„Gegen die Bedrohungen der äußeren Natur haben wir gelernt, Hütten zu bauen und Erkenntnisse zu sammeln. Den industriellen Bedrohungen der in das Industriesystem hereingeholten Zweitnatur sind wir nahezu schutzlos ausgeliefert.“ Ulrich Beck beschreibt die moderne Sozialstruktur, in der wir leben, als eine Risikogesellschaft, die mit jeglicher Modernisierung, jedem Fortschritt und mit jeder neuentdeckten Technik auch fremde, unbekannte Gefahren erfindet und quasi als Nebenprodukt mitproduziert. Das bedeutet „der Machtgewinn durch technisch-ökonomischen ≫Fortschritt≪ wird immer mehr überschattet durch die Produktion von Risiken“ , welche plurilokal, auch über Ländergrenzen hinweg, in verschiedensten Formen und unterschiedlichem Grad der Gefährdung, den sie für die Gemeinschaft bedeuten, in Erscheinung treten. Die Produktion und Verteilung dieser omnipräsenten Gefährdungen des Lebens von Pflanze, Tier und Mensch unterliegen ihrer eigenen Logik, die „im Vergleich mit der (das gesellschaftstheoretische Denken bisher bestimmenden) ≫Logik≪ der Reichtumsverteilung entwickelt [wird].“ , was wiederum bedeutet, dass auch lokale, nationale, klassen- oder gruppenspezifische Lebensrisiken und Selbstbedrohungspotentiale in einem bis dahin unbekannten Ausmaß freigesetzt und globalisiert werden. Eine logische Schlussfolgerung ist nun, dass der Modernisierungsprozess selbstreflexiv, ergo sich selbst zum Thema und Streitpunkt werden muss, um die Folgeprobleme der drastischen, gesellschaftlichen Veränderungen verharmlosen, kanalisieren und bestenfalls verhindern zu können und sich nicht selbst ad absurdum zu führen, denn „die Risikogesellschaft ist eine katastrophale Gesellschaft. In ihr droht der Ausnahmezustand zum Normalzustand zu werden“.
Inhaltsverzeichnis
- Ulrich Beck
- Michael Brater
- Ernst Cloer
- Hermann Rademacker
- Werner Helsper
- Mirko Wojnowski
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Lerntagebuch befasst sich mit dem Lehrerberuf in der posttraditionalen Gesellschaft und analysiert die Herausforderungen, die sich aus den Veränderungen der modernen Sozialstruktur und den neuen Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen ergeben.
- Die Risikogesellschaft und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt
- Der Wandel der Erwerbsarbeit und die Folgen für das Bildungssystem
- Die Bedeutung von Selbstfindung und Ich-Identität in der posttraditionalen Gesellschaft
- Die Rolle der Schule als Institution zur Unterstützung der Selbstfindung
- Die Herausforderungen für Lehrer in der posttraditionalen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Risikogesellschaft nach Ulrich Beck. Beck beschreibt die moderne Sozialstruktur als eine Risikogesellschaft, die mit jeder Modernisierung auch neue Gefahren produziert. Die Produktion und Verteilung dieser Risiken unterliegen einer eigenen Logik, die die bisherige Logik der Reichtumsverteilung in den Hintergrund drängt. Der Modernisierungsprozess selbst muss reflexiv werden, um die Folgeprobleme der gesellschaftlichen Veränderungen zu bewältigen. Der Wandel von der Industrie- zur Risikogesellschaft führt zu einem Wandel der Erwerbsarbeit, der drastische Konsequenzen für Individuen und die Gesellschaft hat. Das standardisierte Vollbeschäftigungssystem weicht flexiblen Formen der Unterbeschäftigung, was zu Veränderungen im Bildungssystem führt. Die Situation im beruflich orientierten Bildungssystem wird widersprüchlich, da Bildung immer notwendiger, aber immer weniger hinreichend ist, um einen Arbeitsplatz zu bekommen. Die Institution Schule steht vor dem Problem des Autoritätsverlusts, der sich in der steigenden Gewalt gegen Lehrer zeigt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den neuen Leitfragen des modernen Jugendlichen nach Michael Brater. Brater argumentiert, dass Jugendlicher sein und Erwachsener werden in der posttraditionalen Gesellschaft neue Entwicklungsaufgaben an das Individuum stellen. Die Kernaufgabe ist nicht mehr nur der Anschluss an die Außenwelt, sondern ein subjektiver Selbstfindungsprozess, die Ausbildung von Ich-Identität. Die Bildung muss den Einzelnen in die Lage versetzen, sich selbst gültige Orientierung zu schaffen. Die Schule als Institution muss den Jugendlichen bei seinem Prozess der Selbstfindung unterstützen und begleiten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Risikogesellschaft, die posttraditionale Gesellschaft, den Lehrerberuf, die Selbstfindung, die Ich-Identität, die Bildung, die Schule und die Herausforderungen der modernen Gesellschaft.
- Quote paper
- Mirko Wojnowski (Author), 2010, Der Lehrerberuf in der posttraditionalen Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288032