Das Konzept des Waldkindergartens und seine Auswirkungen auf die motorische Entwicklung zweijähriger Kinder


Hausarbeit, 2014

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Waldkindergarten
2.1 Historische Entwicklung des Waldkindergartens
2.2 Konzeptionelle Besonderheiten des Waldkindergartens
2.3 Bewegung im Waldkindergarten

3. Definition: Motorik
3.1 Motorische Entwicklung
3.2 Motorische Entwicklung von Kindern im Alter von zwei Jahren
3.3 Blick auf die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen von RLP Schwerpunkt: Bewegung

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„In unserer Gesellschaft findet Kindheit immer weniger draußen statt, wir haben sie nach innen verlegt - mit weitreichenden Konsequenzen für die Kinder.“ (Miklitz 2011, S. 26) Kinder in der heutigen Zeit haben immer seltener die Gelegenheit ausreichende Bewegungserfahrungen zu sammeln. Durch den kontinuierlichen Reizüberfluss an unterschiedlichen Spielmaterialien oder übermäßigem Medienkonsum, wird der natürliche Bewegungsdrang der Kinder beeinträchtigt. Aus dieser Entwicklung resultiert u. a. die Konsequenz, dass es bei Kindern immer häufiger zu physischen Entwicklungsstörungen kommt. Kinder bewegen sich zu wenig und sind nicht selten in ihrer Bewegung, z. B. durch äußerliche Gegebenheiten, eingeschränkt. Ein überfülltes Kinderzimmer oder eine zu kleine Wohnung beeinflussen die Bewegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der Kinder. Die Bewegungsabläufe sowie die Entwicklung der Koordination werden dadurch suggeriert. Kinder haben beispielsweise sehr gute Möglichkeiten, ihre natürliche Freude an der Bewegung in der freien Natur auszuleben. Dort finden sie ein Gleichgewicht an bereits bekannten und neuen Reizen vor, so dass sie nicht überfordert werden. Vielfältige Erfahrungen in und mit der Natur kann die Entwicklung von Kleinkindern beeinflussen. Hier sei der Fokus darauf gelegt, welche Auswirkungen der Besuch eines Waldkindergartens auf die motorische Entwicklung von Kindern im Alter von zwei Jahren hat. Haben Kinder dieser Altersgruppe vermehrt die Möglichkeit ihre Bewegungsfreude in einem Waldkindergarten auszuleben als in einer „normalen“ Regeleinrichtung?

Diese Thematik wird im Rahmen dieser Hausarbeit bearbeitet. Im ersten Kapitel wird die historische Entwicklung sowie die konzeptionellen Hintergründe der Waldkindergärten betrachtet. Darüber hinaus bekommt der Leser einen Eindruck, welchen Schwerpunkt die Bewegung im Waldkindergarten einnimmt. Im folgenden Kapitel erhält der Leser, in Form einer Definition von Motorik, einen ersten Eindruck in diese Thematik. Anschließend werden allgemeine Informationen über die motorische Entwicklung gegeben und folgend wird auf die motorische Entwicklung von Kindern im Alter von zwei Jahren eingegangen. Ein Blick auf die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen zum Thema Bewegung bildet den Abschluss dieses Kapitels. In einem Fazit werden die theoretischen Erkenntnisse der beiden Themenschwerpunkte betrachtet und zusammengetragen.

2. Der Waldkindergarten

„Der wesentliche Unterschied der Waldkindergärten gegenüber normalen Kindergärten ist, dass sich „Waldkinder“ weit überwiegend in der Natur aufhalten und vorwiegend mit den Dingen spielen, die sie im Wald oder auf dem Feld vorfinden.“ (Schaffert. 31.05.2014, www.kindergartenpaedagogik.de) Die folgenden Unterkapitel geben Aufschluss über die Methodik des Waldkindergartens, so dass ein Vergleich zu einem Regelkindergarten, wie oben erwähnt, stattfinden kann, besonders unter Berücksichtigung der motorischen Entwicklung.

2.1 Historische Entwicklung des Waldkindergartens

Die Wald- und Naturpädagogik hat ihren Ursprung in Schweden. Bereits im 19. Jahrhundert bildete sich eine Organisation, welche für Kinder unterschiedlichen Alters verschiedene Aktivitäten im Bereich der Naturpädagogik zur Verfügung stellte. Im 20. Jahrhundert entstand eine Gruppe zu diesem thematischen Schwerpunkt für Kinder im Vorschulalter. Im Nachbarland Dänemark wurde diese Thematik ebenfalls aufgegriffen. Ella Flatau, eine Mutter aus Dänemark, wanderte mit ihren und mit Nachbarskindern zum Wald. Aus diesen Anfängen heraus gründete sich eine Elterninitiative mit der Folge der Gründung des ersten Waldkindergartens. Auch in Deutschland zeigten sich die Anfänge in den fünfziger Jahren, in der Nachkriegszeit. Zu diesem Zeitpunkt entstanden, aus Raumnot heraus, „Spazierkindergärten“. Friedel Knecht, eine Frau mit „kindbezogener Ausbildung“, ging regelmäßig mit zehn bis zwölf Kindern in den Wald und verbrachte dort einige Stunden. In Deutschland wurde in den sechziger Jahren der erste offizielle Waldkindergarten mit amtlicher Genehmigung, von Ursula Sube in Wiesbaden, gegründet. Anfang der neunziger Jahre wurden zwei angehende Erzieherinnen auf die Thematik der Waldkindergärten in Dänemark aufmerksam. Sie reisten nach Dänemark, hospitierten dort in Waldkindergärten und entwickelten aus ihren gewonnenen Erkenntnissen heraus eine Konzeption. 1993 kam es in Flensburg zur Eröffnung des ersten staatlich anerkannten Waldkindergartens. Mitte der neunziger Jahre wurden weitere Waldkindergärten gegründet, mit der Folge, dass es heute etwa 800 Einrichtungen in Deutschland gibt. (vgl. Miklitz 2011, S. 14f)

2.2 Konzeptionelle Besonderheiten des Waldkindergartens

„Waldkindergärten sind keine pädagogische Eintagsfliege. Sie gehören inzwischen zu den anerkannten pädagogischen Einrichtungen und haben in den letzten Jahren auch in den Regelkindergärten wichtige Impulse gesetzt.“ (Miklitz 2011, S. 11) Dies zeigt sich z. B. besonders im Rahmen der Implementierung eines Waldtages innerhalb eines Regelkindergartens. Die Anzahl der Kindergärten, welche einen regelmäßigen Waldtag stattfinden lassen steigt kontinuierlich.

Das Ziel des Waldkindergartens ist kongruent mit dem der Regeleinrichtung: Art. 1 § 22 (1) des KJHG „Die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Person soll gefördert werden.“ (Pack 2010, S. 352) Im Konzept des Waldkindergartens wird das Kind ganzheitlich betrachtet. Es hat die Möglichkeit zum freien Umgang mit Zeit, Raum und Material und in diesem Kontext unterschiedliche Gelegenheiten zum freien Spiel. Dabei steht die Selbstbestimmung des Kindes im Vordergrund. (vgl. Lorber 2010, S. 113f) Hier bekommt der Partizipationsgedanke eine zentrale Bedeutung, denn das Kind ist aktiver Teil seines individuellen Lernprozesses und mitverantwortlich für dessen Gestaltung. Wird die Thematik der Waldpädagogik und damit einhergehend der Waldkindergarten betrachtet, ist es von großer Relevanz, dass sich das Kind mit den Themen Natur und Umwelt auseinandersetzt. Ebenso wichtig erscheinen die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten, welche dem Kind zur Verfügung stehen. Dadurch kommt es u. a. zur Förderung der Grob- und Feinmotorik, das Kind erfährt seine körperlichen Grenzen und es entwickelt einen Zugang zum ganzheitlichen Lernen. (vgl. Pack 2010, S. 351f)

Waldkindergärten lassen sich in zwei verschiedene Varianten unterteilen. Es gibt den klassischen Waldkindergarten, bei welchem die Kinder den gesamten Vormittag in der Natur verbringen. Der Wald gilt als Hauptaufenthaltsort für die Kinder, dass bedeutet, es steht kein obligatorisches Gebäude/Haus zur Verfügung. Dennoch ist es wichtig, dass Waldkindergärten eine Art Schutzraum vorweisen können, welcher z. B. bei schlechtem Wetter oder extremer Kälte genutzt werden kann. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um einen umfunktionierten Bauwagen. Es besteht die Möglichkeit einer Betreuungszeit von vier bis sechs Stunden am Tag, an fünf Tagen in der Woche. In der Regel werden 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren, von zwei bis drei pädagogischen Fachkräften, in einer Waldgruppe betreut und gefördert. Die Tendenz geht immer weiter dahin, dass sich Waldkindergärten für die Altersgruppe der zweijährigen Kinder öffnen. (vgl. Miklitz 2011, S. 17f) Der Gedanke, der Öffnung für zweijährige Kinder, kann als optimale Erweiterung in der Form des Waldkindergartens betrachtet werden. Dadurch haben bereits Kinder dieser Altersgruppe die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Natur zu sammeln. Die zweite Variante ist der integrierte Waldkindergarten, welcher in Dänemark die bekannteste Form darstellt und in Deutschland vereinzelt vorkommt. Hier gibt es z. B. die Möglichkeit des Regelkindergartens mit Waldgruppe, bei welcher sich die Kinder einer täglich stattfindenden Waldgruppe zuordnen können. Eine weitere Variante ist die Kooperation zwischen Wald- und Regelkindergärten. Die Kinder des Waldkindergartens haben die Möglichkeit, den kooperierenden Regelkindergarten zu besuchen, in der Zeit, bevor und nachdem die Waldgruppe stattfindet. Darüber hinaus gibt es immer häufiger verschiedene Einrichtungen mit dem Angebot von Projektwochen, bei welchen das Erlebnis Natur angeboten wird, oder die Alternative eines regelmäßig stattfindenden Waldtages einmal pro Woche. (vgl. Miklitz 2011, S. 18f)

Zu den Inhalten der Konzeptionen der Waldkindergärten zählt u. a. die Förderung der Motorik. Durch vielfältige Bewegungsanlässe, welche das Kind von der Natur geboten bekommt, kann es seinem natürlichen Bedürfnis nach Bewegung nachgehen. Im Wald und in der Natur werden alle Sinne des Kindes angesprochen. Es hat die Gelegenheit mit Körper und Sinnen zu lernen, so dass von ganzheitlichem Lernen in der Natur gesprochen werden kann. In diesem Kontext ist es von großer Relevanz für ein Kind, eigene individuelle körperliche Grenzen zu erfahren. (vgl. Miklitz 2011, S. 29) Jedoch gilt zu beachten, dass nicht nur die Motorik eines Kindes unter Einfluss der Natur eine optimale Förderung erhält, auch wenn der Schwerpunkt hier auf diesen Bereich gelegt ist. Die individuellen Bildungsbereiche werden angesprochen und berührt und tragen somit zu einer guten kindlichen Entwicklung bei.

Der Besuch eines Waldkindergartens ist für ein Kind besonders wertvoll. In diesem Rahmen bekommt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten zur Bewegung. Es kann sich selbst ausprobieren, indem es in einer natürlichen Umgebung klettert, hüpft, springt oder balanciert. Freies bewegen steht im Fokus, ohne durch räumliche Begebenheiten eingeengt zu sein. Die individuellen Bildungsinhalte werden ebenso berücksichtigt wie in einer Regeleinrichtung. Besonders werden die psychomotorischen Kompetenzen der Kinder angesprochen.

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Konzept des Waldkindergartens und seine Auswirkungen auf die motorische Entwicklung zweijähriger Kinder
Hochschule
Hochschule Koblenz (ehem. FH Koblenz)
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V293153
ISBN (eBook)
9783656903437
ISBN (Buch)
9783656903444
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
konzept, waldkindergartens, auswirkungen, entwicklung, kinder
Arbeit zitieren
Daniela Siebert (Autor:in), 2014, Das Konzept des Waldkindergartens und seine Auswirkungen auf die motorische Entwicklung zweijähriger Kinder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293153

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