Kundenzufriedenheit. Die Drop-Out Problematik in Fitness-Studios


Akademische Arbeit, 2008

51 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung: Die Drop-Out Problematik

2 Problematik der Definition von Schlüsselbegriffen und der Theorienbildung

3 Modelle zur Beschreibung der Drop-Out Problematik
3.1 Das transtheoretische Modell
3.2 Modelle zur Strukturierung der Merkmale des Bindungsprozesses

4 Merkmale des Bindungsprozesses
4.1 Merkmale des Abbruchs sportlicher Aktivität
4.2 Physische Merkmale
4.3 Psychische Merkmale
4.4 Merkmale des Lebensstils
4.5 Merkmale der Trainingsvorbereitung
4.6 Merkmale der Trainingsdurchführung
4.7 Merkmale des sozialen Kontexts
4.8 Merkmale des professionellen Kontexts

Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung: Die Drop-Out Problematik

Hohe Drop-Out Raten bei Sportprogrammen sowohl im Gesundheitssport als auch im therapeutischen Bereich sind keine Ausnahmeerscheinung. Die langfristige Bindung der sportlich Aktiven stellt ein Problem dar. Dies trifft ebenso auf das Fitnesstraining in Studios zu, da hier ca. die Hälfte der Aktiven das Training vorzeitig beendet (vgl. Rampf, 1999, S. 51).

Die Frage nach den Gründen von Drop-Out wurde in Deutschland bisher kaum untersucht, deshalb sind die Kenntnisse darüber nur lückenhaft. Problematisch ist dabei bereits die Angabe zu durchschnittlichen Drop-Out Quoten in deutschen Fitnessstudios, weil diese nicht erfasst oder veröffentlicht werden. Im Gegensatz dazu hat in USA und Kanada seit Beginn der 70er Jahre die Adherence-Forschung zunehmend an Bedeutung gewonnen. In mehreren Studien wurde versucht die Aussteiger mit den Dabeibleibern zu vergleichen und Faktoren zu identifizieren, die den Bindungsprozess beeinflussen. Eine Vielzahl an Faktoren, die mit der Teilnahme an Sportprogrammen in Verbindung stehen, aber im Verlauf der Aktivität von weiteren Faktoren überlagert und ergänzt werden und sowohl im direkten als auch im indirekten Zusammenhang mit der sportlichen Aktivität entstehen, konnten herausgefiltert werden. Neben Merkmalen, die die Person betreffen wie zum Beispiel psychische und physische Merkmale, können dies auch Merkmale des Programm-Settings (Programminhalte, sozial und professionelle Gesichtspunkte) und Merkmale außerhalb des Trainingsprogramms (soziales Umfeld) sein, die den Prozess der Bindung zur Aktivität beeinflussen. Das Faktorengefüge ist dementsprechend sehr komplex und muss in Abhängigkeit zum Individuum betrachtet werden (vgl. ebenda, S. 51).

Im Folgenden (Abschnitt 2) sollen zunächst zwei Probleme erwähnt werden, die bei der Analyse von Studien zur Bindungsproblematik auffällig sind: die Uneinheitlichkeit bei der Definition von Schlüsselbegriffen und die unterschiedlichen Vorgehensweisen bei der Theorienbildung.

Anschließend werden verschiedene Modelle vorgestellt, die sich mit dem Faktoren-geflecht des Bindungsprozesses auseinandersetzen. Zuerst wird das trans-theoretische Modell (Abschnitt 3.1) von Prochaska und DiClemente (1983), das ursprünglich für die Analyse von Verhaltensänderungen während der Rauchentwöhnung entwickelt wurde und dessen Anwendbarkeit auf den Bindungsprozess bei sportlichen Aktivitäten untersucht wird, erläutert. In Abschnitt 3.2 wird schließlich ein Modell zur Strukturierung möglicher Einflussfaktoren auf den Bindungsprozess beschrieben. Dabei wird die Phasengliederung des Bindungsprozesses wie sie Prochaska und DiClemente (1983) darstellen, berück-sichtigt.

Abschließend sollen sieben Merkmale und Merkmalsbereiche des Bindungspro-zesses in Abschnitt 4 dargelegt werden.

2 Problematik der Definition von Schlüsselbegriffen und der Theorienbildung

Bei der Betrachtung von Studien zur Problematik des Bindungsprozesses fällt auf, dass es keine einheitliche Definition der Schlüsselbegriffe „Adherence“ bzw. „Drop-Out“ gibt.

Adherence (engl. Für Befolgen) bedeutet umgangsprachlich übersetzt “Dabeibleiben” oder “eine Verhaltensweise beibehalten, mit der Absicht irgendein Ziel zu erreichen“ (Willis/Campbell, 1992, S. 20). Dieser Begriff wird auch in der Medizin für die Einhaltung der gemeinsam von Patient und Arzt gesetzten Therapieziele, verwandt. Der Begriff ersetzt im angelsächsischen Sprachraum zunehmend den Begriff Compliance was aus den Englischen übersetzt soviel wie Einverständnis, Einhalten oder Fügsamkeit bedeutet.

Die „Bindung“ wurde für wissenschaftliche Zwecke häufig über die prozentuale Anwesenheit gemessen. Eine Person, die an 10 von 20 Trainingseinheiten teilnimmt weist somit eine 50%-ige Anwesenheitsqote auf. Gale, Eckhoff, Mogel und Rodnick (1984) legten als Kriterium für die Charakterisierung als Dabeibleiber eine prozentuale Anwesenheit fest. Bei einer 10%-igen Anwesenheitsquote wurden die Personen als frühe Aussteiger eingestuft, bei 10-49%-iger Anwesenheit werden die Personen der Gruppe der „Nicht-Dabeibleiber“ zugeordnet und bei einer Anwesenheitsquote über 50% wurden die Teilnehmer als „Dabeibleiber“ bezeichnet. Des Weiteren wurden teilweise zusätzlich eine prozentuale Anwesenheit und begründete Fehleinheiten zugelassen. Das Erreichen bestimmter Ziele unabhängig von der Kursdauer wurde auch als Kriterium für das „Dabeibleiben“ herangezogen. Des weiteren entwickelten Martin und Dubbert (1984) das Konzept der „idealen Bindung“. Bei diesem Konzept hängt der Erfolg der idealen Bindung von einem Vergleich zwischen der tatsächlichen Anwesenheit und der im Vorhinein festgelegten Standardteilnahme ab (vgl. Rampf, 1999, S. 52).

Für den Begriff Drop-Out gibt es verschiedene Definitionen, die sich durch die Art der Sichtweise unterscheiden. Zum einen gibt es die externe Sichtweise, bei der Aussteiger anhand der Tatsache des Trainingsabbruchs festgemacht werden. Shepard und Cox (1980, S. 70) kennzeichen Aussteiger beispielsweise als “[...] subjects who participate for 2 months or less and then dropped out“. Hier wird also lediglich das Kriterium herangezogen, dass jemand ein Sportprogramm beginnt und nach relativ kurzer Zeit wieder beendet. Die gleiche Sichtweise wird auch von den Autoren Ward und Morgan (1984, S. 149) vertreten. Bei Ihnen ist ein Aussteiger wer bei „[...] more than 2 consecutive weeks of sessions for reasons other than sickness, travel, or injury” abwesend ist, wobei sie zumindest ein paar bestimmte Gründe im Gegensatz zu Shepard und Cox berücksichtigen. Zum anderen gibt es dann noch eine interne Sichtweise, die beispielsweise von Willis und Campbell (1992, S. 22) vertreten wird. Sie begeben sich bei der Beschreibung des Aussteigers auf eine personale Ebene, das bedeutet, dass die Gründe, die einen Trainingsabbruch bedingen können, nicht mehr klar vorgegeben sind, sondern über eine persönliche Befragung für jeden Aussteiger individuell ermittelt werden müssen. Sie definieren Aussteiger als „[...] individuals who have been active for some specified time and then, for one reason or another, have ceased to participate”.

Interessanterweise lässt sich zeigen, dass trotz unterschiedlicher Sichtweisen der Charakterisierungen und der verschiedenen Bereiche (medizinisch und außermedi-zinisch), in denen Untersuchungen zu Drop-Out Quoten durchgeführt wurden, die Abbruchquoten der verschiedenen Studien weitgehend übereinstimmen. Oldrige (1982) analysierte zehn Sportprogramme im Rahmen von Präventionsmaßnahmen und stellte dabei Abbruchquoten von 13% bis 75% fest. Bei der Analyse weiterer 18 Präventionssportprogramme zeigten sich Drop-Out Quoten von 3% bis 87%. Anhand dieser Studien errechnete Franklin (1988) bei gesunden Erwachsenen eine durchschnittliche Abbruchquote von 46% und bei Patienten mit Coronarer-krankungen eine Quote von 44%. Dabei brechen Aussteiger das Programm oftmals bis zum Ende des sechsten Monats, spätestens aber bis zum 12. Monat ab. Zwischen der 12. und 14. Woche pendeln sich die Drop-Out Kurven auf einem gleichbleibenden Niveau ein. Nach diesem Zeitraum überwiegt die Anzahl der Dabeibleiber (vgl. Rampf, 1999, S. 53, Ward/Morgan, 1984, S. 149, Oldrige, 1982, S. 56). Im Zuge der Drop-Out Problematik sind noch zwei weitere Studien zu erwähnen bei denen die Ausstiegsraten von Teilnehmern an von Medizinern durchgeführten Bewegungsprogrammen, untersucht wurden. Zum einen die Capri-Studie, die von 1968-1974 durchgeführt wurde und insgesamt 574 Männer und 56 Frauen als Teilnehmer hatte. Und zum anderen die Ontario-Studie (1972-1979), die der Frage nachging ob es hinsichtlich soziodemographischer, psychosozialer und medizinischer Merkmale charakteristische Unterschiede zwischen Aussteigern und Dabeibleibern gibt. An dieser Studie nahmen 735 Personen teil, die in zwei Treatmentgruppen unterteilt wurden. Bei der sechsjährigen Capri Längsschnittuntersuchung wurde nach einem Jahr eine 56%-ige Quote bei den Männer und eine 42%-ige Quote bei den Frauen festgestellt werden, die noch dabei geblieben waren. Nach weiteren zwei Jahren waren es nur noch 30% der Männer und 30% der Frauen, die am Bewegungsprogramm teilnahmen. Bei der Ontario-Studie konnte ein Ausstiegsquote von 46% festgestellt werden. Die Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Aussteiger eher die Regel als die Ausnahme sind und dass für den Ausstieg das erste halbe Jahr und das Programmende kritisch sind (vgl. auch Franklin, 1988). Des Weiteren sind laut den Studienergebnissen Aussteiger gesundheitlich mehr beeinträchtigt als Dabeibleiber. Neben den medizinischen und den psychologischen Gründen für den Ausstieg werden die Faktoren Lebensstil und Lebenssituation der Person genannt.

Dishman (1982) merkt mehrfach kritisch die oftmals unsystematische Vorgehens-weise vieler Studien an und bezeichnet diese als atheoretisch. Er bemängelt die eingeschränkte Datenbasis und führt dies auf das Fehlen einheitlicher Modelle zurück, die die Forschung vereinfachen könnten. Ebenso beanstandet er die oftmals fehlerhafte Anwendung psychologischer Theorien auf das Teilnahmeverhalten in Sportprogrammen. Er bezeichnet auch die Literatur zur Bindungsproblematik als eine Ansammlung von Studienfragmenten, die nicht über eine einheitliche Untersu-chungsmethodik miteinander verbunden werden können. Laut n werden bei der Interpretation der Ergebnisse vielfach die Theorien, die den Meßmethoden zugrunde liegen missachtet. Außerdem sind die ausschließlichen ex-post Messungen der meisten Studien von Nachteil. Die Ergebnisse weisen auf eine fehlende Systematik und Theorielosigkeit hin, weil sie nur beschreibender Natur sind. Sowohl n (1982) als auch Winkel (1985) kritisieren die eher intuitive Einbeziehung vieler Faktoren (vgl. Rampf, 1999, S. 53).

Aufgrund dieser fehlenden Standardisierung der Theorien und Untersuchungs-methoden ist die Vergleichbarkeit der Studien stark eingeschränkt. Diese Kritik verdeutlicht, dass es bisher kein abgeschlossenes Modell zur Analyse des Bindungsverhaltens gibt. Somit besteht weiterhin die Forderung nach einer Entwicklung einheitlicher Modelle und theoriegeleiteter Untersuchungsmethoden.

3 Modelle zur Beschreibung der Drop-Out Problematik

In einer Vielzahl von Studien wurde versucht Kriterien zu identifizieren, die die Bindung und den Ausstieg beeinflussen. Ebenso groß ist die Zahl der Modelle auf denen die Studien basieren. In den folgenden zwei Abschnitten soll zuerst das transtheoretische Modell von Prochaska und DiClemente (1983) vorgestellt werden, das sich mit der Analyse des Bindungsprozesses beschäftigt. Anschließend wird auf die Modelle von Dishman (1983) und Pahmeier (1994) eingegangen, die die verschiedenen Bindungsfaktoren bezüglich Drop-Out und Bindung strukturieren.

3.1 Das transtheoretische Modell

Das transtheoretische Modell von Prochaska und DiClemente (1983) beschäftigt sich mit der Analyse des Bindungsprozesses. Das Modell geht davon aus, dass sich der Bindungsprozess anhand verschiedener Phasen der Aufnahme und Beibehaltung von Verhaltenweisen beschreiben lässt. Das Modell diente ursprünglich zur Beschreibung und Analyse des Bindungsverhaltens bei der Rauchentwöhnung. Da es sich hierbei ebenso wie bei der Aufnahme sportlicher Aktivitäten um eine Verhaltensänderung handelt, wurde das Modell auch auf den Bindungsprozess im Rahmen sportlicher Aktivität adaptiert (vgl. Rampf, 1999, S. 54).

Das Modell basiert auf einer Gliederung der Aktivität in sechs Phasen (concept of stages). Damit wird auch die zeitliche Dimension der Verhaltensänderung erfasst. Prochaska und DiClemente vergleichen das Phasenkonzept mit Charakterzügen, sogenannten traits und states. Traits sind hierbei stabile Charakterzüge, die unveränderbar sind. States hingegen sind nicht stabil und leicht veränderbar. Die Phasen können sowohl stabiler als auch dynamischer Art sein. Obwohl eine Phase über einen gewissen Zeitraum hinweg stabil sein kann, sind dennoch Änderungen möglich. Die meisten gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen (Rauchen, Übergewicht, Alkoholismus, Passivität, etc.) können auf diese Art und Weise charakterisiert werden (vgl. ebenda, S. 54).

Die Stadien der Verhaltensänderung (stages of change) werden von den Autoren wie folgt beschrieben (vgl. Prochaska/DiClemente, 1983, S. 162ff.):

1. Precontemplation (Vorbetrachtung)

In diesem Absichtslosigkeitsstadium haben die Personen keine Absicht ein problematisches Verhalten in absehbarer Zeit zu ändern. In absehbarer Zeit bedeutet für die Autoren hier ein Zeitraum von sechs Monaten. Während bei Rauchern diese Phase sehr stabil ist, wird bei der Abwägung zwischen passiver und aktiver Lebensgestaltung (sportlicher Aktivität) von einer vergleichsweise geringeren Stabilität ausgegangen. Die positiven Aspekte (Pros) der momentanen gefährdenden Verhaltensweise überwiegen in dieser Phase noch die negativen Aspekte (Cons).

2. Contemplation (Handlungsabsicht)

Im Absichtsbildungsstadium haben die Personen die ernsthafte Absicht ihr problematisches Verhalten innerhalb der nächsten sechs Monate zu verändern. Diese Phase der Betrachtung erstreckt sich aber für gewöhnlich über einen deutlich längeren Zeitraum und wird von Gedanken geprägt eines Tages etwas zu ändern. Wobei auch immer wieder „chronische Betrachter“ zu finden sind, die in dieser Phase stecken bleiben. Die Pros der gefährdenden Verhaltensweise halten sich hier die Waage mit den Cons.

3. Preparation (Handlungsvorbereitung)

Im Vorbereitungsstadium haben die Personen die Absicht das problematische Verhalten bald, meist im Laufe des nächsten Monats, zu ändern und unternehmen erste Schritte in Richtung einer Verhaltensänderung. Dies zeigt sich entweder in der konkreten Planung der Verhaltensänderung oder bereits in ersten Schritten wie zum Beispiel gelegentlicher sportlicher Aktivität. Diese Phase ist nicht stabil und Fortschritte sind wahrscheinlicher als im Vorbereitungs- oder Absichtsbildungsstadium. Hier überwiegen die Cons die Pros der gefährdenden Verhaltensweise.

4. Action (Aktivität)

Im Handlungsstadium haben sich sichtbare Verhaltensänderungen der letzten sechs Monate ereignet und die Personen vollziehen eine Verhaltensänderung. Es ist die Phase, die am wenigsten stabil ist und in Verbindung mit dem höchsten Risiko der Aufgabe steht. Die Autoren legen die Aktionsphase mit einer Länge von 0-6 Monaten fest. Wann sich jemand in der Aktionsphase befindet hängt von den jeweils zugrundegelegten Kriterien ab. Bei der Rauchentwöhnung wird jemand erst zu der Aktionsphase gezählt, wenn er das Rauchen völlig unterlässt, d.h. eine Reduzierung des Zigarettenkonsums zählt nicht dazu. Dementsprechend wird eine Person bei sportlicher Aktivität erst der Aktionsphase zugeordnet, wenn die Aktivität regelmäßig, d.h. mindestens 1 Mal pro Woche, durchgeführt wird.

5. Maintenance (Bindung)

Das Aufrechterhaltungsstadium beginnt sechs Monate nachdem die neue Verhaltensweise initiiert wurde und das problematische Verhalten über einen längeren Zeitraum aufgegeben wurde. Die Phase endet damit, dass das Risiko in die aufgegebene Verhaltensweise zurückzufallen, nicht mehr existiert. Die Autoren betrachten fünf Jahre als einen Zeitraum, der für eine erfolgreiche Verhaltensänderung spricht. Bei entwöhnten Rauchern beispielsweise sinkt nach dieser Zeit das Rückfallrisiko auf 7%. Obwohl auch das Aufrechterhaltungs-stadium von kontinuierlichen Änderungen geprägt ist, so sinkt die Zahl der notwendigen Maßnahmen, um Rückfälle zu vermeiden weiter.

6. Termination (Vollendung, Abschluss)

In dieser Phase kann die Gefahr in alte Verhaltensweisen zurückzufallen nahezu ausgeschlossen werden. In Studien zur Rauch- und Alkoholentwöhnung haben diese Phase jeweils nur 15% bzw. 17% der Probanden erreicht. Es ist jedoch noch nicht anhand von Studien geklärt, ob diese Phase bei der Änderung von einer ehemals passiven Lebensgestaltung hin zu sportlicher Aktivität zu irgendeinem Zeitpunkt erreicht werden kann oder ob das Rückfallrisiko fortwährend vorhanden bleibt und die Aufrechterhaltungsphase in diesem Fall das letzte Stadium darstellt.

Laut Prochaska und DiClemente (1983, S. 164) wird jede dieser Phasen von zehn Veränderungsprozessen („Processes of Change“) begleitet. Diese Veränderungs-prozesse sind Aktivitäten und Ereignisse, die ein problematisches Verhalten und die damit verbundenen Kognitionen und Emotionen beeinflussen und verändern. Sie ermöglichen und fördern die Bereitschaft zur Verhaltensänderung beim Durchlaufen der Stadien und beschreiben somit, wie die Personen von einem zum nächsten Stadium fortschreiten. Die fünf affektiv-kognitiven Prozesse sind:

1. consciousness raising (Bewusstseinsstärkung)

2. dramatic relief (entscheidende Erleichterung, emotionales Erleben)

3. self-reevaluation (Selbstaufwertung, Selbstneubewertung)

4. social liberation (soziale Befreiung, Wahrnehmen förderlicher Umweltbedingungen)

5. social reevaluation (Soziale Aufwertung)

Die fünf verhaltensorientierten Prozesse sind:

6. environmental reevaluation (Umweltaufwertung, Neubewertung der persönlichen Umwelt)

7. relationship fostering (Beziehungsförderung, Nutzen hilfreicher Beziehungen)

8. counterconditioning (Gegenkonditionierung)

9. contingency management (Management von Eventualitäten)

10. stimulus control (Stimuluskontrolle, Kontrolle der Umwelt)

Die ersten fünf werden von den Autoren als Erfahrungskonstrukte und die letzten fünf als Verhaltenskonstrukte bezeichnet. Erfahrungskonstrukte sind wichtig, um Fortschritte in früheren Veränderungsphasen zu verstehen und vorherzusagen. Verhaltenskonstrukte werden dazu benötigt den Übergang von der Vorbereitungs- zur Handlungsphase und der Handlungs- zur Bindungsphase zu verstehen und vorherzusagen (Prochaska/DiClemente, 1983, S. 164).

Die Kenntnis der Phasen und Änderungsprozesse dient zur Orientierung für Interventionsmaßnahmen, um Verhaltensänderungen zu begünstigen und Rückfälle zu vermeiden. Um richtig in den Prozess der Verhaltens-veränderung intervenieren zu können, ist es notwendig zu wissen in welche der Phasen sich die Person gerade befindet. Kriterien für eine Phasenzuordnung sind der Entscheidungsprozess (decision-making) und die Selbstwirksamkeit (self-efficacy).

Beim Entscheidungsprozess nach Prochaska und DiClemente (1983, S. 165) werden die Pros und Cons bzw. die Kosten und der Nutzen eines bestimmten Verhaltens gegenüber gestellt. Anhand der individuellen Bewertung der problematischen Verhaltensweise mit Pro- und Contra-Argumenten kann festgestellt werden in welcher Phase des Veränderungsprozesses sich die Person befindet. Vor allem die Zuordnung zu einer der ersten drei Phasen und ihren Übergängen soll durch diese Bewertung verstanden und prognostiziert werden. In den darauffolgenden Phasen verliert diese Art der Bewertung an Bedeutung.

Das Konzept der Selbstwirksamkeit hat seinen Ursprung in der sozialen Lerntheorie und wurde von Bandura (1977) entwickelt. Laut dieser Theorie beeinflusst die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, die Bemühungen, Gedanken, emotionalen Reaktionen und das Verhalten. Es gibt drei Möglichkeiten der Einschätzung: die realistische Selbsteinschätzung, die zur optimalen Ausnutzung der eigenen Fähigkeiten führt, die Überschätzung, die zu aversiven Konsequenzen führt und die Unterschätzung, die zu unangemessener Selbsteinschränkung (Überängstlichkeit, Angebote werden abgelehnt, weil die Person glaubt dem nicht gewachsen zu sein usw.) führt (vgl. www.student-online.net/Publikationen/349/Bandura_Hausarbeit.doc, S. 14f.).

Nur wenn Verhaltensänderungen zu Wirksamkeitsänderungen führen, besteht eine Chance auf eine dauerhafte Veränderung des Verhaltens. Dabei erhöht die Formulierung von Nahzielen die Wirksamkeitserwartung sowie das Leistungsniveau. Für das Erreichen eines Ziels ist die Formulierung von Unterzielen, die mit häufigen und unmittelbaren Erfolgsrückmeldungen gekoppelt sein sollten, sehr hilfreich. Hat eine Person erst einmal Wirksamkeitserwartungen in einem bestimmten Bereiche, so wird sie sich dort häufiger betätigen und Übung sammeln, um eine bessere tatsächliche Wirksamkeit zu erlangen. Fazit: Klar definierte Verhaltensziele, Formulierung von Teilzielen, direkte Erfahrungen ergänzt durch stellvertretende Verstärkungsprozesse, bei der teilnehmenden Modellierung, sind wirksame Methoden zur Modifikation von Wirksamkeitserwartungen und Handlungskompetenz, und geeignet, aversive Emotionen unter Kontrolle zu halten (vgl. ebenda, S. 16f.).

Im Allgemeinen wird angenommen, dass die positive Einschätzung der eigenen Fähigkeiten im Verlauf der Phasen linear zunimmt. In den verschiedenen Studien von Prochaska und DiClemente (1983, S. 165) wurde, neben der Ausprägung der Selbstwirksamkeit, die Neigung bei bestehenden oder auftretenden Schwierigkeiten in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, gemessen. Die Autoren konnten beobachten, dass im Verlauf der Phasen, das Rückfallrisiko in dem Maße linear abnimmt wie die Selbstwirksamkeit linear zunimmt.

Vor allem der dynamische Charakter des transtheoretischen Modells spricht laut Prochaska und DiClemente (1983, S. 172) für die Anwendung des Modells auf die Bindung an sportliche Aktivität. Auch andere Autoren wie Dishmann (1982) und Sonstroem (1988) betonen die Notwendigkeit, dass ein Modell die Dynamik des Bindungsprozesses berücksichtigen muss.

Drop-Out hat nicht zwangsläufig mit dem Zweifeln am Nutzen der sportlichen Aktivität zu tun. Sowohl Personen, die sich vornehmen eine sportliche Aktivität beizubehalten, als auch diejenigen, die sich nicht sicher sind, ob sie der Aktivität dauerhaft nachgehen, können letztendlich aussteigen (vgl. Rampf, 1999, S. 57).

[...]

Ende der Leseprobe aus 51 Seiten

Details

Titel
Kundenzufriedenheit. Die Drop-Out Problematik in Fitness-Studios
Autor
Jahr
2008
Seiten
51
Katalognummer
V295579
ISBN (eBook)
9783656934240
ISBN (Buch)
9783656934325
Dateigröße
640 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kundenzufriedenheit, drop-out, problematik, fitness-studios
Arbeit zitieren
Tanja Gesierich (Autor:in), 2008, Kundenzufriedenheit. Die Drop-Out Problematik in Fitness-Studios, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295579

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