Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundkonstanten und Voraussetzungen für einen Pakt mit dem Teufel
3. Forderungen und Leistungen in einem Pakt mit dem Teufel
4. Die Forderungen und Leistungen des Teufels in der Historia
5. Die Aufhebung eines Vertrages mit dem Teufel
6. Resümee
7. Quellenverzeichnis
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die im Mittelalter thematisierte Bündnisliteratur zwischen Mensch und Teufel nimmt zwar zahlenmäßig eine eher unbedeutende Stellung ein, da die Verbreitung von biblischen Motiven oder die Erzählungen von Wundernachrichten weitaus mehr genutzt wurden, um den christlichen Glauben zu stärken, jedoch ist sie eine äußerst beliebte Schilderung des zentralen Problems in jedem Glauben. Sie verdeutlicht die Möglichkeiten eines jeden Anhängers, die Glaubensregeln zu übertreten oder sich einer anderen Glaubensrichtung anzuschließen.[1]
Die Legende bildet, neben der Historia, eine der am weitesten verbreiteten Darstellungen der Bündnisliteratur. Sie dient dazu, an den christlichen Glauben zu appellieren und den Menschen vor gottwidrigem Verhalten zu warnen. Denn auch wenn hier ein Pakt mit dem Teufel eingegangen wird, gelingt es dem Sünder sich durch aufrichtige Reue und der Zuwendung zu Gott aus dem Vertrag mit dem Bösen zu befreien. Es soll auf diese Weise die Macht des himmlischen über die des Teufels verdeutlicht werden.[2]
In der Historia hingegen, ist dieser Ausgang nicht möglich. Sie gilt als die Lehre über den arglistigen Pakt mit dem Teufel, welcher unwiderruflich und auf die Initiative des
Menschen geschlossen wird.[3] Denn in der Historia wird das Versagen des Menschen in zweierlei Hinsicht geschildert. Zum einen durch sein selbst herbeigeführtes Elend, indem er einen Pakt mit dem Teufel eingeht und zum anderen, was die bedeutsamere und schwerwiegendere Tatsache ist, dass er an der Gnade Gottes zweifelt und ihm so die Möglichkeit auf eine Auflösung des Vertrages verwehrt bleibt.[4] Diese Thematik bildet neben dem Teufelspakt den Grundstock der Historia und weißt darin den hauptsächlichen Unterschied zur Legende auf. Auch lassen sich in der Historia die grundsätzlichen Eigenschaften eines Vertrages mit dem Teufel sehr gut aufzeigen und verdeutlichen.
Diese Art eines Vertrages mit dem Teufel in der Historia soll im Folgenden am Beispiel des Doktors der Theologie Johann Fausten verdeutlicht werden.
Dieser geht auf seinen eigenen Wunsch hin einen Vertrag mit dem Teufel ein, aus welchem es für ihn kein Entrinnen mehr gibt. Denn durch sein Zweifeln in den eigenen christlichen Glauben und der Unterschätzung der himmlischen Gnade und Macht Gottes ist es für ihn unmöglich, sich dem Pakt mit dem Teufel wieder zu entziehen.[5]
2. Grundkonstanten und Voraussetzungen für einen Pakt mit dem Teufel
Der Pakt mit dem Teufel ist eine vielfach verwendete Darstellung des Bösen in der Literatur; solch ein Vertrag beschreibt eine Verbindung zwischen Mensch und Teufel.
Bestimmte Grundkonstanten sind in einem Teufelspakt festgelegt und werden so immer wieder dargestellt. Diese Grundkonstanten beinhalten an oberster Stelle den Mensch und den Teufel. Die beiden bilden das Fundament solch eines Paktes. Ihre Erwartungen und Beweggründe sind jedoch gänzlich verschieden. Der Mensch willigt in die Forderung des Teufels ein und besteht ebenfalls auf eine zu erbringende Gegenleistung des Teufels. Dieser verspricht dem Menschen seine Wünsche zu erfüllen und ihm zu Diensten zu sein, wann immer er ihn rufe. Nach Ablauf des Vertrages fordert der Teufel seine vorher festgelegte Forderung an den Menschen ein.
Der Vertrag zwischen Mensch und Teufel wird nach dem beiderseitigen Einverständnis in die jeweiligen Leistungen und Forderungen mit einem Pakt besiegelt. Dieser wird meist mit dem Blut des Sünders unterzeichnet. Als Grundkonstanten lassen sich zusammenfassend der Mensch und der Teufel nennen, welche in einem Verhältnis von gegenseitigem Austausch der vorher besprochenen Forderung und Leistung zueinander stehen.
Die Voraussetzungen für solch einen Pakt sind genau wie die Grundkonstanten immer vorhanden und in jedem literarischen Werk des Mittelalters vertreten. Zu den Voraussetzungen gehört, dass das Verlangen nach solch einem Vertrag vom Menschen alleine ausgeht und dieser nicht vom Teufel dazu genötigt werden darf.
Ein Vertrag mit dem Teufel kann nur dann zustande kommen, wenn die Initiative allein vom Menschen ausgeht.[6] Um jedoch einen solchen Vertrag in Erwägung zu ziehen braucht es einen Anlass. Es ist der Drang nach etwas, wovon der Mensch glaubt, es in seinem jetzigen Leben und Handeln nicht zu finden. Dabei handelt es sich jedoch immer um materielle oder immaterielle Dinge, die sich der Mensch vom Teufel verspricht und nicht um ideelle Werte, nach denen er auf der Suche ist. [7]
Durch diese andauernde Unzufriedenheit, kann es dem Teufel gelingen, den Menschen von den Vorteilen eines Paktes zu überzeugen. Dieser unerfüllte Drang des Menschen setzt voraus, dass der Mensch seine Bestimmung oder Antworten nicht in seinem bisherigen Glauben findet. Denn nur wer sich von Gott abwendet und auf die christlichen Lehren verzichtet, kann seine Seele dem Teufel verschreiben. Neben der Initiative des Menschen, ist der wissentliche und willentliche Ablass von Gott und den christlichen Lehren eine weitere Voraussetzung für einen Pakt mit dem Teufel.
Der Mensch muss sich freiwillig von Gott abwenden und sein Herz dem Teufel öffnen. Außerdem muss er die Lehren des Teufels als die seinen anerkennen und die des christlichen Glaubens ablehnen. Werden diese Voraussetzungen eingehalten, kann ein Pakt mit dem Teufel eingegangen werden, was zur Folge hat, dass sich der Mensch durch die Versuchung des Teufels immer mehr von Gott abwendet, bis er zum Schluss ganz seine Seele an den Teufel verliert und ein christliches Leben mit Gott für ihn nicht mehr möglich ist.[8]
Diese Konstanten und Voraussetzungen lassen sich auch in der Historia von D. Johann Fausten wieder finden. Es ist ein klassisches Beispiel für den Ablass von Gott und das Eingehen eines Vertrages mit dem Teufel. In der Historia ist es D. Johann Fausten, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht, welcher ihm als sein Geist Mephistopheles er- scheint.[9] D. Fausten war ein Doktor der Theologie, der als ein gelerniger vndgeschwinder Kopff aber auch zugleich als thummer vnsinniger vnd hoffertiger Kopff beschrieben wird.[10] Er lebte bei seinem Vetter in Wittenberg wo er nach seinem Abschluss ein ruch- und gottloses Leben führte. Schon bald wandte er sich den Schwarzkünsten, der Zauberei und den Beschwörungen zu und hatte die H. Schrifft ein weil hinder die Thur vnnd vnter die Banck gelegt.,[11] Obwohl er ein Gelehrter der Theologie war, reichte ihm sein
[...]
[1] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. Antike und mittelalterliche Vorstellungen im „Malleus maleficamm“. St. Ingbert, 1997. S. 139.
[2] Brüggemann, Romy: Die Angst vor dem Bösen. Codierung des malum in der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Narren-, Teufel- und Teufelsbünderliteratur. Würzburg, 2010. S. 201.
[3] Habel, Sabrina: Signatur des Bösen. Faustus Leben, Thaten und Höllenfahrt von Friedrich Maximilian Klinger. Heidelberg, 2012. S. 43.
[4] Brüggemann, Romy: Die Angst vor dem Bösen. Würzburg, 2010. S. 203.
[5] Brüggemann, Romy: Die Angst vor dem Bösen. Würzburg, 2010. S. 203-204.
[6] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. St. Ingbert, 1997. S. 44.
[7] Zelger, Renate: Teufelsverträge. Märchen, Sagen, Schwank, Legende im Spiegel der Rechtsgeschichte. Frankfurt am Main, 1996. S. 67-68.
[8] Neumann, Almut: Verträge und Pakte mit dem Teufel. St. Ingbert, 1997. S. 44.
[9] Bauer, Wolfgang; Dümotz, Irmtraud; Golowin, Sergius: Der Teufel. In: Lexikon der Symbole. Hrsg. v. Wolfgang Bauer und Irmtraud Dümotz. Wiesbaden, 1980. S. 215-222.
[10] Historia von D. Johann Fausten. Hrsg. v. Stephan Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Stuttgart, 2006. S. 14.
[11] Historia von D. Johann Fausten. Stuttgart, 2006. S. 14.