Die Rolle des französischen Präsidenten im Prozess der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten darf zu Beginn einer Arbeit, die sich mit zentralen Aspekten darin und ihrer Veränderung befasst, als bedeutend beschrieben werden. Es gäbe tatsächlich viele Gesichtspunkte, unter denen Mitterrands Verhältnis zu den Ereignissen des Novembers 1989 untersucht werden könnte. Dies zu leisten kann und soll nicht Ziel dieser Arbeit sein.
Sie will vielmehr versuchen, anhand der Erklärung des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl am 28. November 1989 vor dem Deutschen Bundestag, dem so genannten Zehnpunkteplan, der Frage nachzugehen, inwieweit aus der Reaktion Mitterrands darauf in den letzten Wochen des Wendejahres von einer befürwortenden oder ablehnenden Haltung des Präsidenten – und hier ist vom Präsidenten die Rede, nicht Frankreich und den Franzosen, von denen 68 % Ende 1989 für die Wiedervereinigung waren und nur 16 % dagegen – gesprochen werden kann.
In diesem Sinne wird die Arbeit unterschiedliche, als integer geltende Akteure und Beobachter von beiden Seiten des Rheins und deren Kommentierung von Mitterrands Sicht auf die deutsche Wiedervereinigung zu Wort kommen lassen und ihre Aussagen mit denen der Forschung vergleichen.
Der Schwerpunkt wird also zeitlich in den vier Wochen vom Fall der Mauer am 9. November bis zum Straßburger EG-Gipfel am 8. Dezember 1989 liegen. Für diese Zeit soll die Frage beantwortet werden, ob sie und in ihrer Mitte der Zehnpunkteplan Kohls zur längerfristigen Veränderung des Status quo in Deutschland als Katalysator in Mitterrands Deutschlandpolitik verstanden werden können und, bei einer positiven Antwort, welcher Art die katalytische Wirkung war. Zuvor soll, um einen größeren Kontext herzustellen, in der gebotenen Kürze auf frühere und von der durchaus emotionalen Lage im November 1989 losgelöste Aspekte in Mitterrands Deutschlandpolitik eingegangen werden, wobei den Zielen der französischen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr des Jahres besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden wird. Der Zehnpunkteplan soll dann im Mittelpunkt des folgenden Kapitels, in dem vorab ein Überblick über die Entwicklung vom Fall der Mauer bis zu Kohls Erklärung gegeben wird, stehen. Betrachtungen zur erwähnten Katalyse-Theorie schließen den Abschnitt ab, bevor dann nach Auswirkungen der Ereignisse auf den Straßburger Gipfel gefragt werden wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- 1. Voraussetzungen
- 1.1 Mitterrands Haltung zur deutschen Einheit
- 1.2 Ziele der französischen EG-Ratspräsidentschaft
- 2. Wenden im November
- 2.1 Reaktionen Mitterrands bis zum 28. 11. 1989
- 2.2 Helmut Kohls Zehnpunkteplan vom 28. 11. 1989
- 2.3 Katalyse der französischen Deutschlandpolitik?
- 3. Der Straßburger Gipfel als Folge des Zehnpunkteplans
- Schlussbetrachtungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Reaktion des französischen Präsidenten François Mitterrand auf den Zehnpunkteplan von Helmut Kohl vom 28. November 1989. Ziel ist es, zu analysieren, ob und inwiefern dieser Plan als Katalysator für Mitterrands Deutschlandpolitik im Kontext der deutschen Wiedervereinigung fungierte. Die Arbeit konzentriert sich auf die vier Wochen vom Fall der Mauer bis zum Straßburger EG-Gipfel im Dezember 1989.
- Mitterrands Haltung zur deutschen Einheit vor dem Mauerfall
- Die Ziele der französischen EG-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 1989
- Die Reaktion Mitterrands auf den Zehnpunkteplan Kohls
- Die Auswirkungen des Zehnpunkteplans auf den Straßburger Gipfel
- Die Rolle des Zehnpunkteplans als Katalysator in Mitterrands Deutschlandpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Rolle des französischen Präsidenten im Prozess der deutschen Wiedervereinigung heraus und definiert den Fokus der Arbeit auf die Reaktion Mitterrands auf den Zehnpunkteplan Kohls. Das erste Kapitel beleuchtet die Voraussetzungen für Mitterrands Haltung zur deutschen Einheit, indem es seine Positionierung vor dem Mauerfall und die Ziele der französischen EG-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 1989 analysiert. Das zweite Kapitel widmet sich der Wende im November 1989, indem es die Reaktionen Mitterrands bis zum 28. November 1989, den Zehnpunkteplan Kohls und die Frage nach einer katalytischen Wirkung auf Mitterrands Deutschlandpolitik untersucht. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen der Ereignisse auf den Straßburger Gipfel im Dezember 1989.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Zehnpunkteplan, François Mitterrand, Helmut Kohl, die deutsche Wiedervereinigung, die französische Deutschlandpolitik, die EG-Ratspräsidentschaft, der Straßburger Gipfel und die Katalyse-Theorie.
- Arbeit zitieren
- M.A. Martin Bock (Autor:in), 2002, Kohls Zehnpunkteplan als Katalysator in Mitterrands Deutschlandpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294212