Die Kubakrise im Oktober 1962 war unbestritten die herausragende Episode des Kalten Kriegs, weder vorher noch nachher standen die beiden Supermächte näher vor einer nuklearen Konfrontation. Alle Aspekte des Ost – West – Konflikts spielten hier zusammen: Das nukleare Wettrüsten, die ideologischen Gegensätze, der Wettstreit um Einfluss in der Dritten Welt, Beziehungen zu den jeweiligen Verbündeten, innenpolitische Ziele von John F. Kennedy und Nikita Kruschtschow – „everything suddenly tumbled and got mixed together.“1
Die Einschätzung v.a. der Rolle Kennedys als rational agierendem Staatsmann, der die Krise erfolgreich beilegte, wird in der neueren historischen Forschung allerdings kritisch betrachtet.2
Im Rahmen dieser Hausarbeit soll anhand zweier Quellen, die unmittelbar nach der Entdeckung sowjetischer Mittelstrckenraketen auf Kuba entstanden, die Beurteilung der Situation im engsten außenpolitischen Beraterkreis Kennedys, dem Executive Committee des Nationalen Sicherheitsrats (ExComm) untersucht werden.
In dieser Arbeit wurden v.a. die Untersuchungen zur Kubakrise von Mark J. White, John Gaddis und Bernd Greiner verwendet und deren Ergebnisse durch aktuelle Zeitschriftenartikel ergänzt und vervollständigt.
1 John L. Gaddis, We Now Know: Rethinking Cold war History, New York, 1997.
2 Vgl. Gaddis, We Now Know, 260 f., und vgl. Mark J. White, The Cuban Missile Crisis,
Basingstoke, S. 115.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Einschätzung der Bedrohungslage aus Sicht der Quellen
- Einordnung der Quellen
- Bedeutung der Raketenstationierung
- Ausschluß der Diplomatie
- Seeblockade oder Angriff
- Die Blockade als eigenständige Strategie
- Acheson und Dillon gegen McNamara, Ball und RFK
- Die Entscheidung für die Seeblockade
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Beurteilung der Situation im engsten außenpolitischen Beraterkreis Kennedys, dem Executive Committee des Nationalen Sicherheitsrats (ExComm), anhand von zwei Memoranden an den Präsidenten. Diese wurden von Douglas Dillon und George W. Ball verfasst und untersuchen die Optionen Blockade oder Luftangriff als Reaktion auf die Stationierung von Raketen auf Kuba.
- Die strategische Bedeutung der Raketenstationierung auf Kuba
- Die Argumentation für und gegen einen Luftangriff
- Die Rolle von Dillon und Ball in der Entscheidung für die Seeblockade
- Die Bedeutung der Moral und der Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten
- Die Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den USA und ihren Verbündeten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung und Fragestellung
Die Kubakrise von 1962 wird als die herausragende Episode des Kalten Krieges dargestellt. Die Arbeit untersucht die Entscheidungsprozesse im ExComm, wobei zwei Memoranden von Douglas Dillon und George W. Ball im Fokus stehen. Die Quellen analysieren die Optionen Blockade oder Luftangriff und beleuchten die Argumentation für ein militärisches Eingreifen trotz der umstrittenen strategischen Bedeutung der Raketen.
2. Einschätzung der Bedrohungslage aus Sicht der Quellen
Die Quellen betonen die immense Bedrohung durch die sowjetischen Mittelstreckenraketen auf Kuba. Dillon sieht das Überleben der Vereinigten Staaten und der freien Welt in Gefahr und argumentiert für einen Luftangriff. Ball sieht die Raketenstationierung als Gefahr für die moralische und propagandistische Position der USA, plädiert jedoch für eine Seeblockade, um die Sowjetunion in Zugzwang zu bringen.
3. Seeblockade oder Angriff
Das Kapitel untersucht die Entscheidung zwischen einer Seeblockade und einem Luftangriff. Es zeigt die gegensätzlichen Positionen von Dillon, der für einen Luftangriff eintritt, und Ball, der eine Seeblockade favorisiert. Die Arbeit analysiert die Argumente der verschiedenen Akteure und die Entscheidung Kennedys für die Seeblockade.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Kubakrise, Kalter Krieg, ExComm, Kennedy, Kruschtschow, Blockade, Luftangriff, Raketenstationierung, Bedrohungslage, Moral, Glaubwürdigkeit, Weltmacht, freie Welt, Verbündete, strategische Bedeutung.
- Quote paper
- Daniel Daimer (Author), 2002, Blockade oder Angriff. Die Diskussion im ExComm und Kennedys Entscheidung während der Kubakrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29283