Schauplatz: 1040 Wien, Teehaus „High Tea“, Samstagvormittag: Ein dunkelhäutiger Mann, offensichtlich Ausländer, steht einen leeren Milchkrug in seiner Hand haltend vor dem Frühstücksbuffet und spricht zur
vorbeieilenden Kellnerin: „Entschuldigung… Sie bitte, aber die Milch ist alle. Würden Sie bitte….neue Milch…?“ Woraufhin die Kellnerin mit einem verständnisvollen Lächeln zu verstehen gibt, dass sie sich sofort darum kümmern werde, daraufhin der Mann entgegnend: „Prima! Vielen herzlichen Dank!“ 1
Eine Begebenheit, die sich in jedem x-beliebigen Kaffeehaus in jeder xbeliebigen Stadt im deutschsprachigen Raum hätte abspielen können. Eine Begebenheit, welche zunächst keine Besonderheiten aufweist. Doch nach kurzer Zeit wird sowohl der Kellnerin als auch dem Leser dieser Episode bewusst werden, dass irgendetwas nicht stimmig sein konnte. Der Ausländer war sehr höflich und freundlich, wusste sich zwar nicht wirklich auszudrücken, dennoch wurde er verstanden. Wo also steckt das Widersprüchliche? Die Kellnerin wird sich wahrscheinlich etwas wundern, zu keinem Ergebnis kommen und diese Begebenheit bald vergessen haben. Dem Leser als Fachmann der Germanistik hingegen werden sofort einige Dinge auffallen, und zwar die Redewendungen „die Milch ist alle“ und wahrscheinlich auch das „Prima“ des Mannes. Ein Ausländer, welcher sich in Österreich befindet, noch nicht gut Deutsch spricht, jedoch „deutsche“ 2 Redewendungen benutzt? Die Ursache dieses „Widerspruchs“ ist meines Erachtens entweder damit zu erklären, dass der Mann in Deutschland einen Deutschkurs absolviert haben muss oder - und damit wäre ich beim Thema dieser Arbeit - dass dieser irgendwo auf der Welt (inklusive Österreich!) einen Deutschkurs besucht hat, jedoch ein Lehrwerk benützt haben muss, welches die sprachlichen Varietäten des Deutschen nicht bzw. zu wenig berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die nationalen Varietäten des Deutschen
- Grundlegende Begriffe
- Das Verhältnis der nationalen Varietäten des Deutschen untereinander
- Über einen plurizentrisch-orientierten DaF-Unterricht
- Problematiken in der Vermittlung von Plurizentrik im DaF-Unterricht
- Die Prinzipien einer plurizentrisch-orientierten DaF-Didaktik nach Muhr (2000)
- Berücksichtigung der nationalen Varietäten des Deutschen in Lehrwerken - Lehrwerksanalyse
- Auswahlkriterien der Lehrwerke und Vorgangsweise der Lehrwerksanalyse
- Durchführung der Lehrwerksanalyse Dimensionen – Themen Neu – Moment mal!
- Begrüßung
- Namen
- Ortsnamen
- Uhrzeiten
- Lexik
- Grammatik
- Perfektbildung mit „haben“ oder „sein“
- Partizip Perfekt bei Modalverben
- Substantiva – Diminutivformen
- Landeskunde
- Redewendungen und Hörtexte
- Gesamtkonzept
- Lehrwerksuntersuchung im Plenum und Fazit der anschließenden Seminardiskussion
- Zusammenfassung, persönliche Erfahrung und Ausblick
- Literatur
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Anhang: Lehrwerksanalyse
- Definition und Beschreibung der nationalen Varietäten des Deutschen
- Die Bedeutung von Plurizentrik im DaF-Unterricht
- Probleme bei der Vermittlung von Plurizentrik
- Die Berücksichtigung von Varietäten in Lehrwerken
- Analyse der Lehrwerke hinsichtlich ihrer Berücksichtigung von Varietäten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit Lehrmaterialien die nationalen Varietäten des Deutschen berücksichtigen. Sie untersucht die verschiedenen Varietäten des Deutschen und deren Bedeutung für den DaF-Unterricht. Darüber hinaus werden Probleme in der Vermittlung von Plurizentrik im DaF-Unterricht beleuchtet.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit vor und erläutert den Hintergrund des Themas. Sie zeigt am Beispiel eines fiktiven Alltagsgesprächs, wie die Nichtbeachtung von Varietäten zu Missverständnissen führen kann.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Definition und Beschreibung der nationalen Varietäten des Deutschen. Es werden verschiedene Ansätze und Definitionen der einzelnen Fachtermini vorgestellt und das Verhältnis der Varietäten untereinander erläutert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Thema des DaF-Unterrichts unter Berücksichtigung der verschiedenen Varianten des Deutschen. Es werden Probleme bei der Vermittlung von Plurizentrik im DaF-Unterricht aufgezeigt und die Prinzipien einer plurizentrisch-orientierten DaF-Didaktik nach Muhr (2000) vorgestellt.
Das dritte Kapitel analysiert ausgewählte Lehrwerke hinsichtlich ihrer Berücksichtigung der nationalen Varietäten des Deutschen. Es werden Kriterien für die Auswahl der Lehrwerke und die Durchführung der Analyse erläutert. Die Untersuchung umfasst verschiedene Bereiche wie Begrüßung, Namen, Ortsnamen, Uhrzeiten, Lexik, Grammatik, Landeskunde, Redewendungen und Hörtexte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Varietäten des Deutschen, Plurizentrik, DaF-Didaktik, Lehrwerksanalyse und Lehrmaterialien. Sie konzentriert sich auf die Erforschung der Berücksichtigung von nationalen Varietäten in Lehrwerken und den Herausforderungen der Vermittlung von Plurizentrik im DaF-Unterricht.
- Quote paper
- Sandra Allmayer (Author), 2004, Wie weit berücksichtigen Lehrmaterialien die nationalen Varietäten des Deutschen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29198