Die Systemtransformationen in den drei südeuropäischen Ländern Griechenland, Portugal und Spanien, durch die ab 1974 innerhalb kürzester Zeit der Übergang von rechtsautoritären Regimen zu parlamentarischen Demokratien vollzogen wurde, standen bei der Periodisierung zeitlich eingegrenzter Demokratisierungswellen am Anfang des von Samuel Phillips Huntington geprägten Begriffs der sogenannten Dritten Demokratisierungswelle , die sich in Lateinamerika und Ostasien fortsetzte, Ende der 1980er Jahre die kommunistischen Systeme Osteuropas erfasste und sogar einige Länder Afrikas berührte.
Eine solch umfassende Demokratisierung ist in der Geschichte bisher beispielslos geblieben. Von besonders herausragender Bedeutung für die Demokratisierungsforschung sind dabei jene Länder, die durch paktierte und weitgehend gewaltlose Übergänge eine Art Vorbildfunktion für die Eliten anderer Staaten übernommen haben, die, sofern sie sich in ähnlichen Ausgangssituationen befinden, versuchen sollten, den Übergang zur Demokratie ebenfalls kompromissvoll und friedlich zu gestalten. Als Beispiel wäre hier die spanische Transformation zu nennen, die insbesondere für die Länder Lateinamerikas und Osteuropas als Muster für einen erfolgreichen Übergang zu liberal-demokratischen Systemen galt.
Aber auch Polen, welches seit dem Aufstieg der Solidarnosc eine Vorreiterrolle in Osteuropa beim Übergang zur Demokratie spielte, galt vielen Staaten des ehemaligen Ostblocks, nicht zuletzt wegen der Verhandlungen am Runden Tisch, als Vorbild auf dem Weg zur liberalen Demokratie. Welche Länder sich an den Transformationsprozessen in Polen und Spanien orientiert oder diese sogar nachgeahmt haben, soll in dieser Arbeit aber nicht weiter thematisiert werden. Vielmehr interessieren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden paktierten Übergänge in Spanien und Polen, die nicht ohne weiteres nur aufgrund ihres paktierten Charakters gleichgesetzt werden können. Zwar gibt eine allgemeine Einteilung der Verlaufsformen verschiedener Transformationen, wie Wolfgang Merkel sie vorgenommen hat , eine grobe Übersicht über die in den jeweiligen Ländern herrschenden Kräfteverhältnisse der beteiligten Akteure, was auf eine gewisse Ähnlichkeit der Systemübergänge schließen lässt, dennoch kann sie eine ausführliche vergleichende Fallanalyse nicht ersetzen [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methodisches Vorgehen
- Forschungsstand und Literaturhinweise
- Theoretischer Rahmen
- Begriffserklärungen
- Konfliktpotenziale und Rahmenbedingungen
- Spanien
- Polen
- Das Ende des autoritären Regimes
- Spanien
- Francos Tod und die Regierung Navarros
- Die Regierung Suárez bis zum Gesetz über die politische Reform
- Polen
- Die Entwicklung der Solidarnosc 1980/1981
- Der Weg zum „Runden Tisch“
- Vergleich
- Spanien
- Die Institutionalisierung der Demokratie
- Spanien
- Ziele und Strategien der Opposition bis zu den Wahlen 1977
- Ziele und Strategien der Regierung und alten Regimeeliten bis zu den Wahlen 1977
- Von den Gründungswahlen bis zur Verabschiedung der Verfassung
- Die Konsenspolitik
- Der Charakter der Verfassung
- Polen
- Ziele und Strategien der Opposition am ,,Runden Tisch"
- Ziele und Strategien der Regierung und alten Regimeeliten am „Runden Tisch“
- Die zwei Verhandlungsrunden: Vom „Runden Tisch" zu den freien Wahlen 1991
- Die Parlamentswahlen von 1991
- Der Charakter der revidierten Verfassung
- Vergleich
- Spanien
- Probleme bei der Konsolidierung
- Spanien
- Polen
- Vergleich
- Besondere Rolle der Akteure in beiden Transformationsprozessen
- Abschließende Betrachtung einer vergleichenden Analyse
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit einer vergleichenden Analyse der politischen Transformationsprozesse in Polen und Spanien. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden paktierten Übergänge von autoritären Regimen zu demokratischen Systemen zu untersuchen. Dabei wird ein akteurszentrierter Ansatz verfolgt, der die Rolle handelnder Akteure bei der Gestaltung der Transformationsprozesse in den Vordergrund stellt.
- Vergleichende Analyse der politischen Transformationsprozesse in Polen und Spanien
- Akteurszentrierte Betrachtungsweise
- Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden paktierten Übergänge
- Analyse der Rolle handelnder Akteure bei der Gestaltung der Transformationsprozesse
- Bewertung des Einflusses von Strategien und Präferenzen der Akteure auf den Systemwechsel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Systemtransformationen in Südeuropa ein und stellt die Bedeutung der paktierten Übergänge in Spanien und Polen heraus. Sie erläutert das methodische Vorgehen der Arbeit und gibt einen Überblick über den Forschungsstand.
Der theoretische Rahmen beleuchtet die relevanten Theorien und Konzepte der Transformationsforschung, insbesondere die akteurszentrierte Betrachtungsweise. Die Begriffserklärungen definieren wichtige Schlüsselbegriffe, die im weiteren Verlauf der Arbeit verwendet werden.
Das Kapitel „Konfliktpotenziale und Rahmenbedingungen“ analysiert die Ausgangssituation in Spanien und Polen vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Es werden die spezifischen Konfliktpotenziale und Rahmenbedingungen in beiden Ländern herausgearbeitet.
Das Kapitel „Das Ende des autoritären Regimes“ beschreibt den Prozess des Übergangs von den autoritären Regimen in Spanien und Polen zur Demokratie. Es werden die wichtigsten Ereignisse, Akteure und Strategien in beiden Ländern dargestellt.
Das Kapitel „Die Institutionalisierung der Demokratie“ untersucht die Etablierung demokratischer Institutionen in Spanien und Polen. Es werden die Ziele und Strategien der Opposition und der alten Regimeeliten sowie die Entwicklung der Verfassungen in beiden Ländern analysiert.
Das Kapitel „Probleme bei der Konsolidierung“ beleuchtet die Herausforderungen, die sich bei der Konsolidierung der Demokratie in Spanien und Polen stellten. Es werden die wichtigsten Probleme und Konflikte in beiden Ländern dargestellt.
Das Kapitel „Besondere Rolle der Akteure in beiden Transformationsprozessen“ analysiert die Rolle der wichtigsten Akteure in den Transformationsprozessen in Spanien und Polen. Es werden die Strategien und Präferenzen der Akteure sowie deren Einfluss auf den Systemwechsel untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die politische Transformation, die Systemtransformation, den Vergleich von Transformationsprozessen, die Rolle von Akteuren, die paktierten Übergänge, die Demokratie, die Institutionalisierung der Demokratie, Spanien, Polen, Franquismus, Solidarnosc, Runder Tisch, Konsenspolitik, Verfassung, Konsolidierung der Demokratie.
- Arbeit zitieren
- M. A. Alexander Gajewski (Autor:in), 2011, Vergleichende Analyse der politischen Transformationsprozesse in Polen und Spanien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292911