Ich gehe von der Grundannahme aus, dass der Ausgangspunkt von Aggression und Gewalt bei Jugendlichen in der Schule und im Sportunterricht mit grosser Wahrscheinlichkeit ausserhalb der Institution Schule zu suchen ist. Dazu meint HURRELMANN: „Die Ausgangsbedingungen für die Entstehung von Aggressivität und Gewalt werden in den ausserschulischen Lebenskontexten gelegt und können von der Schule nur schwer verändert und beeinflusst werden.“ (1999,13). Dazu gehört meine Annahme, dass aggressive und gewalttätige Kinder nicht als solche geboren, sondern durch die Sozialisation im Laufe ihres Lebens dazu gemacht werden. Die Aggression stellt durchaus eine den Menschen angeborene Kraft dar, die sich je nach frühkindlicher Erfahrung auf konstruktive oder zerstörerische Weise entwickelt. Diese verinnerlichten Erfahrungen sind entscheidend. Sie bestimmen das Selbstwertgefühl, das Gewissen und die Fähigkeit, als Mensch einsichtig und eigenständig zu handeln. sind, lässt sich nach heutigem Wissen nicht genau sagen. Für diese in der medialen Gesellschaft wichtige Frage, lehne ich mich an HURRELMANN (1999,12) an, der noch keine wissenschaftlich abgesicherten Belege für eine Zunahme von aggressiven Handlungen und Gewaltvorfällen in der Schule kennt. Er weist aber darauf hin, dass es womöglich eine Verschärfung der Intensität von Gewalthandlungen bei einer Minderheit der Kinder und Jugendlichen gibt. Für mich ist es eine Tatsache, dass die Schule von der Gewalt weiterhin nicht verschont bleibt. Nach meiner Meinung muss es eine Aufgabe der Schule sein, sich diesem Thema zu stellen, ob es genau erfasste empirische Untersuchungen einer Zu- oder Abnahme von Vorfällen in der Schule gibt oder nicht. Ich habe jedoch bei der Bearbeitung der Fallgeschichten jeweils unter „Grundsätzliches“ versucht, die aktuellsten Zahlen von empirischen Gewaltuntersuchungen an Schulen anzugeben. Da ich nicht in der Erziehungswissenschaft arbeite, weder in der Forschung noch in der Lehrerausbildung, wollte ich keine wissenschaftliche Arbeit mit hermeneutischen Methoden erstellen. Zudem stehe ich mitten in der Praxis und arbeite sozusagen im Felde selber. Deshalb schien mir der qualitative Forschungsansatz für eine entsprechende Antwortsuche geeignet. Ich wollte möglichst konkrete und ganzheitliche Lebenswelten im Sportunterricht erfassen, um anschliessende Folgerungen, Antworten und Diskussionen erzielen zu können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorwort und Fragestellungen der Arbeit
- Persönlicher Bezug und persönliche Motivation
- These zur aktuellen Fachliteratur
- Grundannahmen und Ziele der Arbeit
- Untersuchungsplanung
- Begriffsklärung
- Methoden
- Exemplarische Arbeit mit Fallgeschichten
- Fallgeschichte 1 : Mobbing
- Fallgeschichte 2: Direkte Schülergewalt
- Fallgeschichte 3 : Direkte Schülerinnengewalt
- Sportpädagogische und didaktische Konsequenzen (Fazit)
- Gemeinsamkeiten der Fallgeschichten 1,2,3
- Unterschiede der Fallgeschichten 1,2,3
- Ebene | Konsequenzen für direkte Interventionen
- Ebene II: Konsequenzen für präventive Massnahmen
- Ebenelll: Konsequenzen für die Lehrerbildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit zielt darauf ab, konkrete Handlungsmöglichkeiten für direkte Interventionen und präventive Massnahmen im Sportunterricht bei Gewaltvorfällen aufzuzeigen. Die Arbeit fokussiert auf den Sportunterricht als Handlungsfeld und befasst sich nicht mit den allgemeinen Ursachen und Theorien der Gewalt in der Schule.
- Analyse von Fallgeschichten, um konkrete Handlungsstrategien bei Gewalt im Sportunterricht zu entwickeln.
- Entwicklung von Handlungsanleitungen für direkte Interventionen bei verschiedenen Formen von Gewalt im Sportunterricht.
- Identifizierung von präventiven Massnahmen, die im Sportunterricht eingesetzt werden können, um Gewalt zu verhindern.
- Bewertung der Wirksamkeit von präventiven Massnahmen und die Analyse der Rahmenbedingungen für ihre erfolgreiche Umsetzung.
- Ableitung von Konsequenzen für die Sportlehrerbildung, um zukünftige Lehrpersonen auf die Herausforderungen von Gewalt im Sportunterricht vorzubereiten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein, stellt die Fragestellungen der Arbeit vor und erläutert den persönlichen Bezug des Autors zum Thema Gewalt im Sportunterricht. Anschliessend werden die Grundannahmen und Ziele der Arbeit dargelegt. Das Kapitel "Begriffsklärung" definiert die zentralen Begriffe, die im Kontext der Arbeit relevant sind, wie beispielsweise "Gewalt" und "Intervention". Im Kapitel "Methoden" werden die eingesetzten Forschungsmethoden beschrieben. Im Hauptteil der Arbeit werden drei Fallgeschichten aus dem Sportunterricht analysiert. Jede Fallgeschichte beschreibt einen konkreten Gewaltvorfall und wird detailliert mit Blick auf die Handlungsmöglichkeiten der Lehrkraft untersucht. Die Fallanalysen beinhalten die Dokumentation des Vorfalls, die Beschreibung des pädagogischen Handelns sowie die Interpretation des Geschehnisses. Anschliessend werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Fallgeschichten herausgearbeitet. Die Arbeit endet mit der Ableitung von konkreten Konsequenzen für den Umgang mit Gewalt im Sportunterricht, sowohl auf der Ebene der direkten Intervention als auch der präventiven Massnahmen. Zudem werden Implikationen für die Sportlehrerbildung diskutiert.
Schlüsselwörter
Gewaltintervention, Prävention, Sportunterricht, Fallgeschichten, Handlungsanleitungen, direkte Intervention, präventive Massnahmen, Sportlehrerbildung, Schulsport, Gewaltprävention.
- Arbeit zitieren
- Andreas Steinegger (Autor:in), 2002, Gewaltintervention und -prävention im Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29475