Nach fünf Jahren rot-grüner Bundesregierung befindet sich die Zahl der Arbeitslosen, gerade auch die der Langzeitarbeitslosen, weiterhin auf einem sehr hohen Stand. Die Bundesregierung unter Schröder versucht zur Zeit mit den Vorschlägen der Hartz-Kommission, die ein wesentlicher Baustein zur Verwirklichung des Reformprogramms im Rahmen der Agenda 2010 sind, einen neuen Weg in der Arbeitsmarktpolitik zu beschreiten. Eine sozialverträgliche Antwort auf die Arbeitslosigkeit wäre die Verwirklichung des Leitbildes eines kooperativen Sozialstaates in der Arbeitsmarktpolitik. Diese Arbeit möchte analysieren, ob die arbeitsmarktpolitischen Reformpläne (Hartz-Konzept) der jetzigen Bundesregierung einen Wandel von einem fürsorgenden Wohlfahrtsstaat zum kooperativen Sozialstaat vollziehen. Bevor diese Analyse vorgenommen wird, werden zunächst die genannten Leitbilder der Arbeitsmarktpolitik voneinander abgegrenzt. Nach einer kurzen Darstellung der rot-grünen Reformversuche wird ihr politischer Output untersucht. Es stellt sich die Frage, in welchem Verhältnis ausgewählte Module des Hartz-Konzepts zum kooperativen Sozialstaat stehen.
Im Zuge der Arbeit wird deutlich, dass die aktuellen arbeitsmarktpolitischen Reformen mit dem Idealbild des kooperativen Sozialstaates nicht übereinstimmen. Dazu wird zunächst die Kernproblematik steuerungstheoretisch verortet. Bei der in diesem Rahmen erfolgten Beschreibung des steuerungstheoretischen Ansatzes in der Politikfeldanalyse wurden auch die bei den jeweiligen Sozialstaatstypen des fürsorgenden Wohlfahrtsstaates, des minimalen und des kooperativen Sozialstaates dominierenden Steuerungsinstrumente erläutert, und als Teilertrag dieses Kapitels kann festgehalten werden, dass beim fürsorgenden Wohlfahrtsstaat überwiegend von direkter Regulierung Gebrauch gemacht wird, wohhingegen beim minimalen und beim kooperativen Sozialstaat indirekte Regulierungsformen überwiegen. Nach der theoretischen Einordnung der Kernproblematik wird der kooperative Sozialstaat vom fürsorgenden Wohlfahrtsstaat abgegrenzt, indem zunächst dem fürsorgenden Wohlfahrtsstaatsparadigma bestimmte Merkmale zugeschrieben werden, um diese dann zu erläutern.
Bei dem Hartz-Konzept und der darauf basierenden neuen deutschen Arbeitsmarktpolitik handelt es sich aber in der Hauptsache um Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten der Arbeitslosigkeit mit Hilfe der beschriebenen leistungsrechtlichen Veränderungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung der Kernproblematik in den steuerungstheoretischen Ansatz der Politikfeldanalyse
- Möglicher Wandel vom fürsorgenden Wohlfahrtsstaat zum kooperativen Sozialstaat
- Strukturelle Abgrenzung: Fürsorgender Wohlfahrtsstaat und kooperativer Sozialstaat
- Aktivierende Arbeitsmarktpolitik
- Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik
- Arbeitsmarktpolitische Reformpläne der rot-grünen Bundesregierung (Hartz-Reformen)
- Wesentliche Module des Hartz-Konzeptes und seine Zielsetzung
- Kritische Stellungnahme
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert, ob die arbeitsmarktpolitischen Reformpläne (Hartz-Konzept) der aktuellen Bundesregierung einen Wandel von einem fürsorgenden Wohlfahrtsstaat zum kooperativen Sozialstaat vollziehen. Sie setzt sich mit der Abgrenzung der beiden Leitbilder auseinander und untersucht den politischen Output der rot-grünen Reformversuche, insbesondere die Module des Hartz-Konzeptes.
- Abgrenzung der Leitbilder des fürsorgenden Wohlfahrtsstaates und des kooperativen Sozialstaates
- Analyse der Arbeitsmarktpolitik im steuerungstheoretischen Ansatz
- Bewertung der arbeitsmarktpolitischen Reformpläne der rot-grünen Bundesregierung (Hartz-Reformen)
- Untersuchung der Steuerungsinstrumente in den beiden Leitbildern
- Beurteilung des Einflusses der Hartz-Reformen auf den Wandel des Sozialstaates
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland ein und stellt die Relevanz der Hartz-Reformen in diesem Kontext heraus. Das zweite Kapitel ordnet die Problematik in den steuerungstheoretischen Ansatz der Politikfeldanalyse ein und beleuchtet die Rolle des Staates als Steuerungsakteur. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem möglichen Wandel vom fürsorgenden Wohlfahrtsstaat zum kooperativen Sozialstaat. Dabei werden die beiden Leitbilder strukturell abgegrenzt und die aktivierende Arbeitsmarktpolitik sowie die Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik thematisiert.
Schlüsselwörter
Arbeitsmarktpolitik, Wohlfahrtsstaat, Sozialstaat, kooperativer Sozialstaat, fürsorgender Wohlfahrtsstaat, Hartz-Reformen, Agenda 2010, Steuerungstheorie, Politikfeldanalyse, aktivierende Arbeitsmarktpolitik.
- Quote paper
- Harald Mohr (Author), 2004, Spiegeln die arbeitsmarktpolitischen Reformpläne der rot-grünen Bundesregierung einen Wandel vom Wohlfahrtsstaat zum Sozialstaat wider?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29368