger „Oberschlesier“ oder „Vertriebener“ die Publikationen dominieren.21

Für die vorliegende Arbeit war es zunächst unerlässlich, den Fokus auf die Besatzungspolitik in Polen generell zu richten und daher die weitgehend als Standardwerk anerkannten Monographien von Martin Broszat22 und Czeslaw Madajczyk23 als Ausgangspunkt zu nehmen. Bei Broszat fälltjedoch eine relativ unscharfe Analyse der deutschen Besatzungspolitik im Regierungsbezirk Kattowitz, bzw. in Oberschlesien, auf. Er erklärt die Gauleiter und Oberpräsidenten Wagner, bzw. Bracht, zu den entscheidenden Exponenten der deutschen Besatzungspolitik, wobei er Wagner eine „kritische Haltung“24 gegenüber dem Deportationsprogramm unterstellt, ihn unter Hitlers Gauleitern für einen „der besten und sachlichsten“25 hält und zeichnet damit ein „auffallend undifferenziertes Bild“26. Broszat stilisiert Wagner und den ihm untergebenen Verwaltungsapparat sowie das Reichsministerium des Innern (RMdl) zu pragmatischen Bürokraten27, die im Kontrast zum Terror der SS und dem Gauleiter Arthur Greiser, dem Vertreter einer „energischen Polenpolitik“28, stünden. Bereits hier zeichnet sich der historiographische Trend ab, den Gerhard Wolf als „Dualismus“ bezeichnet, der „Pragmatiker gegen Ideologen in Stellung bringt“29.

Entgegen Broszats These, argumentiert Madajczyk, dass nicht unbedingt die Gauleiter und Oberpräsidenten in Schlesien, bzw. Oberschlesien als die bestimmenden Faktoren nationalsozialistischer Politik angesehen werden sollten, sondern dass vielmehr die wirtschaftliche Situation die integrative Bevölkerungspolitik und damit das Abrücken von den ursprünglichen Plänen bedingte.30 Demnach erklärt sich die Diskrepanz zwischen dem Programm der deutschen Besatzer und den schließlich umgesetzten Maßnahmen aus den durch den Kriegsverlauf bedingten Korrekturen.31 Zwar ist dieser These tendenziell zuzustimmen, allerdings fehlen Madajczyks Ausführungen zum einen eine deutliche Verknüpfung der Integrations- und Exklusionspolitik, also jener Schritte, welche von der Zivilverwaltung unternommen worden sind, um dennoch eine „erfolgreiche Germanisierung“ Ostoberschlesiens zu gewährleisten. Zum anderen wird bei Madajczyk nicht klar, wie eine derartig inklusive Bevölkerungspolitik in Ostoberschlesien seitens der nationalsozialistischen Verantwortlichen gerechtfertigt werden konnte. Bei ihm erscheint Gauleiter und Oberpräsident Bracht als ein Akteur nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik, der zwischen den Vorgaben Himmlers und den kriegswirtschaftlichen Anforderungen vermittelnd in Erscheinung trat.32 Dabei werden bei Madajczyk Brachts herrschaftsrationale Anstrengungen nicht deutlich, die in der Integration der Bevölkerung in Ostoberschlesien bei gleichzeitigem Ausschluss der Bewohner des sogenannten „Oststreifens“ bestanden und wirksame Maßnahmen zur „Rückdeutschung“ Oberschlesiens bedeuteten.

Den Ausführungen Broszats und Madajczyks, bezüglich des Regierungsbezirks Kattowitz, ist es gemein, dass sie das Bild einer „milden“, den Umständen geschuldeten, pragmatischen Germanisierungspolitik skizzieren. Unzweifelhaft war die nicht-jüdische und anfangs auch noch die jüdische Bevölkerung des Regierungsbezirks Kattowitz der vollen Härte der deutschen Besatzer nicht in dem Maß ausgeliefert, wie es beispielsweise im Generalgouvernement oder im Wartheland der Fall war. Allerdings darf dabei nicht verkannt werden, dass sich diese Politik - und dies ist einer der zentralen Thesen dieser Arbeit - zu keiner Zeit von ihren rassistischen Prämissen ihrem und ideologischen Boden entfernte. Eine Trennung der Akteure in Ideologen und Pragmatiker verschleiert, ähnlich wie die These von einer den Kriegsanforderungen pragmatisch ausgerichteten Bevölkerungspolitik, ihren ideologischen Charakter.

Eine ähnliche Unterscheidung innerhalb der nationalsozialistischen Politik nehmen Götz Aly und Susanne Heim vor.33 In ihren Untersuchungen zu den mittleren Funktionären und Beamten des Nationalsozialismus, welche mit den ökonomischen und sozialpolitischen Planungen in Osteuropa betraut waren, stellen sie die These auf, dass diese Pläne einen „im technokratischen Sinn rationalen Kern“34 aufweisen. Ungeachtet ihres Verdienstes, eine bis dahin wenig beachtete Tätergruppe in das Licht der Forschung gerückt zu haben, ergeben sich bei einer solchen Formulierung Schwierigkeiten, das Verhältnis zweckmäßig rationaler und irrationaler ideologischer Handlungen wirklich fassbar zu machen. Es bleibt bei Aly und Heim eine Lücke bestehen, indem sie von einem grundsätzlichen „Interessenskonflikt zwischen 'vernünftigen Planern' und Rassenfanatikern“35 ausgehen.

Dem entgegen vertritt Ulrich Herbert die These, dass Aly und Heim von einer „falschen Vorstellung von 'Rassismus'“36 ausgehen.37 Ihm zufolge sei Rassismus eben nicht eine Art „charakterliche[r] Deformation“38, sondern:

„'Rassismus' ist vielmehr als in sich geschlossenes Weltbild zu begreifen, das mit dem Anspruch auftritt, die Entwicklungen, Widersprüche und Probleme der Welt insgesamt schlüssig zu erklären - und zwar nicht auf Grundlage von Mythen oder Aberglauben, sondern auf wissenschaftlicher, naturwissenschaftlicher Basis; im Kern wäre Rassismus etwa mit 'Biologisierung des Gesellschaftlichen' zu übersetzen.“39

Diese Definition von „Rassismus“ erweist sich als sehr gewinnbringend, bringt sie doch einerseits das Selbstverständnis des Rassismus als einer modernen rationalen Denkrichtung auf den Punkt und skizziert andererseits die Logik, welcher der Rassismus folgt, den Biologismus. Damit wird der Dualismus aus Rationalität und Irrationalität vermieden. Denn die Großraumplanungen und bevölkerungspolitischen Konzepte stehen „nicht in Konkurrenz oder Widerspruch zum nationalsozialistischen Rassismus, sondern sind ein Teil davon [.,.].“40 Man darf sie in der Analyse nicht idealtypisch aus ihrem historischen Kontext lösen, indem man ihnen eine inhärente Rationalität, im Gegensatz zu den irrationalen rassistischen Praktiken vor Ort unterstellt.

Ausführlich wird das Verhältnis von nationalsozialistischer Ideologie in Praxis und Theorie, sowie die Frage nach Rationalität und Irrationalität nationalsozialistischer Politik in Polen erst in der jüngeren Forschung bei Gerhard Wolf dargelegt. In seiner Dissertation löst er diese Trennung dialektisch auf.41 Ausgehend von Götz Alys These, nach der die Ideologie der Nationalsozialisten ihre Wirksamkeit „nicht aus dem isolierten, staatlich gesteuerten Haß gegen Juden oder Geisteskranke, Zigeuner oder Slawen, sondern aus der totalitären Einheit sogenannter negativer und positiver Bevölkerungspolitik“42 gewann, zeigt Wolf, in welchem Maß die Germansierungspolitik in den annektierten Gebieten Polens nicht nur über Exklusion, sondern auch Integration verfuhr. Vor allem bei Letzterem wird bezüglich der Frage nach ihrem ideologischen Gehalt deutlich, dass „in der nationalsozialistischen Germanisierungspolitik [...] eine klare ideologische Frontlinie zu erkennen“ sei, an der sich „völkische und rassische Ideologen gegenüberstanden“.43 Der bisher in der Historiographie unterstellte Pragmatismus inklusiver Maßnahmen als Gegenpol zu ideologisch motivierten Deportationen sollte also vielmehr als zwei Seiten derselben Medaille betrachtet werden.

Diesen Konflikt bettet Wolf, unter Rückgriff auf Arbeiten Sybille Steinbachers, in den herrschaftsrationalen Kontext von Ideologie ein. Steinbacher erkannte, dass das „Deportationsprogramm [...] kein Kriegsexperiment irrationaler Phantasten“ war, sondern, sich vielmehr auf „handfesten machtpolitischen Interessen gründend, [...] das bestimmende politisch­ideologische Leitmotiv der deutschen Besatzungspolitik“44 bildete. Dabei lässt siejedoch integrative Bemühungen sowie die forcierte Ansiedlung ethnisch Deutscher in den annektierten west­polnischen Gebieten außer Acht, welche gleichermaßen konstitutiv mit der „negativen“ Bevölkerungspolitik das politisch-ideologische Leitmotiv bildete, wie in dieser Arbeit zu zeigen sein wird.

John Conelly erörtert den bevölkerungspolitischen Diskurs in vergleichbarer Weise. Er kommt zu dem Schluss, dass aufgrund der allgemeinen und vagen Terminologie und Zielsetzung der nationalsozialistischen „Weltanschauung“ die konkreten Fragen „which 'Slavs' had to be assimilated, destroyed, or displaced“ nur in „the practice of war“45 beantwortet werden konnte. Demnach entwickelte sich die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten gegenüber den Slawen in einem Wechselspiel aus Theorie und Praxis. Dieses Verhältnis soll in dem folgenden Kapitel näher bestimmt werden.

2. Theoretischer Rahmen und methodisches Vorgehen

Im Folgenden soll abgehandelt werden, auf welchem theoretischen Fundament diese Arbeit fußen wird. Da die Frage nach der Ideologie, ihrer Wirkmächtigkeit und Wirklichkeit im Mittelpunkt dieser Arbeit steht, sollen zunächst die essentiellen Punkte des verwendeten Ideologiebegriffes von Louis Althusser behandelt werden. Denn der verzerrenden Dichotomie zwischen Pragmatikern und Ideologen liegt meines Erachtens in Übereinstimmung mit Wolf, ein unangebrachter Ideologiebegriff zugrunde.46 Nach der Skizzierung der omnihistorischen Struktur und Funktionsweise von Ideologie nach Althusser, wird die Ideologie des Nationalsozialismus in ihren konkreten historischen Rahmen eingebettet. Dabei werde ich mich auf Foucaults Konzeption der „Bio-Macht“ beziehen und anknüpfend an Aly und Wildt die nationalsozialistische Ideologie im Regierungsbezirk Kattowitz als „Bio-Politik“ interpretieren. So soll die theoretische Basis gelegt werden, um zu einem fruchtbaren Umgang mit der Fragestellung zu gelangen.

2.1 Der Ideologiebegriff nach Althusser

In seinem Aufsatz „Über die Ideologie“, legt Althusser den Grundstein für eine materialistische Theorie der Ideologie. Er verwirft die „positivistisch-historistischen“ Thesen von Marx aus dessen Frühschrift „Die deutsche Ideologie“47, in der Ideologie als eine „imaginäre Konstruktion gedacht“48 wird, welche die reale Welt durch eine irreale Vorstellung ersetzt, und entwirft eine eigene Theorie der Ideologie. Es geht hier um Ideologie im Allgemeinen, also um die Struktur und Funktionsweise, die aller Ideologie gemein ist. Entgegen Marx ist Althusser der Auffassung, dass Menschen in der Ideologie nicht ihre Umwelt imaginieren, sondern ihm zu Folge ist es vor allem das „Verhältnis [der Menschen] zu diesen Existenzbedingungen, das in der Ideologie vorgestellt wird.“49 Folglich bestimmt Ideologie vielmehr die Art und Weise, wie das Subjekt die Wirklichkeit bewertet, sich zu ihr verhält, was es von ihr wahrnimmt, etc., als dass sie, wie bei Marx, eine pure Illusion der Wirklichkeit selbst konstruiert. Was allerdings gemeinsam bleibt ist, dass Ideologie immer ein Abweichen von objektiver Wahrheit bedeutet. Ideologie „imaginiert“ und „verzerrt“ das objektiv Reale, lediglich ist bei Althusser der Grund für diese Imagination der Wirklichkeit in der Ideologie der imaginäre Charakter des ideologischen Verhältnisses des Subjekts zu der realen Welt.

Indem Althusser Ideologie an die Nahtstelle zwischen Subjekt und Außenwelt setzt und sie nicht ausschließlich im Sinne einer Imagination von Wirklichkeit versteht, wird Ideologie explizit als dynamischer Prozess verstanden. Als ein solcher ist Ideologie immer wieder der Dialektik von Subjekt und Objekt unterworfen, wodurch sie sich verschiedentlich artikulieren kann und Wandlungen unterliegt. Sie ist damit kein festgefügtes, abgeschlossenes System, sondern hat innerhalb ihrer Grundprämissen einen spezifischen Horizont. Dadurch, dass Ideologie das Verhältnis des Subjekts zu der realen Welt bestimmt, verzerrt sie diese zwar auch, aber als Verhältnis bildet sie eine Synthese aus Subjekt und verzerrter Realität.50

Nun stellt sich die Frage, wie sich Ideologie artikuliert. Damit kommt Althusser zu seiner zweiten These: „Die Ideologie hat eine materielle Existenz“.51 Wie bereits angedeutet, besitzt ideologische Theorie ihr praktisches Korrelat, gleichwohl ist diese These missverstanden, wenn man hier ein einseitiges Verhältnis postuliert sieht. Denn Ideologie bedingt nicht ideologische Praxis, sondern sie ist diese Praxis. Althusser wendet sich hier gegen einen seinerzeit vorherrschenden Ideologiebegriff, der Ideologie als ideelle Vorstellung, als „Idee“, begriff und daher innerhalb einer Dichotomie zwischen den Handlungen und Überzeugungen eines Subjekts unterschied.52 Sein Ansatz legt den Fokus vielmehr auf den empirischen Gehalt von Ideologie und fasst diesen als Materialität. Diesen Begriff legt er im weitesten Sinne aus und schließt damit verschiedene Modalitäten von Materialität mit ein. In Bezug auf Christentum als Ideologie würde Materialität beispielsweise implizieren:

„Die Materialität einer Ortsveränderung, um zur Messe zu gehen, eines Kniefalls, einer Geste der Bekreuzigung oder des mea culpa, eines Satzes, eines Gebetes, einer Reue, einer Buße, eines Blicks, eines Händedrucks, einer nach außen gerichteten Rede oder einer nach 'innen' gerichteten Rede[...].“53 Ideen und Vorstellungen - damit auch Ideologie - werden aus dem ideellen Raum in die konkrete Empirie versetzt.

Ein weiteres wichtiges Element des Ideologiebegriffes Althussers ist seine Funktion. So steht sie nicht allein und ist reiner Selbstzweck, sondern steht vielmehr im Dienste der herrschenden Ordnung und ist mit dieser verwoben. Ideologie erhält Herrschaft aufrecht und reproduziert sie.

Auch Wolf hat in seiner Studie zur Bevölkerungspolitik in Westpolen an diesem Ideologiebegriff angesetzt und ihn mit Žižek als eine „komplexe reflexive Bewegung auf retroaktiver 'autopoietischeť Grundlage“54 verstanden. Demnach erschafft sich Ideologie in einem dialektischen und performativen Prozess aus sich selbst heraus immer wieder neu, der wiederum rückwirkend auf die Ausgangslage wirkt. Vereinfacht gesagt könnte man zusammenfassen: Die Praxis selbst schafft die Voraussetzungen für die theoretische Grundlage, wie auch gleichwohl ideologische Überzeugung ihre Praxis bedingt. In der Historiographie zum Nationalsozialismus wurde dieses Verhältnis oftmals einseitig durch Betonung der theoretischen Ideologie einzelner Akteure (Intentionalismus) oder durch vornehmliche Analyse der Strukturen (Funktionalsten) aufgelöst.55 Ideologie soll hier im Gegensatz dazu als die retroaktive Synthese praktischen und theoretischen Handelns von in Strukturen eingebetteten Akteuren gedacht werden.

Für die Frage nach dem ideologischen Gehalt nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik ergeben sich dadurch folgende Konsequenzen:

1. Da Ideologie in erster Linie als Verhältnis verstanden wird, das in seiner Dialektik seine Dynamik entfaltet, stellt Ideologie kein starres Gedankengebäude dar, an dem sich Realität zu messen habe, sondern muss als sich immer wieder neu entwerfendes, prozesshaftes System verstanden werden. Dichotomien zwischen Plänen der deutschen Besatzer und deren Umsetzung erscheinen so als korrelative Transformationen, Regressionen oder auch dynamisierende Katalysatoren ideologischer Herrschaftsausübung. Anstatt aufzuzeigen ob, oder wie groß die Diskrepanz zwischen Planung und Umsetzung nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik war, wird es Aufgabe sein zu zeigen, in welchen Formen sich das Verhältnis der nationalsozialistischen Akteure zu der Bevölkerung während des Selektions­und Segregationsprozesses empirisch manifestiert.

2. Die Materialität der Ideologie äußert sich unter anderem an den Staatsapparaten. Das bedeutet, dass eine Untersuchung der spezifischen nationalsozialistischen Institutionen, die in den besetzten Gebieten Westpolens entstanden, unerlässlich ist um die Segregation der Bevölkerung als eine ideologische identifizieren zu können.

3. Die These in der Historiographie, nach der in „Pragmatiker“ und „Ideologen“ unterschieden wird, erscheint unter diesen Gesichtspunkten als höchst fragwürdig. Denn Pragmatiker als Herrschaftsausübende müssten sich dann den Strukturen ideologischer Herrschaft entziehen können. Das Gegenteil solljedoch gerade mit dieser Konzeption nahegelegt werden.

2.2 Rassismus und Bio-Politik

Die Ideologie des Nationalsozialismus zeichnet sich vor allem durch einen spezifischen Rassismus aus. Rassismus wird im Zuge dieser Arbeit wie bereits erwähnt mit Herbert als die „Biologisierung des Gesellschaftlichen“ verstanden. Das bedeutet unter anderem, dass in der Weltanschauung des Nationalsozialismus Menschen, welche in „Völker“ und „Rassen“ kategorisiert waren, dem nationalsozialistischen Selbstverständnis nach biologisch hierarchisiert wurden. Aly führt dies wie folgt aus:

"Demnach sind alle Menschen - auch die der 'Herrenrasse' - biologisch ungleich. Sie werden deshalb auf einer offenen Skala in Höher- und Minderwertige eingeteilt. Die Vermischung der einen mit den anderen ist zu verhindern, weil die Minderwertigen eine Gefahr bilden. Die Zahl der Minderwertigen muß durch staatliche Steuerung möglichst gering gehalten werden. Eheschließung und Reproduktion der Höherwertigen sind zu fördern - nach biologischen Kriterien, jenseits aller tradierten sozialen Schranken. Alles, was den Lebensinteressen der Höherwertigen nützt, darf und soll getan werden - nötigenfalls zum Nachteil der Minderwertigen."56

Die Ideologie des Nationalsozialismus basierte demzufolge auf einer rassistischen, völkischen Überzeugung, bei der vor allen Dingen nicht nur Individuen, sondern insbesondere Rassen katalogisiert, kategorisiert und hierarchisiert wurden. Zum besseren Verständnis der völkisch­rassischen nationalsozialistischen Ideologie wird im Folgenden die vorangegangene politisch­ideengeschichtliche Entwicklung in Europa nachgezeichnet, welche ihr den Boden bereitete, um sich unter anderem im Regierungsbezirk Kattowitz zu manifestieren.

Wildt zufolge begann sich ein Prozess der Ethnisierung und Biologisierung der Gesellschaften in Europa ab dem Ende des 19. Jahrhunderts abzuzeichnen. Während die Nation des 18. und 19. Jahrhunderts sich primär als Rechtsgemeinschaft, deren Identität in erster Linie eine politische war, verstand, griffen völkische Bewegungen vermehrt, vor allem nach dem Ersten Weltkrieg auf genealogische und schließlich genetische Eigenschaften als Charakteristika ihre Gruppenidentität zurück, wie - eingangs skizziert - beispielsweise in Oberschlesien.57 Die Neugestaltung Europas nach dem Ersten Weltkrieg tendierte oftmals zur ethnischen Homogenisierung innerhalb staatlicher Organisation.58 Der Gedanke eines homogenen Volkes als genealogische Gemeinschaft innerhalb eines territorialen Staatsgebietes manifestierte sich im Gegensatz zum Volk im nationalstaatlichen Sinn als demos, „für das Rechtsgenossenschaft und staatsbürgerliche Gleichheit kennzeichnend sind“, in der Idee eines Volks als ethnos, „in dem imaginierte Abstammungsgemeinschaften, Geschichtsmythen, Phantasmen von gemeinschaftlichen Blut und Boden miteinander verknüpft werden.“59

Die Biologisierung der Gesellschaft radikalisierte sich schließlich im Rassenantisemitismus, als im Zuge des Ersten Weltkrieges „Nationalismus und Antisemitismus [...] bei den Mittelmächten eine verhängnisvolle Allianz“ eingingen.“60 Diese rassische Form der Differenzierung erlaubt es über den genealogischen Rahmen hinauszugehen und ahistorische, biologische Kriterien zu Bedingungen der Zugehörigkeit und des Ausschlusses zu bestimmen. Die „entscheidende Zäsur, die das Volk von der Nation trennt“61 wird durch den Biologismus gesetzt. Die nationalsozialistische „Rassenation“62 definierte demnach ihr Staatsterritorium nicht mehr nach staatsrechtlichen Grundsätzen, sondern Territorium und Volk treten nach „Lebensgesetzen“63 in einen Zusammenhang und formen den „Lebensraum“.64 Diese Homogenitätsvorstellungen wurden im bürgerlich-konservativen und völkisch-nationalistischen Milieu in den Bevölkerungs­wissenschaften ab Ende des 19. Jahrhunderts sozio-biologistisch fundiert. Demnach bestand für diese wissenschaftlichen Kreise ein Zusammenhang zwischen den biologischen Qualitäten und den sozialen Verhältnissen von Menschen, die sie auf die genetische Disposition menschlicher „Rassen“ zurückführten.65 Dieses „Rassenparadigma“, das in den Gesellschaftswissenschaften der 30er Jahre weit verbreitet war, stellt nicht unbedingt ein deutsches Spezifikum dar. Das besondere in Deutschland war nicht die Ideologie selbst, sondern dass sie „zum zentralen Prinzip eines modernen Staates“66 wurde.

Festzuhalten bleibt, dass die nationalsozialistische Ideologie sich auf einem Rassismus gründet, der nach genealogischen und genetischen Kriterien Bevölkerungsgruppen selektiert und hierarchisiert. Ziel soll es demnach sein, das deutsche Volk und die germanische Rasse zu homogenisieren, also von allen „fremdvölkischen Elementen“ zu separieren. Zugehörigkeit wird demgemäß primär biologisch bestimmt. Die Förderung des Volkes und der Rasse werden damit handlungsleitende Maximen. Dabei treten Volk und Raum in einen synthetischen Kontext: Das als „Lebensraum“ definierte Territorium, steht dem deutschen Volk qua „Lebensgesetzen“, also darwinistischen Entwicklungsgesetzen, zu.

Dieser politisch-ideengeschichtliche Prozess der Biologisierung des Gesellschaftlichen begleitete eine technischen Entwicklung, die Foucault zufolge eine andersartige Form der herrschaftlichen Machtausübung bedingte. Nach Foucault setzte im 17. Jahrhundert eine Transformation der Machtmechanismen ein. Während bis dahin herrschaftliche Macht sich in erster Linie negativ, durch das Recht „sterben zu machen oder leben zu lassen“67 artikulierte, entwickelte sich das Instrumentarium der Machtausübung derart, dass er von einer neuen Art der Macht spricht: der „Bio-Politik“.68 Der technische Fortschritt in der Medizin, Biologie, in den Sozialwissenschaften, etc. ermöglichte nun der Machtausübung auf völlig andere Mittel zurückzugreifen, so dass das erwähnte alte Recht abgelöst wurde „von einer Macht, leben zu machen oder in den Tod zu stoßen.“69 Während das alte Recht primär über den Tod Macht ausübte, so ist es nun aufgrund neuer Technologien möglich, das Leben selbst direkt zu steuern.

Geburtenkontrolle, Fertilitätsraten, Hygiene, Seuchenbekämpfung, Demographie, etc. fungieren in dem Sinne als Technologien der Macht, um Leben zu regulieren, es wachsen zu lassen oder zu dezimieren. Leben kann nun bewusst gefördert werden, kalkuliert gehemmt oder kontrolliert verändert werden. Mit dem Aufkommen dieser Technologien geschieht es, dass „zum ersten Mal [...] sich das Biologische im Politischen [reflektiert].“70 Die nackte biologische Existenz wird nunmehr eine politischen Disposition, oder wie Foucault sagt: „Weit mehr als das Recht ist das Leben zum Gegenstand der politischen Kämpfe geworden [,..].“71 Adressat dieser Biopolitik ist schlichtweg die Bevölkerung, welche den Maßnahmen und Eingriffen in die „Fortpflanzung, die Geburten- und Sterblichkeitsrate, das Gesundheitsniveau, die Lebensdauer, die Langlebigkeit“72 unterworfen ist. Eine derartige Politik setzt sich zur Aufgabe, menschliches Leben nach biologischen Kriterien nicht nur zu erhalten, sondern vielmehr es zu steigern. Es geht um die „vollständige^] Durchsetzung des Lebens [,..].“73 Die Bevölkerung ist demnach einer ständigen Selektion unterworfen, welche eine biologische Optimierung anstrebt.

Für diese Logik stellt der Nationalsozialismus sich als deutlichster Exponent dar, was deutlich wird wenn beispielsweise Hitler 1943 zu Rauschning sagte: "Wer den Nationalsozialismus nur als politische Bewegung versteht, weiß fast gar nichts von ihm. Er ist mehr noch als Religion: Er ist der Wille zur neuen Menschenschöpfung"74 Diese neue „Menschenschöpfung“ sollte durch eine große Bandbreite sozialpolitischer Maßnahmen erreicht werden. Zwangssterilisationen, Massenmorde durch „Euthanasie“, etc. einerseits, wie Mutterschaftskreuz, Lebensbom etc. andererseits, dienten der Verwirklichung der oben dargestellten Prämissen und „lassen den Nationalsozialismus zweifellos als das mörderischste biopolitische Regime erscheinen.“75 Dabei bedingen sich Förderung und Integration und Vernichtung und Exklusion gegenseitig.

Das nationalsozialistische System als biopolitisches Regime verstanden kann nun im Zusammenhang mit dem erläuterten materialistischen Ideologiebegriff als eine Durchsetzung der Ideologie bis in die privatesten Bereiche menschlichen Lebens verstanden werden. Der foucault'schen Losung: leben zu machen oder in den Tod zu stoßen entsprechend, wurde die Ausrichtung eines gesamten Staatsapparates von dem Paradigma des Biologischen geleitet. Dies machte beispielsweise Alfred Rosenberg 1932 deutlich, als er versuchte die Weltanschauung seiner Partei auf einen Punkt zu bringen:

„Die nationalsozialistische Weltanschauung ging aus von der Überzeugung, daß Blut und Boden das Wesentlichste des Deutschtums ausmachten, daß von diesen beiden Gegebenheiten aus Kultur- und Staatspolitik getrieben werden müßten.“76

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll im Rahmen der Fragestellung untersucht werden, wie sich die Selektion und Segregation der Einwohner im Regierungsbezirk Kattowitz manifestierte und was für ideologische Dynamiken und Prozesse zu beobachten sind. Die Untersuchung des Selektions- und Segregationsprozesses der Bevölkerung beschränkt sich allerdings nur auf die Maßnahmen der Erfassung, Grenzziehung und Deportation, da weitere wichtige Aspekte der deutschen Biopolitik im Regierungsbezirk Kattowitz, wie die Wirtschaftspolitik, Rechtsetzung, medizinische Versorgung, etc., den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden. Nichtsdestotrotz stellen diese Maßnahmen, wie noch zu zeigen sein wird, das wirkungsvollste und wichtigste Instrumentarium der Besatzungspolitik dar.

3. Genesis der Herrschaft 3.1.Die „Neuordnung der ethnographischen Verhältnisse“

Die Frage die zunächst gestellt werden muss, ist: warum Polen? Es erscheint sehr verwunderlich, dass sich das Deutsche Reich 1939 in einem Bündnis mit der Sowjet Union befand und mit dem Angriff auf Polen, das bis 1938 ein potentieller Verbündeter des „Dritten Reiches“ war, einen Krieg mit Großbritannien auslöste, „während [...] in Mein Kampf das genaue Gegenteil angestrebt“77 worden war. Hitler sei Kershaw zufolge keineswegs ein überzeugter „Polenhasser“ gewesen. Vielmehr wurde seine Slawenfeindschaft, die er als Österreicher vor allem auf die Tschechen richtete, erst durch den Krieg auf Polen gelenkt, während er sich davor kaum für dieses Land interessierte.78

Nach Tooze lässt sich die Entscheidung zum Überfall auf Polen zwar anhand der außenpolitischen Lage des Deutschen Reichs und den Zwängen des europäischen Rüstungswettlaufs teilweise, jedoch nicht vollständig erklären. Um verstehen zu können, was das „Dritte Reich“ dazu bewog, Polen anzugreifen, müsse man die Ideologie Hitlers verstehen.79

Als Hitler am 1. Januar 1939 vor dem Reichstag verlautbarte, dass der "heutige deutsche Volksstaat [...] keine gesellschaftlichen Vorurteile" kenne, sondern nur "Lebensgesetze und Notwendigkeiten"80, so drückte er damit seine Vorstellung von „der Unvermeidlichkeit des 'Volkstumskampfes'“81 aus. Die bereits eingangs erwähnte „neue Menschenschöpfung“, stand aus Sicht der Nationalsozialisten im zwingenden Verhältnis mit der Eroberung neuen „Lebensraums“, die sowohl die Revision des Versailler Vertrages bedeutete, als auch darüber hinaus weisen sollte. Staatsgrenzen definierte man dementsprechend nicht mehr nach staatsrechtlichen Grundsätzen, sondern nach „Lebensgesetzen“. Hitler machte schon in „Mein Kampf“ deutlich, dass es ihm um mehr als Revisionismus oder Revanchismus ging:

„Die Forderung nach Wiederherstellung der Grenzen des Jahres 1914 ist ein politischer Unsinn von Ausmaßen und Folgen, die ihn als Verbrechen erscheinen lassen. [...] Die Grenzen des Jahres 1914 bedeuten für die Zukunft der deutschen Nation gar nichts. In ihnen lag weder ein Schutz der Vergangenheit, noch läge in ihnen eine Stärke für die Zukunft. Das deutsche Volk wird durch sie weder seine innere Geschlossenheit erhalten, noch wird seine Ernährung durch sie sichergestellt, noch erscheinen diese Grenzen, vom militärischen Gesichtspunkt aus betrachtet, als zweckmäßig oder auch nur befriedigend.“82

Seine Vorstellungen für die Sicherung des Fortbestandes des „deutschen Volkes“ sollten auch 1939 und in der Folgezeit weitaus radikaler und weitgehender sein, als es eine bloße Revision des Versailler Vertrages bedeutet hätte. Denn der Nationalsozialismus sah die Hauptaufgabe seines politischen Handelns in der Sicherstellung des Fortbestandes des als genealogische und genetische „Bluts-Gemeinschaft“ definierten „deutschen Volkes“. Entsprechend biologischer

Wachstumsgesetzen konnte diese Existenz, neben der nach innen gerichteten „Reinhaltung“ und „Optimierung“ des „Volkskörpers“, nur in der Ausweitung derselben auf neuem Raum gewährleistet werden.

Dass Polen allerdings Exerzierplatz für diesen Biologismus werden sollte, war vor 1939 jedoch alles andere als evident. Die Kriegsplanungen richteten sich erst auf Polen, nachdem sich Warschau weigerte zu einem Satellitenstaat des Deutschen Reichs degradiert zu werden. Tooze weist vor allem auf den Zwangscharakter und der selbst verschuldeten scheinbaren Alternativlosigkeit der nationalsozialistischen Außenpolitik hin. Diese verstand sich in erster Linie als Kampf gegen das „Weltjudentum“ und den „Auserwählten des Weltjudentums“, Präsident Roosevelt, der in Hitlers Augen alles in die Wege geleitet hätte, um Deutschland zu vernichten.83

Im Folgenden solljedoch nicht den außenpolitischen Konstellationen nachgegangen werden, sondern vielmehr die Andersartigkeit des Krieges gegen Polen, schon von Beginn der Planungen im Frühjahr 1939, im Gegensatz zum Einmarsch in Österreich, in das Sudetenland, Memelgebiet oder in die Tschechische Republik, beleuchtet werden.84 Durch die Absage Warschaus und den Einbezug Polens in das westliche Bündnissystem rückte ab Mai 1939 die Zerschlagung Polens immer weiter in den Fokus von Hitlers Überlegungen und Polen wurde zur Zielscheibe des „Volkstumskampfes“. Dazu machte er am 23. Mai deutlich, dass „Danzig [...] nicht das Objekt [ist], um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraums im Osten.“85 Der Überfall auf Polen am 1. September 1939 sollte die „endgültige Sicherung der Lebensgrundlage des deutschen 'Volkes', die Schaffung von 'Lebensraum im Osten'.“ bedeuten.86 Um das Leben der „Deutschen“ im Sinne des nationalsozialistischen Biologismus zu sichern, zu fördern und wachsen zu lassen, musste Polen und die polnische Bevölkerung weichen oder sich versklaven lassen.87 Im Dienste der Rassen- und Lebensraumideologie verwandelten die Deutschen „Polen in ein Totenhaus [.. .].“88

Es scheint, dass es bezüglich der Bevölkerung in Osteuropa weniger um die Frage ging, wer zu verdrängen, vertreiben und zu vernichten sei, als vielmehr darum, dass „Lebensraum“ gewonnen werde. Ungeachtet des virulenten Rassismus gegenüber Slawen im Deutschen Reich89, begann der Antipolonismus in Deutschland erst mit der Aufkündigung der Nichtangriffserklärung am 28. April 1939 zu florieren. Das Konzept des „Lebensraums im Osten“ implizierte das Wachsen der deutschen Bevölkerung nach Osteuropa, doch die Frage, was dieser Osten konkret sei und welche Bevölkerungsgruppen assimiliert, umgesiedelt oder vernichtet werden sollten, konnte nur in der Praxis beantwortet werden.90

Der andersartige Charakter dieses Krieges drückte sich schon in den unmittelbaren Kampfhandlungen selbst aus. Dass weitgehende Annexionen durchgeführt werden sollten, war ab März 1939 klar, als Hitler den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Walther von Brauchitsch wissen ließ:

„Polen soll dann so niedergeschlagen werden, daß es in den nächsten Jahrzehnten als pol.[itischer] Faktor nicht mehr in Rechnung gestellt zu werden brauchte. Der Führer denkt bei dieser Lösung an eine vom Ostrand Ostpr.[eußens] bis zur Ostspitze Schlesiens vorgeschobene Grenze.“91 Wie dieser Grenzverlauf aber konkret aussehen sollte blieb bis Anfang 1940 unklar. Zentral war hier die Expansion des deutschen ethnos, der deutschen „Volksgemeinschaft“ nach Osten, die polnische Bevölkerung sollte daher weichen. Dies machte Hitler vor den Spitzen der Wehrmacht am 22. August 1939 deutlich:

„Herz verschließen gegen Mitleid. Brutales Vorgehen. 80 Mill. Menschen müssen ihr recht bekommen.

Ihre Existenz muß gesichert werden. Der Stärkere hat das Recht. Größte Härte.“92 Bei der Umsetzung des nationalsozialistischen Sozialdarwinismus in Polen setzte Hitler aber nicht ausschließlich auf die Wehrmacht. Himmler und Heydrich arbeiteten seit Mai 1939 eifrig an den Vorbereitungen zur Schaffung des neuen „deutschen Lebensraumes“.93 Dies gab Hitler auch unmissverständlich der Wehrmacht bekannt:

„So habe ich, einstweilen nur im Osten meine Totenkopfverbände bereitgestellt mit dem Befehl, unbarmherzig und mitleidslos Mann, Weib und Kind polnischer Abstammung und Sprache in den Tod zu schicken. Nur so gewinnen wir den Lebensraum, den wir brauchen. [...] Polen wird entvölkert und mit Deutschen besiedelt.“94

Neben der Wehrmacht, die „auf die Regeln des Kriegsvölkerrechts allenfalls 'sinngemäß' Rücksicht“95 nehmen sollte, waren für diesen Krieg sechs Sonderkommandos bereitgestellt worden, deren Einsatz „bezeichnenderweise als 'Unternehmen Tannenberg' firmierte [,..].“96 In Anspielung auf die Schlacht von 1914, fungierte unter anderem der Revanchismus, neben der „Lebensraum­Doktrin“, als Legitimation für die Einsatzgruppen. Ihr rücksichtsloses und brutales Vorgehen sollte von vornherein die Grundlage der „rassischen Annexion“97 bilden. Zusammengesetzt wurden sie aus verschiedenen Einheiten aus Himmlers SS- und Polizei-Apparat, wie der Sicherheitspolizei (SiPo), des Sicherheitsdienstes (SD) und der Ordnungspolizei, und bildeten in den ersten Kriegswochen als die radikalen Träger der nationalsozialistischen Ideologie das „eigentliche Exekutivorgan der Besatzungspolitik.“98 Die Einsatzgruppen können als ideologische Apparate par excellence betrachtet werden.

Für die „Bekämpfung aller reichs- und deutschfeindlichen Elemente im Feindesland rückwärts der fechtenden Truppe“99, relativ spät am 3. September auf schriftlichen Befehl Himmlers gegründet, wurde die Einsatzgruppe z.b.V. unter SS-Obergruppenführer Udo von Woyrsch im ostoberschlesischen Industriegebiet eingesetzt.100 Zwar unterstanden sie formal der 14. Armee, doch auf Grundlage ihrer Sonderbefehle und da sie „nach Weisung des Führers gewisse volkspolitische Aufgaben“101 durchzuführen hatten, empfingen sie nur Befehle von Himmler und Heydrich.102 Nach dem Einrücken der Wehrmacht nach Ostoberschlesien begann eine Phase des Terrors. Polnische Aktivisten, die sich in der Zwischenkriegszeit im Westverband oder aufständischen Verbänden organisiert hatten, wurden direkt nach dem Einmarsch der Wehrmacht von der Einsatzgruppe z.b.V. zusammen mit dem Volksdeutschen Selbstschutz per Sonderfahndungsbuch, einem Verzeichnis von 61.000 potentiellen deutschfeindlichen und politischen Funktionären, gesucht und verhaftet oder ermordet.103 Die in dem „Sonderfahndungsbuch Polen“ aufgelisteten Personen, waren in der Regel in sozialpolitischen Bereichen, wie beispielsweise Genossenschaftler, Gewerkschaftsfunktionäre, Funktionäre des polnischen „Westmarkenvereins“ und dergleichen, aktiv.104

Die ersten Kriegstage brachten die Deutschen einen großen Schritt der Verwirklichung der „Lebensraum-Utopie“ näher. Ein Großteil der polnischen Führungsschicht Ostoberschlesiens war geflohen, verhaftet oder exekutiert, die dezidiert polnische Bevölkerung demoralisiert oder geflohen. Ebenso waren viele Juden und Jüdinnen geflohen und die Verbliebenen begann man zu ghettoisieren. Die Mehrheit der Bevölkerung schien die deutsche Herrschaft zu akzeptieren und tat dies auch nach außen bei den Siegesparaden der Wehrmacht kund. Ein Zeitzeuge berichtete 1940 in dem Vorwort zu seinem Roman „OS wird frei!“ euphorisch:

„Gerade in Ostoberschlesien war der Volkstumskampf besonders hart. Hier reihten sich an die gefallenen Freikorpskämpfer der Nachkriegszeit immer neue Opfer eines schleichenden Vernichtungskrieges, bis schließlich das Polentum im Zusammenbruch zu seinem letzten großen Schlang gegen das Deutschtum ausholte und blutige Ernte hielt. Der polnische Spuck ist verflogen."105

3.2 Etablierung des biopolitischen Regimes 3.2.1 Der „Gaukönig“

Als am 28. September 1939 der deutsch-sowjetische Grenz- und Freundschaftsvertrag in Kraft trat, war das Schicksal Polens als souveräner Staat besiegelt. Der relativ kurze Krieg endete mit der Niederlage der polnischen Truppen und der Zerschlagung des polnischen Staates. Das deutsche Interessengebiet war schon ab dem 8. September in Militärbezirke unterteilt, denen Generaloberst von Rundstedt vorstand. Dass Hitlerjedoch zur Durchführung seiner Politik im besetzten Polen von Anfang an nicht auf die Wehrmacht setzte, zeigte sich in den „Richtlinien für die Errichtung einer Militärverwaltung im besetzten Ostgebiet“106 vom 8. September 1939. Die vollziehende Gewalt lag zwar bei Generaloberst von Rundstedt als Oberost, indes wurden seine praktische Befugnisse durch einem dem militärischen Kommando zugeordneten Verwaltungsstab eingeschränkt.107 An dessen Spitze standen die späteren Chefs der Zivilverwaltung: Albert Forster für Westpreußen, Arthur Greiser für Posen, Erich Koch für Südostpreußen, Josef Wagner für Ostoberschlesien und Reichsminister Hans Frank für Lodz (Lodz) und zugleich für das gesamte besetzte Gebiet - allesamt treue Parteigenossen, die zum Teil gegen den Willen der Wehrmacht mit Hitlers Unterstützung nominiert wurden.108 Die Chefs der Zivilverwaltung und ihre Verwaltungsstäbe waren formal den Armee-Oberbefehlshabern untergeordnet, zudem hatten siejedoch Weisungen des RMdl, des Reichsführers SS (RFSS) und von Hitler selbst zu befolgen, was dazu führte, dass Zuständigkeitsbereiche und Befehlshoheiten nicht präzise zwischen den Militärs und der Zivilverwaltung abgegrenzt werden konnten. Des Weiteren war die Ablösung der Militärverwaltung statt des ursprünglichen Termins am 1. November, auf den 26. Oktober vorverlegt worden. Diese übereilte Übertragung der Befehlsgewalt über die besetzten Gebiete auf die Zivilverwaltung, sowie die institutionellen Mischformen, die sich vor allem in Ostoberschlesien besonders komplex gestalteten, bedingten zwischen der Militärverwaltung und den Polizei-, Zivil- und Parteibehörden ein rechtliches Durcheinander, welches dem bereits erörterten Terror der Einsatzgruppen, der Polizei- und SS-Einheiten und der „volksdeutschen“ Verbände keine Grenzen setzte.109

Als bereits bewährte Exponenten nationalsozialistische Politik sollten die Chefs der Zivilverwaltung den deutschen Anspruch auf die polnischen Nord- und Westgebiete schon von Beginn der Besatzung an durchsetzen und in die gewünschten Bahnen lenken. Die Wehrmacht sah Hitler dafür als nicht geeignet an, da sie seines Erachtens nach wenig Verständnis für „volkstumspolitische Belange“ aufbrachte.110 Für die „Gewinnung neuen Lebensraums“ setzte er auf Parteigenossen. Unmissverständlich machte er auch am 6. Oktober in einer Reichstagsrede deutlich, dass die deutsche Besatzungspolitik in Polen nicht die bloße hegemoniale Ausweitung des deutschen Staatsgebietes, sondern darüber hinaus weitgehende bevölkerungspolitische Eingriffe bedeuten sollte. Nachdem er sich ausführlich über die Unfähigkeit der Ostpolitik des Kaiserreiches und die „angebliche Gewaltpolitik gegen die deutsche Minderheit“ ausgelassen hatte, „um den Polen 'Grausamkeit und moralische Zügellosigkeit' als Charaktereigenschaften zu unterstellen und ihnen die Zugehörigkeit zu den 'kulturellen Nationen' überhaupt abzusprechen“111, ging er auf die nun für das Deutsche Reich anstehenden Aufgaben ein.

[...]


1 Hans Frank, zit. n. Pospieszalski, Karol Marian (Hg.): Hitlerowskie „orawo“ okupacyjne w Polsce. Wybór documentów i próba syntezy: Zimie „wcielone“ (Documenta Occupationis Bd.V), Poznan 1952, S.V; Im Folgenden: DO V.

2 Dlugoborski, Waclaw: Industrialisierung und „nationale Frage“ in Oberschlesien mit besonderer Berücksichtigung der Rolle der Migration von Arbeitskräften, in: Werner Conze, Gottfried Schramm, Klaus Zernack (Hg.): Modernisierung und nationale Gesellschaft im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert. Referat einer deutsch­polnischenHistorikerkonferenz, Berlin 1979, S.193-230, hier: S.201.

3 Vgl. Ther, Philipp: Die Grenzen des Nationalismus: Der Wandel von Identitäten in Oberschlesien von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1939, in: Ulrike von Hirschhausen, Jörn Leonhard (Hg.): Nationalismen in Europa. West- und Osteuropa im Vergleich, Göttingen 2001, S.322-346, hier: S.333-335.; Im Folgenden: Ther: Nationalismus.

4 Zit. n. Ther: Nationalismus, S.334.

5 Vgl. Fuchs, Konrad: Die Wirtschaft, in: Josef Menzel (Hg.): Geschichte Schlesiens. Preußisch-Schlesien 1740­1945; Österreich-Schlesien 1740-1918/45, Bd.3, Stuttgart 1999, S.105-164, hier: S.150.

6 Vgl. Karski, Sigmund: Albert (Wojciech) Korfanty. Eine Biographie, Bonn 1990, S.251-300.

7 Vgl. Alexander Manfred: Oberschlesien im 20. Jahrhundert - eine mißverstandene Region, in: Geschichte und Gesellschaft 30.Jg., 2004 (H.4), S.465-489, hier: S.483.

8 Schulungsbrief des BDO, keine Datierung, aber vor 1939, zit. n. Haubold-Stolle, Juliane: Mythos Oberschlesien, Osnabrück 2008, S.288; Im Folgenden: Haubold-Stolle: Mythos.

9 Hitler, Adolf: Mein Kampf, München 1941, S.429.

10 S. Kapitel 1.3 Forschungsstand

11 Aly, Götz: Endlösung. Völkerverschiebung und der Mord an den europäischen Juden, Frankfurt am Main 1995, S.376; Im Folgenden: Aly: Endlösung,

12 Ebd.

13 Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen (Sexualität und Wahrheit, Bd.1), Frankfurt am Main 1977, S.162f; Im Folgenden: Foucault: Wille.

14 Haar, Ingo: Inklusion und Genozid: Raum- und Bevölkerungspolitik im besetzten Polen 1939 bis 1944, in: Mathias Beer, Dietrich Beyrau und Cornelia Rauh (Hg.): Deutschsein als Grenzerfahrung. Minderheitenpolitik in Europa zwischen 1914 und 1950, Essen 2009, S. 35-59.

15 Wildt, Michael: Biopolitik, ethnische Säuberungen und Volkssouveränität. Eine Skizze, in: Mittelweg 36: Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 15. Jg., 2006 (H. 6), S. 87-105; Im Folgenden: Wildt: Biopolitik.

16 Steinbacher, Sybille: "Musterstadt" Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien (Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz, Bd.2), München 2000; Im Folgenden: Steinbacher: Auschwitz.

17 Stefanski, Maria: Nationalsozialistische Volkstums- und Arbeitseinsatzpolitik im Regierungsbezirk Kattowitz 1935­45, in: Geschichte und Gesellschaft: Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft 31. Jg., 2005 (H. 1), S. 38-67; Im Folgenden: Stefanski: Arbeitseinsatzpolitik.

18 Kaczmarek, Ryszard: Zwischen Altreich und Besatzungsgebiet. Der Gau Oberschlesien 1939/41-1945, in: Jürgen John, Horst Möller und Thomas Schaarschmidt (Hg.): Die NS-Gaue. Regionale Mittelinstanzen im zentralistischen "Führerstaat" (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte), München 2007, S. 348-360; sowie dersl.: Die NS-Eliten in Oberschlesien 1939-1945, in: Mathias Beer, Dietrich Beyrau und Cornelia Rauh (Hg.): Deutschsein als Grenzerfahrung. Minderheitenpolitik in Europa zwischen 1914 und 1950, Essen 2009, S. 225-239.

19 Vgl. Mommsen, Hans: Forschungskontroversen zum Nationalsozialismus., in: APuZ 48. Jg., 2007 (H. 14-15), S. 14-21; Im Folgenden: Mommsen: Forschungskontroversen.

20 Martin, Bernd: Barrieren - Brücken - Barrikaden. Historische Perspektiven deutsch-polnischer Nachbarschaft im 19. und 20. Jahrhundert, in: Bernhard Chiari (Hg.): Die polnische Heimatarmee, München 2003, S. 29-50, hier: S.31.

21 Siehe die apologetischen Ausführungen des Trägers des „Goldenen Parteiabzeichens“ der NSDAP, Otto Ulitz (Ulitz, Otto: Oberschlesien: aus seiner Geschichte, Bonn 1971), des ehemaligen SS-Beraters Walter Kuhn (Kuhn, Walter: Das Deutschtum in Polen und sein Schicksal in Kriegs- und Nachkriegszeit, in: Werner Markert (Hg.): Osteuropa-Handbuch. Polen, Köln 1959, S.138-164); und vor allem die blasphemische Schrift von Fritz Arlt (Arlt, Fritz: Polen-, Ukrainer-, Juden-Politik im Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete 1939/1940 in Oberschlesien 1941/1943 und im Freiheitskampf der unterdrückten Ostvölker. Dokumente, Äußerungen von Polen, Ukrainern und Juden. Richtigstellungen von Fälschungen. Erinnerungen eines Insiders, Lindenhorst 1995). Fritz Arlt, der als Koryphäe der „Rassen- und Volkstumsforschung“ unter anderem einen Lehrauftrag für „Rassenkunde“ an der Universität Breslau inne hatte und auch in der „praktischen Bevölkerungspolitik“als Leiter der Außenstelle Oberschlesien des RKF Karriere gemacht hatte, galt 1949 als „Mitläufer“ und avancierte in der BRD zu einem angesehen Bildungs-, Sozial und Wirtschaftsexperten. Siehe zu Arlt: Schnitzler, Sonja: Fallbeispiel für rekursive Kopplung von Wissenschaft und Politik: Das "Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik" (1934-1944), in: Josef Ehmer (Hg.): Ursprünge, Arten und Folgen des Konstrukts "Bevölkerung" vor, im und nach dem "Dritten Reich". Aspekte und Erkenntnisse zur Geschichte der deutschen Bevölkerungswissenschaft, Wiesbaden 2008, S. 321-344.

22 Broszat, Martin: Nationalsozialistische Polenpolitik 1939-45, Stuttgart 1961; Im Folgenden: Broszat: Polenpolitik.

23 Madajczyk, Czeslaw; Puchert, Berthold: Die OkkupationspolitikNazideutschlands in Polen 1939-1945, Köln 1988; Im Folgenden: Madajczyk: Okkupationspolitik.

24 Broszat: Polenpolitik, S.93.

25 Ebd., S.36.

26 Steinbacher, Sybille: "Musterstadt" Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien (Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz, Bd.2), München 2000; Im Folgenden: Steinbacher: Auschwitz.

27 Vgl. Broszat: Polenpolitik, S.52, S.125f.

28 Broszat: Polenpolitik, S.26.

29 Wolf, Gerhard: Ideologie und Herrschaftsrationalität. Nationalsozialistische Germanisierungspolitik in Polen (Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts), Hamburg 2012, S.480; Im Folgenden: Wolf: Ideologie.

30 Vgl. Madajczyk: Okkupationspolitik, S.507f.

31 Madajczyk, Czeslaw: Zur Besatzungspolitik der Achsenmächte - ein persönliches Forschungsresümee, in: Gerhard Otto; Johannes Houwink ten Cate (Hg.): Das organisierte Chaos. "Ämterdarwinismus" und "Gesinnungsethik": Determinanten nationalsozialistischer Besatzungsherrschaft (Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Europa 1939-1945, Bd.7), Berlin 1999, S. 303-338, hier: S.303.

32 Vgl. Madajczyk: Okkupationspolitik, S.505f.

33 Aly, Götz; Heim, Susanne: Die Ökonomie der "Endlösung". Menschenvernichtung und wirtschaftliche Neuordnung, in: Götz Aly (Hg.): Sozialpolitik und Judenvernichtung. Gibt es eine Ökonomie der Endlösung? (Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik, Bd.5), Berlin 1987.

34 Aly, Götz; Heim, Susanne: Sozialplanung und Völkermord. Thesen zur Herrschaftsrationalität der

nationalsozialistischen Vernichtungspolitik, in: Wolfgang Schneider (Hg.): „Vernichtungspolitik. Eine Debatte über den Zusammenhang von Sozialpolitik und Genozid im nationalsozialistischen Deutschland, Hamburg 1991, S.11- 24, hier: S.22.

35 Ebd. S.22.

36 Herbert, Ulrich: Rassismus und rationales Kalkül. Zum Stellenwert utilitarisch verbrämter Legitimationsstrategien in der nationalsozialistischen „Weltanschauung“, in: Wolfgang Schneider (Hg.): „Vernichtungspolitik. Eine Debatte über den Zusammenhang von Sozialpolitik und Genozid im nationalsozialistischen Deutschland, Hamburg 1991, S.25-35. Hier: S.27; Im Folgenden: Herbert: Rassismus.

37 Zur Kritik an Aly/Heim siehe auch: Browning, Christopher: Vernichtung und Arbeit. Zur Fraktionierung der planenden deutschen Intelligenz im besetzten Polen, in: Wolfgang Schneider (Hg.): „Vernichtungspolitik“. Eine Debatte über den Zusammenhang von Sozialpolitik und Genozid im nationalsozialistischen Deutschland, Hamburg 1991, S.37-51; und Diner, Dan: Rationalisierung und Methode. Zu einem neuen Erklärungsansatz der „Endlösung“, in VfZ 40.Jg., 1992 (H.3), S.359-382.

38 Herbert: Rassimus, S.28.

39 Ebd.

40 Ebd., S.33.

41 Wolf: Ideologie.

42 Aly, Götz: Endlösung. Völkerverschiebung und der Mord an den europäischen Juden, Frankfurt am Main 1995, S.375. (Hervorhebung im Original); Im Folgenden: Aly: Endlösung.

43 Wolf: Ideologie, S.480 (Hervorhebung im Original).

44 Steinbacher: Auschwitz., S.94.

45 Connelly, John: Nazis and Slavs: From Racial Theory to Racist Practice., in: Central European History 32. Jg., 1999 (H. 1), S.1—33, hier: S.21; Im Folgenden: Conelly: Nazis and Slavs.

46 Vgl. Wolf: Ideologie, S.467470.

47 Werke, Karl Marx, Friedrich Engels, Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1957-1990 (MEW)Bd.3, S.18-36.

48 Althusser, Louis: Über die Ideologie, in: ders. (Hg.): Ideologie und ideologische Staatsapparate, Berlin 1977, S.130- 153, hier: S.131; Im Folgenden: Althusser: Ideologie.

49 Ebd., S.135 (Hervorhebung S.W.).

50 Vgl. Althusser: Ideologie, S.135f.

51 Ebd., S.136.

52 Vgl. ebd.,S.138f.

53 Ebd., S.139.

54 Žižek, Slavoj: Introduction: the Spectre of Ideology, in: ders. (Hg.): Mapping Ideology, London 1994, S.1-33, hier: S.12, zit. und übers. n.: Wolf: Ideologie, S.470.

55 Vgl. Mommsen: Forschungskontroversen, S.15-18; sowie Wolf: Ideologie, S.469.

56 Aly: Endlösung, S.376.

57 Vgl. Wildt: Biopolitik, S.88-90.

58 Beispielsweise die sogenannten „Bevölkerungstransfers“ zwischen Griechenland und der Türkei, die Gründung des polnischen Staates und die Neuordnung des Balkans sind Ausdruck völkisch homogener Staatskonzepte. Siehe hierzu: Wildt: Biopolitik, S.96-99 und Kunze, Rolf-Ulrich: Nation und Nationalismus, Darmstadt 2005, S.7-27 sowie Weichlein, Siegfried: Nationalbewegungen und Nationalismus in Europa, Darmstadt 2006, S. 142-144; Im Folgenden: Weichlein: Nationalismus.

59 Wildt: Biopolitik, S.91.

60 Weichlein:Nationalismus, S.144.

61 Wildt: Biopolitik, S.92.

62 Weichlein: Nationalismus, S.144 und vgl. Burleigh, Michael; Wippermann, Wolfgang: The Racial State: Germany 1933-1945, Cambridge 1991, S.44-74.

63 Vgl. Hitlers Reichstagsrede vom 30. Januar 1939, zit. n.: Tooze, Adam: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus, München 2007, S.353; Im Folgenden: Tooze: Ökonomie.

64 Vgl. Wildt: Biopolitik, S.94.

65 Vgl. Haar, Ingo: Inklusion und Genozid: Raum- und Bevölkerungspolitik im besetzten Polen 1939 bis 1944, in Matthias Beer, Dietrich Beyrau und Cornelia Rauh (Hg.): Deutschsein als Grenzerfahrung. Minderheitenpolitik in Europa zwischen 1914 und 1950, Essen 2009, S.37-59, hier: S.38.

66 Aly: Endlösung, S.376.

67 Foucault: Wille, S.162.

68 Ebd., S.165-170.

69 Ebd., S.165.

70 Ebd., S.170.

71 Ebd., S.173.

72 Ebd., S.166.

73 Ebd.

74 Zit. n.: Steiner, John M.; Park, Rohnert: Über das Glaubensbekenntnis der SS, in: Joachim Hütter (Hg.): Tradition und Neubeginn. Internationale Forschungen zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert: Referate und Diskussionen eines Symposiums der Alexander von Humboldt-Stiftung, Bonn-Bad Godesberg, veranstaltet vom 10.

bis 15. September 1974 in Bad Brückenau (Internationale Fachgespräche), Köln, München u.a 1975, S. 317-335, hier: S.319.

75 Wildt: Biopolitik, S.101.

76 Rosenberg, Alfred: Blut und Ehre. Ein Kampf für die deutsche Wiedergeburt (Band 1). Reden und Aufsätze von 1919-1933, München 1943, S.242.

77 Tooze: Ökonomie, S.378.

78 Vgl. Kershaw, Ian: Hitler. 1936-1945 (Bd.1), Stuttgart 2000, S.430.

79 Vgl. Tooze: Ökonomie, S.378

80 Reichstagsrede Hitlers am 30. Januar 1939, zit. n. Tooze: Ökonomie, S.353.

81 Tooze: Ökonomie, S.378.

82 Hitler, Adolf: Mein Kampf, München 1941, S.736-738, zit.n.: Janicki, Tadeusz: Die deutsche Wirtschaftspolitik in den eingegliederten polnischen Gebieten 1939-1945, in: Jacek Andrzey Mlynaczyk (Hg.): Polen unter deutscher und sowjetischer Besatzung 1939-1945, Osnarbrück 2009, S.79-102, hier: S.80;.

83 Vgl. Tooze: Ökonomie, S.379.

84 Zur Außenpolitik 1939 siehe: Broszat: Polenpolitik, S.10-13.

85 Nürnberger Dok. L-79, IMG XXVIII, zit. n. Kosmala, Beate: Der deutsche Überfall auf Polen. Vorgeschichte und Kampfhandlungen, in: Wlodzimierz Borodziej, Klaus Ziemer: Deutsch-polnische Beziehungen 1939 - 1945 - 1949. Eine Einführung, Osnabrück 2000, S.19-41, hier: S.30; Im Folgenden: Kosmale: Überfall auf Polen.

86 Wolf: Ideologie, S.75.

87 Vgl. Wehler, Hans-Ulrich: Der Nationalsozialismus. Bewegung, Führerschaft, Verbrechen 1919-1945, München 2009, S.167.

88 Martin, Bernd: Deutschen Besatzungsherrschaft in Polen 1939-1945. Annexionspolitik - Bevölkerungstransfer - Terror - Vernichtung, in: Studia Historicae Oeconomicae (Bd.27), Poznan 2009, S.171-184, hier: S.171; Im Folgenden: Martin: Deutsche Besatzungsherrschaft.

89 Vgl. Connelly: Nazis and Slavs, S.2-4.

90 Vgl. Connelly: Nazis and Slavs, S.21.

91 Unterrichtung ObdH durch den Führer am 25, März 1939, zit. n. Mallmann, Klaus-Michael; Böhler, Jochen;

Matthäus, Jürgen: Einsatzgruppen in Polen. Darstellung und Dokumentation (Veröffentlichungen der

Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Bd.12), Darmstadt 2008, S.54; Im Folgenden: Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen

92 Notiz zu einer Rede Hitlers am 22. August 1939 vor Befehlshabern der Wehrmacht, zit. n. Wildt, Michael: Generation des Unbedingten, Hamburg 2002, S.420; Im Folgenden: Wildt: Generation.

93 Vgl. Wildt: Generation, S.421-428.

94 Zweite Ansprache Hitlers vor den Spitzen der Wehrmacht am 22. August 1939, L-3, abgedruckt in: Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945 (ADAP) Serie D (1937-1945), Bd.7 (Die letzten Wochen vor Kriegsausbruch, 9. Augustbis 3. September 1939), Baden-Baden 1961, S.171-172, hier: S.172.

95 Wolf: Ideologie, S.91.

96 Martin: deutsche Besatzungsherrschaft, S.173.

97 Wolf: Ideologie, S.79.

98 Steinbacher Auschwitz, S.52.

99 Richtlinien für den auswärtigen Einsatz der Sicherheitspolizei und des SD, August 1939 (undatiert), in: Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen, S.117-121, hier: S.117.

100 Vgl. Steinbacher Auschwitz, S.52.

101 Oberbefehlshaber des Heeres an die Ober- und Militärsbefehlshaber: Tätigkeit und Aufgaben der Polizei­Einsatzgruppen im Operationsgebiet, 21. September 1939, in: Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen, S.146- 147, hier: S.146.

102 Vgl. Steinbacher: Auschwitz , S.52-53.

103 Vgl. Haubold-Stolle: Mythos, S.290; Das „Sonderfahndungsbuch Polen“ selbst ist digital abrufbar unter: http://www.sbc.org.pl/dlibra/docmetadata?id=24330, Stand: 05.06.2014.

104 Vgl. Dlugoborski, Waclaw: Die deutsche Besatzungspolitik und die Veränderung der sozialen Struktur Polen 1939­1945, in: ders. (Hg.): Zweiter Weltkrieg und sozialer Wandel. Achsenmächte und besetzte Länder (^Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Bd.47), Göttingen 1981, S.303-363, hier: S.309.

105 Bartosch, Georg: OS wird frei! Tatsachenbericht aus den August und Septembertagen 1939, Berlin 1940, S.22.

106 Erlass des Führers und Reichskanzler über Gliederung und Verwaltung der Ostgebiete vom 8. Oktober 1939, abgedruckt in: DO V, S.84-88.

107 Vgl. Broszat: Polenpolitik, S.26f.

108 Vgl. Wolf: Ideologie, S.91.

109 Vgl. Broszat: Polenpolitik, S.29-31; Steinbacher: Auschwitz, S.62.

110 Vgl. Broszat: Polenpolitik, S.29.

111 Wildt, Michael: „Eine neue Ordnung der ethnographischen Verhältnisse“. Hitlers Reichstagsrede vom 6. Oktober 1939, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 3. Jg., 2006 (H.1), Abschnitt 3; URL: <http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Wildt-1-2006> ; Stand: 04.08.2014.

Ende der Leseprobe aus 108 Seiten

Details

Titel
Volkskörper und Rasse. Nationalsozialistische Bevölkerungpolitik in Ostoberschlesien
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Historisches Seminar)
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
108
Katalognummer
V287652
ISBN (eBook)
9783656879350
ISBN (Buch)
9783656879367
Dateigröße
2722 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalsozialismus, Oberschlesien, Foucault, Althusser, Zweiter Weltkrieg, Bevölkerungspolitik, Deutsche Volksliste, DVL, Besatzungspolitik, Polen, Josef Wagner, Fritz Bracht, Heinrich Himmler
Arbeit zitieren
Steffen Wasko (Autor:in), 2014, Volkskörper und Rasse. Nationalsozialistische Bevölkerungpolitik in Ostoberschlesien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287652

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Volkskörper und Rasse. Nationalsozialistische Bevölkerungpolitik in Ostoberschlesien



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden