Das bedeutendste Werk des venezianischen Rationalismus ist zweifellos die Autorimessa Comunale an der piazzale Roma (Santa Croce), welche als logische Konsequenz aus der neuen Straßenbrücke über die Lagune entstand. Nach der Einweihung der Brücke errichtete man vorerst eine provisorische Halle, die zusammen mit der ersten Bauphase des Parkhauses begonnen wurde. Die Ausführung des ersten Bauteils erfolgte vom April 1933 bis April 1934 und umfasste den nördlichen Flügel zur Brückenauffahrt und die beiden Rampentürme. Mit der späteren Ergänzung des südlichen, zweiten Flügels entstand die heutige symmetrische Anlage. Bauherr war das Istituto Nazionale delle Assicurazioni, dessen Direzione dei Servizi Immobiliari die Ausführung leitete und das Ausführungsprojekt erarbeitet hatte. Die Funktion des leitendenden Ingenieurs hatte L. Cipriani inne. Die Pläne stammten aber vorrangig vom ufficio tecnico del comune unter der Anleitung Eugenio Miozzis.
Verglichen mit der Brücke hatte sich die Einstellung bei der Gestaltung des Parkhauses vollständig geändert. Im Gegensatz zur traditionalistischen Backstein-Brücke entstand ein funktionalistisches Gebäude. Der Einzug der Moderne war somit erstmals auch formal sichtbar geworden.
Beim Bau erhob man Forderungen hinsichtlich der Einfügung in die Stadtgestalt, obwohl es an der städtischen Periferie steht. Das Parkhaus sollte nicht direkt im Stadtbild sichtbar werden. Daher vermied man eine Position am Ufer des Canal Grande oder Rio Nuovo und verbarg es hinter der Häuserzeile an der fondamenta Santa Chiara sowie hinter dem Kloster Santa Chiara. Die alte Front am Canal Grande sollte als einziger „charakteristisch venezianischer“ Teil dieses Gebietes erhalten bleiben, um den Blick auf die Autos zu versperren. Die Höhe des neuen Gebäudes war beschränkt, um einen Konflikt mit der „allgemeinen Erscheinung der Stadt“ zu verhindern. Beide Maßnahmen griffen nicht. Mit dem teilweisen Abriss der alten Häuser wurde das Parkhaus zum dominanten Blickpunkt am westlichen Ende des Canal Grande. Aber auch schon zuvor prägte es mit seinen stattlichen Ausmaßen die Silhouette der Stadt. Am westlichen Eingang war es sogar alleinige Dominante.
Inhaltsverzeichnis
- Verkehrsarchitektur
- Autorimessa Comunale
- Stazione Ferroviaria „Santa Lucia“
- Centrale termica
- Der Flughafen „Giovanni Nicelli“und der Gruppo Arti Decorative
- Architektur für die „bonifica morale e materiale della razza“
- Die colonie marine
- „Campo Sportivo Fascista“
- Collegio navale GIL
- Fürsorge-Einrichtungen der Firma „Montecatini“
- Bauten für den mondänen Tourismus
- Palazzo della Mostra del Cinema
- Palazzo del Casinò
- Verhaltener Rationalismus abseits der offiziellen Architektur: Wohnungsbau und Gewerbearchitektur
- Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
- Abkürzungen
- Abbildungen
- Abbildungsnachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Architektur des Rationalismus in Venedig und analysiert die verschiedenen Bauten, die in dieser Stilrichtung entstanden sind. Der Fokus liegt dabei auf den architektonischen Besonderheiten und der Einbindung dieser Bauten in die bestehende Stadtlandschaft.
- Verkehrsarchitektur im Kontext der Stadtentwicklung
- Architektur im Dienste der faschistischen Ideologie
- Der Einfluss des Rationalismus auf den Tourismus
- Die Rolle der Architektur im Wandel der Stadt Venedig
- Der Einfluss des Rationalismus auf die Wohnungs- und Gewerbearchitektur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Verkehrsarchitektur in Venedig. Es wird die Autorimessa Comunale, ein bedeutendes Beispiel für den venezianischen Rationalismus, detailliert analysiert. Die Entstehung des Parkhauses im Kontext der neuen Straßenbrücke über die Lagune wird beleuchtet, sowie die architektonischen Besonderheiten und die Einbindung des Gebäudes in die Stadtlandschaft.
Das zweite Kapitel widmet sich der Architektur, die im Dienste der faschistischen Ideologie stand. Es werden verschiedene Bauten, wie die colonie marine, der „Campo Sportivo Fascista“ und das Collegio navale GIL, vorgestellt und ihre Bedeutung im Kontext der faschistischen Politik erläutert.
Das dritte Kapitel behandelt die Bauten für den mondänen Tourismus. Es werden der Palazzo della Mostra del Cinema und der Palazzo del Casinò vorgestellt und ihre Rolle im Kontext der Entwicklung Venedigs als touristische Destination beleuchtet.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Verhaltener Rationalismus abseits der offiziellen Architektur. Es werden Beispiele für Wohnungsbau und Gewerbearchitektur vorgestellt, die den Einfluss des Rationalismus auf die Architektur des Alltags zeigen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Rationalismus, die Architektur in Venedig, Verkehrsarchitektur, faschistische Architektur, Tourismusarchitektur, Wohnungsbau, Gewerbearchitektur und die Einbindung von Architektur in die Stadtlandschaft.
- Arbeit zitieren
- Martin Petsch (Autor:in), 2004, Die Bauten des Rationalismus in Venedig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289331