Exegese von Galater 5, 13-18 mit einem thematischen Exkurs zum Verständnis christlicher Freiheit bei Paulus


Hausarbeit, 2003

19 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A) Exegese zu Galater 5, 13-18
I Einleitung
II Übersetzung und Textkritik
1. Übersetzung nach Pohl bzw. Luther
2. Textkritik
III Kontext und Abgrenzung der Perikope
1. Kontext: Gesamt-, Buch- und Abschnittskontext
2. Abgrenzung der Perikope
IV Struktur und Gliederung sowie Gattung
V Einzelexegese von Gal 5, 13 – 18
1. Vers 13
2. Vers 14
3. Vers 15
4. Zusammenfassende Gedanken zu V. 13 - 15
5. Vers 16
6. Vers 17
7. Vers 18
VI Zusammenfassung, Besonderheiten, Skopus
1. Zusammenfassung und Besonderheit
2. Skopus

B) Thematischer Exkurs
zum Verständnis christlicher Freiheit bei Paulus
I Grundlegendes zum Begriff Freiheit
II Koordinaten des paulin. Freiheitsverständnisses
1. Das Fleisch
2. Christus, Tauftod, Freiheit, Orientierung
3. Der Geist, das Wozu der Freiheit, die Agape
4. Zusammenfassung

C) Literaturverzeichnis
I Quellentexte
II Hilfsmittel
III Literatur

Abkürzungen

A) Exegese zu Galater 5, 13-18

I Einleitung

Die vorliegende Facharbeit beschäftigt sich anhand von Gal 5, 13 - 18 mit der paulinischen Ethik. Unter dem Stichwort „Be­rufen zur Freiheit“ werden die paulinischen Begriffe „Freiheit“, „Geist“, „Fleisch“ und „Ge­setz“ zueinander ins Verhältnis gesetzt. Zusätzlich zur Exegese wird ein Exkurs das paulini­sche Verständnis christlicher Frei­heit erhellen. Auf untergeordnete Exkurse habe ich verzichtet und stattdessen die rele­vanten Angaben in komprimierter Form mit in die Exegese verwoben. Anmerkungen zu den Stichwörtern „Fleisch,“ „Geist“ und „Agape“ finden sich auch im Exkurs über die Freiheit.

II Übersetzung und Textkritik

1. Übersetzung nach Pohl bzw. Luther

(13) Ihr nämlich, zur Freiheit seid ihr berufen, Brüder, allein (seht zu,)[1] dass nicht die Freiheit zum Vorwand für das Fleisch (wird), sondern durch die Liebe leistet einander Sklavendienst. (14) Denn das Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3Mo 19,18). (15) Wenn ihr aber einander beißt und zer­fleischt, seht (zu), dass ihr nicht voneinander verschlungen werdet.

(16) Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet das Begehren des Fleisches nicht ausführen. (17) Denn das Fleisch begehrt auf ge­gen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinan­der, damit ihr nicht tut, was ihr wollt. (18) Wenn ihr aber durch den Geist geführt werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz.

2. Textkritik

Im vorliegenden Textabschnitt liegen keine voneinander abweichenden Lesarten, die für die Exegese von Bedeutung wären, vor[2]. Eine genau­ere Betrachtung kann daher entfallen.

III Kontext und Abgrenzung der Perikope

Wer den Sinn von Gal 5, 1-13 erfassen will, muss sich, soweit für das Verständnis nötig, den Kontext der Perikope vergegenwärtigen. Genau­ere Einzelheiten jedoch folgen bei Bedarf in der Einzelexegese.

1. Kontext: Gesamt-, Buch- und Abschnittskontext

Wie fügen sich die paulinischen Verse über Freiheit, Geist, Liebe und Fleisch in den gesamtbiblischen Zusammenhang? Zur Zeit des AT herrschte das von Gott gegebene Gesetz. Dieses konnte jedoch nur den Willen des Schöpfers anzeigen; es gab keine Kraft, ihn zu erfüllen. Das gottfeindliche Fleisch gewann Macht über die Menschen. Seitdem spitzte sich die Heilsgeschichte zu. Das Gesetz trieb die Menschen in die Enge, und zwar eiV Xriston (Gal 3, 24). In Gal 4, 4-5 beschreibt Paulus den Wendepunkt der Menschheitsgeschichte: Gott schickt sei­nen Sohn, um die Menschen vom Gesetz zu erlösen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hier entzündet sich die verunsichernde Frage der Judaisten[3]: Sind die heidenchristlichen Empfänger des Briefes, sobald sie das Gesetz los sind, gesetzlos? Paulus konfrontiert die Galater am Schluss seines dogmatischen Briefteils noch einmal mit den Konsequenzen der Geset­zesherrschaft.[4] Danach folgt als Antwort auf den Vorwurf der Judai­sten in 5, 13 – 6, 10 ein ethischer Teil: Die Freiheit vom Gesetz gipfelt nicht in sittlicher Unordnung. Durch den Geist bestimmt, trägt sie die Frucht der göttlichen Liebe.

2. Abgrenzung der Perikope

Wie soeben erläutert, grenzt sich die vorliegende Perikope durch ihren ethischen Aspekt von der Warnung vor dem Gesetz deutlich ab. Inner­halb der ethischen Abhandlung bilden die Verse ab 6, 10 über den Um­gang mit Fehltritten einen neuen Sinnabschnitt.[5] Für die vorliegende

Exegese können der Laster- sowie der Tugendkatalog entfallen.[6]

IV Struktur und Gliederung sowie Gattung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Struktur[7] dieser Verse wä­re alleine einen Aufsatz wert.

Sie sind in zwei Abschnitte ge­­gliedert: 1. Die Berufung zur Freiheit in Liebe (13 – 15); 2. Erfüllung der Berufung im Geist sowie der Gegensatz

zwi­­schen Geist und Fleisch (16 – 18). – Kennzeichnend für Paulus sind die einprägsamen Chias­men[8] und die gedanklichen Gleichungen[9]. Die­se und weitere strukturel­le Stilmittel[10] schärfen, dem Anliegen des Brie­fes angemessen, den Empfän­gern die paulinischen Ermahnungen ein.

Zur Gattung[11]: Der Galaterbrief ist ein echt paulinisches Rundschrei­ben mit christologischer Mitte, dessen Sitz im Leben die Gemeinde­ver­samm­­lung ist. In Fürsorge um das Heil der Gemeinde er­mahnt, tröstet und ermutigt Paulus die Zuhörer in parä­netisch-parakletischer Weise.

V Einzelexegese von Gal 5, 13 – 18

1. Vers 13

„Ihr[12] aber“[13] – Mit dieser Anrede knüpft Paulus eng an die vorher­ge­hende Perikope an. Dort hatte er den Gesetzesgehorsam der Judaisten übersteigert und dadurch dessen Irrsinn in V. 12 drastisch verdeutlicht. Die Zuhörer[14] dagegen sollten sich von der knechtenden Gesetzes­befol­gung fernhalten. „Zur Freiheit berufen“, eine feste Rede­wendung für den Loskauf eines Sklaven[15], war in der damaligen Ge­meinde sofort verständlich. Mit eleuqeria greift Paulus noch einmal Gal 5, 1 auf. Durch die Doppelung der dortigen figura etymologica wird deutlich: Die Freiheit vom Gesetz gilt absolut und das Ziel der Befrei­ung ist die Frei­heit selbst.[16] Der Berufende ist Gott selbst (1, 6.15). Der Apostel ist sich bewusst, dass man ihm die Worte im Munde umdrehen kann. Deshalb definiert er das Schlagwort sofort: Nicht – sondern. Auf keinen Fall soll die Freiheit zum „Sprungbrett“[17], wörtlich: als Stützpunkt (aformh) für das gottwidrige, ausschließlich auf Egois­mus bedachte Wesen der sarx missbraucht werden. Stattdessen sollen die Gemein­deglieder einander „Sklavendienst“ leisten: douleuete. Der scheinbaren Wider­spruch – die Hörer wurden doch eben erst zur Freiheit bestimmt – lässt sich frei nach Pohl[18] verdeutlichen: Wirkliche eleuqeria kann nur dort bestehen, wo kein Machtvakuum entsteht. Sonst kommen sogleich die neuen alten Herren (vgl. Lk 11, 24 – 26). Den „Widerspruch“ löst Paulus obendrein durch ein Oxymoron auf: dia thV agaphV. Nur in der und durch die göttliche Liebe können die Empfänger sich ihrer Selbst­sucht entledigen und „füreinander Sklave sein“[19].

[...]


[1] Adolf Pohl verdeutlicht in seiner Wortwahl stärker als Luther und geringfügig genauer als die Elberfelder die Anliegen des griechischen Grundtextes. Dabei bleibt er jedoch ge­gen­über Mußner verständlicher. In Vers 17(c) jedoch trifft Luther die Zuspitzung des pauli­ni­schen Textes durch die Knappheit seiner Formulierung am besten, sodass ich hier Luthers Fassung vorziehe (kursiv). – Die Versangaben sind eingefügt, die Recht­schreibung an die neue Regelung angeglichen.

[2] Selbst in den verwendeten Kommentaren werden die Varianten nur am Rande oder in Fuß­noten erwähnt. Vgl. etwa Mußner, S. 369, Fußnote 20: Die Betonung liegt den­noch auf en eni logw.

[3] Vgl. den Exkurs von Pohl, S. 22-27, der auch die Anfrage der Judaisten deutlich her­vor­hebt. – Ebenfalls nach Pohl: die Gliederung „Gal 5, 13 – 6, 10“ im Schaubild.

[4] Dogmatischer Teil: Gal 1,1 - 5,12; erneute Konfrontation: Gal 4,8 – 5, 12 (vgl. Pohl).

[5] Für diese Eingrenzung spricht auch die Anrede adelfoi in 5,13 und 6,1. Nicht nach, aber: so auch Pohl auf S. 228.

[6] Anders Mußner und Pohl. Die Verse 19 –26 sind jedoch lediglich eine Konkretion zu V. 16 – 18, sodass die kürzende Vorgabe der Facharbeit möglich ist.

[7] V. 13 –15 nach Unterrichtsaufzeichnungen

[8] Und zwar inhaltlicher Art (13b – 15: -+ +-) sowie formaler Art (17a – c: s. Abbildung).

[9] Man beachte: pneumati stimmt in V.16 + 18 jeweils in Kasus und Numerus überein.

[10] Def.: nicht – sondern; Begründung/ Vertiefung: denn; Zuspitzung (17c), Schlag­wor­te

[11] Vgl. hierzu Pohl S.14 – 29 und Eichholz S.265

[12] In der gesamten Einzelexegese sind die Ergebnisse vom Mußner, Pohl, Oepke so­wie eigene Überlegungen miteinander verwoben. Daher werden nur die wichtigsten Quellen in den Fußnoten notiert.

[13] Hier nach Mußner 366. Paulus erteilt hier dem gesamten Judaismus eine Absage.

[14] Die Zuhörerschaft - der Brief wurde verlesen - ist die Gemeinde: adelfoi.

[15] Näheres bei Pohl 212, der hier Deißmann anführt.

[16] Vgl. Mußner 367

[17] Gute Nachricht nach Haubeck 149

[18] Vgl. Pohl 212

[19] So Mußner 369. - Zu diesem Satz von mir vgl. auch. 1Joh 4,19 und Röm 5, 8

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Details

Titel
Exegese von Galater 5, 13-18 mit einem thematischen Exkurs zum Verständnis christlicher Freiheit bei Paulus
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V28976
ISBN (eBook)
9783638306157
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diakretische Zeichen: fehlen leider, da nur Schriftsatz ohne griech. Akzente vorhanden war.
Schlagworte
Exegese, Galater, Exkurs, Verständnis, Freiheit, Paulus
Arbeit zitieren
Karsten Spilling (Autor:in), 2003, Exegese von Galater 5, 13-18 mit einem thematischen Exkurs zum Verständnis christlicher Freiheit bei Paulus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28976

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