Der Begriff der Präsenz hat in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen verstärkt an Aufmerksamkeit gewonnen. Die Fähigkeit des ‚Gegenwärtig-Seins‘ ist eine grundlegende Basis der darstellenden Kunst und gilt auch in zahlreichen Situationen des privaten und beruflichen Alltags als zunehmend wünschenswert. Gleichzeitig wird Präsenz als mystisches, magisches und schwer zu fassendes Phänomen und die Erforschung von Präsenz als wissenschaftliche Herausforderung beschrieben.
Was hat es mit dem Geheimnis der Präsenz auf sich? Kann Präsenz ‚produziert‘ oder ‚erzeugt‘ werden? Kann die Fähigkeit zur ‚Erzeugung‘ von Präsenz gelehrt und trainiert werden? Was ist Präsenz überhaupt?
Die vorliegende Arbeit zeigt auf, dass Präsenz nicht ‚produziert‘ werden muss. Die grundlegende Präsenz ist potentiell immer vorhanden und muss vielmehr entdeckt werden, um zu den gewünschten Wirkungen zu gelangen. Durch Darstellung wird die entdeckte Präsenz gemeinschaftlich gemacht. Sie wirkt ‚ansteckend‘, wenn sie beobachtet wird.
Das beobachtende Bewusstsein ist eine Gemeinsamkeit der Phänomene ‚Präsenz‘ und ‚Zeit‘, zwei Begriffe, die in einem engen etymologischen und inhaltlichen Zusammenhang stehen, wie im ersten der drei Kapitel ausgeführt wird.
Im zweiten Kapitel wird erörtert, wie die grundlegende Präsenz durch lustvolle Beobachtung der individuellen Erscheinungen entdeckt werden kann. Die Wichtigkeit von Ästhetik und Sinnlichkeit, der mystische Einfluss der Beobachtung, die Notwendigkeit des Kontaktes und des Mutes zur Konfrontation mit dem neuen Unbekannten werden erläutert.
Das Darstellen von Präsenz als abschließendes Kapitel beschäftigt sich mit dem ‚Gemeinschaftlich-Machen‘ der entdeckten Präsenz. Darstellung, Spiel und Tanz stehen in einem etymologischen und inhaltlichen Zusammenhang. Improvisation ist die Darstellungsform des Neuen. Gesetzte Ziele, konkrete Handlungen und das Entdecken des für die aktuelle Tätigkeit nicht notwendigen ‚Zuviels‘ sind Hilfen bei der Wahrnehmung des authentischen Impulses und damit bei der Darstellung von Präsenz.
Präsenz ist schließlich der Wegbereiter in die von Gebser beschriebene integrale Struktur, welche die Zeitfreiheit als vorherrschende Zeitform hat. Die sowohl praktische als auch theoretische Beschäftigung mit Präsenz beinhaltet die Kraft, die nötig ist, um uns mit den noch unbekannten neuen Herausforderungen der sich ändernden gesellschaftlichen Strukturen lustvoll konfrontieren zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Die begehrte Präsenz
- Zur Wortherkunft
- Präsenz im Theater
- Präsenz, Kunst oder Wissenschaft?
- Präsenz durch Körpertechnik?
- Präsenz durch Beobachtung?
- Präsenz und die Zeit
- Das Problem der Zeit
- Das Bewusstsein der Zeit
- Die Zeitformen nach Gebser
- Die Zeitlosigkeit der magischen Struktur
- Die Zeithaftigkeit der mythischen Struktur
- Die Zeitlichkeit der mentalen Struktur
- Die Zeit als Teilerin
- Die Zeitfreiheit der integralen Struktur
- Das Entdecken von Präsenz
- Präsenz ist bereits da
- Entdeckung durch Beobachtung
- Die individuellen Erscheinungen
- Die Lust von Ästhetik und Sinnlichkeit
- Der mystische Einfluss der Beobachtung
- Wie geht es Ihnen?
- Die Wichtigkeit des Kontaktes
- Die Beobachtung des Atems
- Über Angst, Mut und Konfrontation
- Über Wertung und Beurteilung
- Das Darstellen von Präsenz
- Das Darstellen des Selbst
- Angewandte darstellende Kunst
- Darstellung durch Spiel und Tanz
- Die Wichtigkeit des Spiels
- Wann ist das Spiel ein Spiel?
- Über Spiel, Arbeit und Geld
- Über Muster als Schutz und Grenze
- Die Improvisation - das unvorhergesehene Neue
- Der authentische Impuls
- Über Handlung und Ziele
- Die Reduktion des Zuviel
- Die Wichtigkeit der Pause
- Den Impulsen vertrauen
- Zusammenfassung und Conclusio
- Nachwort
- Literaturverzeichnis
- Abstract
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Präsenz im Kontext der darstellenden Kunst. Sie untersucht die Bedeutung von Präsenz auf der Bühne und in bühnenähnlichen Situationen und analysiert, wie Präsenz entdeckt und dargestellt werden kann. Die Arbeit beleuchtet dabei die Rolle von Körpertechnik, Beobachtung, Zeit und dem Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment.
- Die Bedeutung von Präsenz in der darstellenden Kunst
- Die Entdeckung von Präsenz durch Beobachtung und Körpertechnik
- Die Rolle der Zeit und des Bewusstseins für den gegenwärtigen Moment
- Die Darstellung von Präsenz durch Spiel, Tanz und Improvisation
- Die Verbindung von Präsenz und Authentizität in der darstellenden Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Präsenz ein und beleuchtet die Bedeutung von Präsenz im Theater. Sie stellt die Frage, ob Präsenz eine Kunst oder eine Wissenschaft ist und untersucht verschiedene Ansätze zur Erforschung von Präsenz.
Das Kapitel "Präsenz und die Zeit" beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Präsenz und Zeit. Es analysiert verschiedene Zeitformen nach Gebser und untersucht, wie die Zeit das Erleben von Präsenz beeinflusst.
Das Kapitel "Das Entdecken von Präsenz" befasst sich mit der Frage, wie Präsenz entdeckt werden kann. Es beleuchtet die Rolle von Beobachtung, Körpertechnik und dem Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment.
Das Kapitel "Das Darstellen von Präsenz" untersucht, wie Präsenz auf der Bühne dargestellt werden kann. Es analysiert die Rolle von Spiel, Tanz und Improvisation und beleuchtet die Bedeutung von Authentizität in der darstellenden Kunst.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Präsenz, Theater, darstellende Kunst, Körpertechnik, Beobachtung, Zeit, Bewusstsein, gegenwärtiger Moment, Spiel, Tanz, Improvisation, Authentizität.
- Arbeit zitieren
- Stefan Loibner (Autor:in), 2014, Das Spiel mit Präsenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294517