Moderative Methoden im Unterricht


Seminararbeit, 2004

42 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Moderationsmethode
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Historie
2.3 Planung und Vorbereitung einer Moderation
2.4 Allgemeine Voraussetzungen
2.4.1 Die Aufgaben des Moderators
2.4.2 Der Lehrer als Moderator
2.4.3 Die Voraussetzungen bei den Schülern
2.5 Chancen und Grenzen der Moderationsmethode

3 Die Planung einer Unterrichtseinheit
3.1 Didaktisch-methodische Überlegungen und Begründungen
3.1.1 Die Auswahl und Begründung der Inhalte
3.1.2 Die Auswahl und Begründung der Lernziele
3.1.3 Begründung der didaktischen Stufung des Unterrichts und des gesamten Methodenkonzeptes
3.2 Verlaufsplanung
3.3 Materialien mit Arbeitsauftrag

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

Anhangsverzeichnis

1 Einleitung

Im Gespräch sollte es durch moderate Führung eine natürliche

Entfaltung geben, ein Aufblühen aller, die miteinander reden.

Streit wird es unvermeidlich geben, aber es wird ein Turnier sein,

keiner wird umgebracht.

Statt ein kalter Haufen von Leichnamen zu sein,

werden die Besiegten mit den Siegern trinken.

John B. Priestley

Dem raschen Wandel der schulischen und beruflichen Anforderungen unterliegend werden Frontalunterricht und Lehrervortrag verstärkt durch den Einsatz neuartiger Methoden und Medien abgelöst. Eine Methode, die den Siegeszug von der Arbeitswelt in die Klassenzimmer erfolgreich antrat, ist die Moderation. Diese Form des Unterrichtens soll Gegenstand meiner Hausarbeit sein. Zunächst werden sich die folgenden Kapitel mit der Moderation in der Theorie auseinandersetzen. Dazu soll unter anderem geklärt werden, was versteht man unter dem Begriff der Moderation, wo liegen ihre Wurzeln, wie bereitet man sich auf die Anwendung der Moderationsmethode vor und welche Voraussetzungen seitens der Lehrer und der Schüler müssen für eine erfolgreiche Anwendung der Methode gegeben sein. Im weiteren Verlauf werden auf die Grenzen und Chancen der Verwendung moderativer Methoden im Unterricht und die Möglichkeiten der Anwendung ausgewählter Methoden in den einzelnen Unterrichtsphasen eingegangen.

Anschließend folgt ein unterrichtspraktischer Teil, in dem eine Simulation einer Unterrichtssequenz mit der Umsetzung der Moderationsmethode im Unterricht erfolgt. Dabei wird zunächst der Inhalt der Unterrichtssequenz näher beleuchtet und eine didaktisch-methodische Begründung für die Auswahl der Inhalte vorgenommen. Des Weiteren erfolgt eine Definition der Lernziele, die konkrete Darstellung des Ablaufs der Unterrichtseinheit in Form einer Verlaufsplanung und gegebenenfalls zu verwendende Materialien und die dazugehörigen Arbeitsaufträge für die Schüler. Ein Fazit über moderative Methoden im Unterricht soll die Ausarbeitung schließen.

2 Die Moderationsmethode

2.1 Begriffsbestimmung

Der Begriff der Moderation lässt sich als „einleitender, verbindender, den reibungslosen organisatorischen Ablauf regelnder Kommentar bei Veranstaltungen oder Gesprächen bzw. Diskussionen“[1] definieren. Dabei werden bei der Anwendung der Moderation im Unterrichtsgespräch „alle Lehrtätigkeiten zusammengefaßt, die, ohne einen unmittelbaren Bezug zum Lerninhalt zu haben, auf den Ablauf und Fortgang des Gesprächs gerichtet sind, Verfahrensweisen mitteilen, das Gespräch im Fluß halten oder ein Abschweifen vom Thema verhindern.“[2]

2.2 Historie

Die Entwicklung der Moderationsmethode setzte in der ehemaligen BRD Ende der sechziger Jahre ein. Hintergrund war damals der Aufschrei in der Gesellschaft nach Mitbestimmung und Beteiligung in Wirtschaft und Politik. Erstmals kam das Quickborner Team – eine zu der Zeit als Unternehmensberatung tätige Organisation – den Forderungen nach Mitentscheidungen nach. Die Form des autoritären Führungsstils wurde vermehrt in Frage gestellt, Führungskräfte wurden nicht mehr nur aufgrund ihrer Position in den Unternehmen akzeptiert. Das Interesse an Zusammenarbeit aller Beteiligten wurde geweckt. Zu dieser Zeit erkannte man, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Unternehmen unmittelbar im Zusammenhang mit einem guten Geschäftsergebnis steht und dass man darauf reagieren muss.[3]

Erkenntnisse aus Pädagogik, Soziologie und Psychologie zeigten, unter welchen Bedingungen sich Menschen in Gruppen wohl fühlen, ihre Motivation steigt und bessere Leistungen erbracht werden können. Konsequenz des Ganzen war der Vollzug des Wandels von der Sachebene auf die Beziehungsebene. Die Moderationsmethode leistet einen Beitrag zur „Demokratisierung aller Lebensbereiche […], indem sie Menschen an Entscheidungsfindung und Problemlösung“[4] teilhaben läßt. Seit 1973 veranstaltete man Schulungen zum Erlernen verschiedener moderativen Methoden und trainierte den Einsatz nicht nur in Betrieben, sondern auch vermehrt bei Bildungsträgern. Die Moderation ermöglicht selbstgesteuertes Lernen und fördert eigenständiges Denken und Handeln. Unter diesem Aspekt war es nur noch eine Frage der Zeit bis die Anwendung moderativer Methoden auch im Schulalltag Einzug hielt.

2.3 Planung und Vorbereitung einer Moderation

Um eine Moderation durchführen zu können, muss der Ablauf hinreichend geplant und, soweit das möglich ist, vorstrukturiert werden.[5] Anders als bei einem Lehrervortrag oder Frontalunterricht kann der Verlauf einer Moderation nicht bis ins Detail vorbereitet werden, da sie der Spontaneität der Schüler unterworfen ist. Aus diesem Grund benötigt der Lehrer ein hohes Maß an Flexibilität, um situativ richtig handeln und adäquat eingreifen zu können. Dennoch ist eine sorgfältige Vorbereitung von großer Bedeutung und möglich. Je klarer Ziele und Einzelschritte definiert sind, umso leichter wird es, in bestimmten Situationen zu reagieren und gegebenenfalls das Konzept zu ändern, ohne den roten Faden zu verlieren.[6]

Zunächst versucht man die sachliche Ebene zu planen. Diese beinhaltet den generellen Ablauf der Moderation. Dazu lassen sich zwar keine allgemeingültigen Aussagen treffen, da der Verlauf stets von den Rahmenbedingungen, den Themen und der Gruppe abhängig ist, dennoch kann folgendes Schema eine Orientierungshilfe leisten[7]:

1. Einstieg:

Der Einstieg dient dem gegenseitigen Kennen lernen bei beispielsweise einer neuen Klasse, soll das Hinführen zum Thema ermöglichen und die Förderung der Motivation der Schüler bezüglich der Unterrichtsinhalte unterstützen. Eine besondere Bedeutung kommt ihm dabei zu, dass die Erwartungshaltungen an das Thema und den Verlauf der Veranstaltung geklärt werden. Der Einstieg zu Beginn der Stunde kann dabei entscheidend über Erfolg oder Misserfolg der gesamten Veranstaltung sein.

2. Themen sammeln:

An dieser Stelle wird zunächst alles gesammelt, was eventuell besprochen werden könnte oder sollte. Die Auswahl der geeigneten Methode hängt hierbei von der Problemstellung ab. Im Unterricht steht das zu bearbeitende Thema meist schon fest, so dass eine Zuruffrage oder eine Kartenabfrage zum Festhalten aller relevanten Stichpunkte bezüglich des Unterrichtsinhaltes ausreichend sind. Daraus lassen sich dann einzelne Cluster bilden, die anschließend bearbeitet werden. Cluster (= Klumpen) sind Bündel von gleichen oder im Zusammenhang stehende Worte, die zu Oberbegriffen zusammengefasst werden

3. Themen auswählen:

Nachdem alle wichtigen Informationen zum Thema gesammelt und in Cluster zusammengefasst worden sind, kann nun ein in der Unterrichtseinheit zu bearbeitender Komplex ausgewählt werden. Dieser wird mit Fragestellungen ergänzt, die anschließend in Kleingruppenarbeiten zu beantworten sind. Die zu wählende Methode bei der Bearbeitung komplexer Fragestellungen ist dabei vom jeweiligen Thema abhängig. Die Kleingruppenarbeit wird meist bevorzugt, da sich diese besonders zur Vertiefung einzelner Aspekte eignet.

4. Maßnahmen planen:

Basierend auf den Ergebnissen der Gruppenarbeit werden nun geeignete Maßnahmen zur weiteren Bearbeitung des Problems festgelegt und deren Umsetzung konkret besprochen. Beispielsweise kann an dieser Stelle ein Schülervortrag eingebaut werden, der der Vertiefung der erworbenen Kenntnisse dienen soll. Der Rest der Klasse übernimmt die Rolle der Gutachter und hat die Möglichkeit zu intervenieren, Fragen zu stellen oder sich weiterhin intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

5. Abschluss:

Nachdem die thematische Arbeit abgeschlossen ist, folgt der Abschluss der Veranstaltung bzw. des Unterrichts. Dieser dient der Reflexion der vorangegangene(n) Stunde(n) sowohl auf inhaltlicher als auch auf persönlicher Ebene. Es soll geklärt werden, ob das Ergebnis zufrieden stellend für alle Beteiligten ist, ob das Unterrichtsziel erreicht wurde, ob persönliche Erwartungen erfüllt wurden oder was als verbesserungswürdig empfunden wird.

Im folgenden Verlauf der Moderationsplanung müssen weitere Aspekte berücksichtigt werden. Dabei muss man sich mit Situationsanforderungen auseinandersetzen, die in jeder Moderation auftreten können: Transparenz, Konflikte, Kreativität, Gruppenaufteilung und Spielregeln. Da die ausführliche Erläuterung der angeführten Aspekte zu umfangreich wäre, verzichte ich an dieser Stelle auf deren detaillierte Darstellung.[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.4 Allgemeine Voraussetzungen

2.4.1 Die Aufgaben des Moderator s

Der Moderator hat in erster Linie die Aufgabe, Hilfestellung bezüglich des Kommunikationsprozesses und des organisatorischen Umfeldes zu geben. Das oberste Gebot dabei lautet: Unauffälligkeit. Er achtet auf gruppendynamische Prozesse und Meinungsbildung. Die Rolle des Moderators lässt sich an fünf markanten Punkten festhalten:

1. Prozesshelfer:

„Er ermöglicht Prozesse der Themenfindung, Meinungs- und Willensbildung, sorgt für Transparenz, hat selbst eine fragende Haltung und initiiert Selbstevaluation.“[9] Der Moderator muss darauf achten, dass er sich und seine Meinung stark zurückhält. Seine Aufgabe ist es, die Veranstaltung, das Gespräch oder den Unterricht zu leiten und nicht Verhaltensweisen der Teilnehmer zu bewerten. Aufgrund dessen übt er weder Kritik noch spricht er Lob aus.[10] In dem Zusammenhang taucht in der Literatur vermehrt der Begriff „Hebammenfunktion“ auf. Das heißt, „er bringt das Kind nicht zur Welt, er unterstützt nur die Geburt.“[11]

Um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Schülern gewährleisten zu können, ist es von großer Bedeutung, sie über die einzelnen Abschnitte im Verlauf des Unterrichts aufzuklären. Transparenz der Inhalte fördert Sicherheit und Offenheit. Insofern ist das Herstellen der Transparenz eine der zentralen Aufgaben des Moderators. Dabei sind drei Ebenen betroffen: die inhaltliche, die methodische und die Beziehungsebene.[12]

Auf der inhaltlichen Ebene geht es vorrangig um die Zugänglichkeit von Informationen. Dabei darf niemand Wissen den anderen vorenthalten und es muss ausreichend Material bereitgestellt werden, um gleichberechtigtes Arbeiten zu ermöglichen. Des Weiteren müssen die Schüler stets informiert sein, in welcher Phase des Unterrichtsprozesses sie sich gerade befinden und was im weiteren Verlauf der Stunde(n) folgen wird. Auftretenden Unklarheiten kann mit der ständigen Visualisierung der bereits bearbeitenden oder noch zu bearbeitenden Themenkomplexe entgegen gewirkt werden.

Transparenz auf methodischer Ebene bedeutet, dass den Schüler immer klar sein muss, wie die angewandte Methode funktioniert, was sie bewirkt und wie es weitergeht. Damit lassen sich Hemmnisse beim gemeinsamen Arbeiten vermeiden. Beispielsweise müssen die Schüler bei einer Kartenabfrage darüber informiert sein, ob diese anonym ist oder nicht.

Die dritte Ebene zielt auf die Beziehung zwischen den Schülern und dem Lehrer und den Schülern untereinander. Das Herstellen einer angenehmen Arbeitsatmosphäre nimmt eine zentrale Rolle ein. Der Moderator muss in dem Fall versuchen, Spannungen entgegenzuwirken, um die Zusammenarbeit nicht zu be- oder verhindern. Daher müssen diese offen gelegt und thematisiert werden. Transparenz vermeidet das Auftreten von Problemen und dient der Überwindung von Hemmnissen.

2. Klimaförderer:

„Er beobachtet mit Empathie und pflegt eine gute Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung, ermutigt, aktiviert, ermöglicht Gemeinsamkeit bei gleichzeitiger Akzeptanz von Unterschieden.“[13] Der Moderator muss in diesem Punkt dafür sorgen, dass sich die Lerngruppe in ihrer Arbeitsumgebung wohl fühlt und dadurch zu effektivem Lernen angeregt wird. Die Gestaltung der Lernatmosphäre dient dabei der Motivationsförderung innerhalb der Lerngruppe.

[...]


[1] Thiele, Hartmut, Lernen und Lehren im Gespräch: Gesprächsführung im Unterricht, in: Keck, Rudolf W./ Meyer- Willner, Gerhard/ Sandfuchs Uwe (Hrsg.): Erziehen und Unterrichten in der Schule, Graphischer Großbetrieb Friedrich Pustet, Bad Heilbrunn 1981, S. 113

[2] Ebd., S. 113.

[3] Vgl. Gudjons, Herbert, Die Moderationsmethode in Schule und Unterricht, Bergmann + Helbig Verlag GmbH, Hamburg 1998, S. 19 f.

[4] Stiller, Edwin, Moderative Methoden, in: Mickel, Wolfgang W (Hrsg.), Handbuch zur politischen Bildung, Bonn 1999, S. 411.

[5] Siebenhühner, Peter, Die Anwendung der Moderationsmethode, in: Heidelberger Institut Beruf und Arbeit (Hrsg.), Fortbildung in der Benachteiligtenförderung, S. 9.

[6] Dauscher, Ulrich, Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt, Hermann Luchterhand Verlag GmbH, Berlin u.a. 1996, S 62.

[7] Ebd., S. 63.

[8] Vgl. Dauscher (1996), S. 69 f.

[9] Stiller (1999), S. 411.

[10] Vgl. Gudjons (1998), S. 15.

[11] Dauscher (1996), S. 27.

[12] Vgl. Dauscher (1996), S. 69 f.

[13] Ebd., S. 69 f.

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Moderative Methoden im Unterricht
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Analyse von Methodenkonzepten und deren Realisierung in der politischen Bildung
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
42
Katalognummer
V29485
ISBN (eBook)
9783638309783
Dateigröße
631 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Moderative, Methoden, Unterricht, Analyse, Methodenkonzepten, Realisierung, Bildung
Arbeit zitieren
Eileen Schott (Autor:in), 2004, Moderative Methoden im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29485

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