Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. SPRACHBILD BEI AUGUSTINUS
3. SPRACHSPIEL BEI WITTGENSTEIN.
4 FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
Ludwig Wittgenstein widmet sich in seinem Werk „Philosophische Untersuchungen“ der Sprachphilosophie. Er entwickelt ein ganz eigenes Konzept um das Wesen und das Ziel der Sprache zu verstehen und zu begründen.
Um die philosophischen Untersuchungen als Leser überhaupt richtig deuten zu können muss man wissen, dass dieses Werk quasi eine lose Zusammenstellung von einzelnen Paragraphen ist, die auf den ersten Blick teilweise zusammenhanglos erscheinen. Dies liegt daran, dass sie erst nach seinem Tod publiziert worden sind und somit auch nur in dieser „unsortierten“ Form vorliegen.
Außerdem sind die Paragraphen oft dialogisch aufgebaut. Es erscheint als diskutiere Wittgenstein mit einem imaginären Gegenüber, da er Sachverhalte erläutert um sie anschließend wieder zu widerlegen.
Trotz dieser seltsamen Art des Lesens finden sich aber immer wieder interessante Beispiele und zahlreiche Beschreibungen für sein Konzept einer Sprachphilosophie, das von ihm selbst sogenannte Sprachspiel. Eine direkte und ausdrückliche Definition dieses Begriffs liefert uns Wittgenstein jedoch nicht.
Deswegen widmet sich diese Hausarbeit eben genau dieser Bestimmung des Begriffs des Sprachspiels.
Wittgenstein selbst erklärt das Sprachspiel in den ersten Paragraphen seiner Philosophischen Untersuchungen immer in Abgrenzung zum Augustinischen Bild der Sprache. Deswegen erscheint es sinnvoll sich genau diese Abgrenzungen und Unterschiede zu verdeutlichen um Wittgenstein zu verstehen. Die folgenden Ausführungen widmen sich deshalb in erster Linie den Paragraphen 1 bis 64 der Philosophischen Untersuchungen, denn hier wird der Begriff des Sprachspiels über das Aufzeigen eines unvollständigen Sprachbildes bei Augustinus entwickelt.
2 SPRACHBILD BEI AUGUSTINUS
Wer einmal ein Kind beim Spracherwerb beobachten konnte, der wird Augustinus zunächst zustimmen. Das Kind lernt nach Augustinus die Sprache, indem es zuerst sinnliche Gegenstände durch Hinweisen auf diese zu benennen lernt. “Nannten die Erwachsenen irgendeinen Gegenstand und wandten sich dabei ihm zu, so nahm ich das wahr und ich begriff, dass der Gegenstand durch die Laute, die sie aussprachen, bezeichnet wurde, da sie auf ihn hinweisen wollten.“[1]
So fängt das Lernen von Sprache auf jeden Fall an. Kleine Kinder begreifen, dass gewisse Gegenstände gewisse „Titel“ beziehungsweise „Namen“ tragen. Man zeigt auf einen Baum, kommentiert dies mit dem Wort „Baum“ und schon weiß der menschliche Nachwuchs was wir meinen, wenn wir von einem Baum reden. Dies ist absolut notwendig um die Welt zu erfassen und zu verstehen. „Wir benennen Dinge und können nun über sie reden. Uns in der Rede auf sie beziehen.“[2]
Da in einer Gesellschaft von Menschen die die gleiche Sprache sprechen jedem klar ist was „Baum“ bedeutet, wird jeder dieses Wort im gleichen Sinn gebrauchen und verwenden. Dies geschieht immer wieder, von einer Generation zur nächsten und funktioniert auch in jeder Sprache gleich. Dies könnte schon ein erster Hinweis dessen sein was Sprache ausmacht, zumindest nach Augustinus. Wir benutzen in einem bestimmten Kreis von Leuten, also jene die die gleiche Sprache sprechen, für bestimmte Dinge immer die gleichen Worte beziehungsweise Laute. Der Zustimmung, dass alle einen Baum auch „Baum“ nennen, bedarf es nicht mehr. Sprache ist quasi das, was wir von unseren Eltern erben.
Laute bilden Worte, welche wiederum Gegenstände benennen. So entsteht Sprache, also ist dies auch das Wesen von Sprache, sich einig darüber zu sein, wie welche Dinge genannt werden. Wittgenstein selbst fasst dies so zusammen:
„Die Wörter der Sprache benennen Gegenstände- Sätze sind Verbindungen von solchen Benennungen. - In diesem Bild von der Sprache finden wir die Wurzel der Idee: Jedes Wort hat eine Bedeutung. Diese Bedeutung ist dem Wort zugeordnet. Sie ist der Gegenstand, für welchen das Wort steht.“[3]
Zusammenfassend lässt sich nun folgendes festhalten: Bei Augustinus stehen Worte in der Sprache in einer direkten Entsprechung zum benannten Objekt. Diese Verbindung ist fest und unveränderlich.
„Etwas benennen, das ist etwas Ähnliches, wie einem Ding ein Namenstäfelchen anheften.“[4]
Daraus entspringt der Anspruch, dass alle Wörter der Sprache eine Bedeutung haben, das heißt ihnen kann ein Element in der Welt zugeordnet werden. Das Gebrauchen der Sprache gleicht demnach einem Darlegen der objektiven Verhältnisse in der Welt.[5]
Man spricht bei Augustinus von einer „Gegenstandstheorie“[6].
Die Sprache dient lediglich der Beschreibung der Wirklichkeit die schon vorhanden ist und jeder gesunde Mensch ist in der Lage, diese Beschreibung der Wirklichkeit zu übernehmen und zu gebrauchen.
3 SPRACHSPIEL BEI WITTGENSTEIN
Das Wittgenstein das Augustinische Sprachbild negiert geht nicht nur aus dem Titel dieser Hausarbeit hervor, sondern wird gleich in den ersten Paragraphen der Philosophischen Untersuchungen angesprochen. Wittgenstein benutzt die Ausgangsthese von Augustinus, um sein Bild von Sprache zu verdeutlichen.
[...]
[1] Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1971, §01.
[2] Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1971, §27.
[3] Ludwig Wittgenstein , Philosophische Untersuchungen, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1971 ,§01.
[4] Ludwig Wittgenstein , Philosophische Untersuchungen, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 1971,§15.
[5] Vgl. www.ellenfricke.de/lehre/organismus/sprachspiel.rtf letzter Zugriff am 31.05.2010
[6] Eike von Savigny, Wittgensteins Philosophische Untersuchungen, München, dtv, 1996, S.31.