Pünktlich zum 50-jährigen Bestehen der BILD, am 24. Juni 2002, erschien die Berliner Tazeszeitung „taz“ im Kleid des Axel-Springer-Meilensteins, titelte in unverkennbarem BILD-Stakkato „Bild wird 50! Jetzt reicht’s!“ – und illustrierte damit weit weniger den intendierten sarkastischen Auf- und publizistischen Hilfeschrei denn ein prominentes Dilemma: Bei aller Ablehnung, trotz aller Kritik und ungeachtet aller Verwünschungen ist das Phänomen BILD aus der bundesdeutschen Medienlandschaft so unmöglich wegzudenken, dass sogar seine vermeintlichen Totengräber nicht umhin kommen, sich selbst noch bei Layout- und Textgestaltung des „Grabsteins“ an das Flaggschiff des Axel Springer Verlags anzulehnen1 – oder pointiert formuliert: Auch nach Günter Wallraffs Enthüllungswerken2 und unzähligen Rügen seitens des Deutschen Presserates3 kann „[g]egen die ‚Bildzeitung’ [...] niemand in Deutschland regieren. Noch nicht einmal ohne sie. Wer es dennoch versucht, wird eines Besseren belehrt“4. BILD ist seit ihrer Erstausgabe im Jahr 1952 ein grelles Erfolgsprodukt, ein politischer Machtfaktor, ein eigenwilliger Streitfall: Sie wird verabscheut als „Opium fürs Volk“ und „eklige[r] Brei aus Blut, Tränen und Hormonen“ 5, respektiert als Teil des täglichen Pressekanons in Wirtschaft, Politik und Medien, hofiert als „politische Instanz“ 6 wie als Prominenten-Macher – und verkauft wie keine andere Zeitung auf dem Kontinent. [...] 1 Anlässlich des 25. Jubiläums der taz am 27.09.03 erinnerte der „Spiegel“ an diese Titelgestaltung sogar als einen „Kniefall“. Vgl. Langenau, Lars: Kniefall vor dem Feind, auf http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,267528,00.html (Zugriff am 29.09.03). 2 Vgl. etwa: Wallraff, Günter: Der Aufmacher. Der Mann, der bei „Bild“ Hans Esser war, Köln: Kiepenheuer&Witsch, 1979. 3 Vgl. etwa Botros, Mona: 50 Jahre Bild, auf http://www.pressetreff.zdf.de/pblic/extras/50jahrebild.pdf, S.4. (Zugriff am 27.10.03): „Über die letzten 25 Jahre ging fast jede vierte Rüge des Presserates, so eine Auswertung der Autorin, an die Bild Zeitung“. 4 Schmidt, Christian Y.: „Bild“ regiert, in: konkret – Zeitschrift für Politik und Kultur, 03/2002, auf: http://www.konkretverlage.de/ (Zugriff am 15.05.03). 5 o.N.: 50 Jahre Bild, auf http://www.arte-tv.com/dossier/archive.jsp?refresh=false&node=23680&lang=de (Zugriff am 13.09.03) 6 Ströbele, Christian, in: Botros, Mona: 50 Jahre Bild – eine Zeitung bewegt Deutschland, Mainz: ZDF, 19.06.2002.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 1.1 50 Jahre BILD – ein Phänomen
- 1.2 Literaturbericht und Forschungsstand
- 2 Meinungsmache: Mediendemokratie und Populismus
- 2.1 Mediendemokratie
- 2.2 (Medialer) Populismus
- 3 Meinungsführer: Axel-Springer-Verlag
- 3.1 Eckdaten
- 3.2 Verlagspolitik
- 4 Meinungsmacher: Aspekte medialen Populismus in BILD
- 4.1 Volksnähe und Anti-Elitarismus
- 4.2 Anti-Modernismus und Konservativismus
- 4.3 Patriotismus und Nationalismus
- 4.4 Personalisierung und Inszenierung
- 4.5 Simplifizierung
- 4.6 Emotionalisierung und Dramatisierung
- 5 Meinungsfreiheit: Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den anhaltenden Erfolg des Axel Springer Verlages, insbesondere der BILD-Zeitung, im Kontext des medialen Populismus. Sie analysiert den Verlag als ökonomischen und öffentlichkeitsrelevanten Machtfaktor in der Mediendemokratie und beleuchtet die ideologischen Grundlagen seines Erfolgs. Das Ziel ist, den Begriff des Populismus um eine spezifisch mediale Perspektive zu erweitern.
- Der Einfluss der BILD-Zeitung auf die bundesdeutsche Medienlandschaft
- Der mediale Populismus als Erfolgsfaktor des Axel Springer Verlages
- Die ideologischen Grundlagen der Verlagspolitik
- Analyse spezifischer publizistischer Strategien der BILD-Zeitung
- Die Rolle der BILD-Zeitung in der Mediendemokratie
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Die Einleitung präsentiert die BILD-Zeitung als ein Phänomen der bundesdeutschen Medienlandschaft – ein Erfolgsprodukt, Machtfaktor und ständiger Streitfall. Sie wird gleichermaßen verabscheut und respektiert, und ihre Rezeption ist oft ambivalent. Die Arbeit stellt die These auf, dass der anhaltende Erfolg des Axel Springer Verlages auf einem "medialen Populismus" beruht, der sich besonders an der BILD zeigt. Die Arbeit skizziert den Konzern als Machtfaktor und untersucht die ideologischen Grundlagen seiner Politik, um den Begriff des Populismus um eine mediale Perspektive zu erweitern.
2 Meinungsmache: Mediendemokratie und Populismus: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar, indem es die Konzepte der Mediendemokratie und des (medialen) Populismus definiert und voneinander abgrenzt. Es wird erläutert, wie Medien in einer demokratischen Gesellschaft funktionieren und welche Rolle der Populismus in diesem Kontext spielt, wobei die spezifischen Herausforderungen und die Ambivalenz von medialer Einflussnahme auf die Meinungsbildung thematisiert werden.
3 Meinungsführer: Axel-Springer-Verlag: Das Kapitel beschreibt den Axel Springer Verlag (ASV) als ökonomischen und öffentlichkeitsrelevanten Machtfaktor. Es skizziert die Eckdaten des Unternehmens und analysiert seine Verlagspolitik, die seinen langfristigen Erfolg trotz Krisen und Kritik ermöglicht hat. Der Fokus liegt auf der Positionierung des Verlages innerhalb des medialen und politischen Kontextes und der Wirkung dieser Positionierung auf den publizistischen Output.
4 Meinungsmacher: Aspekte medialen Populismus in BILD: Hier wird der "mediale Populismus" der BILD-Zeitung anhand verschiedener Aspekte analysiert: Volksnähe und Anti-Elitarismus, Anti-Modernismus und Konservativismus, Patriotismus und Nationalismus, Personalisierung und Inszenierung, Simplifizierung, sowie Emotionalisierung und Dramatisierung. Jedes dieser Elemente wird im Detail untersucht, um zu zeigen, wie sie zum Gesamtbild des medialen Populismus der Zeitung beitragen und welche Wirkung sie auf die Leser haben.
Schlüsselwörter
Mediendemokratie, Populismus, Axel-Springer-Verlag, BILD-Zeitung, Medienwirkung, Meinungsbildung, Verlagspolitik, Ideologie, publizistische Strategien, Volksnähe, Anti-Elitarismus, Nationalismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Axel Springer Verlages und der BILD-Zeitung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den anhaltenden Erfolg des Axel Springer Verlages, insbesondere der BILD-Zeitung, im Kontext des medialen Populismus. Sie untersucht den Verlag als ökonomischen und öffentlichkeitsrelevanten Machtfaktor und beleuchtet die ideologischen Grundlagen seines Erfolgs. Ein zentrales Ziel ist die Erweiterung des Populismusbegriffs um eine spezifisch mediale Perspektive.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: den Einfluss der BILD-Zeitung auf die bundesdeutsche Medienlandschaft, den medialen Populismus als Erfolgsfaktor des Axel Springer Verlages, die ideologischen Grundlagen der Verlagspolitik, die Analyse spezifischer publizistischer Strategien der BILD-Zeitung und die Rolle der BILD-Zeitung in der Mediendemokratie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einführung, die die BILD-Zeitung als Phänomen darstellt; ein Kapitel zu Mediendemokratie und Populismus als theoretische Grundlage; ein Kapitel zum Axel Springer Verlag als Machtfaktor; eine Analyse des medialen Populismus in der BILD-Zeitung anhand verschiedener Aspekte (Volksnähe, Anti-Elitarismus, Nationalismus etc.); und schließlich eine Schlussbetrachtung zur Meinungsfreiheit.
Wie wird der mediale Populismus der BILD-Zeitung analysiert?
Der "mediale Populismus" der BILD wird anhand verschiedener Aspekte analysiert: Volksnähe und Anti-Elitarismus, Anti-Modernismus und Konservativismus, Patriotismus und Nationalismus, Personalisierung und Inszenierung, Simplifizierung sowie Emotionalisierung und Dramatisierung. Diese Elemente werden detailliert untersucht, um ihren Beitrag zum Gesamtbild des medialen Populismus und ihre Wirkung auf die Leser zu zeigen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Mediendemokratie, Populismus, Axel-Springer-Verlag, BILD-Zeitung, Medienwirkung, Meinungsbildung, Verlagspolitik, Ideologie, publizistische Strategien, Volksnähe, Anti-Elitarismus, Nationalismus.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These ist, dass der anhaltende Erfolg des Axel Springer Verlages auf einem "medialen Populismus" beruht, der sich besonders an der BILD-Zeitung zeigt.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine qualitative Analyse, die auf der Betrachtung und Interpretation der publizistischen Strategien der BILD-Zeitung sowie der Kontextualisierung im Rahmen bestehender Theorien zu Mediendemokratie und Populismus basiert. Die genaue Methodik ist im Text detailliert beschrieben (implizit, da nicht explizit in FAQ erwähnt).
- Arbeit zitieren
- Jürgen Rindt (Autor:in), 2003, BILD' Dir Deine Meinung? Populismus als Programm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28984