Mit Inkrafttreten des Lissabon Vertrages (2009) und dem damit verbundenen Aufbau des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) sowie der neu geschaffenen Position des/ der Hohen Vertreters/ der Hohen Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik, intensivieren sich die Außenbeziehungen der Europäischen Union zunehmend und somit schreitet auch die europäische Integration weiter voran. Vor dem Hintergrund dieses fortschreitenden Integrationsprozesses stellt sich verstärkt die Frage, ob die sich vertiefenden Außenbeziehungen nicht auch „eine integrierte kulturelle Komponente“ erfordern, die über die separaten außenkulturpolitischen Bemühungen der EU-Mitgliedsstaaten hinausweist. (Dittrich 2007: 79) Gerade vor dem Hintergrund der Euro-Krise, dem vermehrten Aufkommen der euroskeptischen Parteien sowie im Zuge der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit (bspw. durch PEGIDA) ist es notwendig, die kulturpolitische Komponente der EU in den Fokus der Betrachtung zu rücken.
Bereits in den achtziger Jahren weisen viele internationale Verträge der EU auch kulturelle Maßnahmen, auf. So spielen bei der allseits als prioritär gesehenen EU-Nachbarschaftspolitik (ENP) Kultur und Künste keine unwichtige Rolle. (Vgl. Dittrich 2007: 81) Seit 1992 (Vertrag von Maastricht) und verstärkt durch die sogenannte Kulturagenda aus dem Jahr 2007 besteht auch eine rechtliche Grundlage für kulturelle Aktivitäten außerhalb der EU. Von einem schlüssigen Gesamtkonzept, einer Strategie, kann jedoch (noch) keine Rede sein. (Vgl. ebd.) Die Debatte über einen aktiveren, konzeptuellen Ausbau kultureller Außenbeziehungen, die nun auch vom Rat der EU durch seine entsprechende Schlussfolgerung aus dem Jahr 20082 aufgenommen und vorangetrieben wurde, ist jedoch nicht neu. Bereits Ende der neunziger Jahre stellten Akteure und Experten des kulturpolitischen Handlungsfeldes Überlegungen zu einer gemeinsamen europäischen Außenkulturpolitik an, welche die nationalen außenkulturpolitischen Aktivitäten ergänzen sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rahmenbedingungen einer EUAKP
- Kultur und Außenpolitik
- Außenkulturpolitische Aktivitäten der Mitgliedsstaaten
- Die Gemeinschaft der Europäischen Kulturinstitute EUNIC
- Rechtliche Grundlage eines außenkulturpolitischen Tätigwerdens der EU und aktuelle Entwicklungen
- Zwischenfazit
- Dokumentenanalyse
- Methodisches Vorgehen
- Verfahren der strukturierenden Inhaltsanalyse
- Dokumentenauswahl
- Analyse
- Rahmenbedingungen
- Erwartungen an eine EUAKP: Aufgaben und Ziele
- Die Rolle von EUNIC im Rahmen einer EUAKP
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Herausforderungen und Chancen einer Europäischen Außenkulturpolitik (EUAKP) im 21. Jahrhundert. Sie untersucht die Aufgabenfelder und Erwartungen, die an eine EUAKP herangetragen werden und fokussiert auf die Rolle des Netzwerks EUNIC im Rahmen einer EUAKP.
- Die Herausforderungen der Globalisierung und die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Außenkulturpolitik
- Die Erwartungen an eine EUAKP in Bezug auf den interkulturellen Dialog, die Förderung von Frieden und Entwicklung sowie die Stärkung der Zivilgesellschaft
- Die Rolle von EUNIC als Netzwerk europäischer Kulturinstitute und dessen Potenzial für die Umsetzung einer EUAKP
- Die Notwendigkeit eines flexiblen und prozessorientierten Konzepts für die EUAKP, das die Vielfalt der beteiligten Akteure und Partnerländer berücksichtigt
- Die Verbindung von Außenkulturpolitik und Kulturpolitik im Inneren der EU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Notwendigkeit einer EUAKP im Kontext des Lissabon-Vertrages und der sich intensivierenden Außenbeziehungen der Europäischen Union. Die Rahmenbedingungen einer EUAKP werden im zweiten Kapitel näher beleuchtet. Hier werden die spezifischen Herausforderungen des Politikfeldes Kultur, die außenkulturpolitischen Aktivitäten der Mitgliedsstaaten und die rechtliche Grundlage für kulturelle Aktivitäten der EU dargestellt. Der Fokus liegt dabei auf dem Netzwerk EUNIC und dessen strukturellen und inhaltlichen Dimensionen.
Das dritte Kapitel analysiert die Ergebnisse der Dokumentenanalyse. Zunächst wird das methodische Vorgehen der strukturierenden Inhaltsanalyse erläutert. Anschließend werden die zentralen Ergebnisse der Analyse der drei ausgewählten Dokumente präsentiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Außenkulturpolitik, EUAKP, Kultur und Außenpolitik, EUNIC, interkultureller Dialog, globale Herausforderungen, Zivilgesellschaft, Kulturpolitik, Kulturmanagement, Netzwerk, europäische Identität, Perspektiven, Anforderungen, Potenziale, Herausforderungen, Chancen.
- Quote paper
- Anne-Sophie Schmidt (Author), 2015, Außenkulturpolitische Herausforderungen und Chancen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294767