Die Korrespondenztheorie im weiten Feld der Wahrheitstheorien
Vorab ist es geboten, eine Bemerkung zu dem in der Überschrift verwendeten Ausdruck ′Theorie′ zu machen. Der Begriff ′Theorie′ kann in einem engen Sinne als ein "System wissenschaftlich begründeter Aussagen zur Erklärung bestimmter Tatsachen od. Erscheinungen u. der ihnen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten" bestimmt werden. Diese Bedeutung von ′Theorie′ mag auf empirische Theorien zutreffen; sie ist im Ausdruck ′Wahrheitstheorie′ oder ′Korrespondenztheorie′ allerdings als uneinschlägig zurückzuweisen. Vielmehr ist ′Theorie′ in diesen Kontexten in einem weiten Sinne, das heißt synonym mit Ausdrücken wie ′Konzeption′, ′Entwurf′ oder ′Auffassung′, zu gebrauchen.
Des weiteren steht der Ausdruck ′Wahrheitstheorien′ im Plural. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass es eine Vielzahl verschiedener Wahrheitsverständnisse gibt. Um einige plakative und populäre Programmtitel zu nennen, seien die Konsenskonzepte, die Redundanz- und Evidenzentwürfe, sowie die kohärentistischen Sichtweisen der Wahrheit angeführt. All diese Modelle präsentieren sich mit nuancenreichen Vorschlägen, um die Wahrheitsrede zu organisieren.
Ferner ist es geboten, die in der Überschrift unterstellte Einzigkeit zurückzuweisen. Es gibt nicht die Korrespondenztheorie. Es herrscht vielmehr eine Pluralität von Konzeptionen vor, die sich unter dem Titel ′Korrespondenzkonzeptionen der Wahrheit′ subsumieren lassen. Diese stellen eine Klasse einflussreicher Wahrheitsentwürfe dar.
Trotz aller groben und feinen Unterscheidungen ist bei den verschiedenen korrespondistischen Konzeptionen ein gemeinsamer Kern auszumachen. Dieser ist intuitiv sehr eingängig und wird, durch etymologische Betrachtungen vorbereitet, in (2) behandelt. Sodann soll die lange Tradition der Korrespondenzauffassung der Wahrheit durch Zitate und Erläuterungen von prominenten Vertretern gewürdigt werden (3). Durch die angeführten Zitate vorbereitet, wird in (4) eine Explizitdefinition vorgeschlagen und analysiert. Schließlich werden die in der Analyse angestellten Überlegungen ausgewertet (5). Ein Ende findet die Arbeit in der Angabe der verwendeten Literatur (6).
Inhaltsverzeichnis
- Die Korrespondenztheorie im weiten Feld der Wahrheitstheorien
- Etymologisches und Intuitives zur Korrespondenzkonzeption
- Prominente Vertreter: Ein Spaziergang durch die Ahnengalerie
- Die Urväter: PLATON UND ARISTOTELES
- Die Adäquatheitsforderung: THOMAS VON AQUIN
- 20. Jahrhundert: George Edward Moore
- Zum Umgang mit Definitionsvorschlägen: Ein Explorationsversuch
- Eine erste Sammlung
- Eine ausgewählte Explizitfassung
- Welches sind die Orte der Wahrheit?
- Probleme mit der Übereinstimmungsrelation
- Gebilde welcher Art sind als Wahrmacher auszuzeichnen?
- Was sind Tatsachen? Ein Explikationsvorschlag
- Problem der Zirkularität: Eine begriffliche Ausarbeitung
- Suche nach Auswegen: Abhilfe durch Abstraktion?
- Resümee der Analyse: Eine fehlende Rücksicht und Zirkularität
- Die Ablehnung der Korrespondenzformel: Tatsachen als Abstrakta
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Korrespondenztheorie der Wahrheit und untersucht die verschiedenen Konzeptionen, die sich unter diesem Titel subsumieren lassen. Ziel ist es, die grundlegenden Ideen und Prinzipien der Korrespondenztheorie zu erforschen und ihre Stärken und Schwächen zu analysieren.
- Etymologie und intuitive Vorstellung der Korrespondenzkonzeption
- Prominente Vertreter der Korrespondenztheorie und ihre Positionen
- Explizitdefinition der Korrespondenztheorie und Analyse ihrer Probleme
- Kritik an der Korrespondenzformel und die Rolle von Tatsachen als Abstrakta
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Korrespondenztheorie im weiten Feld der Wahrheitstheorien: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und definiert den Begriff "Theorie" im Kontext von Wahrheitstheorien. Es stellt die Korrespondenztheorie als eine von vielen Konzeptionen der Wahrheit vor und beleuchtet die Vielfalt anderer Wahrheitsverständnisse.
- Etymologisches und Intuitives zur Korrespondenzkonzeption: Dieses Kapitel untersucht die sprachliche Entwicklung des Begriffs "Korrespondenz" und erklärt seine Bedeutung im Kontext der Wahrheitstheorie. Mithilfe eines lebensweltlichen Beispiels wird die intuitive Vorstellung von Wahrheit als Übereinstimmung zwischen Sprache und Welt erläutert.
- Prominente Vertreter: Ein Spaziergang durch die Ahnengalerie: Dieses Kapitel stellt wichtige Vertreter der Korrespondenztheorie vor, darunter Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin und George Edward Moore. Es beleuchtet die unterschiedlichen Positionen und Argumente dieser Denker.
- Zum Umgang mit Definitionsvorschlägen: Ein Explorationsversuch: Dieses Kapitel widmet sich der Definition der Korrespondenztheorie und analysiert die Schwierigkeiten, die sich bei der Formulierung einer präzisen Definition ergeben. Es werden verschiedene Ansätze zur Explizitdefinition der Korrespondenztheorie untersucht und deren Probleme diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf zentrale Themen und Konzepte der Korrespondenztheorie der Wahrheit, insbesondere die Beziehung zwischen Sprache und Welt, die Rolle von Tatsachen und die Schwierigkeiten bei der Definition von Übereinstimmung. Weitere wichtige Schlüsselwörter sind: Wahrheit, Korrespondenz, Übereinstimmung, Entsprechung, Wahrheitstheorien, Konzeption, Intuitive Vorstellung, Prominente Vertreter, Definition, Explizitdefinition, Zirkularität, Abstraktion.
- Arbeit zitieren
- Stefan Krauss (Autor:in), 2002, Begriffliche Unklarheiten der korrespondistischen Wahrheitsrede, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29021