Als Joseph Blatter, Präsident des Fußballweltverband FIFA, am 30.10.2007 in Zürich Brasilien zum Austragungsland für die FIFA Fußballweltmeisterschaft 2014 (WM 2014) ausrief, gingen die Bilder von jubelnden Menschen aus dem bevölkerungsreichsten Land Südamerikas um die Welt. Mit der Vergabe der olympischen Spiele an Rio de Janeiro zwei Jahre später wurden zusätzlich die Erwartungen vieler Brasilianer an eine positive Zukunft bestärkt. Die Euphorie der Massen war eng verbunden mit der Hoffnung auf eine konkrete Verbesserung ihrer Lebenssituation. Viele sahen in den Großevents neben der Möglichkeit zusätzlicher wirtschaftlicher Impulse, auch die Chance auf Reforminitiativen der Politik. Ebenso sahen die politischen Entscheidungsträger die Veranstaltungen als eine Möglichkeit, neue Kurse in unterschiedlichen Politikfeldern zu bestreiten.
Doch die Vorstellungen über die Art und Weise der politischen Ausrichtung gehen weit aus-einander. Der Confederations-Cup im Juni 2013 bot den Schauplatz für die größten Mas-senproteste in der Geschichte Brasiliens seit dem Ende der Militärdiktatur 1985. Auslöser waren die Fahrpreiserhöhungen öffentlicher Verkehrsmittel in mehreren brasilianischen Großstädten. Anstatt einer Verbesserung ihrer Lebenssituation erfuhren viele Menschen eine konkrete finanzielle Benachteiligung.
Die Proteste weiteten sich schnell auf weitere Themenfelder aus. Zentral waren die Forderungen nach einer gerechteren Ver-teilung finanzieller Mittel zugunsten der öffentlichen Infrastruktur anstelle von Investitio-nen in millionenschwere Großprojekte wie etwa der WM-Stadien. Die Protestler kritisierten den Mangel an Schulen, Gesundheitseinrichtungen und einem ausgebauten Nahverkehr in vielen Städten und Gemeinden. Die Forderungen sind nicht neu, kriegen vor dem Hinter-grund der Großevents aber eine neue Dimension. Diskurse rund um brasilianische policys werden nicht nur national, sondern auch auf internationaler Ebene durch Medienbeiträge, Fachaufsätze und Interviews mit Beteiligten geführt.
Im Fokus dieser Arbeit steht die Frage, welche politischen Themen in dem Spannungsfeld zwischen politischen Entscheidungsträgern, öffentlicher Meinung und medialer Berichter-stattung thematisiert werden. Welche Akteure sind an den Diskursen beteiligt und welche Deutungsrahmen lassen sich identifizieren? Zur Bearbeitung dieser Fragen wurde methodisch auf das Analysewerkzeug der Diskursanalyse zurückgegriffen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methodik
- Das Forschungsfeld der Diskursanalyse
- Methodische Perspektiven der Diskursanalyse
- Recherche und Forschungsdesign
- Rechercheablauf
- Forschungsdesign
- Diskursanalyse
- Gliederung Akteure
- Die Frage der Sicherheit - Feinanalyse des Sicherheitsdiskurs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den brasilianischen Sicherheitsdiskurs im Kontext der Fußballweltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016. Ziel ist es, die in diesem Diskurs verhandelten politischen Themen, die beteiligten Akteure sowie die identifizierbaren Deutungsrahmen zu analysieren.
- Die Herausforderungen und Chancen von Großevents in Brasilien
- Die Rolle der Medien und der öffentlichen Meinung im Sicherheitsdiskurs
- Die unterschiedlichen Perspektiven von politischen Entscheidungsträgern, Bürgern und Sicherheitskräften
- Die Konstruktion von Sicherheit und Unsicherheit im brasilianischen Kontext
- Die Bedeutung des Sicherheitsdiskurses für die politische Agenda Brasiliens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsgegenstand und die zentrale Fragestellung vor. Sie beleuchtet die Euphorie und gleichzeitig die Kontroversen, die mit der Ausrichtung der Großevents in Brasilien verbunden waren. Kapitel 2 erläutert die methodischen Grundlagen der Diskursanalyse und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven innerhalb des Forschungsfeldes. Kapitel 3 präsentiert den Rechercheablauf und das Forschungsdesign, die für die Analyse des Sicherheitsdiskurses verwendet wurden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf den brasilianischen Sicherheitsdiskurs, Großevents, Diskursanalyse, politische Akteure, Deutungsrahmen, Medienberichterstattung, öffentliche Meinung, Sicherheitsbedenken, soziale Ungleichheit, Infrastruktur, politische Agenda.
- Arbeit zitieren
- Moritz Blanke (Autor:in), 2014, Im Schatten der Großevents. Analyse des brasilianischen Sicherheitsdiskurses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295525