Dass sich mehrere Bewohner oder Familien eine Wohnung teilten und Badezimmer, Küche und Flur gemeinsam nutzten, war in den Städten des postrevolutionären Russland (1917) eine neuartige Erscheinung. Die genannte Wohnform erhielt den Namen Kommunalka und war mit ihrem Entstehungshintergrund bezeichnend für die Wohnpolitik, die ab 1917 von den neuen bolschewistischen Machthabern ausgeübt wurde.
Diese stand unter dem Zeichen des zu etablierenden Sozialismus und war zunächst darauf ausgerichtet, der, den Bolschewiki zufolge, unterdrückten Arbeiterklasse die Möglichkeit zu geben, in Wohnungen der ehemals herrschenden Klasse einzuziehen.
Die sowjetische Wohnpolitik zwischen 1917 und 1926 im Hinblick auf ihre verschiedenen Strategien und Ziele ist Gegenstand dieser Arbeit. Die Fragestellung bezieht sich dabei auf den Erfolg der sowjetischen Machthaber in Wirken und Einflussnahme auf das Wohnen und Leben der Bürger im postrevolutionären Russland.
Waren die Maßnahmen der Bolschewiki gegen die Wohnungsnot erfolgreich? Konnten sie die Lebensbedingungen der Arbeiter verbessern und eine sozialistische Gesellschaft etablieren?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Ideologische Konzepte vor und während des Bürgerkriegs
- Maßnahmen der sowjetischen Politik gegen die Wohnungsnot
- Realisierungsansätze 1917 – 1921
- Umdenken in der Neuen Ökonomischen Politik 1921 – 1926
- Die Hausverwaltung
- Hauskomitees und Hausverantwortliche
- Wohngenossenschaften
- Das Leben in der Kommunalka
- Privatsphäre und Besitz
- Familienleben und Geschlechterrollen
- Solidarität und Konflikte
- Resümee
- Bewertung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit befasst sich mit der sowjetischen Wohnpolitik zwischen 1917 und 1926 und analysiert deren Erfolg im Hinblick auf die Bewältigung der Wohnungsnot und die Etablierung einer sozialistischen Gesellschaft. Die Arbeit untersucht die verschiedenen Strategien und Ziele der Bolschewiki in Bezug auf das Wohnen und Leben der Bürger im postrevolutionären Russland.
- Ideologische Konzepte der bolschewistischen Wohnpolitik
- Entwicklungen im russischen Wohnwesen von 1917 bis 1926
- Institutionen der Hausverwaltung und deren Effektivität
- Sozialstruktur und Lebensbedingungen in der Kommunalka
- Bewertung der sowjetischen Wohnpolitik im Kontext der frühen Sowjetgesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Kommunalka und stellt die Fragestellung nach dem Erfolg der sowjetischen Wohnpolitik in den Mittelpunkt. Anschließend werden die ideologischen Konzepte der Bolschewiki im Hinblick auf Wohnen und Leben im postrevolutionären Russland beleuchtet. Dabei wird die Bedeutung der bäuerlichen Gemeinschaft „mir“ und die Vision einer gerechten Welt, die auf Gleichheit und Ehrlichkeit basiert, hervorgehoben. Die Arbeit zeigt auf, wie die Ideen von Friedrich Engels, insbesondere die Umquartierung als Mittel zur Bewältigung der Wohnungsnot, die bolschewistische Wohnpolitik beeinflussten.
Im nächsten Kapitel werden die Maßnahmen der sowjetischen Politik gegen die Wohnungsnot in chronologischer Reihenfolge dargestellt. Es werden die Realisierungsansätze von 1917 bis 1921 sowie das Umdenken in der Neuen Ökonomischen Politik von 1921 bis 1926 beleuchtet. Die Arbeit analysiert die Probleme der Wohnungsknappheit und des Verfalls von Häusern in dieser Zeit.
Das Kapitel „Die Hausverwaltung“ befasst sich mit den Institutionen, die für die Verwaltung des Wohnwesens zuständig waren. Es werden die Effektivität der Hauskomitees und Hausverantwortlichen sowie die Rolle der Wohngenossenschaften untersucht. Die Arbeit analysiert, inwieweit sich die Verwaltung von der Regierung instrumentalisieren ließ, um deren Politik und Ideologie umzusetzen.
Das letzte Kapitel behandelt die Kommunalwohnung und ihre Sozialstruktur. Es werden die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Bedeutung von Privatleben und Besitz in den Kommunalki sowie die Auswirkungen auf Familienleben und Geschlechterrollen analysiert. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Kommunalka den Lebensstandard der Arbeiterklasse verbesserte und die bolschewistische Ideologie von Gleichheit und Kollektivdenken umsetzte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die sowjetische Wohnpolitik, die Kommunalka, die Wohnungsnot, die Bolschewiki, die Neue Ökonomische Politik, die Hausverwaltung, die Sozialstruktur, Privatsphäre, Familienleben, Geschlechterrollen, Solidarität und Konflikte. Die Arbeit analysiert die ideologischen Konzepte, die Maßnahmen und die Auswirkungen der sowjetischen Wohnpolitik auf das Leben der Bürger im postrevolutionären Russland.
- Quote paper
- Martin Maciazka (Author), 2013, Die Kommunalka. Wie erfolgreich war die sowjetische Wohnpolitik von 1917 bis 1926?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294196