Zur Bestimmung der erforderlichen Änderungen des Unternehmensteuerrechts wurde im Koalitionsvertrag neben der Verbesserung der „Europatauglichkeit“ und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auch die „annähernde Rechtsform- und Finanzierungsneutralität“ als Zielsetzung formuliert. Umgesetzt wurden diese Vorhaben im Unternehmensteuerreformgesetz für Personenunternehmen durch die Einführung der Thesaurierungsbegünstigung nach § 34a EStG („Begünstigung der nicht entnommenen Gewinne“).
Der vom Gesetzgeber beabsichtigte Zweck der Thesaurierungsbegünstigung ist – laut Gesetzesbegründung – Einzelunternehmer und Mitunternehmer mit ihren Gewinneinkünften (Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb und selbständiger Arbeit) in „vergleichbarer Weise“ wie Kapitalgesellschaften zu belasten. Insbesondere sollen ertragstarke und im internationalen Wettbewerb stehende Personenunternehmen ähnlich günstige Thesaurierungsbedingungen vorfinden wie Kapitalgesellschaften. Die Vorschrift soll die Thesaurierung (Nichtentnahme) von Gewinnen begünstigen und dadurch die Eigenkapitalbasis stärken. Auf Antrag des Steuerpflichtigen werden nicht entnommene Gewinne statt mit dem (höheren) progressiven Einkommensteuersatz, mit einem ermäßigten Steuersatz von 28,25 Prozent (zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer) belastet; bei späterer Entnahme hat eine Nachversteuerung zu erfolgen. Der Vorteil bei Inanspruchnahme besteht in einem Steuerstundungseffekt und einem dadurch generierten Zinsgewinn, dessen Höhe von der Dauer der Thesaurierung abhängig ist.
Da die Vorschrift betriebs- und personenbezogen ausgestaltet ist, wird nur den Steuerpflichtigen eine Vergünstigung gewährt, die auf eine private Verwendung der erwirtschafteten Gewinne verzichten und diese stattdessen weiterhin ihren Unternehmen zur Verfügung stellen. „Nach Auffassung des Gesetzgebers“ stellt die begünstigte Besteuerung thesaurierter Gewinne und die spätere Nachversteuerung eine Belastungsparallelität zur Kapitalgesellschaft her und führt dadurch zu einer steuerlichen Gleichbehandlung der Rechtsformen sowie einer sukzessiven Verbesserung der Eigenkapitalausstattung und damit einhergehenden verbesserten Investitionsmöglichkeiten von Personenunternehmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zielsetzung der Vorschrift
- 2 Konzept: Begünstigung nicht entnommener Gewinne
- 2.1 Neue Begriffsdefinitionen
- 2.1.1 Nicht entnommener Gewinn
- 2.1.2 Begünstigungsbetrag
- 2.1.3 Nachversteuerungspflichtiger Betrag
- 2.1.4 Nachversteuerungsbetrag
- 2.2 Antragsberechtigung und verfahrensrechtliche Regelungen
- 2.3 Begünstigung
- 2.3.1 Begünstigter Gewinn und Tarif
- 2.3.2 Gründe für eine „unvollständige\" Thesaurierung
- 2.4 Nachversteuerung
- 2.4.1 Nachversteuerungsbetrag und Tarif
- 2.4.2 Sonstige Nachversteuerungsfälle
- 2.4.3 Verwendungsreihenfolge
- 2.4.4 Ausnahmen von der Nachversteuerung
- 2.5 Situation im Verlustfall
- 2.1 Neue Begriffsdefinitionen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Grundlagen und der Funktionsweise der Thesaurierungsbegünstigung. Ziel ist es, das Konzept der Begünstigung nicht entnommener Gewinne umfassend zu erläutern und die damit verbundenen Regelungen und Verfahrensweisen detailliert darzustellen.
- Definition und Berechnung des nicht entnommenen Gewinns
- Antragsberechtigung und verfahrensrechtliche Aspekte
- Mechanismen der Begünstigung und Nachversteuerung
- Auswirkungen auf die Steuerbelastung
- Szenarien im Verlustfall
Zusammenfassung der Kapitel
1 Zielsetzung der Vorschrift: Dieses Kapitel legt die Zielsetzung der Vorschrift zur Thesaurierungsbegünstigung dar. Es wird die Intention des Gesetzgebers erläutert und der Kontext der Regelung innerhalb des gesamten Steuersystems beschrieben. Die Bedeutung der Thesaurierung für die Wirtschaftsentwicklung und die Förderung von Investitionen wird hier analysiert und mit den Zielen anderer steuerlicher Regelungen verglichen. Es werden die zentralen Fragen behandelt, die im weiteren Verlauf des Textes beantwortet werden.
2 Konzept: Begünstigung nicht entnommener Gewinne: Dieses Kapitel erklärt das zentrale Konzept der Begünstigung nicht entnommener Gewinne. Es werden die neuen Begriffsdefinitionen, wie "nicht entnommener Gewinn", "Begünstigungsbetrag" und "Nachversteuerungsbetrag", präzise erläutert und deren Interaktion im Rahmen des Gesamtkonzepts dargestellt. Die Antragsberechtigung und die damit verbundenen verfahrensrechtlichen Regelungen werden detailliert beschrieben. Der Abschnitt zur "unvollständigen" Thesaurierung beleuchtet die Gründe und Folgen von Abweichungen vom idealen Szenario. Die verschiedenen Aspekte der Nachversteuerung, inklusive Ausnahmen und der Verwendungsreihenfolge, werden tiefgreifend behandelt, um ein umfassendes Verständnis des Themas zu ermöglichen. Schließlich wird die Situation im Verlustfall analysiert und die Auswirkungen auf die Begünstigung beleuchtet. Das Kapitel bietet eine detaillierte und systematische Auseinandersetzung mit allen relevanten Aspekten des Themas.
Schlüsselwörter
Thesaurierungsbegünstigung, nicht entnommener Gewinn, Begünstigungsbetrag, Nachversteuerung, Antragsberechtigung, Verfahrensrecht, Steuerbelastung, Verlustfall, Investitionen, Wirtschaftsentwicklung.
Häufig gestellte Fragen zur Thesaurierungsbegünstigung
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Thesaurierungsbegünstigung. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der detaillierten Erläuterung des Konzepts der Begünstigung nicht entnommener Gewinne, einschließlich der relevanten Begriffsdefinitionen, Antragsberechtigungen, verfahrensrechtlichen Regelungen, Mechanismen der Begünstigung und Nachversteuerung sowie der Situation im Verlustfall.
Was ist die Zielsetzung der Thesaurierungsbegünstigung?
Die Zielsetzung der Thesaurierungsbegünstigung wird im ersten Kapitel erläutert. Es geht darum, die Intention des Gesetzgebers zu verstehen und den Kontext der Regelung innerhalb des Steuersystems zu beschreiben. Ein wichtiger Aspekt ist die Analyse der Bedeutung der Thesaurierung für die Wirtschaftsentwicklung und die Förderung von Investitionen im Vergleich zu anderen steuerlichen Regelungen.
Was sind die zentralen Themen des Dokuments?
Die zentralen Themen umfassen die Definition und Berechnung des nicht entnommenen Gewinns, die Antragsberechtigung und verfahrensrechtlichen Aspekte, die Mechanismen der Begünstigung und Nachversteuerung, die Auswirkungen auf die Steuerbelastung und die Szenarien im Verlustfall. Das Dokument analysiert detailliert das Konzept der Begünstigung nicht entnommener Gewinne.
Welche Begriffsdefinitionen sind relevant?
Wichtige Begriffsdefinitionen sind "nicht entnommener Gewinn", "Begünstigungsbetrag" und "Nachversteuerungsbetrag". Das Dokument erläutert präzise deren Bedeutung und Interaktion innerhalb des Gesamtkonzepts der Thesaurierungsbegünstigung.
Wie funktioniert die Antragsberechtigung und das verfahrensrechtliche Vorgehen?
Das Dokument beschreibt detailliert die Antragsberechtigung und die damit verbundenen verfahrensrechtlichen Regelungen. Es klärt, wer einen Antrag stellen kann und welche Schritte dafür notwendig sind.
Wie funktioniert die Begünstigung und die Nachversteuerung?
Das Dokument erläutert die Mechanismen der Begünstigung und Nachversteuerung, einschließlich der Behandlung von Fällen mit "unvollständiger" Thesaurierung, der verschiedenen Aspekte der Nachversteuerung (inkl. Ausnahmen und Verwendungsreihenfolge) und der Auswirkungen auf die Steuerbelastung.
Wie wird die Situation im Verlustfall behandelt?
Das Dokument analysiert die Situation im Verlustfall und die Auswirkungen auf die Begünstigung. Es beschreibt, wie die Regelungen in Verlustsituationen angewendet werden.
Welche Schlüsselwörter sind mit der Thesaurierungsbegünstigung verbunden?
Schlüsselwörter sind: Thesaurierungsbegünstigung, nicht entnommener Gewinn, Begünstigungsbetrag, Nachversteuerung, Antragsberechtigung, Verfahrensrecht, Steuerbelastung, Verlustfall, Investitionen, Wirtschaftsentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Tobias Sick (Autor:in), 2008, Grundlagen und Funktionsweise der Thesaurierungsbegünstigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289368