Neologismen in der Zeitungssprache


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

21 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entwicklung der Fragestellung

3. Theoretische Grundlagen
3.1. Terminologie
3.2. Die Zeitungssprache

4. Die Untersuchung der Zeitungssprache
4.1. Erste Untersuchung von Hilke Elsen 2002
4.1.1. Voraussetzungen und Vorgehen
4.1.2. Beispiele und Ergebnisse
4.2. Eigene Untersuchung
4.2.1. Verfahren und Zielsetzung
4.2.2. Darstellung der Ergebnisse

5. Schluss-Resümee

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

„Abfindungs-Irrsinn! 1,8 Mio. Euro für Berliner Flughafen-Versager?“ (Wehmeyer&Schuler, 2013)

So lautete eine Schlagzeile der Bild-Zeitung vom 09.01.2013. Geübte Zeitungsleser erkennen sofort, dass mit dem Wort „Flughafen-Versager“ der leitende Chef des neuen Flughafen Berlin-Brandenburg Rainer Schwarz gemeint ist. Liest man die Überschrift jedoch ohne den Kontext zu kennen und ohne Vorwissen, bleiben die Assoziationen sehr begrenzt. „Was ist bitte ein Flughafen-Versager?“ wird man sich fragen. Wahrscheinlich eine Person, die im Zusammenhang mit einem Flughafen bei irgendeiner Handlung versagt hat. Beim Thema Flughafen beziehungsweise Flugzeug in Kombination mit einem Versagen kommen einem schnell Bilder einer Katastrophe in den Sinn. Also könnte zum Beispiel im Kopf eines Lesers dieser Schlagzeile dieses Bild entstehen: Ein männlicher Fluglotse verursachte durch einen Fehler einen katastrophalen Unfall eines Flugzeuges in einem Flughafen. So, da lag dieser imaginäre Leser aber mal sehr deutlich daneben. Wieso benutzen dann die Autoren ein solches Wort, wenn so eindeutige Missverständnisse auftreten können? Der Grund dafür muss woanders zu finden sein. Eine mögliche Antwort bietet ein Blick auf den sprachwissenschaftlichen Kontext der Zeitungssprache, denn bei dem Wort „Flughafen-Versager“ handelt es sich um eine Wortneubildung mit dem Wortbildungstyp der Komposition. Kommen solche Wortbildungen oft vor? (Ohne viel vorweg zu nehmen: ja, kommen sie.) Welchen Effekt haben sie auf den Leser? Für welchen Leser sind sie bestimmt? In welchen Textarten sind sie zu finden?

Diese Fragen sind unter anderem Gegenstand einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung der Wortneubildungen in der Zeitungssprache von Hilke Elsen aus dem Jahr 2002 und genau diese Untersuchung soll die Grundlage für diese Arbeit darstellen. Im Folgenden soll, auf Elsens Untersuchung aufbauend, eine eigene Untersuchung der Wortneubildungen in der Zeitungssprache stattfinden und daran sollen die Ergebnisse von Elsen überprüft werden und eventuelle neue Ergebnisse festgehalten werden. Dem Ganzen wird ein kurzer theoretischer Teil vorangehen, in dem wichtige terminologische Begriffe und die Charakteristik der Zeitungssprache geklärt werden sollen. Im Hauptteil wird dann das Vorgehen und die Ergebnisse der Forschung von Elsen erläutert und anschließend die eigene Untersuchung präsentiert werden. Bei der eigenen Analyse kommt ein weiterer Aspekt hinzu, nämlich soll bei der Auswahl des Korpus auf zwei unterschiedliche Zeitungen zurückgegriffen werden, um einen Vergleich dieser Medien im Bezug auf die Benutzung von Neologismen zu tätigen. Abschließend soll unter beide Untersuchungen ein Strich gemacht und ein Fazit in Form eines Schluss-Resümees gezogen werden.

2. Entwicklung der Fragestellung

Im Rahmen des Hauptseminars Wortschatzdynamik: Neologismen und Archaismen war es die Aufgabe in verschiedenen Kontexten die Erscheinungen von Neologismen und Archaismen zu untersuchen. Dies geschah in differenzierten Themenblöcken wie zum Beispiel Themen lexikalischer Art wie Neologismen im Wörterbuch oder gesellschaftliche Themen wie Neologismen/Archaismen in Politik und Gesellschaft. Ein weiterer Themenblock stellte Neologismen/Archaismen in Funktionalstilen dar, in dem die Erscheinungen von veralteten Wörtern und Wortneubildungen in verschiedenen Sprachtypen untersucht werden sollten. So spielte neben der Literatursprache und der Werbesprache auch die Zeitungssprache eine Rolle. In diesen Themenbereich der Zeitungssprache legte ich meinen Schwerpunkt innerhalb des Seminars und stieß dabei auf Hilke Elsens Forschungsbeitrag zur Zeitungssprache in ihrem Werk Neologismen: Formen und Funktionen neuer Wörter in verschiedenen Varietäten des Deutschen (2004). In ihrer Untersuchung geht sie auf die Funktionen der Wortneubildungen ein und beschreibt diese unter anderem in der Zeitungssprache. Ihre Vorgehensweise soll an dieser Stelle nur kurz beschrieben werden, während sie später noch genauer erläutert wird. Anhand eines festgelegten Korpus werden zunächst alle Wortneubildungen identifiziert und geordnet. Anschließend wird die Funktion der einzelnen Wörter untersucht und beschrieben und darauffolgend ein Ergebnis dieser Forschung formuliert. Dieses Ergebnis nahm ich zum Anlass eine eigene Forschung nach diesem Vorbild anzustellen, um Elsens Ergebnisse anhand von meinen eigenen Resultaten zu überprüfen und eventuell neue Befunde zu formulieren. Dazu wollte ich eine kleine Änderung an der Untersuchung vornehmen, indem ich mein Korpus nicht aus zwei journalistisch ähnlichen Zeitungen kreierte, sondern zwei Zeitungen mit unterschiedlichen journalistischen Intentionen wählte, um nicht nur die Funktionen von Neubildungen in unterschiedlichen Textarten innerhalb des Mediums zu untersuchen, sondern auch zwei unterschiedliche Zeitungen einem Vergleich im Gebrauch von diesen Wörtern zu unterziehen. So kam ich abschließend zu folgender Fragestellung: Sind die Ergebnisse Elsens Untersuchung der Zeitungssprache allgegenwärtig und gibt es Unterschiede im Gebrauch von Wortneubildungen in den verschiedenen Zeitungstypen?

3. Theoretische Grundlagen

Bevor die eigentliche Untersuchung vorgestellt werden soll, müssen zunächst noch einige theoretische Grundlagen geklärt werden. Im Vorhergehenden habe ich meist für die zu behandelten Wörter den Begriff Wortneubildungen gewählt, da dies der Oberbegriff für alle Wortarten mit „Neuheitscharakter“ ist. Um welche Wortneubildungen es sich in der Zeitungssprache hauptsächlich handelt und ob von Neologismen die Rede sein darf, muss erst noch klargestellt werden. Eine weitere Unklarheit dürfte sich noch bei dem Begriff Zeitungssprache aufgetan haben, da die Fachliteratur der Sprachwissenschaft keine einheitliche Definition liefert. Deswegen muss in diesem Abschnitt der Komplex der Zeitungssprache, wie er in dieser Arbeit verstanden wird, vorgestellt werden.

3.1. Terminologie

Um ein einheitliches Verständnis zu gewährleisten, müssen klare Verhältnisse in der verwendeten Terminologie herrschen. Damit im Folgenden keine Verwirrung entsteht, passe ich mich der Terminologie von Elsen an, die für die behandelten Wortneubildungen einheitlich den Begriff Neologismen wählt. Das Wort Neologismus stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt 'neues Wort'. Die Fachliteratur (u.a. Heller 1988 oder Teubert 1998) kommt zu dem Konsens, dass es sich bei Neologismen um Wörter handelt, die einen gewissen Neuheitswert besitzen, aber noch nicht lexikalisiert wurden oder zu selten vorkommen, um jemals in den allgemeinen Sprachgebrauch überzugehen. Hierbei unterscheidet man auch oft noch zusätzlich die Neologismen von den Okkasionalismen (vgl. Elsen&Dzikowicz, 2005, S. 80). Diese 'Gelegenheitsbildungen' kommen nur sehr selten oder auch sehr oft sogar nur ein einziges Mal vor und sind referenziell- (Schokoladenfabrikbesitzer), Text- (Truppenrückzug) und stilabhängig (Mozzarella-Macho) (vgl. Elsen, 2004, S. 87). Die Grenze zwischen diesen beiden Wortformen ist fließend, da es keine absoluten Nennwerte als Abgrenzung gibt, weil ein Identifikationsverfahren viel zu aufwendig wäre (vgl. Elsen&Dzikowicz, 2005, S. 80). Infolgedessen wird im weiteren Verlauf der allgemeinere Begriff Neologismus verwendet. Er steht für „neue, nicht lexikalisierte Lehnwörter, Schöpfungen und Wortbildungen“ (ElsenDzikowicz, 2005, S. 80) zu denen auch Wortgruppenlexeme gezählt werden.

3.2. Die Zeitungssprache

Betrachtet man die Zeitungssprache zuerst aus einer nüchternen, sprachwissenschaftlichen Sicht, so stellt man fest: hierbei handelt es sich um einen Neologismus. Ein zweigliedriges Kompositum, gebildet aus dem Lexem zeitung, dem Fugenelement 's' und dem Lexem sprache. (Der Sinn des Einbauens dieser Analyse ist der, das Vorgehen bei der folgenden Analyse der Wortarten und Wortbildungstypen der Neologismen vorzustellen.) Doch was unterscheidet die verwendete Sprache im Medium Zeitung von den Sprachen in anderen Medien?

Der durchschnittliche deutsche Leser einer Tageszeitung widmet ihr pro Tag circa 35 Minuten. 35 Minuten nach denen sich der Leser im Normalfall ausreichend informiert und/oder unterhalten fühlt. Diese Zeitspanne erscheint auf den ersten Blick recht kurz und die Tatsache, dass es sich aber durchaus so verhält, ist dem besonderen Stil der Zeitungssprache geschuldet. Allgemein kann festgestellt werden, dass die Zeitungssprache eine hohe Verständlichkeit ausmacht, bei der die Aspekte Direktheit, Kürze, Prägnanz, Einfachheit und Klarheit eine Rolle spielen und von einem möglichst einfachen, je nach Intention längeren oder kürzeren, Satzbau geprägt wird (vgl. „Zeus“, 2008). Elsen spricht zwar von einer Heterogenität der Zeitungssprache, da innerhalb dieses Mediums die verschiedensten Textsorten, Themen und Schreibstile vorkommen und deshalb von keiner verallgemeinerten Zeitungssprache die Rede sein kann, aber trotzdem beschreibt sie auch einige Aspekte, die auf die meisten Zeitungsartikel zutreffen. So treten häufig Nominalgefüge auf, die mit komplexen Attributgruppen und Präpositionalphrasen verbunden sind (vgl. Lüger, 1995, S. 11 ff), um möglichst viel Inhalt in möglichst kurzen Texten zu verpacken. Ein Beleg für diese Knappheit der Sprache ist auch die Tatsache, dass die Journalisten jobbedingt immer unter einem gewissen Zeitmangel arbeiten und der Umfang der Artikel auch meistens begrenzt ist (vgl. Elsen, 2004, S. 101). Elsen spricht von einer „ökonomischen Informationsverdichtung“ (Elsen, 2004, S. 101) und meint damit „die Vermittlung des Anscheins eines komprimierten Nachrichtenangebots“ (Straßner, 1999, nach Elsen, 2004, S. 101). Die Überschriften von Zeitungsartikeln stellen eine weitere Besonderheit der Zeitungssprache dar, da sie den potenziellen Lesern einen Leseanreiz verschaffen soll. Dies geschieht häufig mit Satzfragmenten in Kombination mit elliptischen Formen (vgl. Elsen, 2004, S. 101). Ein weiteres Merkmal der Zeitungssprache ist der häufige Gebrauch von okkasionell gebildeten Komposita, die oft ein gewisses Vorwissen oder Fachkenntnisse beim Leser voraussetzen, die aber bei Artikeln in bestimmten Resorts auch vorausgesetzt sein müssen, wie zum Beispiel im Wirtschafts- oder Kulturteil oder beim Wetterbericht (vgl. Elsen, 2004, S. 101). Diese Komposita benennt Lüger treffend „Augenblickskomposita“ (1995, S. 31). Abschließend muss jedoch noch gesagt werden, dass die Zeitungssprache, wie Elsen schon ansprach, großen Varietäten unterliegt, die unter anderem der genau so hohen Vielfalt der Themen geschuldet ist (vgl. Elsen&Dzikowicz, 2005, S. 80). Um dieser Varietät entgegenzuwirken beschränkt sich die Untersuchung im Folgenden ausschließlich auf Tageszeitungen, so dass Unterschiede in der Sprache von Wochenzeitungen oder anderen Zeitschriften außen vor gelassen werden können. Deshalb wurde auch der Begriff Zeitungssprache bewusst gewählt, der sich von dem, in der Sprach-wissenschaft, geläufigeren Begriff der Pressesprache[1] abheben soll.

4. Die Untersuchung der Zeitungssprache

Nachdem die theoretischen Grundlagen nun geklärt sein sollten, beginnt nun die eigentliche Untersuchung der Neologismen in der Zeitungssprache. Dabei wird zunächst die ursprüngliche Untersuchung von Hilke Elsen aus dem Jahr 2002 vorgestellt. Hierzu wird das Verfahren erläutert und anhand einiger Beispiele werden die Ergebnisse präsentiert. Dieser erste Teil der Untersuchung dieser Arbeit stellt damit die Grundlage für die eigene Untersuchung dar, die in einem zweiten Teil folgt. In dieser eigenen Untersuchung sollen, wie oben erläutert, dann die jeweiligen Ergebnisse miteinander verglichen und eventuelle Unterschiede aufgezeigt werden.

4.1. Erste Untersuchung von Hilke Elsen 2002

Im nächsten Abschnitt sollen nun die Voraussetzungen für Elsens Untersuchung beschrieben werden und dabei die Aspekte Korpus, Überprüfung der Wörter und Textfunktion im Mittelpunkt stehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Neologismen in der Zeitungssprache
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
21
Katalognummer
V292927
ISBN (eBook)
9783656901419
ISBN (Buch)
9783656901426
Dateigröße
538 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zeitungssprache, Neologismen, Okkasionalismen, Semantik, zeitung, sprache
Arbeit zitieren
Johannes Dentler (Autor:in), 2012, Neologismen in der Zeitungssprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292927

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