Leseprobe
Gliederung
Einleitung
1. Definition Armut
2. Armut und Ernährung
3. Bedeutung der Ernährung
4. Vollwertige Ernährung
5. Ursachen für Fehlernährung
6. Ernährung in der armen Familie
7. Kann man sich von Sozialleistungen gesund ernähren?
Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Eine ungesunde Ernährung in den unteren sozialen Schichten wird oftmals auf das eine Problem der fehlenden finanziellen Mittel reduziert. Gesunde, abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie ausreichend Ballaststoffen, gesättigten Fettsäuren etc. sei mit Sozialleistungen nicht realisierbar. Die Leistungen werden jedoch nicht erhöht. Dies liegt an der Befürchtung, dass eine Leistungserhöhung die Motivation bei der Arbeitssuche verringern könnte. Ebenso besteht die Sorge, das zusätzliche Geld werde in Genussgüter, wie Zigaretten und Alkohol, anstatt in eine gesunde Ernährung der Kinder investiert. Von einer Mangelversorgung kann auch nicht die Rede sein, denn in den unteren sozialen Schichten überwiegen Adipositas und mit ungesunder Ernährung zusammenhängende Erkrankungen, wie Diabetes Mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedene Krebserkrankungen (vgl. Barlösius, E. 1995, S.12; Dalk, Sandra 2001, S.14). Ernährungsberatung und Kochsendungen scheinen keine Abhilfe zu schaffen (vgl. Vogt, I. In Rose, L. 2009, S.267f.). Doch ist der Zustand der wachsenden „dicken Unterschicht“ mit mangelndem Interesse, Passivität und schlichtweg zu geringem Einkommen zu erklären? Stecken vielleicht noch mehr Gründe dahinter? Und gibt es überhaupt noch die Unterschicht mit vermeintlich arbeitsscheuen Bürgern, die lieber Pizza mit ihren Kindern vor dem Fernseher essen, als auf den Spielplatz zu gehen? Diese Fragen möchte ich in meiner Hausarbeit beleuchten und herausfinden, ob es wirklich nur diese scheinbar eindeutigen Ursachen gibt oder nicht noch mehr Gründe dahinterstecken. Dabei werde ich auch der Frage nachgehen, inwieweit es überhaupt möglich ist, sich von Sozialleistungen, durch den Einsatz von haushälterischen Kompetenzen gesund zu ernähren.
Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in dieser Hausarbeit lediglich die männliche Form, gemeint sind aber stets beide Geschlechter.
1. Definition Armut
Eine einheitliche Definition von Armut ist in der Literatur nicht zu finden. Der Armutsbegriff umfasst eine Vielzahl von Lebenslagen, individuellen Empfindungen und errechneten Einkommensgrenzen, sodass es unmöglich ist eine allumfassende Definition zu formulieren. Oftmals wird sich auf die Unterscheidung zwischen absoluter und relativer Armut begrenzt. Hierbei orientiert sich die absolute Armut „am physischen Existenzminimum“ und die relative Armut „an gesellschaftlichen Mindeststandards“ (Neumann, U. 2004, S.14). Dies bedeutet, dass sich die absolute Armut auf Ressourcen bezieht, die zur Erhaltung der Existenz dienen, wie zum Beispiel die ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, aber auch das Vorhandensein einer Unterkunft, Kleidung und medizinischer Grundversorgung. Die relative Armut hingegen bezeichnet das Unterschreiten von gesellschaftlichen Standards, beispielsweise einer Einkommensgrenze (vgl. ebd. S.14). Die Existenz ist dadurch nicht bedroht, aber der individuell empfundene Mangel kann zu einer großen Belastung werden. Ergänzend ist noch die subjektive Armut zu nennen, die weder an einer Existenzbedrohung noch an einer Einkommensgrenze festzumachen ist, sondern sich auf das persönliche Armutsempfinden bezieht.
In Deutschland ist auf Grund von Sozialleistungen kaum jemand von absoluter Armut betroffen (vgl. ebd. S.14). Daher beziehen sich die folgenden Ausführungen auf Menschen, die in relativer Armut leben. Sie erhalten Sozialleistungen zur Finanzierung von Wohnung, Lebensmitteln und weiterer lebensnotwendiger Güter, sind aber durch die fehlenden finanziellen Mittel meist von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen.
2. Armut und Ernährung
Mit Armut wird in erster Linie Hunger verbunden, da sie einen Mangel an finanziellen Mitteln darstellt, welche benötigt werden um ausreichend Ressourcen für eine gesicherte Lebensgrundlage zu beschaffen (vgl. Barlösius, E. 1995, S.12). Die Ausgaben für Lebensmittel gehören im Haushalt zu den wenigen variablen Kosten. Dementsprechend kann bei diesen – im Gegensatz zur Miete oder Stromkosten – am ehesten gespart werden. Jedoch muss eine Familie aus der unteren sozialen Schicht den Großteil ihres Einkommens bereits für Lebensmittel aufwenden (vgl. ebd. S.15). Dies hat zur Folge, dass bei unerwarteten Ausgaben, zum Beispiel die Klassenfahrt der Kinder, zusätzlich an den Nahrungsmitteln gespart werden muss oder gar Mahlzeiten entfallen und somit zunehmend Kinder ohne Frühstück das Haus verlassen. Dies ist ein Grund für eine verstärkte Inanspruchnahme der Tafeln, Mittagstische und Schulspeisungen (vgl. Rose, L. 2009, S.10). Alleinerziehende haben ein höheres Risiko von Armut betroffen zu sein, als Familien mit beiden Elternteilen, da in der Regel ein Einkommen fehlt. Unterhaltszahlungen des ehemaligen Lebenspartners sind in unteren sozialen Schichten eher die Ausnahme, da dieser meist die finanziellen Mittel dafür nicht aufbringen kann (vgl. Barlösius 1995 S.126). Somit besteht für Kinder aus solchen familiären Verhältnissen auch ein erhöhtes Risiko für Fehlernährung.
Ein niedriges Einkommen hängt oft mit einem niedrigen Bildungsstand zusammen, welcher wiederum häufig ein unzureichendes Wissen über gesunde Ernährung zur Folge hat (vgl. Muff, C. 2009, S.261). Die Informationsflut, was gesunde Lebensweise bedeutet und welche Lebensmittel wann, wie oft verzehrt werden sollten sind dabei häufig überfordernd und lassen die Menschen in alte Ernährungsmuster zurückfallen (vgl. ebd. S.263ff.). Außerdem sind als allgemein gesund anerkannte Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, tatsächlich teuer und nicht lange haltbar. Sie werden daher nachweislich weniger in den unteren sozialen Schichten konsumiert (vgl. Barlösius, E. 1995, S.126, S.179, S.186f.; Vogt, I. In Rose, L. 2009 S.267f.). Trotz Schlankheitsidealen und propagierter gesunder Ernährung, nimmt die Zahl der Menschen mit Übergewicht zu, besonders in den niedrigeren sozialen Schichten und bei Männern stärker als bei Frauen (vgl. Rose, L. 2009, S.286). Es ist also weniger der Mangel, wie man zunächst vermuten könnte, sondern eher die kalorienreiche, vitaminarme Ernährung, die in ärmeren Schichten vorherrscht.
3. Bedeutung der Ernährung
Die Ernährung dient der Versorgung des Körpers mit Nährstoffen zur Deckung des täglichen Energiebedarfs. Dabei sollte ein ausgewogenes Verhältnis von Kohlehydraten, Eiweißen und Fetten erreicht werden. Eine Trinkmenge von mindestens 1,5l kalorienarmer Flüssigkeiten am Tag ist wichtig für einen physiologischen Flüssigkeitshaushalt. Allerdings hat Ernährung in einer Wohlstandsgesellschaft wie Deutschland längst nicht mehr die Bedeutung der bloßen Energieversorgung. Sie gestaltet unser soziales und kulturelles Leben und kann moralische sowie religiöse Überzeugungen ausdrücken (vgl. Dalk, S. 2001, S.14, Barlösius, E. 1995, S.28).
In Deutschland leben viele Menschen, die über kein eigenes Einkommen verfügen oder deren Verdienst zu gering ist, um selbst für ihre Lebenshaltungskosten aufzukommen. Dennoch muss niemand hungern. Die sozialstaatliche Unterstützung für Geringverdiener und Arbeitslose deckt die Kosten für ein Leben am Existenzminimum. Dies reicht zwar für die Bedarfsdeckung aus, aber ist es auch ausreichend für die Bedürfnisbefriedigung, die ebenfalls Funktion der Ernährung ist (vgl. Barlösius, E. 1999, S.237)? Die Nahrungszufuhr erfüllt eine wichtige soziale wie auch kulturelle Funktion, was sich am gemeinsamen Abendessen mit der Familie, Essen gehen mit dem Partner oder der Einladung in ein Restaurant anlässlich eines Geburtstages zeigt. Diese Rituale sind Teil unseres Alltags und werden regelmäßig praktiziert. Dabei geht es keineswegs um die reine Nährstoffzufuhr. Vielmehr geht es darum, sich mit den Menschen zu treffen, die man liebt, um sich auszutauschen und die gemeinsame Beziehung zu pflegen. Kinder lernen schon früh, welche Nahrungsmittel zu ihrer Kultur gehören, sowie die Einhaltung bestimmter Normen, beispielsweise Essenszeiten, Tischsitten und Techniken der Nahrungsaufnahme (vgl. Dalk, S. 2001, S.13). Die kulturelle Funktion des Essens drückt sich in der länderspezifischen Küche aus. Man identifiziert sich mit den Gerichten, mit denen man aufgewachsen ist und freut sich nach einem langen Auslandsaufenthalt auf die gewohnte Kost. Die religiöse Bedeutung der Ernährung zeigt sich in den spezifischen Ernährungsvorschriften, Fastenzeiten und Arten der Zubereitung von Lebensmitteln in den einzelnen Religionen. Aber auch die ethische Bedeutung nimmt immer mehr zu, was mit dem Verzicht auf Fleisch oder jegliche tierische Produkte zum Ausdruck gebracht wird. Dies verdeutlicht die eigenen Moralvorstellungen, in diesem Fall die Ablehnung der Ausbeutung von Tieren als Nahrungslieferanten.
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