Lokaljournalismus und Crossmedia (Produktionsperspektive)


Forschungsarbeit, 2014

31 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Einführung in die Thematik

3 Empirische Studie
3.1 Methodik
3.2 Ergebnisse
3.3 Diskussion
3.4 Methodenreflexion

4 Resümee

Literatur

Anhang

1 Einleitung

Im Zuge der Entwicklung neuer digitaler Techniken und dem Aufkommen neuer Endgerä- te hat sich die Arbeit von Journalisten grundlegend verändert. Durch den rasanten Struk- turwandel in der Medienwelt musste sich der Journalismus neu orientieren und sich den Gegebenheiten anpassen. Insbesondere das Internet hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Veränderungen in der journalistischen Arbeit. Journalisten verfügten plötzlich über einen ganz anderen Kanal, über den sie ihre Informationen verbreiten konnten. Somit tat sich TV-Sendern, Hörfunksendern und auch Zeitungsverlagen eine völlig neue Kommuni- kationsmöglichkeit auf. In vielerlei Hinsicht war ein Umdenken erforderlich, um den Her- ausforderungen gerecht werden zu können.

Ein Schlüsselbegriff, der in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung ist, ist Crossmedia. Wörtlich übersetzt steht Crossmedia für das „Kreuzen der Medien“. Crossmedia ist eine Kommunikation, die über mehrere Kanäle stattfindet, die inhaltlich, redaktionell und gestalterisch miteinander verknüpft sind.1

In diesem Forschungsbericht geht es darum, die Veränderungen durch Crossmedia im Lo- kaljournalismus aufzuzeigen. Anhand von fünf Leitfadeninterviews soll herausgestellt werden, inwieweit sich die Anforderungen an den Lokaljournalisten eines Zeitungsverla- ges verändert haben und welche Auswirkungen und Chancen Crossmedia für eine lokal- journalistisch-orientierte Tageszeitung hat. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Leitfra- ge, wie Lokalzeitungen crossmediale Angebote nutzen, um langfristig wirtschaftlich renta- bel bleiben zu können. Durch das immer umfassender werdende Angebot journalistischer Berichterstattung im Internet haben Zeitungsverlage rückläufige Auflagen ihrer Printpro- dukte. Immer mehr Menschen beziehen ihre Informationen aus dem Internet, das weitge- hend aus kostenlosen Inhalten besteht. Dauerhaft würde dieses Szenario ohne alternative Strategien allerdings das Ende der Zeitungsverlage bedeuten. Mithilfe der Interviews soll ermittelt werden, wie ein Zeitungsverlag von Crossmedia profitieren kann.

Welche Erfahrungen haben die Journalisten bislang mit Crossmedia gemacht? Wie macht sich Crossmedia in ihrem Zeitungsverlag bemerkbar? Wie kann der Zeitungsverlag von Crossmedia profitieren und welche Zukunft haben klassische Zeitungen? Diese Fragen sind neben der eingangs erwähnten Leitfrage im weiteren Verlauf dieser Arbeit von zentraler Bedeutung. Letztlich strebt diese Arbeit an, eine möglichst umfangreiche und aussagekräftige Antwort auf die Leitfrage zu finden, um die Bedeutung von Crossmedia im Lokaljournalismus bestmöglich zu erklären. Bislang haben sich nur wenige Forscher mit dem Thema Lokaljournalismus und Crossmedia beschäftigt. Eine vergleichbare Studie veröffentlichten Susanne Kinnebrock und Sonja Kretzschmar im Jahr 2012.2

Nachfolgend wird zunächst detailliert in die Thematik eingeführt und der Stand der For- schung reflektiert. Dabei steht insbesondere die Entwicklung von Crossmedia in den ver- gangenen Jahren im Vordergrund. Darüber hinaus soll kurz angedeutet werden, welche Veränderungen sich durch crossmediale Berichterstattung perspektivisch ergeben könnten. Anschließend folgt der Hauptteil, der den Schwerpunkt dieses Forschungsberichtes dar- stellt. Darin wird zunächst die Methode der Forschung erläutert, bevor im Anschluss die Ergebnisse der Untersuchung beschrieben werden. In der Diskussion sollen die Ergebnisse dann interpretiert und hinsichtlich der Leitfrage bewertet werden. In einer Methodenrefle- xion soll überlegt werden, inwieweit sich die Forschungsmethode für diese Arbeit geeignet hat und welche Verbesserungsmöglichkeiten für eine noch zielführendere Analyse der Thematik umgesetzt werden müssten. Im Resümee gilt es schließlich, die Ergebnisse noch einmal zusammenzufassen und einen kurzen Ausblick zu wagen.

2 Einführung in die Thematik

In den letzten Jahren hat sich die Erwartungshaltung an den Journalisten grundlegend geändert. Ein Beruf, der früher noch begehrt als Chance für Quereinsteiger war, ist heute zu einer komplexen, umfassenden Tätigkeit geworden.

„Wer in den Journalismus will, muss neugierig sein, über ein breites Allgemeinwissen verfü- gen, das Handwerk beherrschen. Er muss kommunikativ, vernetzt, flexibel und belastbar sein. Man sollte über eine rasche Auffassungsgabe verfügen und fähig sein, alle Kanäle zu bespielen - also nicht nur für die Zeitung zu schreiben, sondern auch das Internet multimedial zu bedie- nen.“3

Dies liegt zu einem großen Anteil an den gesellschaftlichen Veränderungen und der Entwicklung neuer Kommunikationskanäle. Vor allem das Internet trug mit dazu bei, dass sich der Aufgabenbereich des „klassischen“ Journalisten, der sich ehemals ausschließlich um ein einziges Medium kümmern musste, maßgeblich verschob und erweiterte, um sich dem Wandel der Medienwelt anzupassen.

„Mit dem Aufkommen des Internets und der Online-Medien sieht sich auch der Journalismus neuen Herausforderungen und Aufgaben gegenüber. Zahlreiche klassische Medien, ob Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk- oder Fernsehveranstalter, engagierten sich mit eigenen OnlineAuftritten im World Wide Web und ergänzen damit ihr publizistisches Angebot.“4

Die Rezipienten haben seitdem nicht mehr nur die Möglichkeit, sich eines einzelnen Medi- ums zu bedienen, sondern können mehrere Medien parallel konsumieren und so zusätzli- che Informationen heranziehen. Diese Verknüpfung verschiedener Kanäle wird, wie be- reits zu Anfang erwähnt, unter den Begriff Crossmedia5 gefasst. Dieser Begriff steht exemplarisch für den „neuen“ Journalismus, der sich nach eigenem Verständnis durch eine multimediale, schnelle und vielseitige Berichterstattung auszeichnet. Nach der Auffassung des Kommunikationswissenschaftlers Wolfgang Schweiger beruht das Crossmedia- Konzept auf der „(1) Verknüpfung (2) unterschiedlicher Mediengattungen mit ihren (3) spezifischen Selektionsmöglichkeiten und Darstellungsformen (4) auf unterschiedlichen Angebots- und Produktionsebenen mit (5) unterschiedlichen Funktionen für Anbieter und Publikum.“6 Crossmedia könne nur dann gelingen, wenn den Empfängern durch medien- übergeifende Inhalte und Verweise Vorteile geboten werden.7

Seit Mitte der 1980er-Jahre hat die Bedeutung von Crossmedia stetig zugenommen. Vor 1984 fokussierten sich Unternehmen hauptsächlich auf ihre Stammkanäle. Eintritte in neue Märkte und Medien fanden kaum statt.8 Erst gegen Ende der 1980er-Jahre erlebte Cross- media seinen ersten Aufschwung. In den 1990er-Jahren, insbesondere gegen Ende des Jahrzehnts, hatte Crossmedia schließlich seinen Höhepunkt. Der Einsatz von Crossmedia wurde gesteigert. Die rasante Entwicklung des Internets führte dazu, dass Medienhäuser immer mehr auf crossmediale Angebote setzten und dabei in erster Linie das Internet nutz- ten.9 Homepages von Zeitungsverlagen, Hörfunksendern und TV-Anstalten wurden erheb- lich verbessert, sodass der Konsument über zusätzliche Informationsmöglichkeiten verfüg- te. Als Vorreiter und wohl bekanntestes Beispiel für die Nutzung des Internets im Journa- lismus gilt Spiegel Online.10 Allerdings hielt die Euphorie der aufkommenden Crossmedia- Entwicklung nicht lange an. Zu Beginn des neuen Jahrtausends zeichnete sich ab, dass die erhofften schnellen, kurzfristigen finanziellen Gewinne mittels Crossmedia ausblieben. Medienhäuser mussten sich wieder verstärkt auf ihre eigentlichen Kompetenzen konzent- rieren.11 Erst, als die Wirtschaftskrise die Unternehmen dazu veranlassten, Umstrukturie- rungen vorzunehmen und nach neuen wirtschaftlichen Potenzialen zu suchen, wurde Crossmedia in allen journalistischen Unternehmen zu einem Thema von immenser Wich- tigkeit.12 Als das Internet einen immer höheren Stellenwert in der Gesellschaft einzuneh- men begann, stieg auch die Bedeutung von Crossmedia.

Diese Arbeit befasst sich explizit mit der Nutzung von Crossmedia in einem lokaljournalistisch geprägten Zeitungsverlag. Es soll zur Geltung kommen, wie insbesondere lokaljournalistische Berichterstattung von Crossmedia beeinflusst wird.

„Der Wandel im Journalismus fordert vom Einzelnen viel an journalistischem und technischem Knowhow. Er bietet aber auch Möglichkeiten, neue Quellen zu erschliessen, auf neuen Kanälen an Tipps, Storys und Geschichten zu kommen und über neue Verteilwege weitere Zielgruppen zu entdecken.“13

Themen können heutzutage ganz anders bearbeitet werden. Sie können sich erst durch Meldungen in Sozialen Netzwerken generieren oder durch Interaktion mit den Rezipienten an Bedeutung verlieren oder gewinnen. Sowie das Internet und Crossmedia einem Zei tungsverlag Chancen bieten können, stellt das „Kreuzen der Medien“ für Medien auch eine Gefahr dar. Inwieweit diese Hypothesen belegt werden können, soll in der nachfolgenden empirischen Erhebung zum Ausdruck kommen.

3 Empirische Studie

3.1 Methodik

Die Ergebnisse in der empirischen Studie basieren auf einer qualitativen Forschungsme- thode. Da in der Studie Crossmedia im Lokaljournalismus aus Produktionsperspektive von Interesse ist, eignete sich eine quantitative Forschungsmethode aufgrund der deutlich ge- ringeren Zahl an Produzenten als Konsumenten nur bedingt. Es erwies sich als zu schwie- rig, genügend geeignete Probanden für eine Erhebung zu finden. Aus dem Grund stellte sich eine Methode in Form eines persönlichen Interviews anhand eines Leitfadens am sinnvollsten heraus. Ein Leitfadeninterview hat einen mittleren Strukturierungsgrad und bietet dem Interviewer den Vorteil, die Befragung relativ flexibel zu gestalten.14 Dadurch, dass bei einem Leitfadeninterview sowohl geschlossene als auch offene Fragen gestellt werden können, lässt diese Befragungsform dem Interviewer viele Spielräume. Da manche Fragen vorgegeben sind, allerdings dem Fragenden auch jederzeit die Möglichkeit gegeben ist, nachzufragen und spontan neue Fragen aufzuwerfen, eignet sich diese Befragungsform insbesondere für Hintergrundinformationen und Detailwissen.15 Bei einem Leitfadeninter- view werden die Probanden bewusst ausgewählt. Da es sich nur um wenige Befragte han- delt, kann diese Methode nicht den Anspruch auf Repräsentativität erheben. Diese Metho- de versucht, eine Fülle an Informationen zu sammeln und das Gesagte möglichst genau aufzuzeichnen.16 Wichtig ist dabei, ein möglichst angenehmes Gesprächsklima zu erzeu- gen, um mit dem Befragten ein gutes, lockeres Gespräch führen zu können. In einem Leit- fadeninterview soll ein Gespräch entstehen, das einer Konversation von Experte zu Experte sehr nahe kommt.17 Umso vertrauter die Unterhaltung ist, desto eher kann man davon aus- gehen, dass die Validität des Interviews steigt. Dies liegt daran, dass die Befragten bei ei- nem Leitfadeninterview in der Regel wahrheitsgemäß auf die Fragen antworten.18 Der Leitfaden dient dem Interviewer dazu, alle forschungsrelevanten Fragen zu thematisieren und bei jedem Probanden in gleichem Maße anzusprechen, damit die einzelnen Interviews anschließend miteinander verglichen werden können.19 Schließlich sind die Gemeinsam- keiten und Unterschiede in den Aussagen der einzelnen Redakteure für die Beantwortung dieser Forschungsfrage von elementarer Bedeutung.

Bei der hier thematisierten Studie wurden fünf Redakteure des Aachener Zeitungsverlages befragt, der sich aus den beiden Zeitungen Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung zusammensetzt. Die beiden Zeitungen sind lokaljournalistisch dominierte Tageszeitungen im Großraum Aachen, Düren und Heinsberg. Zwei der befragten Redakteure arbeiten in der Lokalredaktion der Aachener Nachrichten und zwei Redakteure in der Onlineredakti- on, welche sich um die Internetpräsenzen beider Zeitungen kümmert. Darüber hinaus wur- de der stellvertretende Chefredakteur des Zeitungsverlages interviewt. Alle Probanden sind männlich. Allerdings spielen das Geschlecht und die Funktion der Probanden für die Un- tersuchung der Forschungsfrage keine Rolle. Die Interviews fanden alle am 13. Dezember 2013 statt und wurden jeweils einzeln durchgeführt. Sie dauerten jeweils 15 bis 20 Minu- ten. Alle Aussagen wurden mithilfe eines Diktiergerätes festgehalten. Zusätzlich wurden wichtige Aussagen der Befragten handschriftlich protokolliert. Im später folgenden Ergeb- nis-Teil wird der jeweilige Minutenstand als Quelle angegeben. Von einer Transkription wird aufgrund der sehr umfangreichen Aussagen der Befragten abgesehen. Die Befragun- gen waren anonym. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden die Personen nicht nament- lich genannt, sondern mit den Buchstaben von A bis E beschrieben.

Der Leitfaden, an dem sich die Interviews orientierten, beginnt mit einer Einstiegsfrage zu den Erfahrungen der Redakteure mit Crossmedia20. Diese Frage dient in erster Linie dazu, ein vertrautes Gespräch mit dem Befragten aufzubauen. Im Anschluss beginnt die eigentli- che Befragung, die in drei große inhaltliche Blöcke unterteilt ist. Jeder neue Themenblock wird mit einer eigenen Einstiegsfrage eingeleitet. Der erste Themenblock umfasst die Her- ausforderungen, denen die Redakteure durch die Entwicklung von Crossmedia gegenüber- stehen. Insbesondere ist in diesem Teil des Interviews von Interesse, inwieweit der Aache- ner Zeitungsverlag von Crossmedia profitiert und in welchem Maße sich die Anforderun- gen an den Lokaljournalisten verändert haben. Die einzelnen Stichpunkte im Leitfaden bieten Anregungen für weitere Fragen, die sich im Laufe des Gesprächs auftun könnten. Der zweite Block beinhaltet Fragen, die auf die Arbeitsweisen in den Redaktionen abzie- len.

[...]


1 Diese Definition wurde von Dr. Dr. Carsten Röcker in einer Vorlesung zu Crossmedia an der RWTH Aachen verwendet.

2 Kinnebrock, Susanne/Kretzschmar, Sonja (2012): Forschungsbericht Crossmedia 2012.

3 Stöckli 2011: 1.

4 Pürer 2003: 148.

5 In dieser Arbeit wird Crossmedia durchgängig als ein zusammenhängendes Wort verwendet.

6 Schweiger 2002: 126.

7 Vgl. ebd.: 125.

8 Vgl. Noack 2010: 34.

9 Vgl. ebd.: 34f.

10 Vgl. ebd.

11 Vgl. ebd. 36.

12 Vgl. ebd.

13 Stöckli 2011: 2.

14 Vgl. Pürer 2003: 540.

15 Vgl. ebd.: 537.

16 Vgl. ebd.: 540.

17 Vgl. ebd.: 541.

18 Vgl. ebd.

19 Schnell, Hill, Esser 2008: 387.

20 In den Befragungen stellte sich heraus, dass die Probanden die Begriffe Crossmedia und Multimedia teilweise synonym verwendeten und nicht differenzierten. Eine vollständige Trennung der beiden Wörter ist in dieser Arbeit somit kaum möglich.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Lokaljournalismus und Crossmedia (Produktionsperspektive)
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
31
Katalognummer
V287789
ISBN (eBook)
9783656883159
ISBN (Buch)
9783656883166
Dateigröße
989 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lokaljournalismus, crossmedia, produktionsperspektive
Arbeit zitieren
Nils Heinichen (Autor:in), 2014, Lokaljournalismus und Crossmedia (Produktionsperspektive), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287789

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