Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Rentier-Staaten als Erdölstaaten
3 Länderbeispiel: Kuwait
3.1 Allgemeine Informationen
3.2 Entwicklung der Erdölförderung
3.3 Auswirkungen der Erdölförderung
4 Die Auswirkungen der Erdölgewinnung auf den gesamten Nahen Osten
5 Fazit
6 Auswahlbibliographie
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Erdölförderung im Nahen Osten. Seit dem 20. Jahrhundert wird es an verschiedenen Orten der Welt gefördert. Durch die enorme Wichtigkeit dieses Rohstoffs entwickelte sich das Wirtschaften mit dem „Schwarzen Gold“ zu einem sehr gewinnbringenden Geschäft. Dementsprechend hatte der Handel mit Erdöl vielfältige Auswirkungen in den Staaten, in welchen der Rohstoff förderbar geworden ist. Ich werde mich in meiner Arbeit ausschließlich auf den Bereich des Nahen Ostens beziehen, wo ein Großteil der Weltölvorkommen liegt.
Der Nahe Osten umfasst insgesamt 12 verschiedene Länder: Bahrain, Irak, Iran, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Oman, Saudi-Arabien, Syrien, Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate. Dabei ist Jordanien der einzige Staat der kein eigenes Rohöl besitzt, es jedoch importiert und verfeinert.[1] Die Region hat einen großen Anteil an der globalen Erdölförderung, ebenso an den Welterdölreserven. An Erdgas ist in diesem Gebiet ungefähr 1/3 der gesamten Vorkommen vorhanden.[2] Diese Staaten werden seit vielen Jahren von verschiedenen Faktoren entscheidend geprägt. Es herrscht ein gravierender Rückstand an Fachkräften. Ausländische, besser ausgebildete Arbeitskräfte werden geholt, um wichtige Positionen zu besetzen. Landwirtschaft ist in den Ländern kaum möglich, auf Grund von schwierigen geografischen und klimatischen Bedingungen. Außer dem Erdöl ist in den meisten Ländern kaum ein weiterer, wirtschaftlich gut nutzbarer Rohstoff zu finden und die Suche nach Trinkwasser stellt ebenfalls ein Problem dar, weil es in den Staaten kaum vorzufinden ist.[3]
Die Erdölstaaten waren zumeist arme Länder ohne eine wirkliche wirtschaftliche Perspektive, bevor das Erdöl gefunden wurde. Sie zählen heute zu den reichsten Ländern der Welt, gehören aber trotzdem noch zu den Entwicklungsländern. Nichtsdestotrotz ermöglichte das „Schwarze Gold“ einen gut verfolgbaren Fortschritt in diesen Staaten. Ich werde mein Augenmerk deshalb auf die Auswirkungen des Erdöls im Nahen Osten legen, unter der zentralen Fragestellung: „Das Erdöl als wirtschaftlicher, sozialer und politischer Motor im Nahen Osten?“. Um diese Frage beantworten zu können, werde ich detailiert auf die Entwicklungen eingehen, die das Erdöl in den Förderländern auslöste.
Jedes Erdölland, wird in Fachkreisen auch als Rentierstaat bezeichnet. Was dieser Begriff bedeutet und inwiefern er auf die Ölstaaten zu beziehen ist, werde ich zu Beginn meiner Arbeit klären. Dabei wird auch die besondere Stellung der Staatsbürokratie eine Rolle spielen und wie diese mit der Erdölpolitik in den Förderländern zusammenhängt. Anschließend werde ich den Erdölstaat Kuwait, stellvertretend für den gesamten Nahen Osten, vorstellen. Ich werde dabei erst einige allgemeine Information aufführen, anschließend die Historie der Erdölförderung vornehmen und abschließend die dortigen Auswirkungen des Erdöls aufzeigen. Meine Wahl als Stellvertreter für den Nahen Osten fiel auf Kuwait, weil es ein Land mit hoher und langjähriger Erdölförderung ist und welches dadurch eine gut anschauliche Entwicklung genommen hat. Diese spiegelt auch den Verlauf vieler anderer Staaten der Region wieder. Als Drittes werde ich versuchen die Folgen des Erdölkonsums auf den restlichen Nahen Osten zu erweitern, um als Letztes ein Fazit zu ziehen, und somit die oben genannte zentrale Fragestellung beantworten zu können. Ich werde dabei die Vor- und Nachteile der Erdölförderung im Nahen Osten gegeneinander abwägen um heraus zu finden, ob es wirklich die dortigen Staaten politisch, sozial und wirtschaftlich voran getrieben hat, oder dadurch nur der Anschein erweckt wird. Im Verlauf der Arbeit werde ich weitere wichtige Fragen im Zusammenhang mit diesem Thema beantworten. Wieso zum Beispiel gerade das Erdöl solch spezifische Entwicklungen in den Ländern ermöglichte; Wohin die großen Summen an Einnahmen, welche durch die Erdölbranche erwirtschaftet wurden, geflossen sind und warum die Ölstaaten nach wie vor zu den Entwicklungsländern zählen. Diese Fragen hängen eng mit dem Thema zusammen, weshalb ich versuchen möchte diese mit Hilfe von Fachliteratur zu beantworten.
Das Thema wird in der Literatur verschieden behandelt. Die Frage, ob die Erdölförderung eher positive oder negative Auswirkungen mit sich zog wird kontrovers diskutiert. Einigkeit herrscht darüber, dass sich die Folgen des Rohstoffs in allen Ländern ähneln und vielfältig sind. Darüberhinaus auch wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklungen von Statten gingen, weil sich die Zustände in den Staaten gleichen. Die großen bzw. erfolgreichen Erdölförderungsstaaten wurden in der Literatur sehr genau bearbeitet, kleinere bzw. unbedeutendere sind weniger detailliert beschrieben. Das Thema bietet jedoch in seiner Mannigfaltigkeit viele Bereiche über die geschrieben werden kann. Verwandte Forschungen handeln von dem Ölmarkt, die OPEC und militärische Konflikte in Folge der Erdölförderung. Weniger Augenmerk lag bisher auf den zwischenstaatlichen Beziehungen der Erdölstaaten und es ist kaum geklärt, ob und inwiefern das Petroleum die innenpolitische Situation der Länder verändert hat.
2 Rentier-Staaten als Erdölstaaten
„Rentier-Staaten sind […] grundlegend dadurch bestimmt, daß ein substantieller Teil des Staatseinkommens Renten sind und daß die Renteneinnahmen einen hohen Anteil am Bruttosozialprodukt ausmachen […].“[4] Erdölstaaten werden zu den Rentierstaaten gezählt, weil die Erdölrenten einen großen Teil zu den Landeseinnahmen und Bruttosozialprodukt beitragen und die Regierungen ein Monopol an den Erdöllagerstätten besitzen. Die Staatsbürokratien nehmen die dominante Rolle im sozialen Gefüge ein, was sich gravierend von den Industriestaaten unterscheidet. Ihnen ist es erlaubt autonom zu handeln, weshalb sie verhindern können, dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen an der Politik teilnehmen dürfen. Die Stellung der Staatsbürokratien in den Erdölstaaten basiert auf der einseitigen Besetzung des Staatsapparats. Wer regiert, besitzt gleichzeitig die wirtschaftliche Grundlage des Landes. Zur Herrschaftssicherung ist es nötig, der Erdölpolitik einen gesteigerten Wert beizumessen, um eine erfolgreiche Erdölindustrie zu gewährleisten.[5]
Die Erdöl-Rentier-Staaten sind durch die „strukturelle Heterogenität“ geprägt.[6] Darunter wird der enorme Unterschied zwischen den Bereichen der Wirtschaft verstanden. Der Erdölsektor ist deutlich produktiver als alle restlichen Bereiche. Er ist außerdem als Einziger in der Lage, auch im internationalen Vergleich zu bestehen. Die Wirtschaftspolitik fokussiert sich deshalb vermehrt auf diesen Sektor, vernachlässigt die anderen und lässt die „strukturelle Heterogenität“ dementsprechend dauerhaft bestehen. Es blockiert somit den Verlauf der Industrialisierung und lässt nicht zu, dass Bürgertum und Arbeiterschicht erstarken. Die Erdölstaaten sind so auch viel anfälliger für etwaige Preisstürze, denn während Industrieländer einfach in andere Wirtschaftsbereiche investieren können um diese konkurrenzfähig zu machen und den Schaden auszugleichen, haben die Erdölländer überhaupt keine weiteren Möglichkeiten, in die es sich lohnt, Geld zu investieren.[7]
3 Länderbeispiel: Kuwait
3.1 Allgemeine Informationen
Zuallererst ist etwas zur Geografie aufzuführen. Kuwait ist ein vergleichsmäßig kleiner Staat im Nahen Osten. Es ist im Osten begrenzt durch den Persischen Golf, im Norden durch den Irak und im Süden durch Saudi-Arabien. Die klimatischen Bedingungen gestalten sich schwierig. Es ist die meiste Zeit des Jahres enorm heiß und trocken, so dass Pflanzen und Tiere in keinen großen Mengen vorzufinden sind. Es überleben nur Lebewesen, die sich an die harten Bedingungen angepasst haben. Ackerbau ist nur auf weniger als einem Prozent der Landesfläche möglich. Der Persische Golf ist nicht nur für die Fischereiwirtschaft nutzbar, sondern dient auch als Transportmöglichkeit für das Erdöl und Importprodukten, ebenso wie für Menschen. Es existieren ansonsten keinerlei wichtige Gewässer, das Trinkwasser wird zum Großteil importiert oder aus dem Untergrund gewonnen. Die Hauptstadt Kuwait-City bildet das politische und ökonomische Zentrum des Landes. Es gibt ansonsten wenige andere bedeutende und große Städte.[8]
Die im Land vorherrschende Währung ist der Kuwaitische Dinar. Kuwait besitzt circa 10 Prozent der Weltölvorkommen. Die Erdölreserven belaufen sich auf fast 100 Millionen Barrel und die Erdgasreserven auf 1,5 Trillionen Kubikmeter. Die Wirtschaft Kuwaits stützt sich fast ausschließlich auf die Erdölindustrie. Mehr als 60% der staatlichen Einnahmen stammen daraus. Weitere Industriezweige sind die Arbeiten mit Petrochemikalien, die Produktion von Düngemittel und dem Bau von Schiffen. Außerdem wird Perlen- sowie herkömmliche Fischerei betrieben. Die restlichen staatlichen Einnahmen stammen aus dem Dienstleistungssektor. Um die Bevölkerung zu ernähren, muss der Staat überwiegend Nahrung aus dem Ausland importieren.[9]
In Kuwait findet eine Form der konstitutionellen Monarchie Anwendung. Die Herrschaft wird von einem Emir ausgeübt und erblich weitergegeben. Die Al-Sabah Familie bildet in Kuwait seit vielen Jahren den vorwiegenden Teil der Regierung. „The crown prince is the heir apparent, the Al-Sabah male next in line to be emir, and often serves as prime minister, as well.“[10] Dementsprechend bedeckt eine Person die zwei wichtigsten Ämter im Staat. Diese beiden Positionen bekommen Unterstützung und Rat durch das Kabinett oder einer Gruppe von Ministern. Diese und weitere politische Posten werden überwiegend von Mitgliedern der Al-Sabah Familie besetzt. Das Zivilrecht basiert auf der Shariah, das niedergeschriebene islamische Gesetz. Kuwait ist außerdem in fünf Bezirke eingeteilt. Das Wahlrecht besaßen bis 2005 nur männliche Erwachsene deren Familien seit mehr als 30 Jahren dort leben. Volljährigkeit ist in Kuwait mit 21 Jahren erreicht. Ausgeschlossen sind demnach alle Zeitarbeiter, die nur für eine bestimmte Zeitspanne in Kuwait leben und arbeiten.[11] Seit 2005 ist es auch den Frauen erlaubt, an den Wahlen teilzunehmen. Ein großer Schritt für die soziale Entwicklung und der Emanzipation der Frau. 2009 schaffte es sogar die erste weibliche Einwohnerin in das Parlament.[12]
3.2 Entwicklung der Erdölförderung
Im Jahr 1934 wurde zum ersten Mal Erdöl in Kuwait gefunden. Es gründete sich die Kuwait Oil Company, welche noch im selben Jahr mit den Bohrungen begann und zwei Jahre später konnte das Öl erfolgreich gefördert werden. Während des Zweiten Weltkriegs 1939-1945 stockte die Entwicklung der Erdölförderung fast vollkommen. Erst danach begann die Erdölindustrie mit dem Export des Rohstoffes und konnte in den darauf folgenden Jahren die Einnahmen deutlich steigern und auch die Menge der Förderung konnte gesteigert werden. 1960 gründete sich die Kuwait National Petroleum Company, ebenso wie die OPEC, mit Kuwait als Gründungsland. Die Organisation erdölexportierender Länder hat heute 12 Mitglieder und verfolgt das Ziel der „[…] Koordinierung und Vereinheitlichung der Ölpolitik der Mitgliedsländer […]. Und zweitens die gemeinsame Entwicklung von Strategien, um den Ölpreis zu stabilisieren bzw. schädliche Fluktuationen zu vermeiden.“[13]
[...]
[1] Vgl. Nohlen, Dieter/Nuscheler, Franz (Hrsg.): Handbuch der Dritten Welt. Nordafrika und Naher Osten. 3. Auflage, Bonn 1993, S. 67.
[2] Vgl. ebd., S. 47.
[3] Vgl. Verbund Stiftung Deutsches Übersee-Institut: Entwicklungsprobleme der arabischen Erdölstaaten. 1. Auflage, Hamburg 1997, S. 21.
[4] Beck, Martin: Die Erdöl-Rentier-Staaten des Nahen und Mittleren Ostens. Interessen, erdölpolitische Kooperation und Entwicklungstendenzen. 1. Auflage, Hamburg 1993, S. 44.
[5] Vgl. ebd., S. 43ff.
[6] Ebd., S. 40.
[7] Vgl. ebd., S. 40ff.
[8] Vgl. Casey, S. Michael: The history of Kuwait. 1. Auflage, Westport 2007. S. 2ff.
[9] Vgl. ebd., S. 7f.
[10] Vgl. ebd., S. 11.
[11] Vgl. Casey, 2007, S. 11f.
[12] Vgl. Habeeb, William Mark: The Middle East in turmoil. 1. Auflage, Santa Barbara 2012, S. 125.
[13] Goldthau, Andreas/Witte, Jan Martin: Die OPEC. Macht und Ohnmacht des Öl-Kartells. 1. Auflage, München 2009, S. 17.