Auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs (1936 - 1939) lastet ein Schatten der damaligen Ereignisse auf der Iberischen Halbinsel, wie das folgende Zitat von Juan Benet zeigt: "Nada ha conformado de tal manera la vida de los españoles del siglo xx y todavía está lejos el día en que los hombres de esta tierra se quedan sentir libres del peso y la sombra que arroja todavía aquel funesto conflicto."
Schon zu Beginn der Segunda República gab es eine tiefe Kluft in der spanischen Politik und der Bevölkerung, die noch von der vorherigen Militärdiktatur herrührte. Als der Staatsstreich des Militärs am 18. Juli 1936 glückte, standen sich die republikanische und die nationale Zone feindlich gegenüber, woraus schließlich ein dreijähriger Bürgerkrieg resultierte. Mit der Errichtung der Diktatur Francos am 1.4.1939 endete offiziell der Bürgerkrieg. In der Folge blieb das Land zweigeteilt: nun in Sieger und Besiegte. Während des Franquismus und teilweise noch in der Phase der Transition wurde im Sinne einer franquistischen Propaganda die Geschichte der Sieger des Bürgerkrieges erzählt, während die Verlierer zum Schweigen verurteilt waren. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde offiziell mit der Aufarbeitung des Krieges und der Diktatur begonnen.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Literatur des letzten Jahrzehnts wieder, in dem zahlreiche novelas memorialísticas auf den Markt kamen. In dieser Arbeit wird es um den Roman Soldados de Salamina von Javier Cercas, der 2001 erschienenen ist und zwei Jahre später verfilmt wurde, gehen. Das erklärte Ziel ist zu untersuchen, inwiefern Cercas Werk zur nationalen Versöhnungspolitik Spaniens beigetragen hat. Werner Altmann hat in seinem Aufsatz: „Ein literarischer Beitrag zur ‚nationalen Versöhnung‘: Soldados de Salamina de Javier Cercas“ bereits dazu Stellung genommen, indem er unterschiedliche Positionen die dafür und dagegen sprechen gegenübergestellte. Im Folgenden werden Altmanns Thesen zwar wiedergegeben, allerdings sollen sie in eigene Erkenntnisse eingebettet werden und darüber hinaus relevante Informationen aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Historischer Hintergrund: Von der Verdrängung hin zur Aufarbeitung des spanischen Bürgerkriegs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Roman "Soldados de Salamina" von Javier Cercas und dessen Beitrag zur nationalen Versöhnungspolitik Spaniens. Sie analysiert, wie Cercas' Werk die einseitige Darstellung des spanischen Bürgerkriegs durch die franquistische Propaganda konterkariert und zur Aufarbeitung der Vergangenheit beiträgt.
- Die Erinnerungspolitik während des Franquismus und die darauf folgende "Amnesia histórica".
- Die Rekonstruktion der Biographie von Rafael Sánchez Mazas in "Soldados de Salamina" und die Umkehrung der Täter-Opfer-Rollen.
- Die Rolle der Schlüsselfigur Miralles und die Auseinandersetzung mit dem "Pacto del Olvido".
- Die literarische Auseinandersetzung mit dem spanischen Bürgerkrieg als Beitrag zur nationalen Versöhnung.
- Die Bedeutung der "Recuperación de la memoria histórica" für die spanische Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den historischen Kontext des spanischen Bürgerkriegs und die nachfolgende Diktatur Francos dar, die durch eine einseitige Geschichtsschreibung geprägt war. Sie führt in die Thematik der nationalen Versöhnung ein und benennt das Ziel der Arbeit: die Untersuchung des Beitrags von Javier Cercas' Roman "Soldados de Salamina" zu diesem Prozess. Die Einleitung skizziert den Forschungsansatz, der sowohl auf bestehenden Arbeiten aufbaut als auch eigene Erkenntnisse einbringen will, um den Einfluss des Romans auf die spanische Versöhnungspolitik zu beleuchten. Sie kündigt den historischen Überblick und die Analyse des Romans an, wobei besonders die Rekonstruktion der Biographie von Rafael Sánchez Mazas und die Rolle der Schlüsselfigur Miralles im Mittelpunkt stehen werden.
2. Historischer Hintergrund: Von der Verdrängung hin zur Aufarbeitung des spanischen Bürgerkriegs: Dieses Kapitel beschreibt die Erinnerungspolitik während des Franquismus, die durch Repression, geschlossene Archive und Zensur antifranquistischer Literatur gekennzeichnet war. Die franquistische Propaganda zielte darauf ab, das eigene Regime zu legitimieren und die Erinnerung an die republikanische Seite auszulöschen. Nach dem Tod Francos und in der Phase der Transition wurde ein "Pacto del Olvido" geschlossen, der die Vergangenheit zum Schweigen brachte. Das Kapitel beleuchtet die Auswirkungen dieser Amnesie auf die Literatur und den späteren Wandel hin zu einer "memoria histórica". Es beschreibt die Entstehung einer neuen Erinnerungskultur, die durch zivilgesellschaftliche Initiativen und politische Anstöße angestoßen wurde und mit der Aufarbeitung der Vergangenheit die Grundlage für eine nationale Versöhnung schaffen will. Die späte Beschäftigung der spanischen Literaten mit ihrer Vergangenheit wird diskutiert, und das Kapitel endet mit einem Ausblick auf die anhaltende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und den noch bestehenden Herausforderungen der nationalen Versöhnung. Die juristischen und gesellschaftlichen Aspekte dieser Versöhnung, wie die Verabschiedung des Ley de memoria histórica, werden ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Spanischer Bürgerkrieg, Franquismus, nationale Versöhnung, Erinnerungspolitik, memoria histórica, Amnesia histórica, Pacto del Olvido, Javier Cercas, Soldados de Salamina, Rafael Sánchez Mazas, Republikaner, Falangisten, Dos Españas.
Häufig gestellte Fragen zu "Soldados de Salamina" - Eine literarische Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Roman "Soldados de Salamina" von Javier Cercas und dessen Beitrag zur nationalen Versöhnungspolitik Spaniens nach dem Franquismus. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung, wie Cercas' Werk die einseitige Darstellung des spanischen Bürgerkriegs durch die franquistische Propaganda konterkariert und zur Aufarbeitung der Vergangenheit beiträgt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Erinnerungspolitik während des Franquismus und die darauf folgende "Amnesia histórica", die Rekonstruktion der Biographie von Rafael Sánchez Mazas im Roman und die Umkehrung der Täter-Opfer-Rollen, die Rolle der Schlüsselfigur Miralles und die Auseinandersetzung mit dem "Pacto del Olvido", die literarische Auseinandersetzung mit dem spanischen Bürgerkrieg als Beitrag zur nationalen Versöhnung und die Bedeutung der "Recuperación de la memoria histórica" für die spanische Gesellschaft.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es darin?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, die den historischen Kontext und das Ziel der Arbeit beschreibt, sowie ein Kapitel zum historischen Hintergrund. Die Einleitung skizziert den Forschungsansatz und kündigt die Analyse des Romans an. Das Kapitel zum historischen Hintergrund beschreibt die Erinnerungspolitik während des Franquismus, den "Pacto del Olvido" und die Entwicklung einer neuen Erinnerungskultur nach Francos Tod. Es thematisiert auch die juristischen und gesellschaftlichen Aspekte der Versöhnung, wie das Ley de memoria histórica.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Spanischer Bürgerkrieg, Franquismus, nationale Versöhnung, Erinnerungspolitik, memoria histórica, Amnesia histórica, Pacto del Olvido, Javier Cercas, Soldados de Salamina, Rafael Sánchez Mazas, Republikaner, Falangisten, Dos Españas.
Welche Methode wird angewendet?
Der Forschungsansatz baut auf bestehenden Arbeiten auf und bringt eigene Erkenntnisse ein, um den Einfluss des Romans auf die spanische Versöhnungspolitik zu beleuchten. Die Arbeit analysiert den Roman "Soldados de Salamina" und dessen Darstellung des spanischen Bürgerkriegs im Kontext der nationalen Versöhnung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist die Untersuchung des Beitrags von Javier Cercas' Roman "Soldados de Salamina" zum Prozess der nationalen Versöhnung in Spanien nach dem Franquismus. Es soll analysiert werden, wie der Roman zur Aufarbeitung der Vergangenheit und zur Konterkarierung der einseitigen franquistischen Propaganda beiträgt.
Welche Bedeutung hat der Roman "Soldados de Salamina"?
Der Roman "Soldados de Salamina" wird als wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit und zur nationalen Versöhnung in Spanien betrachtet. Die Arbeit untersucht, wie der Roman durch die Rekonstruktion der Biographie von Rafael Sánchez Mazas und die Auseinandersetzung mit dem "Pacto del Olvido" zur Umkehrung von Täter-Opfer-Rollen und zur Entwicklung einer neuen Erinnerungskultur beiträgt.
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- Eliana Briel (Author), 2011, "Soldados de Salamina" als Beitrag zur nationalen Versöhnung Spaniens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287931