Die frühe Literatur der Sozialinformatik gab bereits einen Hinweis darauf, dass die Implementierung der elektronischen Datenverarbeitung in die Soziale Arbeit neben der vertikalen Implementierung, vor allem auch auf der horizontalen kollegialen Ebene geschah. Dies sollte längst überholt sein, zumindest müssten wir davon ausgehen, dass die grundlegenden technologischen Entwicklungen und Erfahrungen im IT-Management dieses Jahrtausends vollständigen Einzug gehalten haben.
Die praktischen Erfahrungen in der hier vorgestellten Einrichtung und zahlreiche Fachgespräche mit Leitungen des direkten Umfeldes bestätigen aber einen Umgang mit der Informations- und Kommunikationstechnologie der weiterhin geprägt ist durch einzelne besonders motivierte Fachkollegen die aktuelle Entwicklungen zeitlich verzögert in die tägliche Sozialarbeit transportieren. Zusätzlich zu datenschutzrechtlichen Bedenken und fachlichen sowie psychologischen Aspekten waren umfangreiche Investitionen für viele Einrichtungen der Jugendhilfe schon in der Vergangenheit schwierig und werden wie in dieser Ausarbeitung fundiert dargelegt auch in Zukunft schwierig sein. Parallel dazu werden jedoch die Anforderungen an Qualität, Ausführung und Effizienz der praktischen Arbeit stetig höher. Trägerübergreifende Qualitätsstandards und Rechtssicherheit, aber auch die Flexibilität und Individualität der sozialen Arbeit, die folgerichtige Partizipation der Familien und die erforderliche Anpassungsfähigkeit stellen hohe Anforderungen an eine Elementaraufgabe ohne Geld- und Zeitressourcen. Der hier umfassend und praxisnah vorgestellte Bedarf eines Change (IT-) Managements und einer professionellen Implementierung eines effektiven und rechtssicheren mobilen Falldokumentationssystems in die tägliche soziale Arbeit folgt der Realität in hunderten von kleinen Einrichtungen der Jugendhilfe in Deutschland. Dabei lässt diese Ausarbeitung schlussendlich nicht den Beweis aus, dass professionelle Soziale Arbeit dringend auch einen professionelleren Umgang mit der aktuellen Informationstechnologie benötigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemskizze
- Persönliche Motivation
- Zielsetzung und Hypothesenbildung
- Aufbau und Inhaltliches Vorgehen
- Wissenschaftswissen im Themenbezug
- Einführung in die Sozialinformatik
- Stand der wissenschaftlichen Diskussion in Forschung und Lehre
- Sozialinformatische Einordnung von Cloudcomputing, Smartphones und Tablet-PCs
- Statistische Größen im Themenbezug
- Themenbezogenes Zahlenmaterial bezüglich Smartphones, Tablet-PCs und proprietäre Softwarelösungen
- Thematischer Überblick, Zahlen und Fakten zum Non-Profit-Sektor der aufsuchenden Jugendhilfe in Deutschland
- Das Praxisbeispiel: Ambulantes Hilfezentrum gGmbH
- Vorstellung
- Arbeitsthemen und Belastungskategorie
- Vorgaben und sozialpolitische Ziele
- Informations- und Kommunikationstechnologische IST-Analyse
- Praktische Zugänge zur Sozialinformatik
- Dimensionen der Sozialinformatik auf Adressaten-Ebene
- Dimensionen der Sozialinformatik auf institutioneller Ebene
- Wirtschaftliche Aspekte kleiner Non-Profitorganisationen
- Change- (IT-) Management im Ambulanten Hilfezentrum
- Unternehmensstrategie
- Technische Veränderungs- und Entwicklungsnotwendigkeiten
- Veränderungsmanagement innerhalb des Teams
- Entwicklung der pädagogischen, fachlichen, und informations-technologischen Dokumentationsgrundlage im Hilfezentrum
- Effizienz
- Mobil
- Partizipativ
- (Rechts-)Sicher
- Die Implementierung
- Sukzessiv-Umstellung über Pilotphase und erweiterter Key-User Regelung
- Qualifizierungen
- Absprachen, Verhaltensregeln und Dienstvereinbarungen
- Das NAS-Laufwerk Synology DS213+ als vollständiges, sicheres und wartungsarmes Serversystem im Hilfezentrum
- Rollout der Android Smartphone und Tablet-PCs
- Konnektivität und Cloudcomputing
- Offline Scenario
- Die Implementierung ins Team
- Erweiterte Implementierungsphase im Hilfezentrum
- DS-WiKi
- Social Media und Instant Messenger wie Whats App und Threema
- Umstellung von Word auf Excel - Implementierung einer umfassenden Familienakte
- Über die Excel-Klientenakte zu relationalen Datenbanken
- MySQL als Client-Server-Datenbank
- Open Source ERP und HRM
- Microsoft Access als Arbeitsgruppendatenbank
- DMS Dokumentenmanagement Systeme
- Externer Server
- Implementierung einer kommerziellen Anwendung eines professionellen Softwareanbieters der Sozialwirtschaft
- Betriebswirtschaftliche Aspekte zur Einführung einer kommerziellen Softwarelösung
- Anforderungen an professionelle Anbieter und dessen Software
- Modulare Bauweise
- Application Service Providing (Software as a Service)
- Anbieterrecherche
- IT-Outsourcing (Infrastructure as a Service)
- Internet, Fachpublikationen und Fachmessen
- Das angewandte System beim örtlichen Jugendamt
- Angewandte Systeme im Verbund
- Kidicap und rSAP
- Auftragsprogrammierung
- Zur Entscheidung für den Anbieter myJugendhilfe.de
- Implementierung des Moduls myPädagogik
- Schlussbetrachtungen
- Verifizierung der Hypothesen
- Gesamtfazit
- Ausblick
- Analyse des aktuellen Standes der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in der aufsuchenden Jugendhilfe
- Entwicklung eines mobilen Falldokumentationssystems, das die besonderen Anforderungen der Jugendhilfe berücksichtigt
- Implementierung des Systems im Praxisbeispiel eines ambulanten Hilfezentrums
- Bewertung der Auswirkungen des Systems auf die Effizienz, Mobilität, Partizipation und Rechtssicherheit der Dokumentation
- Analyse der wirtschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen bei der Einführung eines neuen IKT-Systems
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Entwicklung und Implementierung eines mobilen Falldokumentationssystems für eine Non-Profit-Organisation der aufsuchenden Jugendhilfe. Der Fokus liegt auf der Nutzung von Smartphones und Tablet-PCs zur Optimierung der Dokumentationsprozesse.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem des zeitaufwändigen und unflexiblen Dokumentationsprozesses in der aufsuchenden Jugendhilfe dar und erläutert die persönliche Motivation des Autors. Die Zielsetzung der Arbeit und die Hypothesenbildung werden formuliert. Der Aufbau und die inhaltliche Vorgehensweise werden dargelegt.
Kapitel 2 bietet einen Überblick über das Wissenschaftswissen im Themenbezug. Es werden die Grundlagen der Sozialinformatik erläutert und der Stand der wissenschaftlichen Diskussion in Forschung und Lehre zum Einsatz von Cloudcomputing, Smartphones und Tablet-PCs in der Sozialarbeit dargestellt.
Kapitel 3 stellt das Praxisbeispiel des Ambulanten Hilfezentrums gGmbH vor. Die Arbeitsthemen und Belastungskategorien der Organisation werden beschrieben. Die IST-Analyse der Informations- und Kommunikationstechnologien im Hilfezentrum wird durchgeführt.
Kapitel 4 befasst sich mit dem Change- (IT-) Management im Ambulanten Hilfezentrum. Die Unternehmensstrategie wird erläutert und die technischen Veränderungs- und Entwicklungsnotwendigkeiten werden aufgezeigt. Das Veränderungsmanagement innerhalb des Teams und die Entwicklung der Dokumentationsgrundlage werden beleuchtet.
Kapitel 5 beschreibt die Implementierung des mobilen Falldokumentationssystems im Hilfezentrum. Die sukzessive Umstellung über eine Pilotphase und erweiterte Key-User Regelung wird dargestellt. Die Qualifizierungen, Absprachen und Dienstvereinbarungen werden erläutert.
Kapitel 6 befasst sich mit der erweiterten Implementierungsphase im Hilfezentrum. Die Einführung von Wiki-Systemen, Social Media und Instant Messengern wird dargestellt. Die Umstellung von Word auf Excel und die Implementierung einer umfassenden Familienakte werden beschrieben.
Kapitel 7 analysiert die Implementierung einer kommerziellen Anwendung eines professionellen Softwareanbieters der Sozialwirtschaft. Die betriebswirtschaftlichen Aspekte zur Einführung einer kommerziellen Softwarelösung werden erläutert. Die Anforderungen an professionelle Anbieter und deren Software werden dargestellt.
Schlüsselwörter
Mobile Falldokumentation, Smartphones, Tablet-PCs, Cloudcomputing, Sozialinformatik, Jugendhilfe, Non-Profit-Organisation, Change-Management, Implementierung, Datenschutz, Datensicherheit, Effizienz, Mobilität, Partizipation, Rechtssicherheit, Familienakte, relationalen Datenbanken, Open Source ERP, HRM, Dokumentenmanagement Systeme.
- Quote paper
- Marc Tomke (Author), 2015, Entwicklung und Implementierung eines mobilen Falldokumentationssystems mittels Smartphone und Tablet-PC, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295280