Schon lange vor dem Tode Karls II., dem letzten Habsburgerkönig Spaniens, beschäftigten sich die europäischen Mächte mit der Frage der spanischen Erbfolge. Nachdem König Philipp IV. verstorben war, hinterließ er mit Karl II. nur einen erbberechtigten Nachfolger, der somit als letzter Mann der spanischen Linie des Hauses Habsburg den spanischen Thron bestieg. Allerdings stellte sich bei einem eventuellen Tod Karls II. ohne weitere männliche Nachfolger die Frage, welche europäische Dynastie genealogischen und rechtlichen Anspruch auf die weitere Erbfolge hatte. Insbesondere die österreichischen Habsburger sowie die Bourbonen erhoben hierbei ihre Ansprüche auf das spanische Gesamterbe.
Wer allerdings tatsächlich das größere Recht auf die Erbschaft hatte und wie versucht wurde eine Einigung unter den Mächten zu erzielen, soll im dritten Kapitel Gegenstand der Betrachtungen sein.
Insgesamt war der Spanische Erbfolgekrieg, der in der Folge der gegebenen Erbproblematik entbrannte, insofern für Europa und das Haus Habsburg von besonderer Bedeutung, als dass eine Vielzahl von Staaten in ihn verwickelt war und seine Beendigung durch die Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden maßgeblich zur Veränderung des europäischen Mächteverhältnisses und zur Etablierung und Erhaltung des von England angestrebten europäischen Gleichgewichts führte.
So war zuvor, besonders seit dem Abschluss des Westfälischen Friedens die machtmäßige Struktur des europäischen Staatensystems in erster Linie durch den weiteren politischen und militärischen Aufstieg Frankreichs geprägt, welches im Pyrenäenfrieden mit Spanien (1659) bedeutende Teile der Spanischen Niederlande erhielt und sich somit eine günstige Ausgangsposition für weitere Eroberungen in diesem Bereich schuf.
Im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg tritt also die Frage des europäischen Mächtegleichgewichts in den Vordergrund, weswegen in dieser Arbeit ausgehend von der französischen Hegemonie und dem Aufstieg der österreichischen Habsburger zur europäischen Großmacht über das Problem der spanischen Erbfolge (Teilungspläne, Große Allianz, Kriegsverlauf) auf die Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden und somit auf die Konsequenzen des Krieges geschlossen werden soll [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die französische Hegemonie und der Aufstieg der österreichischen Habsburger
- Das Problem der spanischen Erbfolgeregelung
- Erbansprüche der europäischen Dynastien und Teilungsverträge
- Die Interessen der Großmächte und der Abschluss der Großen Allianz
- Entwicklung des Krieges auf den europäischen Kriegsschauplätzen
- Tod des Kaisers Josef I. und die Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden
- Ergebnis: Konsequenzen des Krieges für das europäische Staatensystem
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Folgen des Spanischen Erbfolgekrieges für das europäische Staatensystem und das Gleichgewicht der Kräfte. Sie beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der spanischen Erbfolge für die europäischen Mächte ergaben, die Strategien und Bündnisse, die während des Krieges verfolgt wurden und schließlich die Auswirkungen, die der Krieg auf die politische Landschaft Europas hatte.
- Die französische Hegemonie und der Aufstieg der österreichischen Habsburger
- Das Problem der spanischen Erbfolge und die Erbansprüche verschiedener Dynastien
- Die Rolle des Krieges bei der Verschiebung des europäischen Mächtegleichgewichts
- Die Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden und ihre Auswirkungen auf das europäische Staatensystem
- Territoriale und machtpolitische Veränderungen in Europa nach dem Krieg
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel führt in das Thema des Spanischen Erbfolgekrieges ein, beleuchtet die Bedeutung des Krieges für Europa und die Frage des europäischen Gleichgewichts.
- Die französische Hegemonie und der Aufstieg der österreichischen Habsburger: Dieses Kapitel beschreibt die politische Situation in Europa vor dem Krieg, mit Fokus auf die französische Hegemonie unter Ludwig XIV. und den Aufstieg der österreichischen Habsburger als europäische Großmacht.
- Das Problem der spanischen Erbfolgeregelung: Hier werden die Erbansprüche der verschiedenen europäischen Dynastien auf den spanischen Thron, die Verträge und Pläne zur Teilung des spanischen Erbes sowie die Interessen der Großmächte im Zusammenhang mit der Erbfolgefrage behandelt.
- Entwicklung des Krieges auf den europäischen Kriegsschauplätzen: Dieses Kapitel skizziert die militärische Entwicklung des Krieges und die einzelnen Kriegsschauplätze in Europa.
Schlüsselwörter
Spanischer Erbfolgekrieg, europäisches Staatensystem, Gleichgewicht der Kräfte, französische Hegemonie, österreichische Habsburger, Erbansprüche, Große Allianz, Kriegsschauplätze, Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden, territoriale Veränderungen, Machtpolitik.
- Quote paper
- M. A. Alexander Gajewski (Author), 2010, Die Folgen des Spanischen Erbfolgekriegs für das europäische Staatensystem und das Gleichgewicht der Kräfte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292925