[...] Zur Gewährleistung der freien Meinungsbildung- und äußerung sowie einer aktiven und effektiven Partizipation im gesellschaftlichen und politischen System sind Interessenverbände unverzichtbar. Schließen sich freie Bürger zusammen, so ist das „legitimer Ausdruck verfassungsrechtlich begründeter Mitwirkungsansprüche und demgemäß das Lebenselixier politischer und sozialer Freiheit.“1 Die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit eines Staates durch das Einsetzen für die eigenen Interessen besitzt dabei große Bedeutung für moderne Industrienationen mit ihrer arbeitsteiligen Organisation und hohen wirtschaftlichen wie sozialen Differenzierung. So bedingen Faktoren wie ethnische Herkunft, Religion und Einkommen unterschiedliche Bedürfnisse und daher voneinander abweichende bis hin von miteinander im Widerspruch stehende Interessen. Hier muss jedoch bedacht werden, dass die in einer Demokratie notwendige Repräsentation der unterschiedlichen Meinungen und Einstellungen der Bevölkerung immer in einem Spannungsfeld mit der Erhaltung und Beachtung des Gemeinwohls steht. Dies gilt im Besonderen für die USA, deren Gesellschaft historisch durch eine Vielzahl von Interessen gegliedert ist. Die organisierte Form dieser Interessen, Verbände oder Interessengruppen, soll Thema dieser Arbeit sein, wobei ihre Entwicklung und Wandel besondere Aufmerksamkeit verdienen werden. Unter einer Interessengruppe verstehe ich im folgenden „an organized collection of indivuals who are bound together by shared attitudes or concerns and who make demands on political institutions in order to realize goals which they are unable to achieve on their own.“2 An diese Einleitung schließt eine Betrachtung der politikphilosophischen Wurzeln der amerikanischen Verbandslandschaft und ihrer historischen Entwicklung an. Im nächsten Kapitel bespreche ich die Funktionen, welche Interessengruppen in Gesellschaft und Politik wahrnehmen. Das vierte Kapitel ist einer Zusammenfassung der verschiedenen Verbandstypen gewidmet. Die Ziele, Adressaten sowie Instrumente und Strategien verbandlicher Einflussnahme sind Gegenstand des fünften Kapitels. Das Schlusskapitel enthält ein abschließendes Fazit und die Darstellung interessanter Ausblicke und Perspektiven. 1 Horst Mewes, Einführung in das politische System der USA (Heidelberg: C.F. Müller, 1990), S. 118. 2 Dennis S. Ippolito/Thomas C. Walker, Political Parties, Interest Groups, and Public Policy (Englewood Cliff: Prentice Hall, 1980), S. 271.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG: INTERESSENGRUPPEN IM POLITISCHEN SYSTEM DER USA
- AUSGANGSPUNKT UND ENTWICKLUNG DER AMERIKANISCHEN VERBANDSLANDSCHAFT
- Ideentheoretische Wurzeln
- Historische Entwicklung
- Von den Anfängen der Republik bis zum Ersten Weltkrieg
- Die Zwischenkriegszeit
- Die große Welle der Verbandsgründungen in den sechziger und siebziger Jahren
- Merkmale der heutigen amerikanischen Verbandslandschaft
- INTERESSENGRUPPEN UND IHRE FUNKTION IM POLITISCHEN WILLENSBILDUNGS- UND ENTSCHEIDUNGSPROZESS
- Repräsentation, Partizipation und Legitimation - Die Erfüllung essentieller Aufgaben in demokratischen Systemen durch Interessenverbände
- Interessengruppen und politische Parteien - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- DAS INTERESSENSPEKTRUM – TYPEN VON INTERESSENGRUPPEN
- Ökonomisch orientierte Interessengruppen
- Unternehmerverbände
- Gewerkschaften
- Bauernverbände
- Berufsverbände
- Political Action Committees - PACS
- Nicht-ökonomisch orientierte Interessengruppen
- Single-Issue Groups
- Ideologische Interessengruppen
- Public Interest Groups
- Ökonomisch orientierte Interessengruppen
- ADRESSATEN, STRATEGIEN UND MITTEL VON INTERESSENGRUPPE
- Adressaten
- Der Kongress: Abgeordnete und Ausschüsse
- Die Regierung: Präsident, Bundesverwaltung und Regierungskommissionen
- Die einzelstaatliche und lokale Ebene: Bürgermeister, City Council, einzelstaatliche Verwaltung und die State Courts
- Zielobjekte außerhalb staatlicher Institutionen: Politische Parteien, andere Interessengruppen und die Bevölkerung
- Strategien und Mittel
- Wahlkampfunterstützung
- Direct Lobbying
- Mobilisierung der Mitgliederbasis - Grassroots Lobbying
- Fachwissen und Erfahrung
- Inter-verbandliche Kooperation
- Adressaten
- SCHWACHE PARTEIEN UND REPRÄSENTATION MARGINALISIERTER BEVÖLKERUNGSSCHICHTEN · INTERESSENGRUPPEN ALS „NOTWENDIGES ÜBEL“?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit untersucht die Entwicklung und den Einfluss von Interessengruppen im politischen System der USA. Sie analysiert die ideentheoretischen Wurzeln und die historische Entwicklung der amerikanischen Verbandslandschaft, beleuchtet die Funktionen von Interessengruppen im politischen Entscheidungsprozess und kategorisiert verschiedene Typen von Interessengruppen.
- Die Rolle von Interessengruppen in pluralistischen, demokratischen Gesellschaften
- Die ideentheoretischen Grundlagen und die historische Entwicklung der amerikanischen Verbandslandschaft
- Die Funktionen von Interessengruppen im politischen Entscheidungsprozess
- Die verschiedenen Typen von Interessengruppen und ihre Strategien
- Die Frage nach der Repräsentation marginalisierter Bevölkerungsschichten durch Interessengruppen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung von Interessengruppen in demokratischen Gesellschaften. Es stellt die Frage nach der Balance zwischen der Repräsentation verschiedener Interessen und der Wahrung des Gemeinwohls. Das zweite Kapitel analysiert die ideentheoretischen Wurzeln und die historische Entwicklung der amerikanischen Verbandslandschaft, wobei die Sichtweisen von Alexis de Tocqueville und James Madison diskutiert werden. Kapitel drei beleuchtet die Funktionen von Interessengruppen im politischen Entscheidungsprozess, insbesondere die Bereiche Repräsentation, Partizipation und Legitimation. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Interessengruppen und politischen Parteien aufgezeigt. Im vierten Kapitel werden die verschiedenen Typen von Interessengruppen kategorisiert, unterteilt in ökonomisch und nicht-ökonomisch orientierte Gruppen. Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Adressaten, Strategien und Mitteln der Einflussnahme von Interessengruppen, wobei verschiedene Formen des Lobbyings und der Wahlkampfunterstützung beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Interessengruppen, Verbände, politische Partizipation, Demokratie, USA, Lobbying, Wahlkampfunterstützung, Public Interest Groups, Single-Issue Groups, Ideologische Interessengruppen, Gemeinwohl, Repräsentation, Madison, Tocqueville, Checks and Balances.
- Arbeit zitieren
- Ruth Heidingsfelder (Autor:in), 2004, Interessengruppen im politischen System der USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29271