Ein Pakt mit dem Teufel. Der Faust-Stoff von der "Historia" zu Goethes Erzählung


Hausarbeit, 2013

14 Seiten


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Ein Bündnis/Pakt mit dem Teufel
2.2. Der Teufelspakt in der Historia von D. Johann Fausten
2.3. Der Teufelspakt in Goethes Faust
2.4. Vergleich

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis
4.1. Primärliteratur
4.2. Sekundärliteratur

1. Einleitung

Dem Faust-Stoff gilt seit Jahrhunderten ein besonderes Interesse. Er zeigt auf, wie sich ein Mensch im Hier und Jetzt mit den Gegebenheiten so unwohl fühlen und ein unerschöpfliches Streben nach neuem Wissen und Höherem entwickeln kann, dass er sich sogar auf einen Pakt mit dem Teufel einlässt.

In meiner Hausarbeit möchte ich vor diesem Hintergrund zunächst erarbeiten, was ein Pakt beziehungsweise ein Bündnis überhaupt ist und wie er zustande kommt. Dabei möchte ich auf die unterschiedlichen Arten eingehen, die entweder das Einverständnis des Menschen und den eigenen Willen zum Paktschluss beinhalten oder im Umkehrschluss auch Verführungs-strategien des Teufels implizieren, durch die dem Menschen sozusagen ein Vertrag „aufgezwungen“ wurde. Dabei ist es dem Menschen, ganz gleich ob der Vertrag schriftlich oder in mündlicher Form geschlossen wurde, nicht möglich, aus der Vereinbarung wieder heraustreten zu können. Genau wie heute galten auch mündliche Verträge damals als rechtskräftig.

Mit dieser Kenntnis über die äußere Form eines Paktes möchte ich im zweiten Schritt auf die Historia von D. Johann Fausten genauer eingehen. Diese behandelt den „historischen Faust“[1], der wahrscheinlich um 1480 geboren wurde und mit richtigem Namen „Georg Faust“ hieß.[2] Vor der Zeit, als ein anonymer Autor die Historia verfasste, entstanden bereits „Berichte, Anekdoten und Sagen“ über diesen faszinierenden Mann. Im Jahr 1587 entstand dann die mir vorliegende Historia von D. Johann Fausten. Bezogen darauf erläutere ich, wie Faust zu seinem Pakt mit dem Teufel kommt und wie dieser aussieht. Weiterhin, dass er am Ende die Gnade Gottes unterschätzt und so einen grausamen Tod findet.

Des Weiteren werde ich mit der „Urfassung“ Historia die Faust-Fassung von Goethe im Hinblick auf den Teufelspakt vergleichen. Diese erschien in fertiger Fassung 1832, also fast dreieinhalb Jahrhunderte später als die Historia. In dieser Version sich der Teufel zu einer anderen Persönlichkeit hin verändert, die allgemein positiver wirkt als die Gestalt in der Historia. Auch hat sich die ganze Rahmenhandlung verändert und erzählt nicht mehr nur das Leben des Dr. Johann Fausten.

Am Ende meiner Arbeit werde ich ein Fazit aus dem Vergleich ziehen und nochmal anführen, worin die Veränderungen von der Historia zur Fassung Goethes bestanden und wie die gesellschaftlichen Umstände und die Zeit Goethe zu dieser Veränderung hin beeinflussten.

2. Hauptteil

2.1. Ein Bündnis/Pakt mit dem Teufel

Zunächst möchte ich die Frage klären, was ein Bündnis beziehungsweise ein Pakt ist und wie er zustande kommt. Ein Bund setzt das Vorhandensein zweier „gleichberechtigte[r] oder hierarchisch verbundener Partner[]“[3] voraus. Durch diesen Bund soll entweder das Zusammenleben oder das Zwischenmenschliche zweier Parteien rechtlich geregelt werden, um ein angenehmes Miteinander zu schaffen. Bünde zwischenmenschlicher Art sind beispielsweise die Ehe oder ein politischer Friedensvertrag zwischen Völkern.[4] Im Alten Testament wurde die Vorstellung entwickelt, dass die Existenz eines Teufelsbundes nur mit der eines Gottesbundes einhergeht. Ein Abwenden von einem dieser Bunde setzt wiederum ein Zuwenden zu dem Anderen voraus, wie es das zeitgenössische Verständnis vorsah. Menschen, die den christlichen Glauben verraten, wenden sich dem Teufel zu.[5] Generell ist ein Abwenden von Gott hin zu einem anderen Wesen zu verurteilen

Bündnisse zwischen Mensch und Teufel entstehen in unterschiedlicher Weise.[6]. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die sich vollkommen freiwillig zum Teufel hinwenden und einen Vertrag mit dem Teufel auf ihren eigenen Willen hin schließen. Dabei willigt der Teufel selbstverständlich ein. Diese Menschen wollen bewusst nicht mehr auf der Seite Gottes stehen, sei es aus persönlichen oder sonstigen Gründen. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die „falsche Lehren“ verbreiten und so dem „Christentum schaden“[7]. Ihnen wurde eine Abwendung von Gott und dem Christentum sozusagen beigebracht und verinnerlicht. Des Weiteren entstehen Pakte durch die Versuchung des Teufels. Als Beispiel dafür möchte ich Adam und Eva[8] nennen. Letztere unterlag dabei der Versuchung der Schlange, die sie mit Früchten vom Baum der Erkenntnis lockte. Bereits im Neuen Testament wurde die Schlange dabei mit dem Teufel gleichgesetzt, der die Menschen von Gott und dem Guten hin zum Bösen abwenden wollte. Die Verlockung besteht bei „Adam und Eva“[9] darin, dass sie plötzlich die Möglichkeit bekommen, hierarchisch nicht mehr unter Gott, sondern mit ihm auf gleicher, allwissender Ebene zu stehen. Dadurch, dass sie dem nicht widerstehen können, lassen sie sich automatisch auf einen Bund mit dem Teufel ein und entscheiden sich wissentliche gegen Gott.

Neben dem Teufelsbündnis existiert ein sogenannter Teufelspakt oder -vertrag. Bis zum 15. Jahrhundert wurde zwischen Bund und Pakt unterschieden[10], wobei die Entwicklung beider keine unmittelbaren Grenzen zueinander aufweist. Ein Pakt bezeichnet eine Abmachung, die zwei Vertragspartner voraussetzt. Geht ein Mensch einen Pakt mit dem Teufel ein, ist er entweder „Sünder“[11] oder glaubt nicht an Gott und das Christentum. Dieser Pakt kann freiwillig geschlossen werden, was jedoch im Gegensatz zum Bündnis keine Voraussetzung ist. Im Teufelspakt ist der Mensch „nur Streitobjekt, nicht etwa Kontrahent des Teufels“[12]. Obwohl Menschen fest im Leben stehen, gesellschaftlichen Rückhalt haben und einen starken Charakter aufweisen, können sie vor dem „Bösen“[13] nie sicher sein. Indem sich der Teufel einen Menschen für einen Vertragsabschluss aussucht, verhilft er diesem eigennützig dazu, ein Sünder zu werden. Er erhofft sich dadurch im Anschluss, seinen Anspruch auf dessen Seele geltend zu machen.[14]

Pakte können ohne und mit Schriftform geschlossen werden. Beide Arten sind rechtskräftig und weisen keine Möglichkeit auf, aus dem Pakt herauszukommen. Verträge ohne Schriftform sind mündlich geschlossen und dadurch, genau wie heutzutage, wirksam.[15] Dabei kann ein „Handschlag“ als „Bekräftigungsmittel“[16] dienen. Verträge in Schriftform dienen dem Teufel als Beweisform[17].

2.2. Der Teufelspakt in der Historia von D. Johann Fausten

In der Historia von D. Johann Fausten ist von einem Pakt mit dem Teufel die Rede. Zunächst möchte ich erläutern, wie es zu dem Pakt kommt. Anschließend werde ich erklären, worum es sich bei diesem Teufelspakt handelt und wie Fausts grausamer Tod damit in Verbindung steht.

Die Historia beruht auf einer Sage, die sich um Dr. Johann Faust dreht. Dieser lebte der Legende nach gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Das Wissen, was er auf der Erde erlangen kann, ist endlich und reicht ihm bei Weitem nicht aus. Der eigentliche Christ beschwört aus diesem Grund der Historia nach im „Spesser Wald“[18] den Teufel Mephistophilis, mit dem er einen Vertrag abschließt, worauf ich gleich noch genauer eingehen werde. Nach einer geraumen Zeit fängt Faust schließlich an, den Pakt mit dem Teufel zu bereuen. Dieser lässt ihn jedoch nicht aus dem Vertrag austreten und bindet Faust an einen neuen, zweiten Pakt. Er schickt ihm Helena aus Griechenland, mit der Faust ein Kind zeugt. Die Gegenleistung ist, dass beide mit Faust zusammen sterben müssen. Nach 24 Jahren und einigen Selbstmordversuchen findet Faust schließlich einen grauenvollen Tod durch den Teufel.

Mit dem Pakt will Faust neues überirdisches Wissen erlangen. Das irdische, eingeschränkte ist ihm nicht genug und durch seinen unstillbaren Durst danach wünscht er sich die Gegenwart des Teufels. Er wendet sich so freiwillig von Gott ab und schließt sich der bösen Seite an. Als ehemaliger Christ impliziert dies einen Bruch mit dem gesamten Christentum. Noch schlimmer ist aber, dass Faust vom Teufel magische Kräfte und die Fähigkeiten eines Geistes erhält, die den Menschen sonst verschlossen bleiben. Zauberei gilt als die schwerste aller Sünden.[19] Mephistophilis soll diesem dienen und alles tun, was Faust ihm sagt. Außerdem soll er Fausts Haus aufsuchen, wenn dieser ihn dazu aufruft und dabei stets unsichtbar und für alle Menschen unkenntlich bleiben. Als letztes soll der Teufel immer in einer Gestalt auftauchen, die Faust ihm vorgibt.[20] Als Gegenleistung muss Faust nach 24 Jahren sterben und der Teufel erhält nach dem Tod dessen Seele. Des Weiteren muss Faust versprechen, dass er sich nicht verlieben und in der Folge nie heiraten wird. Obwohl Faust weiß, dass er einen Pakt mit dem Teufel eingeht, willigt er ein, was zeigt, was seine große Verzweiflung und Unzufriedenheit mit seinem Leben zeigt.

„Mangelnder Gottesglaube zerstört die psychische und seelische Konstitution des Menschen, […]“[21]. Dies sieht man am Beispiel Fausts sehr deutlich. Indem er sich dazu entscheidet, Gott und dem Christentum abtrünnig zu werden und sich dem Teufel anzuschließen, gerät sein gesamtes Leben in die schiefe Bahn. Der Teufel steht für das Böse und somit das Ausbleiben des Positiven, was Faust jedoch übersehen oder einfach durch seine Besessenheit nach neuem Wissen nicht wahrnehmen will. Als er nach einer geraumen Zeit merkt, dass er mit dem Pakt einen Fehler gemacht hat, ist es für ihn bereits zu spät, aus dem Vertrag auszusteigen.

[...]


[1] Hetyei, Judit: Der Teufelsbündner Faust als Verführter im 20. Jahrhundert. Hamburg, 2005. S.63.

[2] Hetyei, Judit: Der Teufelsbündner Faust als Verführter im 20. Jahrhundert. Hamburg , 2005. S.65.

[3] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.36.

[4] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.36.

[5] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.43.

[6] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.44.

[7] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.43.

[8] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.43.

[9] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.43.

[10] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.53.

[11] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im "Malleus maleficarum". St. Ingbert, 1997. S.54.

[12] Zelger, Renate: Teufelsverträge. Märchen, Sage, Schwank, Legende im Spiegel der Rechtsgeschichte. Frankfurt am Main, 1996. S. 33.

[13] Zelger, Renate: Teufelsverträge. Märchen, Sage, Schwank, Legende im Spiegel der Rechtsgeschichte. Frankfurt am Main, 1996. S. 35.

[14] Zelger, Renate: Teufelsverträge. Märchen, Sage, Schwank, Legende im Spiegel der Rechtsgeschichte. Frankfurt am Main, 1996. S. 73.

[15] Zelger, Renate: Teufelsverträge. Märchen, Sage, Schwank, Legende im Spiegel der Rechtsgeschichte. Frankfurt am Main, 1996. S. 79.

[16] Zelger, Renate: Teufelsverträge. Märchen, Sage, Schwank, Legende im Spiegel der Rechtsgeschichte. Frankfurt am Main, 1996. S. 80.

[17] Zelger, Renate: Teufelsverträge. Märchen, Sage, Schwank, Legende im Spiegel der Rechtsgeschichte. Frankfurt am Main, 1996. S. 83.

[18] Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler. Hrsg. v. Richard Benz. Stuttgart, 1992. S. 8.

[19]Brüggemann, Romy: Die Angst vor dem Bösen. Codierungen des malum in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Narren-, Teufel- und Teufelsbündnerliteratur. Würzburg, 2010. S. 206.

[20] Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler. Hrsg. v. Richard Benz. Stuttgart, 1992. S. 12.

[21] Brüggemann, Romy: Die Angst vor dem Bösen. Codierungen des malum in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Narren-, Teufel- und Teufelsbündnerliteratur. Würzburg, 2010. S.204.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Ein Pakt mit dem Teufel. Der Faust-Stoff von der "Historia" zu Goethes Erzählung
Veranstaltung
Prosaromane
Autor
Jahr
2013
Seiten
14
Katalognummer
V292887
ISBN (eBook)
9783656900153
ISBN (Buch)
9783656900160
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
pakt, teufel, faust-stoff, historia, goethes, erzählung
Arbeit zitieren
Maja Büttner (Autor:in), 2013, Ein Pakt mit dem Teufel. Der Faust-Stoff von der "Historia" zu Goethes Erzählung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292887

Kommentare

  • Gast am 9.8.2015

    Hallo Maja! Was hast du denn für eine Note bekommen für die Arbeit?

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Titel: Ein Pakt mit dem Teufel. Der Faust-Stoff von der "Historia" zu Goethes Erzählung



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