Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1.) Einleitung
2.) Kurzbiographie
3.) Zur Gattung Reisebericht
3.1) Begriffsklärung
3.2.) Entwicklung der Gattung Reisebericht
3.2.1) Der traditionelle Reisebericht
3.2.2.) Der moderne Reisebericht
4.) Merkmale in „Reise um die Welt“
5.) Schlussbemerkung
6.) Literaturverzeichnis
1.) Einleitung
Im 18. Jahrhundert entstand die für die moderne Ethnologie typische Form der Ethnographie als Kombination zweier bislang getrennter Genres, nämlich Reisebericht und Sozialphilosophie. Ethnologie wurde zur Wissenschaft der modernen individualisierten (bürgerlichen) Gesellschaft, also einer Gesellschaft, die auf der Idee des autonomen Individuums beruht und darum Fragen nach dem „Anderen“ und nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Menschen auf neue Weise stellt, nämlich selbstkritisch und evidenzbezogen. Ein bedeutender ethnologischer Autor dieser Zeit war Georg Forster, der seine Eindrücke über die drei Jahre andauernde Weltumseglung in zahlreichen Texten wider gibt. In einem Auszug seines Reiseberichts über die Osterinseln aus dem Jahr 1784 und aus dem Werk „Reise um die Welt“ versuche ich Forsters Erzählungen zu interpretieren und Besonderheiten seiner Erzählungen festzustellen.
2.) Kurzbiographie
Georg Forster wurde am 26. November 1754 in Nassenhuben bei Danzig geboren. Die Eltern siedelten jedoch bald nach England um. Schon mit 12 Jahren arbeitete Forster an Übersetzungen. 1772, mit 18 Jahren, nahm er zusammen mit seinem Vater Johann Reinhold Forster und dem Kapitän James Cook bei der zweiten Weltumseglung teil. Die Reise dauerte drei Jahre lang. Sie umsegelten zweimal den südlichen Polarkreis und besuchten die meisten Inseln des Pazifik. Der Bericht darüber von Georg Forster ("A voyage round the world") erschien 1777 und wurde Vorbild für eine neue literarische Form, den wissenschaftlich fundierten Reisebericht.
Georg Forster hatte damit großen Einfluss auf seine Zeitgenossen, insbesondere auf Alexander von Humboldt, mit dem er 1790 die Niederlande, Großbritannien und Frankreich bereiste.
Mit bereits 24 Jahren wurde er Professor für Naturkunde in Kassel und 1784 ging er als Professor ins polnische Wilna. Dort heiratete er Therese, mit der er später drei Kinder hatte. Die Ehe scheiterte jedoch recht bald und Forster wurde Bibliothekar in Mainz . Nach der französischen Eroberung trat der dem Jakobinerklub bei. Ein Jahr später wurde er Vizepräsident des "Rheinisch-deutschen Nationalkonvents" und reiste in dessen Auftrag nach Paris. Er verhandelte dort über den Anschluss der Mainzer Republik. Georg Forster starb in Paris am 11. Januar 1794 im Alter von nur 39 Jahren.1
3.) Zur Gattung Reisebericht
Zunächst soll eine Grundlage für die spätere Betrachtung der ausgewählten Reiseliteratur geschaffen werden. Dafür wird der Begriff Reiseliteratur definiert und die Entwicklung dieser Gattung geschildert. Da das besondere Augenmerk dieser Hausarbeit auf der Reiseliteratur der Zeit Georg Forsters liegt, wird mehr auf die Bedeutung der Reiseliteratur in der Zeit der Aufklärung eingegangen.
3.1) Begriffsklärung
Der Reisebericht ist eine Form der Reiseliteratur, die zum einen von rein fiktionalen Gattungen wie Reiseroman oder Reiseerzählung, zum anderen von Hilfsmitteln wie Reiseführern und -handbüchern abzugrenzen ist.1
Dennoch werden die Begriffe Reiseliteratur, Reisebericht, Reisebeschreibung oder Reiseschilderung häufig synonym verwendet. So ist eine klare Demarkation dieser Begriffe bzw. Gattungen schwer.
Laut Manfred Link steht die Form des Reiseberichts dem „wissenschaftlichen Entdeckungs- und Forschungsbericht(en) nahe“2, da diese überwiegend Berichtscharakter aufweisen. Im Gegensatz dazu sieht er die Reiseerzählung, die einen höheren Grad an Fiktion aufweist und durch „Redeweise, Sprachstil, Komposition und Inhalt“3 in Richtung Reisenovelle oder gar -roman tendiert.
3.2.) Entwicklung der Gattung Reisebericht
Im Folgenden möchte ich die Entwicklung der Gattung Reisebericht vom Barock bis zur Aufklärung näher erläutern. Dabei übernehme ich die Gliederung der Dissertation Manfred Links, da ich diese als sehr übersichtlich empfinde und diese die wesentlichen Punkte der Entwicklung dieser Gattung darstellt.
3.2.1) Der traditionelle Reisebericht
Zu den traditionellen Reiseberichten zählt Link Johann Caspar Goethes „Viaggio per l’Italia“ sowie die England- und Italienberichte von Karl Philipp Moritz. Diese entstanden im 18. Jahrhundert und werden noch als typische Berichte des Barocks bezeichnet.
[...]
1 Dove, S.172 ff.
1 Metzler, S. 640.
2 Hier und im Folgenden zitiert nach: Link, S. 11.
3 Ebd., S.11.