Planung einer Diabetes-Präventionskampagne auf Bevölkerungsebene für das Saarland


Projektarbeit, 2013

81 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Analyse des Gesundheitsproblems Diabetes mellitus Typ II
1.1 Definition Diabetes mellitus
1.2 Klassifikation Diabetes mellitus
1.2.1 Diabetes Typ I (5-10% der Diabetiker)
1.2.2 Diabetes Typ II (80-90%)
1.2.3 Gestationsdiabetes
1.2.4 Andere Diabetestypen
1.3 Beurteilungskriterien für einen Diabetes mellitus Typ II
1.4 Ursachen und Risikofaktoren
1.5 Pathophysiologie
1.6 Daten zur Prävalenz und Inzidenz des Diabetes mellitus Typ II weltweit, in Deutschland und speziell im Saarland
1.6.1 Daten zur Prävalenz
1.6.2 Daten zur Prävalenz (geschlechtsspezifisch, Alter, Bildungsschicht) in Deutschland
1.6.3 Daten zur Prävalenz je Bundesland
1.6.4 Prävalenz Deutschland/Saarland
1.7 Inzidenz
1.8 Dunkelziffer
1.9 Begleiterkrankungen
1.9.1 Adipositas
1.9.2 Bluthochdruck
1.9.3 Fettstoffwechselstörung
1.10 Folgeerkrankungen
1.11 Mortalität
1.12 Gesundheitspolitische Bedeutung

2 Interventionsplanung
2.1 Ziele der Diabetes-Präventionskampagne
2.1.1 Grobziele
2.1.2 Teilziele
2.1.3 Feinstziel
2.2 Zielgruppe der Kampagne
2.3 Massen- und individualkommunikative Strategien und Maßnahmen zur Zielerreichung
2.3.1 Kooperationspartner (Flyer und Postkarten)
2.3.2 Radio und TV
2.3.3 Plakate
2.3.4 Apothekenumschau inklusive Gewinnspiel
2.3.5 Online-Portal inklusive Hotline
2.3.6 Saarbrücker Zeitung
2.4 Kampagnen-Slogan
2.5 Zentrale Präventionsbotschaften

3 Planung einer Großveranstaltung „Diabetes-Präventionstag“
3.1 Übergeordnete Ziele
3.2 Teilziele
3.2 Zielgruppe
3.3 Örtlichkeit
3.4 Akteure
3.5 Veranstaltungsmotto
3.6 Veranstaltungsprogramm
3.6.1 Zeitlicher Rahmen
3.6.2 Programm auf der Hauptbühne
3.7.3 Stände und Angebote auf dem Marktplatz
3.6.3 Begründung zum Veranstaltungsprogramm

4 Umsetzungsplanung und Kostenkalkulation der Kampagne
4.1 Gesamtlaufzeit der Kampagne
4.2 Organisatorischer und zeitlicher Ablaufplan
4.3 Ressourcenplanung
4.4 Kostenplanung

5 Übergeordnete Kampagnenziele

6 Evaluationskonzept

7 Effektivität

7.1 Die prozentuale Teilnehmerquote und der mittlere Body-Mass-Index in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht
7.1.1 Prozentuale Teilnehmerquote und der mittlere Body-Mass-Index von Männern
7.1.2 Prozentuale Teilnehmerquote und der mittlere Body-Mass-Index von Frauen
7.2 Absolute und prozentuale Häufigkeit verschiedener Variablen
7.2.1 Absolute und prozentuale Häufigkeit der Variable „tägliche Bewegung“
7.2.2 Absolute und prozentuale Häufigkeit der Variable „Konsum von Obst und Gemüse“
7.2.3 Absolute und prozentuale Häufigkeit der Variable „Einnahme von Medikamenten gegen Bluthochdruck“
7.2.4 Absolute und prozentuale Häufigkeit der Variable „ärztlich diagnostizierte, zu hohe Blutzuckerwerte“
7.3 Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und dem Auftreten einer Risikovariable

7.4 Fazit

8 Kosten-Nutzen-Bewertung
8.1 Kostenbestandteile
8.2 Nutzeneffekte
8.3 Kosten-Nutzen-Analyse
8.4 Aufwand und Nutzen der Evaluation

9 Literaturverzeichnis

10 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
10.1 Abbildungsverzeichnis
10.2 Tabellenverzeichnis

Anhang
Anhang 1: FINDRISK-Fragebogen
Anhang 2: SRH-Ernährungsfragebogen
Anhang 3: Messung der Bewegungs- und Sportaktivität

1 Analyse des Gesundheitsproblems Diabetes mellitus Typ II

Die Erkrankung Diabetes mellitus nimmt auf Grund der Erkrankungshäufigkeit, der erhöhten Sterblichkeit sowie den diabetischen Folgeerkrankungen und damit einhergehend einer erhöhten Inanspruchnahme von Leistungen und deren anfallenden Kosten eine wichtige gesundheitspolitische und gesellschaftliche Bedeutung ein. „Es ist davon auszugehen, dass schwere Verläufe des Diabetes zu einem großen Teil vermeidbar sind. Prävention und Behandlung erfordern einen umfassenden interdisziplinären Ansatz und die aktive Einbindung der Patientinnen und Patienten“ (Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S. 7).

1.1 Definition Diabetes mellitus

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch erhöhte Blutzuckerwerte charakterisiert ist (Heidemann, Du & Scheidt-Nave, 2011, S. 1). Eine Überzuckerung (Hyperglykämie) tritt bei einem Insulinmangel bzw. einer Insulinresistenz auf. Im Regelfall wird der Blutzuckerspiegel durch die Hormone Insulin (blutzuckersenkend) und durch das Glukagon (blutzuckersteigernd) konstant gehalten. Liegt eine verminderte Wirkung des Insulin vor, können die Zellen den Zucker aus dem Blut nicht mehr aufnehmen. Die Folge ist ein Blutzuckeranstieg (diabetes-ratgeber, 2011) und kann bei schwerer Hyperglykämie „[...] von klassischen Symptomen (Polyurie, Polydispie, auch als Gewichtsverlust übersetzt), Sehstörungen und Infektanfälligkeit bis hin zu Ketoazidose oder nicht-ketoazidotischem hyperosmolarem Syndrom mit einer Gefahr von Koma“ (Roden, 2004, S. 1) führen. Verschiedene Gewebe und Organe, wie z.B. die Augen, die Nerven, das Herz und die Blutgefäße, können bei chronischer Überzuckerung in Form von Langzeitschäden zu Funktionseinschränkungen führen (Roden, 2004, S. 1).

1.2 Klassifikation Diabetes mellitus

Diabetes lässt sich hauptsächlich in drei Arten unterscheiden. Die beiden Hauptformen sind Diabetes Typ I und Typ II. Daneben sind andere spezifische, eher seltener auftretende Formen sowie Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) zu verzeichnen.

1.2.1 Diabetes Typ I (5-10% der Diabetiker)

Der Diabetes Typ 1 tritt insbesondere bei Kindern und Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen, im Alter von 10 bis 15 Jahren auf und wurde früher als „juveniler Diabetes“ bezeichnet. Die Erkrankung erscheint relativ plötzlich und ist bedingt durch eine autoimmune Zerstörung der Zellen der Bauchspeicheldrüse (Betazellen oder Inselzellen), die das Insulin produzieren. Um dem Insulinmangel entgegen zu wirken, muss Insulin mehrmals täglich durch selbstständiges Spritzen zugeführt werden (Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S. 9).

1.2.2 Diabetes Typ II (80-90%)

Diabetes Typ II ist die am häufigsten auftretende Form des Diabetes und betrifft primär Personen im höheren Lebensalter (Heidemann, Du & Scheidt-Nave, 2011, S. 1). Im Gegensatz zum Typ I beginnt der Typ II schleichend, wodurch die Erkrankung häufig zunächst unbemerkt bleibt. Genetische sowie erworbene Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel verändern die Insulinsekretion der Bauchspeicheldrüse und die „Insulinwirkung im Gewebe“, so dass es zur verminderten Wirkung des Hormons Insulin (Insulinresistenz) kommt (Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S. 10).

1.2.3 Gestationsdiabetes

Eine weitere Art der Diabetes kann während der Schwangerschaft auftreten. Es handelt sich dabei um eine erstmals auftretende Blutzuckererhöhung, welche nach Roden eine „ […] Erstmanifestation eines Typ 1, Typ 2 Diabetes oder anderer Diabetes-Typen mit einschließt“ (Roden, 2004, S. 1).

1.2.4 Andere Diabetestypen

endokrine Erkrankungen (z.B. Cushing-Syndrom)

medikamenteninduzierter Diabetes (z.B. durch Steoride)

Infektionen (z.B. kongenitale Röteln)

Erkrankungen des exokrinen Pankreas (z.B. Pankreatitis)

genetische Defekte der Beta-Zellfunktion (z.B. Maturity-onset diabetes of the

young – MODY)

andere seltene genetische Syndrome (z.B. Trisomie 21)

(Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S.9)

1.3 Beurteilungskriterien für einen Diabetes mellitus Typ II

In folgender Tabelle sind die Diagnosekriterien zur Unterscheidung des Diabetes Typ 1 und Typ II dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Differenzialdiagnostische Kriterien für Typ I und Typ II Diabetes bei Diagnosestel-lung (Kerner & Brückel, 2011, S.108)

Es zeigen sich Unterschiede im Alter, in den Symptomen und im Auftreten der Erkrankung. Allen gemeinsam ist der chronisch erhöhte Blutzucker (Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S. 9). Dieser lässt sich durch Ermittlung der Blutzuckerkonzentration nachweisen:

Der Nachweis eines erhöhten Blutzuckerwertes (Plasmaglukose ≥ 200 mg/dl) lässt sich bereits, unabhängig von Tageszeit und Nahrungsaufnahme, feststellen.

zweimaliger Nachweis eines Nüchternblutzuckers über 126 mg/dl (König, Deibert, Dickhut & Berg, 2011, S. 6). Lässt sich ein Nüchternblutzuckerwert zwischen 100 - 125 mg/dl feststellen, wird dies als eine gestörte Nüchternglukose bezeichnet. Diese Form wird auch als Prädiabetes bezeichnet und erhöht das Risiko an Diabetes zu erkranken (Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S. 9).

Bei Nüchternblutzuckerwerten zwischen 100 und 125 mg/dl wird ein oraler Glukosetoleranztest (OGTT) durchgeführt. Der Blutzuckerwert wird „[...] im Nüchternzustand und zwei Stunden nach der Aufnahme einer definierten Glukosemenge gemessen“ (Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S. 9).

Liegt der Glukosewert im OGTT über 200 mg/dl, liegt eine Diabetes mellitus-Erkrankung vor.

Liegt der Glukosewert im OGTT zwischen 140 - 199 mg/dl, wird von einer verminderten Glukosetoleranz gesprochen (Icks, Rathmann, Rosenbauer & Giani, 2005, S. 9).

1.4 Ursachen und Risikofaktoren

Als Ursachen für den Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) gelten beeinflussbare sowie nicht beeinflussbare Faktoren. Zu den beeinflussbaren Faktoren zählen:

Übergewicht

mangelnde körperliche Bewegung sowie

falsche (fetthaltige und kalorienreiche) Ernährung.

Dagegen gehören ein immer weiter ansteigendes Lebensalter oder eine fehlerhafte genetische Disposition zu den nicht beeinflussbaren Faktoren, die eine Erkrankung an DMT2 begünstigen (Kretz & Teufel, 2006, S. 242).

Aus den o.g. Ursachen können sich verschiedenartige Risikofaktoren herausbilden. Typisch ist als pathophysiologischer Mechanismus ein geringeres Ansprechen auf Insulin oder auch das Ausbilden einer Insulinresistenz der Muskel- und Leberzellen. Dies geht der Manifestation des Diabetes sowie dem Metabolischen Syndrom häufig voraus (Israel & Albers, 2011, S. 250 f.). Als mögliches Beispiel soll an dieser Stelle das Metabolische Syndrom, auch als Syndrom X oder Wohlstandssyndrom bezeichnet, nähere Erläuterung finden. Bei dieser Art treffen Kombinationen von verschiedenen Erkrankungen oder Symptomen aufeinander: Gluskoseintoleranz oder DMT2, Stammfettsucht, Dyslipoproteinämie, essenzielle Hypertonie und Hyperurikämie aufeinander (Kretz & Teufel, 2006, S. 242).

Israel & Albers (2011, S. 251) sichern die Diagnose eines bestehenden metabolischen Syndroms mit fünf Parametern, von denen mindestens drei erfüllt sein müssen:

abdominelle Adipositas

(d.h. der Taillenumfang bei ist Männern > 94 cm und bei Frauen > 80cm)

Triglyceridspiegel im Blut > 150 mg/dl

HDL-Cholesterinspiegel im Blut

(bei Männern < 40 mg/dl und bei Frauen < 50 mg/dl)

Blutdruck 130/85 mmHg

Nüchternglukose im Blut > 110 mg/dl

Die verschiedenen Erkrankungen bzw. Symptome treten meist gemeinsam auf. Dabei können die Ausprägungen im Einzelnen sehr unterschiedlich sein (Israel & Albers, 2011, S. 251).

1.5 Pathophysiologie

Aufgrund hoher Saccharidwerte im Blut werden die Proteine des Blutplasmas teilweise unbrauchbar oder lagern sich ab. Mit einer oft damit einhergehenden hohen Konzentration von Zucker in nichtinsulinabhängigen Geweben kommt es zu osmotischen Oragnschäden (DocCheck Flexikon, 2014).

1.6 Daten zur Prävalenz und Inzidenz des Diabetes mellitus Typ II weltweit, in Deutschland und speziell im Saarland

1.6.1 Daten zur Prävalenz

„Weltweit ist eine Zunahme der Erkrankungshäufigkeit bei Diabetes mellitus zu beobachten“ (Scherbaum & Kiess, 2004, S. 1). In folgender Abbildung sind die häufigsten Diabetes-Erkrankungen weltweit, in der Altersgruppe 20 - 79 Jahren dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Top Ten- Einschätzung der Diabetesprävalenz 2003 und 2025 weltweit (Sicree, Shaw & Zimmet, 2003, S. 28)

Deutschland befindet sich mit 6,3 Millionen Personen im Jahr 2003 auf dem sechsten Platz. Im Jahr 2025 wird eine Zunahme der Diabetes-Erkrankungen prognostiziert. Deutschland ist nach Darstellung in Abb. 1 damit zwar „nur“ noch auf dem zehnten Platz der Diabetes-Erkrankungen aller Nationen, weist jedoch eine Erhöhung um fast eine Million Erkrankte auf.

1.6.2 Daten zur Prävalenz (geschlechtsspezifisch, Alter, Bildungsschicht) in Deutschland

Die am häufigsten auftretende Form von Diabetes, ist mit ca. 80 – 90 % der Typ II Diabetes bei Erwachsenen (Heidemann, Du & Scheidt-Nave, 2011, S. 1).

Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern (< 40 - 49 Jahre) beträgt die Krankheitshäufigkeit weniger als 5 %. „In den höheren Altersgruppen steigt die Prävalenz sprunghaft an: insgesamt ist unter den 50- bis 59-jährigen bereits jede 11. Person, unter den 60- bis 69-jährigen jede 7. Person und unter den über 70-jährigen sogar jede 5. Person an Diabetes erkrankt“ (Heidemann, Du & Scheidt-Nave, 2011, S. 2).

Die Ergebnisse einer GEDA-Studie im Jahr 2009 zeigen die Diabetesprävalenz im Zusammenhang des Alters und des Bildungsstatus (vgl. Abb. 2). Insgesamt ist deutlich zu erkennen, dass mit abnehmendem Bildungsstatus und bei der älteren Altersgruppe eine erhöhte Prävalenz vorliegt. Dieser Zusammenhang wird besonders bei den Frauen im Alter zwischen 50 - 60 Jahre + deutlich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Geschlechtsspezifische Prävalenz des diagnostizierten Diabetes, nach Bildungsstatus und Altersgruppen (Heidemann, Du & Scheidt-Nave, 2011, S. 2)

1.6.3 Daten zur Prävalenz je Bundesland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Standardisierte Diabetesprävalenzen je Bundesland 2012 (Graf, 2013, S. 4)

Die Diabetes-Krankheitshäufigkeit liegt mit 10,4 % am häufigsten in Sachsen vor. Es folgen mit 10,1 % Sachsen-Anhalt, mit 9,9 % Brandenburg, 9,7 % Thüringen, 9,6 % Mecklenburg und mit 8,6 % das Saarland. Auf dem letzten Platz befindet sich Schleswig-Holstein (vgl. Abb. 3). Das Saarland entwickelt sich in den Jahren 2003 - 2008 mit 1,1 % am meisten zur Erkrankungshäufigkeit von Diabetes, gefolgt von Hamburg mit 1,0 % (vgl. Abb. 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Entwicklung der standardisierten Entwicklungsprävalenz (Graf, 2013, S. 4)

1.6.4 Prävalenz Deutschland/Saarland

In den Jahren 2008 und 2009 erfolgte ein telefonischer Gesundheitssurvey mit der Fragestellung „Wurde bei Ihnen jemals von einem Arzt eine Zuckerkrankheit oder Diabetes festgestellt“ und „Bestand die Zuckerkrankheit bei Ihnen auch in den letzten 12 Monaten?“ (Robert-Koch-Institut, 2009). Es wurden 10.266 Männer und 10.966 Frauen in Deutschland befragt, davon 1.131 Männer und 1.222 Frauen im Saarland.

In dem Fachjargon wird die Befragung auch als 12-Monats-Prävalenz bezeichnet, da die gesamte Periodenzeit über 12 Monate anhält. D.h. bei dieser Befragung wurde die Anzahl aller Diabetes-Erkrankten in einem Zeitraum von 12 Monaten erfasst.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Telefonischer Gesundheitssurvey, 12-Monats-Prävalenz Diabetes (modifiziert nach Robert-Koch-Institut, 2009)

In Deutschland sind laut der angegeben Werte Frauen öfter von Diabetes betroffen als Männer. Im Saarland sind es mit 8,8% die Männer, die laut Schätzungswert des Robert Koch-Instituts häufiger betroffen sind.

1.7 Inzidenz

Jährlich erkranken etwa 270.000 Menschen im Alter zwischen 55 und 74 Jahren neu an Diabetes. Dies entspricht 15,5 Fälle pro 1000 Personenjahre. Bei den Männern sind es 20,2 Fälle, bei den Frauen 11,3 pro 1000 Personenjahre. Prognosen zur Folge wird sich die Zahl der Diabetiker in den nächsten 10 bis 20 Jahren erhöhen. Allein in der Altersklasse der 55 - 74-jährigen wird bis zum Jahr 2030 in Deutschland ein Anstieg um 1,5 Millionen Personen zu verzeichnen sein. Dabei ergibt sich bei den Männern eine Zunahme mit + 79 % = 1 Million und bei den Frauen + 47 % = 0,5 Millionen (Scherbaum, 2009).

1.8 Dunkelziffer

Eine Untersuchung aus der Region Augsburg ergibt, „[...], daß dort in der Altersgruppe der 55- bis 74jährigen auf jede Person mit bekanntem Diabetes eine Person mit bis dahin nicht diagnostizierter Zuckerkrankheit kommt (8,7 Prozent mit bekanntem Diabetes, 8,2 Prozent mit neu diagnostiziertem Diabetes) [...]“ (Hauner, 2013, S. 9). Zudem kam es zu dem Ergebnis, dass heute 16 % von Prädiabetes betroffen sind. Prädiabetes beschreibt dabei eine Störung des Zuckerstoffwechsels, in dem ein erhöhter Nüchternblutzucker sowie ein erhöhter 2-Stunden Wert in einem Zuckerbelastungstest nachgewiesen werden und sich rasch zu einem behandlungsbedürftigen Diabetes entwickeln kann (Hauner, 2013, S. 9).

Die Daten des Bundes-Gesundheitssurvey zeigen Schätzungen der nicht erkannten Diabetesfälle (Dunkelziffer). In der Tabelle 3 sind die Befragten (N = 5275) angegeben, die nicht als Diabetiker identifiziert sind, bei denen aber erhöhte bzw. pathologische Messwerte bezogen auf den Kohlenhydratstoffwechsel vorliegen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3: Anteil von Personen (%) im Bundes-Gesundheitssurvey, die nicht als Diabetiker bekannt sind, bei denen aber erhöhte bzw. pathologische Messwerte hinsichtlich des Kohlenhydratstoffwechsels vorliegen. N = 5275, gewichtet entsprechend der Bevölkerungsstruktur des Jahres 1998 (Thefeld, 1999, S.587)

Weitere Untersuchungen in stationären Pflegeeinrichtungen ergaben, dass etwa 8,5 % der angeblich Gesunden ohne Stoffwechselbeschwerden von Diabetes mellitus betroffen waren (HbA1c > 7,0 %). Diabetes wird zu spät erkannt (Hauner, 2013, S. 9 ff.). Laut dem Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2013 fand sich nach einer bundesweiten Praxisstudie (2005), in der Nüchternblutzuckerwerte erfasst wurden, eine Dunkelziffer von 0,9 %. Dabei wurden die pathologischen Messwerte nicht mit berücksichtigt (Hauner, 2013, S. 14).

1.9 Begleiterkrankungen

Im Nachfolgenden werden die verschiedenen Begleiterkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörung näher erläutert.

1.9.1 Adipositas

Eine erhöhte Fettmasse im Körper kann das Risiko an DMT2 zu erkranken, erheblich begünstigen. Besonders die Fettpolster an Bauch und Körperstamm sorgen für eine erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit. Noch ist die evidenzbasierte Lage nicht komplett ausgereift, doch ist bekannt, dass zu viel Fettmasse im Körper die Wirkung von Insulin hemmt. Die Bauchspeicheldrüse, produziert folglich immer mehr das Stoffwechselhormon, bis diese letztlich erschöpft und nicht mehr mit der nötigen Menge dienen kann (Universitätsmedizin Leipzig, 2014).

1.9.2 Bluthochdruck

Von Bluthochdruck kann gesprochen werden, wenn die Blutdruckwerte oberhalb von 135/85 mmHg liegen. Entscheidend für die weitere Entwicklung des Blutdrucks ist der Lebensstil. Stress, falsche Ernährung und/oder Übergewicht begünstigen einen voranschreitenden hohen Blutdruck. Bei Personen mit DMT2 kommt eine arterielle Hypertonie noch häufiger vor als bei "gesunden" Personen. Die Folgen eines anhaltenden, zu hohen Blutdrucks sind weitreichend:

Herzinfarkt

Lungenödem

Schlaganfall und Hirnblutung

Schädigung der Blutgefäße

Bei gleichzeitigem Bluthochdruck und DMT2 ist von einer besonders hohen Gefährdung zu sprechen. Allein durch den DMT2 hat der Patient schon ein enormes Risiko, an einer Blutgefäßverkalkung (Makroangiopathie) zu erkranken (Diabetes heute, 2014).

1.9.3 Fettstoffwechselstörung

Allgemein gesagt kommt es bei Fettstoffwechselstörungen zu einer Vermehrung des ungünstigen LDL-Cholesterins, zu einer Verminderung des günstigen HDL-Cholesterins und zu einer Erhöhung der Triglyzeride. Somit geht eine Veränderung der Bluttfettwerte einher und das Risiko für Arteriosklerose nimmt drastisch zu. Oft werden Fettstoffwechselstörungen durch eine schlechte Stoffwechseleinstellung bei Diabetes hervorgerufen. Fast jeder zweite Diabetespatient hat zu hohe Triglyzeride und ein erniedrigtes HDL-Cholesterin (Diabetes Ratgeber, 2012).

1.10 Folgeerkrankungen

Im Falle einer schlechten Behandlung oder einem verspäteten Erkennen von DMT2 kann es zu zahlreichen Folgeerkrankungen kommen (Diabetes Mellitus, 2014):

diabetischer Fuß (starke Entzündungsreaktionen an den Füßen)

Makroangiopathie und Mikroangiopathie (Schädigung der großen Blutgefäße)

diabetische Retinopathie (Schädigung der Augen, bis hin zur Erblindung)

diabetische Neuropathie (Nervenschädigung)

Arteriosklerose und Erektionsstörungen

1.11 Mortalität

Basierend auf den Ergebnissen von internationalen Studien kann genannt werden, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Haupttodesursache bei DMT-1 sowie bei DMT-2 sind. Aber auch bei einer chronischen Niereninsuffizienz ist die Lebenserwartung deutlich vermindert. Laut Statistik starben im Jahre 2002, 23.607 Menschen an den Folgen einer diabetischen Erkrankung. Diese Zahl ist jedoch nicht vollständig anzuerkennen, da vielfach nicht der Diabetes selbst als Todesursache anerkannt wird, sondern eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, welche mit dem Diabetes eng assoziiert wird. Daneben gehen zahlreiche Begleiterkrankungen mit in diese Statistik ein (Robert Koch Institut, 2005, S. 19 ff.).

Betrachtet man die Zahlen im Saarland, so lässt sich festhalten, dass das Bundesland eine der höchsten Todesraten bedingt durch Diabetes mellitus aufweist (Wanjek & Morsch, 2012, S. 46).

1.12 Gesundheitspolitische Bedeutung

Diabetes gehört zu den großen Volkskrankheiten und erfährt bis heute einen stetigen Anstieg. Zurzeit sind rund 285 Millionen Menschen, also 6,6 % der Weltbevölkerung (bezogen auf Erwachsene), von Diabetes mellitus betroffen. Rund 95 % der betroffenen Personen leiden an Typ II Diabetes, die verbleibenden 5 % entfallen auf Typ I Diabetes (Mühlen & Lehnert, 2014). Die Prognose des Deutschen Diabetikerbundes sieht für das Jahr 2030 eine Prävalenz von über 10 % vor. Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist, als bisher angenommen (Mühlen & Lehnert, 2014). Die Anzahl der bisher unerkannten Typ II Diabetiker liegt derzeit bei ca. 8 %. Gründe hierfür sind vor allem in den steigenden Adipositas-Erkrankungen und der stetig steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung zu finden. Die gesundheitspolitische Bedeutung für den Bund und das Saarland wird sich in den jährlichen Behandlungskosten wiederspiegeln. Diese werden sich der Entwicklung anpassen und ebenfalls stetig steigen. Dies gilt sowohl für die Bundesrepublik als auch für das Saarland.

2 Interventionsplanung

Der Anlass zur Planung dieser Interventionsmaßnahme ist der, dass sowohl nachweislich die Prävalenzrate, also der aktuelle Krankenstand bezüglich DMT2, als auch die Inzidenzrate (Neuerkrankungsrate) an DMT2 sehr hoch sind und stetig zunehmen. Dies ist deutlich an der Prävalenz von verhaltensbezogenen Risikofaktoren wie z.B. Bewegungsmangel und Fehlernährung zu erkennen (Wanjek & Morsch, 2012, S. 28-32). Dadurch entstehen in Deutschland hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Diese Fakten zeigen somit Handlungsbedarf (Wanjek & Morsch, 2012, S. 47-50).

2.1 Ziele der Diabetes-Präventionskampagne

Das Ziel der Diabetes-Präventionskampagne wird in zwei Grobziele sowie in mehrere Teil- und Feinstziel gegliedert, die im Folgenden einzeln erläutert werden.

2.1.1 Grobziele

Im Rahmen der Kampagne werden die zwei folgenden Grobziele verfolgt. Zum Einen soll die Prävalenz des DMT2 gesenkt werden. Zum Anderen soll das Problembewusstsein für die Erkrankung DMT2 erhöht werden. Speziell im Saarland werden diese Grobziele durch die folgende Interventionsplanung zur Diabetes-Präventionskampange angestrebt.

Die Inhalte der Kampagne sind auf die Erkrankung des DMT2 spezialisiert. Durch eine hohe Medienpräsenz soll primär die Neugier der Bevölkerung geweckt werden. Folglich sollen sich die Menschen mit dem Thema DMT2 auseinandersetzen und ein Risikobewusstsein für die Erkrankung entwickeln. Langfristig steht die Senkung der Prävalanzrate und Indizenrate im Vordergrund. Da durch den stetigen Anstieg nicht nur Begleiterkrankungen sondern auch erhebliche Kosten in Millionenhöhe durch z.B. Arbeitsausfalltage oder medizinische Untersuchungen entstehen (Wanjek & Morsch, 2012, S. 48; Robert-Koch-Institut, 2009; Scherbaum, 2009).

2.1.2 Teilziele

Die Teilziele dieser Präventionsmaßnahme beinhaltet das Heranführen an die Ursachen der Diabetes-Erkrankung, wie z.B. Bewegungsmangel und Fehlernährung. Durch die Erlangung des Hintergrundwissen über die Risikofaktoren kann ein Bewusstsein geschaffen werden kann, wodurch eine Verbesserung des Ernährungs- und Bewegungsbewusstseins hervorgerufen werden soll (Wanjek & Morsch, 2012, S. 30-32). Hervorzuheben ist, dass die Menschen erst aktiv werden, wenn sie sich aus persönlichen Gründen angesprochen fühlen und sich mit dem Thema auseinander gesetzt haben.

2.1.3 Feinstziel

Das Feinstziel ist es, die Dunkelziffer der an DMT2 erkrankten Personen zu verringern bzw. eine Identifikation mit den verschiedenen Risikofaktoren der Krankheit anhand eines Fragebogens hervorzurufen und somit die Früherkennung zu fördern.

Mit dem FINDRISK-Fragebogen (siehe Anhang 1), welcher zur Identifikation des einzelnen mit den möglichen Risikoparametern dient, Wissen über Diabetes und dessen Erscheinungsformen bzw. möglichen Folgen vermittelt werden. Hierbei soll sich die Bevölkerung die Frage stellen, ob die Gefahr besteht, bereits an DMT2 zu leiden oder zu erkranken. Hintergrund dessen ist, die Dunkelziffer zu verringern, indem Aufklärungs- und Aufdeckungsarbeit geleistet wird. Letzteres beinhaltet somit die Förderung der Früherkennung dieser Krankheit anhand der Auswertungen der Fragebögen (Hauner, 2013, S. 9).

[...]

Ende der Leseprobe aus 81 Seiten

Details

Titel
Planung einer Diabetes-Präventionskampagne auf Bevölkerungsebene für das Saarland
Hochschule
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH
Note
1,5
Autor
Jahr
2013
Seiten
81
Katalognummer
V288068
ISBN (eBook)
9783656959427
ISBN (Buch)
9783656959434
Dateigröße
2104 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interdisziplinär, DHfPG., Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagent, Planung einer Kampagne
Arbeit zitieren
Vicky Tlatlik (Autor:in), 2013, Planung einer Diabetes-Präventionskampagne auf Bevölkerungsebene für das Saarland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288068

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