Die Bilder von Mönchen in roten Roben, die auf den Straßen Ranguns gegen die Unterdrückung durch das Militärregime demonstrieren, gingen durch die ganze Welt. Die sogenannte Safran-Revolution im Herbst 2007 führte eindrucksvoll vor Augen, mit welchen Problemen die Menschen im südostasiatischen Myanmar tagtäglich zu kämpfen haben. Sie zeigten dem Westen aber auch den ungewohnten Anblick buddhistischer Mönche, die sich nicht von der materiellen Welt abwenden, sondern sich politisch engagieren und Kritik am herrschende Regime üben. Heute dagegen sorgen andere Bilder von politischen Mönchen aus Myanmar für Schlagzeilen: Sie zeigen die Männer in den roten Gewändern, wie sie in ihrem Zorn gegen die muslimische Minderheit des Landes Moscheen und Koranschulen in Brand stecken, Menschen auf offener Straße ermorden – und das westliche Bild vom friedliebenden Buddhismus nachhaltig erschüttern.
Sowohl politisches Engagement als auch die Anwendung von Gewalt sind nach den Regeln des Pali-Kanons, der die schriftliche Grundlage des in Myanmar verbreiteten Theravada-Buddhismus bildet, für Mönche strengstens untersagt, da sie dem Streben nach Erleuchtung im Wege stehen. Es stellt sich daher die Frage, welche Ursachen die Beteiligung der birmanischen Mönche am politischen Geschehen des Landes hat. Diese Arbeit will hierauf eine Antwort finden, indem die historischen Zusammenhänge aufgezeigt werden, die letztlich zur Politisierung der birmanischen Mönchsgemeinde, dem sangha, geführt haben. Die Analyse des Verhältnisses von Religion und Politik im Laufe der Geschichte Myanmars soll hierbei im Vordergrund stehen. Den Schwerpunkt bildet die Untersuchung des sich während der Kolonialzeit formierenden birmanischen Nationalismus und seiner religiösen Komponenten. Um ferner eine Erklärung für die Ausschreitungen von Buddhisten gegen Muslime zu finden, sollen auch die im Vielvölkerstaat beheimateten ethnischen und religiösen (insbesondere muslimischen) Minderheiten betrachtet werden. Ihr Verhältnis zur Mehrheit der buddhistischen Birmanen wird dabei ebenso im Fokus stehen wie die Analyse früherer Konflikte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Birmas Frühzeit
- Herrschen in Birma
- Das Vorbild Ashokas
- Andere Königsideale
- Staat und sangha im alten Birma
- Religiöse und ethnische Minderheiten
- Herrschen in Birma
- Der Aufstieg des Nationalismus
- Die Briten in Birma
- Der buddhistische Widerstand
- Anti-indische Proteste
- Marx und Buddha
- Die Japanische Herrschaft
- Eine Nation entsteht
- Birma nach der Kolonialherrschaft
- Die Religionspolitik U Nus
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die historischen Hintergründe für die Politisierung der birmanischen Mönchsgemeinde, dem sangha, und untersucht das Verhältnis von Religion und Politik im Laufe der Geschichte Myanmars. Der Schwerpunkt liegt auf dem birmanischen Nationalismus, der sich während der Kolonialzeit entwickelte, sowie auf den religiösen Komponenten dieses Prozesses. Die Arbeit betrachtet auch die im Vielvölkerstaat beheimateten ethnischen und religiösen Minderheiten, insbesondere die muslimischen, und untersucht ihr Verhältnis zur buddhistischen Mehrheit.
- Die Politisierung der birmanischen Mönchsgemeinde
- Das Verhältnis von Religion und Politik in Birma
- Der Einfluss des birmanischen Nationalismus
- Die Rolle ethnischer und religiöser Minderheiten
- Konflikte zwischen Buddhisten und Muslimen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Frühzeit Birmas und beleuchtet die politischen und gesellschaftlichen Strukturen, auf denen der birmanische Nationalismus fußt. Es werden die Ursprünge bestimmter Symbole aufgezeigt und die Rolle von Ethnie und Religion im präkolonialen Birma untersucht. Kapitel zwei behandelt die Ära der kolonialen Fremdherrschaft in Birma. Neben einer allgemeinen Betrachtung werden die Entstehung des birmanischen Nationalismus und die Ursachen für Konflikte zwischen Buddhisten und Muslimen im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Zeit nach der Unabhängigkeit und der demokratischen Regierung U Nus. Der Schwerpunkt liegt auf der stark religiös gefärbten Politik U Nus und deren Einfluss auf die weitere Geschichte Birmas.
Schlüsselwörter
Birma, Myanmar, sangha, Theravada-Buddhismus, Nationalismus, Kolonialismus, Religion, Politik, ethnische Minderheiten, Muslime, Konflikte, U Nu, Safran-Revolution.
- Quote paper
- Julius Burghardt (Author), 2013, Aufstand der Mönche. Religiöse und politische Hintergründe der „Safran-Rebellion“ in Birma, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295571