Wolfram von Eschenbach gilt gemeinhin als der herausragendste Dichter der mittelhochdeutschen klassischen Literatur, der das Dichten zum Beruf machte, obwohl ihm im Vergleich zu anderen Genies seiner Zeit eine geringe Bildung nachgesagt wird.
Das Gesamtwerk Wolframs umfasst drei epische Werke, nämlich den "Willehalm", den "Parzival" und das "Titurel-Fragment", sowie neun Lieder.
So wie bei den anderen großen Dichtern seiner Zeit, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg und dem Verfasser des "Nibelungenlieds", so ist auch über das Leben Wolframs nur sehr wenig bekannt. Alles, was wir über sein Leben zu wissen glauben, beruht auf Andeutungen in seinen Werken und in Schriftstücken späterer Dichter.
Wolframs ungefähre Lebenszeit kann aus der erschließbaren Abfassungszeit seiner Epen gedeutet werden: so ist der "Parzival" im ersten und die beiden anderen Epen im zwei Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts entstanden.
Zusätzlich dazu kann vermutet werden, dass Wolfram nach dem heutigen Ort Wolframs-Eschenbach benannt ist, das in Mittelfranken liegt. Der bedeutendste Gönner Wolframs war Landgraf Hermann I. von Thüringen (1190-1217), der der einflussreichste Förderer der Literatur seiner Zeit war. Weitere bekannte Personen, die für den Landgrafen gearbeitet haben, waren beispielsweise Heinrich von Veldeke und Walther von der Vogelweide. Es scheint sicher, dass der Landgraf Wolfram auch die französische Quelle des "Willehalm" lieferte, nämlich "Aliscans".
Heutzutage sind vom "Willehalm" insgesamt 70 Handschriften bekannt, wobei zwölf vollständig und 58 fragmentarisch erhalten sind. Diese Zahlen belegen auch, dass dieses Epos ähnlich beliebt war wie der "Parzival".
Im Folgenden wird nun eine Person im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, die erst im IV. Buch des "Willehalm" erscheint: Rennewart. Die Arbeit will klären, ob und wie Rennewart von Wolfram idealisiert dargestellt wird und wie sich diese Idealisierung in ausgesuchten Textpassagen äußert. Dabei wird versucht, nach und nach Themenkomplexe vorzustellen, die als Belege für den Männlichkeitsentwurf des Rennewart gelten können.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Die Idealisierung Rennewarts in Wolfram von Eschenbachs `Willehalm`
- Allgemeiner Überblick über die Rennewart-Handlung innerhalb des `Willehalm`
- Rennewart als „vriunt“ Willehalms
- Willehalms Klage über Rennewarts Verschwinden
- Rennewart als Retter der Christen
- Rennewarts `tumpheit` als Verstoß gegen den Männlichkeitsentwurf?
- Rennewarts Minnebeziehung zu Alyze
- Rennewarts Stärke und Schönheit
- Schlussbewertung
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Idealisierung Rennewarts in Wolframs von Eschenbachs `Willehalm`. Sie analysiert, wie Wolfram Rennewart als Figur darstellt und welche Aspekte seiner Darstellung auf eine Idealisierung hindeuten. Die Arbeit untersucht, wie sich diese Idealisierung in ausgewählten Textpassagen äußert und welche Themenkomplexe als Belege für den Männlichkeitsentwurf des Rennewart gelten können.
- Die Darstellung Rennewarts als „vriunt“ Willehalms und die damit verbundene Ebenbürtigkeit
- Die Rolle Rennewarts als Retter der Christen und seine Bedeutung für den Fortgang der Handlung
- Die Darstellung von Rennewarts Stärke und Schönheit als Ausdruck von Männlichkeit
- Die Analyse von Rennewarts `tumpheit` als möglicher Verstoß gegen den Männlichkeitsentwurf
- Die Darstellung von Rennewarts Minnebeziehung zu Alyze im Kontext der mittelalterlichen Minnekonzeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Vorbemerkung, die einen kurzen Überblick über Wolfram von Eschenbach und sein Werk gibt. Anschließend wird die Idealisierung Rennewarts in Wolframs `Willehalm` untersucht. Dabei wird zunächst ein allgemeiner Überblick über die Rennewart-Handlung innerhalb des Epos gegeben. Es wird gezeigt, dass Rennewart erst im IV. Buch des `Willehalm` erscheint und eine wichtige Rolle für den Fortgang der Handlung spielt.
Im zweiten Kapitel wird die Beziehung zwischen Willehalm und Rennewart beleuchtet. Es wird gezeigt, dass Willehalm Rennewart als seine „rechte Hand“ und seinen „vriunt“ bezeichnet, was auf eine enge und gleichberechtigte Beziehung zwischen den beiden Figuren hindeutet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Rolle Rennewarts als Retter der Christen. Es wird gezeigt, dass Rennewart eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Sarazenen spielt und als Held dargestellt wird.
Das vierte Kapitel untersucht die Darstellung von Rennewarts `tumpheit` als möglicher Verstoß gegen den Männlichkeitsentwurf. Es wird gezeigt, dass Rennewarts `tumpheit` nicht als Schwäche, sondern als Ausdruck seiner besonderen Art der Stärke und Weisheit dargestellt wird.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit Rennewarts Minnebeziehung zu Alyze. Es wird gezeigt, dass Rennewarts Minnebeziehung im Kontext der mittelalterlichen Minnekonzeption steht und als Ausdruck seiner Ritterlichkeit und Treue dargestellt wird.
Das sechste Kapitel untersucht die Darstellung von Rennewarts Stärke und Schönheit als Ausdruck von Männlichkeit. Es wird gezeigt, dass Rennewart als ein idealer Ritter dargestellt wird, der sowohl körperlich stark als auch schön ist.
Die Arbeit endet mit einer Schlussbewertung, in der die Ergebnisse der Analyse zusammengefasst werden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Idealisierung Rennewarts, den Männlichkeitsentwurf im Mittelalter, die `vriuntschaft` zwischen Willehalm und Rennewart, die Rolle Rennewarts als Retter der Christen, die Darstellung von Rennewarts `tumpheit` und die Minnebeziehung zu Alyze. Die Arbeit analysiert die Darstellung Rennewarts in Wolframs `Willehalm` und untersucht, wie sich die Idealisierung in ausgewählten Textpassagen äußert.
- Quote paper
- Thomas Körner (Author), 2010, Die Idealisierung Rennewarts in Wolfram von Eschenbachs 'Willehalm', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289020