“Minna von Barnhelm“ wird als der Höhepunkt von Lessings Komödienschaffen angesehen und wird auch heute noch gerne aufgeführt. Das Stück erscheint 1767 unter dem Titel „Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück. Lustspiel in 3 Aufzügen“.1 Die Anmerkung “Verfertigt im Jahre 1763“ deutet den hohen Realitätsgehalt des Stückes an. Es ist das Jahr des Hubertusfriedens, der zeitgeschichtliche Hintergrund ist der Siebenjährige Krieg. Zu der Zeit ist Lessing Gouvernementsekretär und hat so Kontakt mit der “Politik der Großen.“2
Durch diese offenkundige Nähe zu den politischen Zeitereignissen wäre das Stück beinahe zensiert worden. Es wird aber schließlich doch am 30.09.1767 uraufgeführt. Durch die Neuartigkeit des Realitätsbezuges hat es auch Auswirkungen auf die Tradition der Lustspiele. Auch wenn sich noch viele Parallelen zu der sächsischen Typenkomödie finden, so zeigt sich doch, dass für Lessing die Individualisierung eine große Rolle spielt. Die Charaktere in diesem Stück stehen nicht als Typen, sondern als Individuen auf der Bühne.3 Diese Tatsachen bilden den Hintergrund für die vorliegende Arbeit. Es soll untersucht werden, inwieweit das Stück als Anleitung zur Toleranz gesehen werden kann. Dazu werden drei Punkte näher betrachtet: die sächsische Typenkomödie, die Ständegesellschaft und die Rolle der Frau zu jener Zeit.
Inhaltsverzeichnis
- Hintergründe zu „Minna von Barnhelm“ im Hinblick auf die Entstehungszeit
- Die sächsische Typenkomödie
- Die enttäuschte Erwartung
- Aufhebung der Ständegesellschaft
- Minna und Franziska
- Tellheim, Paul Werner und Just
- Aufwertung der Frauenrolle
- Die Stellung der Frau in der Aufklärungsgesellschaft
- Die Stellung der Frau in „Minna von Barnhelm“
- Minna
- Franziska
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Lessings „Minna von Barnhelm“ im Hinblick auf dessen Potenzial als Anleitung zur Toleranz. Sie analysiert das Stück im Kontext der damaligen Zeit und beleuchtet dabei die sächsische Typenkomödie, die Ständegesellschaft und die Rolle der Frau.
- Analyse der sächsischen Typenkomödie und ihrer Schwächen im Bezug auf Toleranz
- Untersuchung der Aufhebung der Ständegesellschaft in „Minna von Barnhelm“
- Bewertung der Darstellung von Frauenrollen im Stück und deren Bedeutung für die Toleranz
- Bedeutung von Realismus und Individualisierung für Lessings Komödien
- Die Rolle des Lachens als Mittel zur Selbstkontrolle und zur Überwindung sozialer Vorurteile
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 beleuchtet den historischen Kontext von „Minna von Barnhelm“, darunter der Siebenjährige Krieg und die politische Situation zu Lessings Zeit. Es wird die Nähe des Stückes zur politischen Realität und dessen Einfluss auf die Komödientradition hervorgehoben.
- Kapitel 2 analysiert die sächsische Typenkomödie und ihre Schwächen im Bezug auf Toleranz. Es werden Gottscheds Komödientheorie und deren Auswirkungen auf die Figuren- und Handlungsentwicklung beleuchtet.
- Kapitel 3 untersucht die Aufhebung der Ständegesellschaft in „Minna von Barnhelm“. Es wird die Individualisierung der Figuren und ihre Rolle bei der Überwindung sozialer Hierarchien betrachtet.
- Kapitel 4 widmet sich der Darstellung von Frauenrollen im Stück und deren Bedeutung für die Toleranz. Es wird die Stellung der Frau in der Aufklärungsgesellschaft und ihre Rolle in „Minna von Barnhelm“ beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Toleranz, sächsische Typenkomödie, Ständegesellschaft, Frauenrolle, Individualisierung, Realismus, Lachen, Selbstkontrolle, soziale Vorurteile und „Minna von Barnhelm“ als literarisches Beispiel.
- Arbeit zitieren
- Ruth Sagafe (Autor:in), 2003, Lessings 'Minna von Barnhelm' als Anleitung zur Toleranz?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29502