Schiller hat mit seiner Rezension „Über Bürgers Gedichte“ unter seinen Zeitgenossen eine beachtliche Resonanz erzielt. So schrieb er in einem Brief vom 3. 3. 1791 an Körner: „In Weimar habe ich durch die Bürgerische Recension viel Redens von mir gemacht; in allen Circeln las man sie vor, und es war guter Ton, sie vortrefflich zu finden, nachdem Goethe öffentlich erklärt hatte, er wünsche Verfasser davon zu sein.“1 Jedoch fand die Schrift Schillers nicht nur Beifall. Die Rezension hatte stark emotionale Debatte ausgelöst, die zum Teil zu heftigen Angriffen gegen Schiller geführt hat. Die Bandbreite reicht hierbei von übertriebener Stränge und Maßlosigkeit in seiner Kritik, bis zu dem nicht haltbaren Vorwurf, Schiller hätte Bürger in den frühen Tod getrieben.2
Diese Arbeit kann sich aber nur am Rande mit einigen dieser Argumentationsstränge befassen. Ebensowenig kann in dieser Ausarbeitung eine Erörterung und Bewertung der Kritik Schillers an einzelnen Werken Bürgers vorgenommen werden. Einerseits würde eine derartige Vorgehensweise den vorgegebenen Rahmen bei weitem übertreffen. Zum anderen erlangte die Rezension ihre besondere Bedeutung nicht wegen der eigentlichen Kritik an Bürger, sondern aufgrund der grundsätzlichen Äußerungen Schillers, für die ihm Bürgers Dichtung lediglich als Negativbeispiel diente. So sollen hier in erster Linie die in der Rezension formulierten literaturtheoretischen und philosophischen Ansätze Schillers im Mittelpunkt stehen.[...]
1 F. Schiller: Brief an Körner vom 3.3. 1791, in: F. Jonas (Hg): Schillers Briefe - Kritische Gesamtausgabe, Band III, Stuttgart 1892-1896, S. 135f.
2 Siehe: W. Müller-Seidel: Schillers Kontroverse mit Bürger und ihr geschichtlicher Sinn, in: W. Müller-Seidel; W. Preisendanz (Hg.): Formenwandel – Festschrift zum 65. Geburtstag von Paul Böckmann, Hamburg 1964, S. 294-318, hier: 295.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgeschichte der Rezension
- Begegnung von Schiller und Bürger
- Die Rezensionsstrategie Schillers
- Schillers Forderung nach zeitadäquater Dichtung
- Volkstümlichkeit
- Das Popularitätsideal Bürgers
- Die Kritik Schillers
- Die Gegenkonzeption Schillers
- Individualität
- Idealisierende Stilgebung
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit Schillers Rezension "Über Bürgers Gedichte" und analysiert die darin enthaltenen literaturtheoretischen und philosophischen Ansätze. Der Fokus liegt dabei auf der Kritik Schillers an der Volkspoesie und seiner Forderung nach einer zeitadäquaten Dichtung.
- Schillers Kritik an Bürgers Popularitätsideal
- Schillers Forderung nach Individualität und Idealisierung in der Dichtung
- Schillers Rezensionsstrategie und seine Kritik an Bürgers Gedichten
- Die Rezeption Schillers Rezension in der Zeitgenossenchaft
- Die literaturtheoretischen und philosophischen Ansätze Schillers in der Rezension
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die Rezeption von Schillers Rezension "Über Bürgers Gedichte" in der Zeitgenossenchaft. Die Vorgeschichte der Rezension beleuchtet die einzige persönliche Begegnung von Schiller und Bürger sowie Schillers Rezensionsstrategie. Schillers Forderung nach zeitadäquater Dichtung wird im dritten Kapitel behandelt, während das vierte Kapitel der Kritik an Bürgers Popularitätsideal und Schillers Gegenkonzeption gewidmet ist.
Schlüsselwörter
Schillers Rezension, Bürger, Volkspoesie, Zeitadäquate Dichtung, Individualität, Idealisierende Stilgebung, Rezensionsstrategie, Kritik, Literaturtheorie, Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Björn Erichsen (Autor:in), 2000, Schillers Rezension - "Über Bürgers Gedichte!", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28864