Der englische Roman integrierte mit Defoes Werk Moll Flanders (1722) eine Frauenfigur, die die Grundlage für so viele andere wurde. Das 18. und 19. Jahrhundert erschuf mit Autoren wie Fielding, Austen oder den Brontë -Schwestern weibliche Gegenbilder in einer männlich dominierten Welt und sie zeigten auf, dass die literarische Präsentation von Frauen anders sein musste und konnte, eine Grundstruktur, die sich im Roman bis in die Gegenwart gehalten hat.
Gaskell steht mit der Figur einer Margaret Hale an der Schnittstelle zwischen 19. und 20. Jahrhundert, da sie noch fest in gesellschaftlichen Traditionen verwurzelt zu sein scheint, aber auch erste emanzipatorische Ansätze aufweist. Diese Polarität prädestiniert sie für einen Vergleich mit Robyn Penrose, der weiblichen Hauptfigur von Nice Work (1988), da dieser Roman North and South (1854/55) intertextuell benutzt, was eine literarische Annäherung erlaubt.
Die Hinzunahme von Monica Alis Brick Lane (2005) erweitert die hier vorgelegte Analyse von Frauen, die als anders gelten müssen. Sie zeigt auch, dass gerade die Autorinnen mit Migrationshintergrund (und hier besonders diejenigen, die über einen islamischen Hintergrund verfügen) diejenige Gruppierung ist, die die literarische Präsentation von Frauen vorantreiben und neu akzentuieren, weil sie dies als Insider und Outsider der englischen Gesellschaft tun können. Diese Doppelperspektive erlaubt gerade dem westlichen Leser einen neuen Zugang zur Frauenfigur, weil der Islam bestens geeignet ist, innere Konflikte und Kämpfe aufzuzeigen, beides Voraussetzungen für eine Betonung der Identitätsthematik von Frauen, die anders als Andere sind.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Einleitung
- I. Begriffsbestimmung
- 1. Der Industrieroman
- 2. Die Gesellschaftsromane Mitte des 20. Jahrhunderts
- 3. Der Campusroman
- 4. Der moderne Gesellschaftsroman
- 5. Der Stellenwert islamischer Autorinnen/Autoren in der postkolonialen Literatur
- II. North and South (Elizabeth Gaskell) [1854/55]
- 1. Sozialgeschichtliche Hintergründe
- 2. Margaret Hale - Das Ideal der viktorianischen Frau?
- III. Nice Work (David Lodge) [1988]
- 1. Sozialgeschichtliche Rahmenbedingungen
- 2. Intertextualität
- 3. Robyn Penrose - eine moderne Feministin?
- 4. Margaret Hale und Robyn Penrose – Ein Kurzvergleich
- IV. Brick Lane (Monica Ali) [2003]
- 1. Die soziokulturelle Rahmenbedingungen - Einwanderung, Integration und Islam im England der letzten Jahrzehnte
- 2. Das Phänomen des politischen Islam
- 3. Nazneen das Ideal der modernen Muslima?
- 4. Nazneen - ein feministischer Charakter?
- VI. Zusammenhang/ Ausblick
- VII. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der wissenschaftliche Aufsatz befasst sich mit der Darstellung des Frauenbildes in der englischen Literatur, insbesondere im Kontext von Industrieromanen, Gesellschaftsromanen und modernen Romanen. Der Fokus liegt auf der Analyse von drei Werken: North and South (1854/55) von Elizabeth Gaskell, Nice Work (1988) von David Lodge und Brick Lane (2003) von Monica Ali. Die Arbeit untersucht, wie sich das Frauenbild im Laufe der Zeit entwickelt hat und welche Rolle soziale, politische, religiöse und kulturelle Faktoren dabei spielen.
- Die Entwicklung des Frauenbildes im englischen Roman
- Der Einfluss von race, gender, class und religion auf die Darstellung weiblicher Figuren
- Der Vergleich von viktorianischen und modernen Frauenbildern
- Die Rolle des Islams in der Darstellung weiblicher Figuren
- Die Frage nach der Unabhängigkeit und Andersartigkeit von Frauen in verschiedenen sozialen Kontexten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die vier zentralen Strömungen im englischen Roman vor, die die Entwicklung des Frauenbildes prägten: race, gender, class und religion. Der Aufsatz beleuchtet die Bedeutung von Daniel Defoes Moll Flanders (1722) als frühes Beispiel für eine gelungene weibliche Charakteranalyse und die Weiterentwicklung des Frauenbildes durch Autoren wie Henry Fielding, die Brontë-Schwestern, Virginia Woolf und Joyce Cary. Die Einleitung betont die Bedeutung des Bildungs- und Entwicklungsromans für die Darstellung weiblicher Charaktere.
Das erste Kapitel befasst sich mit der Begriffsbestimmung des Industrieromans, der Gesellschaftsromane Mitte des 20. Jahrhunderts, des Campusromans und des modernen Gesellschaftsromans. Es wird der Stellenwert islamischer Autorinnen/Autoren in der postkolonialen Literatur beleuchtet.
Das zweite Kapitel analysiert Elizabeth Gaskells North and South (1854/55) und beleuchtet die sozialgeschichtlichen Hintergründe des Romans sowie die Darstellung von Margaret Hale als Ideal der viktorianischen Frau.
Das dritte Kapitel untersucht David Lodges Nice Work (1988) und analysiert die sozialgeschichtlichen Rahmenbedingungen, die Intertextualität des Romans sowie die Darstellung von Robyn Penrose als moderne Feministin. Es wird ein Vergleich zwischen Margaret Hale und Robyn Penrose gezogen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit Monica Alis Brick Lane (2003) und analysiert die soziokulturellen Rahmenbedingungen des Romans, das Phänomen des politischen Islams sowie die Darstellung von Nazneen als Ideal der modernen Muslima. Es wird untersucht, ob Nazneen ein feministischer Charakter ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Frauenbild, den englischen Roman, die Darstellung weiblicher Figuren, race, gender, class, religion, viktorianische Literatur, moderne Literatur, Islamische Literatur, North and South, Nice Work, Brick Lane, Elizabeth Gaskell, David Lodge, Monica Ali, Feminismus, Islam, Einwanderung, Integration, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Matthias Dickert (Autor:in), 2015, Westliches und islamisches Frauenbild in Elisabeth Gaskells "North and South" (1854), David Lodges "Nice Work" (1988) und Monica Alis "Brick Lane" (2003), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294204