Im Normalfall wird unter Reisen die Spannweite der Abwesenheit vom
Wohnort verstanden. Reisemotive und Reisebedeutungen dagegen gibt es
unterschiedlich viele. Sei es nur zur privaten Nutzung, um einem
Publikum nach der Rückkehr zu begeistern. Das Reisen trug zum
beruflichen Weiterkommen bei oder sollte zur Reifung des Reisenden
beitragen. In jedem Fall erschien es sinnvoll, wie es die Historie zeigt,
Reiseberichte anzulegen. Reiseberichte gehören zu einer der ältesten
Literaturen, z. B. schrieb schon Odysseus über seine Reiseerlebnisse.1 Ab
Mitte des 15. Jahrhunderts änderte und erweiterte sich das geografische
Wissen der Menschen. Die Welt wurde als ein Ganzes betrachtet, mit
allen Meeren zusammen hängend. Es begann das Zeitalter der
Entdeckungen. Die verschiedenen Gründe für den Entdeckungsdrang der
Europäer waren z. B. Bevölkerungsverluste, Humanismus, wirtschaftliche
Interessen und sie reisten auch aus religiösen Faktoren.2 Beide
letzteren waren auch ausschlaggebend für die Engländer mit Blick auf
Irland. Dennoch hatten die Reisenden, geprägt von der mittelalterlichen
Literatur Schwierigkeiten die neuen Welten zu beschreiben. Ihre
Denkformen wurden an das Fremde herangetragen und man konnte
schwerlich zwischen fiktional, bzw. vorstrukturiertem Denken und der
Realität unterscheiden. 3 Aber, dass diese Reiseberichte unersetzliche
Erkenntnisobjekte für Historiker geworden sind, wundert nicht,
versuchen sie doch die Realität vergangener Zeiten zu erlesen. Auch die
Reiseberichte des 17. Jahrhunderts der Engländer über Irland waren von
subjektiven Ansichten durchzogen. Die vorliegende Arbeit, die einen
Reisebericht von William Petty behandelt, versucht über das Bild der Iren
aus der Sicht der Engländer Aufschluss zu geben. Welche Kulturstände
aufeinander stießen. Zu einer Zeit des politischen Umschwungs in
England geschrieben, ist es herauszufinden, ob es neuzeitliche
Ansichtspunkte bzw. Beschreibungspunkte über die Iren gab, um die
realistischen Verhältnisse heraus zu kristallisieren, sowie die eher
subjektiven Ansichten für England und näher für den Verfasser, z. B. in
wirtschaftlicher Hinsicht. Ebenso stellt sich die Frage, welche Rolle der
unterschiedlichen Konfessionalität zu teil kam.
1 Vgl. Maurer, Michael, Vorlesung: Geschichte des Reisens. Von der Antike bis zum modernen Tourismus,
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Volkskunde/Kulturgeschichte, WS 2003/2004, 13.10.2003
2 Vgl. Ebenda, 17.11.2003
3 Vgl. Ebenda, 24.11.2003
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die politische Situation im 17. Jahrhundert in England
- William Petty
- Das Bild der Iren im Wandel
- Das Naturvolk
- Der Kulturmensch
- England, das Kulturvolk im Vergleich zu Irland, das Naturvolk
- Das Bild der Iren bis zum Reisebericht von William Petty
- Neue Ansätze von William Petty
- Das Konfessionalitätsproblem in Irland
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert William Pettys Reisebericht "The Political Anatomy of Ireland, 1672" und untersucht die Darstellung der Iren aus englischer Perspektive im 17. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf dem Wandel des Bildes der irischen Bevölkerung und den kulturellen und politischen Konflikten zwischen England und Irland.
- Das Bild der Iren als "Naturvolk" im Vergleich zu den Engländern als "Kulturvolk".
- Der Einfluss der politischen Situation in England auf die Wahrnehmung Irlands.
- Pettys Rolle bei der Kartierung und Aufteilung Irlands nach der Unterwerfung durch Cromwell.
- Die Bedeutung der Konfessionalität im Kontext des englischen Kolonialismus in Irland.
- Pettys innovative Ansätze in der Beschreibung Irlands und seiner Bevölkerung.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den Kontext von Reiseberichten und deren Bedeutung als historische Quellen. Sie betont die subjektiven Perspektiven der Reisenden und die Herausforderungen der Beschreibung fremder Kulturen, insbesondere im Kontext der europäischen Expansion. Der Fokus liegt auf der Bedeutung von Pettys Bericht als Quelle zur Erforschung der Wahrnehmung der Iren durch die Engländer und der kulturellen und politischen Konflikte dieser Zeit.
Die politische Situation im 17. Jahrhundert in England: Dieses Kapitel beschreibt die politische Landschaft Englands im 17. Jahrhundert, geprägt von Kolonialpolitik, Bürgerkrieg, republikanischer Periode unter Cromwell und der Restauration der Monarchie. Es unterstreicht die anhaltenden Spannungen zwischen Krone und Parlament und die Auswirkungen dieser Konflikte auf die englische Kolonialpolitik in Irland, insbesondere die Versuche, Irland zu "reformieren" und zu unterwerfen.
William Petty: Dieses Kapitel zeichnet die Biographie von William Petty nach, von seinen Anfängen als Schiffsjunge bis zu seiner Karriere als Wissenschaftler, Ökonom und Mitglied der Royal Society. Es hebt seine Rolle bei der Kartierung und Aufteilung Irlands nach der Unterwerfung durch Cromwell hervor und betont seinen Einfluss als Vertrauter von Henry Cromwell. Der Abschnitt zeigt Petty nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Teil des kolonialen Machtapparates.
Das Bild der Iren im Wandel: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung der Iren in englischen Reiseberichten, wobei der Fokus auf dem Wandel des Bildes von einem "Naturvolk" zu einem (zumindest teilweise) "Kulturvolk" liegt. Es untersucht, wie die englischen Beobachter die irische Kultur wahrnahmen und wie diese Wahrnehmung durch politische und konfessionelle Konflikte beeinflusst wurde. Pettys Bericht wird als ein Beispiel für neue, wenn auch noch immer von Vorurteilen geprägte, Ansätze in der Beschreibung der irischen Bevölkerung betrachtet.
Schlüsselwörter
William Petty, Irland, England, Kolonialismus, Reisebericht, Naturvolk, Kulturvolk, Konfessionalität, politische Situation, 17. Jahrhundert, "The Political Anatomy of Ireland", Kulturkontakt.
Häufig gestellte Fragen zu "The Political Anatomy of Ireland" von William Petty
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert William Pettys Reisebericht "The Political Anatomy of Ireland, 1672" und untersucht die Darstellung der Iren aus englischer Perspektive im 17. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf dem Wandel des Bildes der irischen Bevölkerung und den kulturellen und politischen Konflikten zwischen England und Irland. Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, eine Beschreibung der politischen Situation in England im 17. Jahrhundert, eine Biographie von William Petty, eine Analyse des Bildes der Iren im Wandel, einen Abschnitt zum Konfessionalitätsproblem in Irland und ein Schlusswort. Zusätzlich werden die Zielsetzung, Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter präsentiert.
Welche Themen werden in der Analyse von William Pettys Reisebericht behandelt?
Die Analyse untersucht das Bild der Iren als "Naturvolk" im Vergleich zu den Engländern als "Kulturvolk", den Einfluss der politischen Situation in England auf die Wahrnehmung Irlands, Pettys Rolle bei der Kartierung und Aufteilung Irlands nach der Unterwerfung durch Cromwell, die Bedeutung der Konfessionalität im Kontext des englischen Kolonialismus in Irland und Pettys innovative Ansätze in der Beschreibung Irlands und seiner Bevölkerung.
Wie wird das Bild der Iren in Pettys Bericht dargestellt?
Die Arbeit analysiert den Wandel des Bildes der Iren in englischen Reiseberichten, vom "Naturvolk" hin zu einem (teilweise) "Kulturvolk". Sie untersucht die Wahrnehmung der irischen Kultur durch englische Beobachter und den Einfluss politischer und konfessioneller Konflikte auf diese Wahrnehmung. Pettys Bericht wird als Beispiel für neue, wenn auch noch immer von Vorurteilen geprägte, Ansätze in der Beschreibung der irischen Bevölkerung betrachtet.
Welche Rolle spielte William Petty im Kontext der englischen Kolonialpolitik in Irland?
Die Arbeit beschreibt William Pettys Biographie und hebt seine Rolle bei der Kartierung und Aufteilung Irlands nach der Unterwerfung durch Cromwell hervor. Sie betont seinen Einfluss als Vertrauter von Henry Cromwell und zeigt Petty sowohl als Wissenschaftler als auch als Teil des kolonialen Machtapparates.
Welche Bedeutung hat die politische Situation in England für das Verständnis des Reiseberichts?
Das Kapitel über die politische Situation in England im 17. Jahrhundert (Kolonialpolitik, Bürgerkrieg, Cromwell, Restauration) unterstreicht die anhaltenden Spannungen zwischen Krone und Parlament und deren Auswirkungen auf die englische Kolonialpolitik in Irland und die Versuche, Irland zu "reformieren" und zu unterwerfen. Diese politische Situation beeinflusst maßgeblich die Wahrnehmung und Darstellung Irlands in Pettys Bericht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit am besten?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: William Petty, Irland, England, Kolonialismus, Reisebericht, Naturvolk, Kulturvolk, Konfessionalität, politische Situation, 17. Jahrhundert, "The Political Anatomy of Ireland", Kulturkontakt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit enthält die Kapitel: Einleitung, Die politische Situation im 17. Jahrhundert in England, William Petty, Das Bild der Iren im Wandel, Das Konfessionalitätsproblem in Irland und Schlusswort.
Wo liegt der Fokus der Analyse?
Der Fokus liegt auf der Analyse von William Pettys Reisebericht "The Political Anatomy of Ireland" im Kontext der englischen Kolonialpolitik im 17. Jahrhundert und der dabei zum Ausdruck kommenden Wahrnehmung und Darstellung der irischen Bevölkerung.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Weiß (Autor:in), 2004, William Petty: The Political Anatomy of Ireland 1672, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29561